Sinusitis, Trigeminusneuralgie und Gesichtsschmerzen: Ursachen, Behandlung und Differenzialdiagnosen

Gesichtsschmerzen können vielfältige Ursachen haben, von denen einige leicht zu behandeln sind, während andere eine umfassende medizinische Abklärung erfordern. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Sinusitis, Trigeminusneuralgie und anderen Erkrankungen, die Gesichtsschmerzen verursachen können.

Trigeminusneuralgie: Was steckt hinter dem blitzartigen Schmerz?

Die Trigeminusneuralgie ist eine seltene Erkrankung, die durch extrem starke, blitzartig einschießende Schmerzen in einer Gesichtshälfte gekennzeichnet ist. Diese Schmerzen zählen zu den stärksten, die ein Mensch erfahren kann. Die Trigeminusneuralgie tritt in der Regel erst ab dem 50. Lebensjahr auf, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Pro Jahr erkranken 5 von 100.000 Frauen und 3 von 100.000 Männern neu an einer Trigeminusneuralgie.

Symptome und Anzeichen

Patienten mit Trigeminusneuralgie berichten oft von folgenden Symptomen:

  • Schwere blitzartige Schmerzen, die sich wie ein Elektroschock anfühlen
  • Spontane starke Schmerzen, die durch Berührung des Gesichtes oder Kauen und Sprechen ausgelöst werden
  • Serien hintereinander einschießender, starker Schmerzen, die wenige Sekunden bis Minuten anhalten
  • Episoden schwerer Schmerzattacken über Wochen oder Monate, die sich mit Perioden abwechseln, in denen Betroffene keine Schmerzen haben
  • Ein andauerndes, brennendes Gefühl kann bereits vor dem eigentlichen Auftreten des Gesichtsschmerzes vorhanden sein
  • Schmerzen in der Region, die vom Trigeminusnerv versorgt werden, beispielsweise Augen, Wange, Lippen, Kiefer, Zähne, Zahnfleisch

Während bei der klassischen Trigeminusneuralgie zwischen den Schmerzattacken in der Regel Beschwerdefreiheit besteht, sind bei Patient:innen mit der symptomatischen Form die Schmerzen meist dauerhaft. Denkbar sind zudem auch Gefühlstörungen oder motorische Ausfälle im Versorgungsbereich des Nervus trigeminus. Nicht zuletzt ist der Augenast bei der symptomatischen Form häufiger betroffen, als bei der klassischen Form.

Ursachen und Triggerfaktoren

Die Symptome der klassischen Trigeminusneuralgie entstehen wahrscheinlich durch elektrische Ladungsübersprünge zwischen einem Blutgefäß, das eng am Nervus trigeminus anliegt, und dem Nerv selbst. Ein Blutgefäß engt den Nerv im Bereich des Hirnstamms derart ein, dass er nicht mehr wie gewohnt funktionieren kann. Es kommt zu einer Nervenschädigung, bei der die Signale der Reize, die eigentlich nicht schmerzhaft sind, auf Schmerzfasern umgeleitet werden. Für den Patienten oder die Patientin äußert sich das dann mit Schmerzanfällen.

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Die Trigger können bei der Trigeminusneuralgie sehr unterschiedlich sein. Oft rufen ganz alltägliche Dinge den Schmerz hervor. Dazu gehören:

  • Berühren des Gesichtes
  • Lächeln beziehungsweise Lachen
  • Kauen beziehungsweise Essen kalter oder heißer Speisen
  • Trinken
  • Zähneputzen
  • Waschen des Gesichtes
  • Sprechen
  • Auftragen von Make-up
  • Rasieren
  • Zugluft

Unabhängig von Triggerreizen können die stechenden Schmerzen auch spontan auftreten, das heißt ohne Anlass. Sie strahlen meist in eines, selten in mehrere der drei Territorien der Gesichtshälfte aus, die durch die Äste des Nervus trigeminus versorgt werden. Am häufigsten ist der Gesichtsbereich betroffen, der vom Unterkieferast versorgt wird, seltener der Bereich des Oberkieferastes und in sehr seltenen Fällen der Bereich des Augenastes.

Die Trigeminusneuralgie kann auch das Symptom einer anderen Erkrankung sein. Dabei kann es sich beispielsweise um eine Multiple Sklerose, einen Hirntumor, Hirnmetastasen oder auch um eine Gefäßmissbildung handeln. Besonders bei jüngeren Patienten und Patientinnen sollte bei starken Schmerzen im Gesicht immer auch an eine Multiple Sklerose gedacht werden, da die Häufigkeit der Trigeminusneuralgie bei MS-Patientinnen und -Patienten bei etwa ein bis zwei Prozent liegt, während sie in der Gesamtbevölkerung nur etwa 0,04 Prozent beträgt.

Diagnose

Aufgrund der charakteristischen Symptomatik ist eine Trigeminusneuralgie für einen Neurologen beziehungsweise eine Neurologin in der Regel leicht zu diagnostizieren. In einem ausführlichen Gespräch erkundigt sich der Arzt oder die Ärztin unter anderem über den Verlauf, die Dauer und Ausprägung sowie über die Auslöser der Gesichtsschmerzen. Es folgt eine neurologische Untersuchung. Wichtig ist vor einer Diagnosestellung eine umfassende neurologische und ggf. neurochirurgische Abklärung, um andere Ursachen für die Gesichtsschmerzen auszuschließen.

Behandlungsmöglichkeiten

Bei einer Trigeminusneuralgie muss individuell geklärt werden, welche Behandlungsverfahren zum Einsatz kommen. Wichtig zu wissen: Die Erfolgsraten der unterschiedlichen Behandlungsansätze sind in der Regel hoch, es gibt aber bisher keine Standardtherapie für die Trigeminusneuralgie, die bei jedem Betroffenen Wirkung zeigt. Zudem besteht immer die Möglichkeit, dass die Schmerzen nach einer erfolgreichen Behandlung zurückkehren.

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Medikamentöse Therapie

Eingesetzt werden Antiepileptika (zum Beispiel Carbamazepin, Oxacarbazepin oder Gabapentin). Die Wirkung von Carbamazepin beruht vermutlich auf der Hemmung der Reizweiterleitung. Es hat dämpfende und beruhigende sowie antidepressive und muskelentspannende Wirkungen und ist in der Regel äußerst wirksam. Allerdings besteht bei diesem Medikament ein erhöhtes Risiko, dass Nebenwirkungen wie Schwindel und Müdigkeit auftreten. Häufig kommt es auch zu allergischen Reaktionen, Veränderungen des Blutbildes und der Leberfunktion, Verringerung der Blutsalze und zu Magen-Darm-Problemen. In der Regel wird die Schmerztherapie mit einer niedrigen Dosierung begonnen und so lange erhöht, bis bei der betroffenen Person keine Schmerzen mehr auftreten.

Die Nebenwirkungen können reduziert werden, indem das Medikament auf mehrere Dosen über den Tag verteilt eingenommen wird. Die unterschiedlichen Substanzen können eventuell auch kombiniert zum Einsatz kommen. Ist der Patient beziehungsweise die Patientin vier bis sechs Wochen schmerzfrei, wird die Dosis stufenweise reduziert.

Mikrovaskuläre Dekompression

Wenn eine medikamentöse Therapie keinen Erfolg bringt, kann eine Operation am Gehirn erforderlich sein, um den Kontakt zwischen Gefäß und Trigeminusnerv zu unterbrechen. Dazu wird der Schädel geöffnet und ein Kunststoffstück, zum Beispiel Teflonflies, als Puffer eingelegt. Acht von zehn Patienten und Patientinnen sind nach dem Verfahren schmerzfrei, weitere zwei haben danach geringere Beschwerden als vorher. Nach zehn Jahren ist die Erfolgsquote nicht mehr ganz so hoch: Sieben von zehn Behandelten sind jedoch weiterhin schmerzfrei. Bis zu 30 Prozent leiden nach dem Eingriff unter verminderter Empfindlichkeit im Gesichtsbereich des Versorgungsgebietes des Trigeminusnervs. Studien zeigen ein Wiederauftreten der Schmerzattacken bei 10 bis 30 Prozent der Patienten und Patientinnen. Selten kann es zu einem Hörverlust kommen.

Diese Methode eignet sich für Menschen, die kein erhöhtes Operationsrisiko haben, denn die Operation erfolgt unter Vollnarkose. Der Vorteil des Verfahrens: Der Trigeminusnerv wird dabei geschont und seine Funktionsfähigkeit bleibt erhalten. Bei Misserfolg ist ein Zweiteingriff möglich.

Perkutane Operationsverfahren

Beim sogenannten perkutanen Operationsverfahren wird der Nervus Trigeminus im Bereich des Ganglion Gasseri (sensibler Nervenknoten im Bereich der Schädelgrube) entweder thermisch, chemisch oder mechanisch geschädigt. Der Zugangsweg erfolgt durch die Haut seitlich des Mundwinkels durch eine Schädelöffnung unter Durchleuchtung.

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Bei den thermischen und chemischen Varianten wird in 90 Prozent der Fälle Schmerzfreiheit erzielt. Auch nach zehn Jahren sind acht von zehn Patienten und Patientinnen schmerzfrei, bei der mechanischen Variante sind es sechs bis sieben von zehn Patienten und Patientinnen. Nebenwirkungen können eine verminderte Empfindlichkeit im Gesicht und unangenehme bis schmerzhafte Missempfindungen sein.

Diese Methode eignet sich auch für ältere Menschen oder solche, die bei einer Operation erhöhte Risiken durch eine Vorerkrankung haben. Die betroffene Person wird nur örtlich betäubt oder in eine Kurznarkose gelegt, eine Vollnarkose ist nicht notwendig.

Radiochirurgische Behandlung

Bei diesem Verfahren, auch Gamma-Knife-Behandlung genannt, wird der Trigeminusnerv am Abgang mit einer hohen Strahlendosis einmalig bestrahlt. Das soll zu einer Teilschädigung des Nervs führen. Anders als bei der Dekompression kommt es erst nach Tagen bis Wochen zu einer Besserung der Symptomatik. Ist anfangs die Neuralgie bei 70 bis 90 Prozent der Patientinnen und Patienten gebessert, so ist das nach fünf Jahren nur noch etwa bei der Hälfte der Patientinnen und Patienten der Fall.

Eine weitere Bestrahlung mit einer niedrigeren Strahlendosis ist ebenfalls möglich, auch wenn dies nur bei der Hälfte der Patientinnen und Patienten erfolgreich ist. Auch ist mit einer Zunahme der sensiblen Ausfälle als Nebenwirkung zu rechnen. Das heißt, dass die Schmerzen bei sehr leichten Reizen vermehrt auftreten können. Bei 10 von 100 Patientinnen und Patienten kommt es nach der Behandlung zu unangenehmen bis schmerzhaften Fehlempfindungen.

Auswirkungen auf die Lebensqualität

Da Patient:innen versuchen, mögliche Ursachen zu vermeiden, hat die Neuralgie nicht nur durch den starken Gesichtsschmerz selbst einen Einfluss auf die Lebensqualität. Die starken Schmerzen sind auch eine enorme psychische Belastung und können mit depressiven Verstimmungen einhergehen. Da die Schmerzattacken heftig sind, verweigern manche Betroffene die Nahrungsaufnahme oder nehmen nur noch Flüssiges mit einem Strohhalm zu sich, um mögliche Schmerzen zu vermeiden. Die Folgen können ein Gewichtsverlust und Flüssigkeitsmangel sein.

Schmerztagebuch

Bei einer Trigeminusneuralgie treten die Schmerzen in unterschiedlichen Situationen auf. Mithilfe eines Schmerztagebuchs können Betroffene genau dokumentieren, in welchen Situationen die Attacken aufgetreten sind, wie intensiv der Schmerz war und wie gut die Medikamente gewirkt haben. Dies kann eine wichtige Säule für die weitere Behandlung bilden. Zudem hilft ein solches Tagebuch, in Zukunft bestimmte Triggerfaktoren zu umgehen, um eine Attacke zu vermeiden.

Rhinosinusitis: Entzündung der Nasennebenhöhlen als Ursache von Gesichtsschmerzen

Die Rhinosinusitis, auch Nasennebenhöhlenentzündung genannt, ist eine Entzündung der Nasenschleimhaut und der Nasennebenhöhlen. Sie kann akut oder chronisch verlaufen. Gesichtsschmerz, Druckschmerz und Druckgefühl am betroffenem Sinus maxillaris (oft mit Zunahme beim nach vorne Beugen des Oberkörpers), eitriges Nasensekret (anterior) und posteriores Sekret (Rachen), Nasenobstruktion / behinderte Nasenatmung und Riechstörung sind typische Symptome. Gegebenenfalls treten auch Fieber und Kopfschmerzen auf.

Ursachen

  • Infektiös: Viral (meist < 7 Tagen andauernd): Rhinovirus, Parainfluenza, Influenza; Bakteriell: (meist > 7 Tage andauernd): Haemophilus influenza, Strep. Pneumoniae
  • Nicht infektiös: Allergische Rhinitis; Nasal intubierte Intensivpatient:innen

Diagnose

Die Diagnose erfolgt anhand der Anamnese und einer fokussierten Untersuchung. Dabei werden Inspektion (Gesichtsschwellung, Rötung, periorbitales Ödem oder Erythem), Abtasten der Nervenaustrittspunkte, Druck- Klopfschmerz über den NNH und endonasale Untersuchung (Fremdkörper, Schwellung, Polyposis, Sekret) durchgeführt. Bei Verdacht auf einen schweren Verlauf, starke Schmerzen oder Immunsuppression sollte eine rasche HNO-Vorstellung mit Labor inkl. CRP und CT-Diagnostik erfolgen. Bei neurologischen Auffälligkeiten ist eine frühzeitige Meningitis-Abklärung inkl. Lumbalpunktion erforderlich. Bei Nachweis von Influenza ist ggf. eine antivirale Therapie indiziert.

Therapie

Die Therapie umfasst Basismaßnahmen (80% Spontanheilung ohne Antibiose innerhalb von 2 Wochen): Nasenspülung, Nasenspray, Nasentropfen (abschwellende Tropfen max. 7 Tage zur Vermeidung Rebound-Effekt) und NSAR zur Analgesie / Symptomtherapie. Eine Antibiose ist nicht generell empfohlen, kann aber bei starkem Gesichtsschmerz plus signifikant erhöhtem CRP mit Amoxicillin oder Cefpodoxim für 5-7 Tage erfolgen. Bei Immunsuppression / sonstigen Risikofaktoren ist Amoxicillin / Clavulansäure für 5-7 Tage indiziert.

Komplikationen

Mögliche Komplikationen sind Orbitaphlegmone, Ausbreitung in die Schädelbasis, Sinusvenenthrombose, Meningitis und bei chronischer Sinusitis: Sinubronchiales Syndrom (Entwicklung Asthma aufgrund chronischer Sinusitis mit posteriorem Sekret) sowie chronische Laryngitis.

Sialadenitis und Parotitis: Entzündungen der Speicheldrüsen

Auch Entzündungen der Speicheldrüsen (Sialadenitis) oder der Ohrspeicheldrüse (Parotitis) können Gesichtsschmerzen verursachen.

Sialadenitis

Die Sialadenitis ist eine Entzündung der Speicheldrüsen, meist der Glandula submandibularis. Ursachen können Steine (Sialolithiasis), Gangstrikturen / Stenosen, autoimmunologische Systemerkrankungen, traumatische Ursachen oder eine Post-Radiatio Komplikation sein. Symptome sind einseitiges Auftreten, plötzliche Schmerzen nach der Nahrungsaufnahme, Drüsenschwellung durch Stase und im weiteren Verlauf eine bakterielle Superinfektion möglich (dann eitrige akute Sialadenitis).

Die Therapie umfasst die Anregung der Speichelproduktion (saure Bonbons lutschen, Kaugummi), bei Steinen: Spontaner Abgang bei kleinen Steinen, Drüse vorsichtig massieren / ausstreichen, sonst (durch HNO) Dilatation der Papille des Ausführungsganges oder Lithotripsie ggf. antiphlogistische Therapie durch NSAR. Eine Antibiose ist sehr selten nur indiziert (eitrige Sialadenitis), dann nach Rücksprache HNO.

Parotitis - Mumps

Parotitis, insbesondere Mumps, ist eine hochansteckende Tröpfcheninfektion mit einer Inkubationszeit von 12-25 Tagen. Typisch sind Kinder im Alter von 2-15 Jahren, kann allerdings in jedem Alter auftreten. Symptome sind zunächst einseitig, dann beidseitige Entzündung der Glandula parotidea mit Schwellung, Fieber, Kauschmerzen und ev. abstehendes Ohr. Komplikationen (v.a. bei Erwachsenen) können Beteiligung des ZNS (bis hin zur Enzephalopathie, aseptische Meningitis), Orchitis (männliche Patienten), Mastitis und / oder Oophoritis (weibliche Patientinnen) und Pankreatitis sein.

Die Therapie ist symptomatisch (NSAR etc.). Es besteht eine Meldepflichtige Erkrankung (auch der Verdacht).

Chronische Gesichtsschmerzen: Ein komplexes Problem

Chronische Gesichtsschmerzen sind eine vielschichtige und oft schwer zu behandelnde Form des chronischen Schmerzes. Sie können durch verschiedene Erkrankungen verursacht werden, darunter Neuropathien, entzündliche Prozesse oder muskuläre Dysfunktionen. Gesichtsschmerzen, die über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten bestehen, gelten als chronisch. Diese Schmerzen sind besonders belastend, da sie häufig die alltägliche Lebensqualität und das soziale Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen.

Ursachen chronischer Gesichtsschmerzen

Die Ursachen sind vielfältig und umfassen neurologische, muskuläre und vaskuläre Faktoren. Zu den häufigsten Ursachen gehören:

  • Trigeminusneuralgie
  • Atypische Gesichtsschmerzen: Ein chronischer, diffuser und schlecht lokalisierbarer Schmerz, dessen Ursprung häufig unbekannt ist. Dieser Schmerz wird oft als kontinuierlich und brennend empfunden und lässt sich schwer behandeln.
  • Zahn- und Kieferprobleme: Fehlstellungen des Kiefers oder chronische Zahnprobleme können Schmerzen im Gesicht auslösen. Auch die sogenannte Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) kann chronische Schmerzen im Gesicht, Kopf- und Nackenbereich verursachen.
  • Clusterkopfschmerzen: Diese extrem starken, periodisch auftretenden Kopfschmerzen treten oft hinter einem Auge auf, können sich aber auf das gesamte Gesicht ausbreiten.
  • Postherpetische Neuralgie: Nach einer Herpes-Zoster-Infektion im Gesichtsbereich kann es zu lang anhaltenden Nervenschmerzen kommen, die als brennend und bohrend empfunden werden.
  • Sinusitis und Entzündungen: Chronische Entzündungen der Nasennebenhöhlen können Gesichtsschmerzen verursachen, die oft mit einem Druckgefühl verbunden sind.
  • Neuropathien oder periphere Nervenschäden: Diabetes oder traumatische Verletzungen können zu Nervenschäden und somit zu chronischen Gesichtsschmerzen führen.

Symptome und Charakteristika chronischer Gesichtsschmerzen

Die Symptome variieren je nach Ursache, sind aber häufig durch die folgenden Merkmale gekennzeichnet:

  • Starke, stechende oder brennende Schmerzen: Besonders typisch bei Neuralgien und neuropathischen Schmerzen.
  • Druckgefühl und dumpfe Schmerzen: Häufig bei entzündlichen Erkrankungen wie Sinusitis.
  • Episodische oder kontinuierliche Schmerzen: Clusterkopfschmerzen treten in Attacken auf, während atypische Gesichtsschmerzen oft konstant sind.
  • Schmerzen bei Berührung: Ein häufiges Symptom bei Trigeminusneuralgie, bei dem selbst leichte Berührungen starke Schmerzen auslösen (Allodynie).

Behandlungsmöglichkeiten für chronische Gesichtsschmerzen

Da die Ursachen sehr unterschiedlich sind, ist eine genaue Diagnose entscheidend. In der Regel erfolgt die Behandlung multimodal, also mit einem kombinierten Ansatz.

Medikamentöse Therapie

  • Antikonvulsiva: Medikamente wie Carbamazepin oder Gabapentin sind besonders wirksam bei Trigeminusneuralgie und neuropathischen Schmerzen.
  • Antidepressiva: Trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin oder selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) wie Duloxetin können zur Linderung chronischer Schmerzen beitragen, insbesondere bei atypischen Gesichtsschmerzen.
  • Lokalanästhetika: Lidocain-Pflaster oder Cremes können lokal aufgetragen werden, um die Schmerzempfindlichkeit zu verringern.
  • Botulinumtoxin-Injektionen (Botox): Bei einigen chronischen Gesichtsschmerzen, einschließlich Trigeminusneuralgie, kann Botox in die betroffenen Muskeln injiziert werden, um die Schmerzintensität zu reduzieren.

Neuromodulation und Nervenstimulation

  • Perkutane elektrische Nervenstimulation (PENS): Diese Methode verwendet niederfrequente elektrische Impulse, die über dünne Nadeln direkt an den betroffenen Nerv abgegeben werden und so Schmerzen lindern können.
  • Rückenmarkstimulation (SCS) und Periphere Nervenstimulation (PNS): Insbesondere bei therapieresistenten Schmerzen kann die Stimulation der entsprechenden Nerven eine Option sein.
  • Radiofrequenzablation: Hierbei wird der schmerzleitende Nerv durch Wärme verödet, um die Schmerzübertragung zu unterbrechen. Diese Methode wird häufig bei Trigeminusneuralgie angewendet.

Physiotherapie und Ergotherapie

  • Entspannung und Muskelaufbau: Physiotherapeutische Maßnahmen zur Entspannung und zum Aufbau der Hals- und Kiefermuskulatur können bei myofaszialen Schmerzen und Kiefergelenksproblemen hilfreich sein.
  • Kiefergelenksübungen: Insbesondere bei Craniomandibulärer Dysfunktion (CMD) wird mit gezielten Übungen das Kiefergelenk stabilisiert und schmerzfreie Bewegung gefördert.

Psychologische Behandlung

  • Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Diese Therapie hilft, das Schmerzempfinden zu bewältigen und psychische Belastungen durch die Schmerzen zu reduzieren.
  • Entspannungstechniken: Autogenes Training, progressive Muskelentspannung und Achtsamkeitsübungen können bei chronischen Schmerzen entlastend wirken und die allgemeine Lebensqualität verbessern.

Alternative Therapien und komplementäre Ansätze

  • Akupunktur: Akupunktur kann bei chronischen Gesichtsschmerzen unterstützend wirken und die Schmerzintensität verringern.
  • Osteopathie und manuelle Therapie: Einige Betroffene profitieren von osteopathischen oder manuellen Therapien zur Linderung muskulärer Spannungen im Gesichts- und Kieferbereich.
  • Kälte- und Wärmeanwendungen: Lokale Anwendungen können bei akuten Schmerzen helfen, besonders bei Spannungsschmerzen und Entzündungen.

Vorbeugung von chronischen Gesichtsschmerzen

Einige vorbeugende Maßnahmen können das Risiko für chronische Gesichtsschmerzen verringern oder helfen, die Häufigkeit und Intensität der Schmerzanfälle zu reduzieren:

  • Stressmanagement: Stressreduktion durch Techniken wie Yoga, Meditation und Atemübungen kann helfen, Spannungsschmerzen zu vermeiden.
  • Regelmäßige Bewegung: Moderate körperliche Aktivität verbessert die allgemeine Schmerzresistenz und fördert das Wohlbefinden.
  • Kiefergelenksentlastung: Eine bewusste Entspannung des Kiefergelenks, etwa durch regelmäßige Pausen und das Vermeiden von Kieferpressen, ist bei CMD wichtig.
  • Gute Schlafhygiene: Ausreichend und erholsamer Schlaf reduziert die Schmerzempfindlichkeit.

Differenzialdiagnosen: Wann sind andere Ursachen wahrscheinlich?

Anhaltende Schmerzen im Gesichtsbereich können viele Ursachen haben. Die häufigsten Erkrankungen sind jedoch Nebenhöhlenentzündungen und Zahnprobleme. Andere, seltenere Ursachen müssen aber ebenso in Betracht gezogen werden.

Häufige Ursachen

  • Akute oder chronische Nebenhöhlenentzündung
  • Karies
  • Zahnschmerzen
  • Zahnfleischentzündung (Gingivitis)
  • Eingekeilter Weisheitszahn
  • Schmerzen im und um das Kiefergelenk
  • Migräne, Kopfschmerzen
  • Gürtelrose oder anhaltende Schmerzen nach durchgemachter Gürtelrose
  • Generalisierte Ängste oder Depressionen
  • Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit

Seltene Ursachen

  • Trigeminusneuralgie
  • Steinbildung in den Ausführungsgängen der Speicheldrüsen (Sialolithiasis)
  • Bakterielle Infektion der Speicheldrüse (Sialadenitis)
  • Angina pectoris
  • Entzündung der Schläfenarterie (Arteriitis temporalis)
  • Cluster-Kopfschmerz, Bing-Horton-Syndrom
  • Entzündung der Regenbogenhaut, Entzündung des Sehnervs und akuter Augenüberdruck
  • Lokale Tumoren, Streuung von Tumoren oder Ausbuchtungen von Blutgefäßen im Gehirn

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Bei einmaligen Gesichtsschmerzen kann zunächst eine Behandlung mit handelsüblichen Schmerzmitteln wie Paracetamol versucht werden. In den meisten Fällen sind die Gesichtsschmerzen vorübergehender Natur und verschwinden von selbst. Bei Erkältung und Fieber liegt der Verdacht nahe, dass die Gesichtsschmerzen auf eine Entzündung der Nebenhöhlen zurückzuführen sind. Oft genügt es, über einige Tage Nasentropfen und gegebenenfalls Paracetamol zur Schmerzlinderung anzuwenden.

Bei Schmerzen unklarer Ursache, sehr starken Schmerzen oder lange anhaltenden Schmerzen sollte ein Arzt aufgesucht werden. Bei Verdacht auf Karies oder Zahnfleischentzündung sollte eine zahnärztliche Untersuchung erfolgen.

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