Skifahren nach Schlaganfall: Erfahrungen, Möglichkeiten und wichtige Aspekte

Ein Schlaganfall kann das Leben der Betroffenen grundlegend verändern. Viele müssen sich nach der Akutversorgung und Rehabilitation neu orientieren, um einen erneuten Schlaganfall zu verhindern und die Lebensqualität wiederzugewinnen. Dabei spielen Bewegung und Sport eine zentrale Rolle. Dieser Artikel beleuchtet die Erfahrungen von Menschen, die nach einem Schlaganfall wieder Skifahren oder andere Sportarten ausüben, gibt Empfehlungen für geeignete Sportarten und Übungen und zeigt, worauf Betroffene achten sollten.

Sport als wichtiger Bestandteil der Rehabilitation nach Schlaganfall

Die Bedeutung von Bewegung zur Prävention eines zweiten Schlaganfalls

Wer nach einem Schlaganfall einen zweiten Schlaganfall verhindern möchte, sollte Sport treiben. Körperliche Bewegung schützt offenbar am besten vor einem weiteren Gefäßverschluss, wie eine Studie zeigt. Bei körperlich trägen Patientinnen ist die Gefahr, dass es erneut zu derartigen Gefäßverschlüssen oder Durchblutungsstörungen kommt, fünfmal größer als bei körperlich aktiven Patientinnen.

Natürlich ist es sinnvoll, nach einem Schlaganfall viele Aspekte zu verbessern. Man wirkt mit Medikamenten der Verklumpung von Blutplättchen entgegen, Blutdruck und Cholesterinwerte werden gesenkt. Wer raucht, soll damit aufhören, empfohlen werden gesunde Ernährung und Bewegung.

Eine Studie untersuchte Schlaganfall-Patienten über drei Jahre und befragte sie. Alle Patienten wurden medikamentös eingestellt. Bei der körperlichen Aktivität verlangten die Ärzte lediglich, mindestens fünfmal pro Woche zehn Minuten zu radeln oder zügig zu gehen.

Insgesamt erlitten 22 Prozent der Teilnehmer im Lauf von drei Jahren ein erneutes Durchblutungsproblem im Gehirn, doch es gab gravierende Unterschiede: Unter den wenigen körperlich Aktiven gab es praktisch keine Schlaganfälle. Wer es schafft, pro Woche mindestens fünfmal 30 Minuten körperlich aktiv zu sein, dessen Risiko für einen Schlaganfall liegt nach drei Jahren bei null. Ob Gehen, Radfahren oder Schwimmen - grundsätzlich ist jede Bewegung förderlich für die Gesundheit und wird von Ärztinnen und Ärzten unterstützt.

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Positive Auswirkungen von Sport auf Körper und Geist

Regelmäßiger Sport kann Schlaganfallpatienten dabei helfen, nach einem überstandenen Apoplex und den Umständen entsprechend schneller wieder fit und einigermaßen mobil zu werden. Studien zeigen, dass regelmäßiges Ausdauertraining sowohl die Beweglichkeit als auch die Ausdauer bei Alltagsaktivitäten verbessert. Zudem erhöht es die Gehstrecke und Gehgeschwindigkeit. Auch die Lunge profitiert vom Training, sodass sich oft auch ein positiver Effekt auf die Leistungsfähigkeit des Herz-Lungen-Systems zeigt.

Bewegung wirkt sich nicht nur positiv auf den Körper und die Gesundheit aus, sondern auch auf das Gehirn. „Körperliche Aktivität programmiert sowohl das Gehirn als auch den Körper nach einem Schlaganfall positiv um. Bewegung verbessert die Erholung des Körpers auf zellulärer Ebene, steigert die Muskelkraft und das Wohlbefinden und verringert das Risiko von Stürzen, Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Unabhängig davon, wie schwer der Schlaganfall war, können die Betroffenen von mehr Bewegung profitieren“, so eine Expertin.

Empfehlungen für Ausdauer- und Krafttraining

Für Schlaganfall-Betroffene empfehlen Experten daher 20 bis 60 Minuten moderates Ausdauertraining drei bis fünf Mal pro Woche. Um die Gehfähigkeit zu verbessern, eignet sich besonders ein Laufband- oder Gehtraining. Experten empfehlen Schlaganfallpatientinnen und -patienten, zwei bis drei Mal wöchentlich Kraftübungen für die großen Muskelgruppen durchzuführen. Studien dazu zeigen, dass es dadurch zu einer deutlichen Verbesserung der Muskelkraft kommen kann und sich dies wohl auch positiv auf die Gehfähigkeit auswirkt.

Vor allem für sturzgefährdete Menschen sind Koordination und Gleichgewicht wichtig. Regelmäßige Bewegung ist nicht nur nach einem Schlaganfall empfehlenswert. Denn regelmäßige körperliche Aktivität kann Schlaganfall-Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und erhöhte Cholesterinwerte senken - und so einem Schlaganfall vorbeugen.

Individuelle Trainingspläne in Absprache mit dem Arzt

Aufgrund der gesundheitlichen Disposition ist es ratsam, trotz der positiven Eigenschaften von Sport, nicht gleich in Aktionismus zu verfallen. In Absprache mit dem Arzt kann ein Trainingsplan erstellt werden, der den Patienten in mäßigem Tempo an die alte Fitness heranführen soll. Wichtig ist dabei die genaue Beobachtung des Trainingsfortschritts und möglicher verbleibender Einschränkungen.

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Rehasport und Physiotherapie als wichtige Stützen

Um überhaupt erst einmal wieder in den Alltag zu kommen, verschreiben Ärzte sogenannten Rehasport in Übungseinheiten von 50 oder 120 Einheiten, verteilt über anderthalb bis drei Jahre. Was sich im Einzelfall dahinter verbirgt, wird in enger Abstimmung mit dem Patienten und in Anbetracht seiner körperlichen Leistungsfähigkeit festgelegt. Im Zuge des Rehasports und entsprechender Physiotherapie werden Schlaganfallpatienten auch mit gymnastischen Übungen vertraut gemacht, die sie am besten in ihren Alltag dauerhaft integrieren.

Die Rolle der Physiotherapie

Zu den Rehabilitationsmaßnahmen nach einem Schlaganfall gehört in der Regel eine umfangreiche Physiotherapie. Sie sollten sich aber nicht zu stark belasten und regelmäßig den Puls messen. Plötzliche Drehbewegungen des Kopfes sowie Übungen mit nach unten geneigtem Kopf sollten Sie vermeiden. Tabu ist zudem starkes Pressen. Geräte sollten Sie also mit niedriger Intensität beziehungsweise mit wenigen Gewichten verwenden.

Bewegung im Alltag integrieren

Nach einem Schlaganfall können Sie das leichte Sportprogramm um mehr Bewegung im Alltag ergänzen, zum Beispiel:

  • Gehen Sie häufiger mal ein Stück zu Fuß.
  • Verzichten Sie auf den Fahrstuhl und nehmen Sie stattdessen die Treppen.
  • Gehen Sie beim Telefonieren auf und ab.
  • Gehen Sie mehrmals, um Geschirr und Lebensmittel zum Esstisch zu tragen, statt ein Tablett zu benutzen.

Skifahren nach Schlaganfall: Eine persönliche Erfahrung

Toni Thannheimer: Zurück auf die Piste nach einem schweren Schicksalsschlag

Die Geschichte von Toni Thannheimer aus Oberstdorf zeigt eindrücklich, wie man nach einem Schlaganfall durch Sport zurück ins Leben finden kann. Der damals 60-Jährige erlitt im November 2007 einen Schlaganfall, der seine rechte Körperhälfte lähmte und ihn sprachunfähig machte. Dank schneller Hilfe und einer intensiven Rehabilitation kämpfte er sich zurück ins Leben.

Schon in der Reha-Klinik marschierte er mit Nordic-Walking-Stöcken durch die Gänge, um das Laufen zu trainieren. Und wieder zu Hause, setzte er die Behandlung mit Hilfe eines Physiotherapeuten fort. Im März 2008, kaum fünf Monate nach dem Schlaganfall, ermutigte ihn sein Sohn zum Skifahren. Nach anfänglicher Skepsis stand Thannheimer wieder auf den Skiern und konnte schon nach der dritten Abfahrt wieder Bögen machen.

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Noch weitere zweieinhalb Jahre ging Thannheimer täglich zum Physiotherapeuten und ins Fitnessstudio, um zu trainieren. Vor allem die Koordination zwischen linker und rechter Körperhälfte klappt bis heute manchmal nicht. Beim Skaten kippe der rechte Weg dann mitunter weg. Und beim Bergwandern gibt es besonders beim Abstieg Probleme. Aber wirklich als Einschränkung erlebt Thannheimer das nicht. Größere Rennrad-Touren über 140 Kilometer bis nach Bad Tölz oder Mittenwald absolviert der Rentner ebenso wie Wanderungen aufs Rubihorn - 'die dauern jetzt halt eine halbe Stunde länger', scherzt er. Bei schönem Winterwetter ist er zudem täglich auf der Skipiste. Das Schreiben klappt ebenso problemlos wie das Reden. Angst vor einem erneuten Schlaganfall hat Thannheimer nicht.

Die Bedeutung von Mut, Willen und Unterstützung

Thannheimers Geschichte macht Mut und zeigt, dass man selbst mitmachen muss, um die Folgen eines Schlaganfalls zu überwinden. Seine Familie und Freunde waren in dieser schweren Zeit eine wichtige Stütze und sprachen ihm Mut zu.

Weitere Sportarten und Übungen für Schlaganfallpatienten

Geeignete Sportarten zur Verbesserung von Ausdauer und Koordination

Neben Skifahren gibt es viele andere Sportarten, die sich für Schlaganfallpatienten eignen. Dazu gehören:

  • Schwimmen: Entlastet die Gelenke und fördert die Ausdauer.
  • Walking/Nordic Walking: Verbessert die Ausdauer und Koordination.
  • Radfahren: Stärkt die Beinmuskulatur und verbessert die Ausdauer.
  • Tanzen: Fördert die Koordination und das Gleichgewicht.
  • Wassergymnastik: Schont die Gelenke und verbessert die Beweglichkeit.

Rehasport: Übungen und Spiele in der Gruppe

Rehasport unterstützt Sie mit therapeutischen Übungen und Spielen, die sich positiv auf Ihre Genesung auswirken. In der Regel wird diese Art des Sports in der Gruppe ausgeführt und das spornt an. Die Leitung einer solchen Sportgruppe führt ein Spezialist durch. Dieser kennt sich mit Schlaganfallpatienten aus und weiß genau, welche Übungen ideal sind. Nutzt Du einen Rollstuhl oder bist nicht mehr so sicher auf den Beinen, führe Deine Trainingseinheit einfach im Sitzen durch. Das regt - genauso wie Übungen im Stehen - die Beweglichkeit nach einem Schlaganfall an. Profitiere schnell von den positiven Effekten. Eine gute Übersicht an Trainingseinheiten, die Du im Sitzen ausführen kannst, findest Du im Artikel „Sitzgymnastik für Senioren". Sitzgymnastik könnte ein geeigneter Sport nach Schlaganfall für Dich sein. Kläre dies aber zunächst unbedingt mit Deinem Arzt ab.

Bewegung im Alltag integrieren

Bewegung in den Alltag integrieren - das ist eine gute Ergänzung zu leichten sportlichen Aktivitäten nach einem Schlaganfall. Dabei geht es nicht darum, den Puls in die Höhe zu treiben. Du hast einen Termin im zweiten Stock? Geh vielleicht die ein oder andere Strecke zu Fuß. Bist Du mit dem Auto unterwegs, parke doch ein Stück weit vom Zielort entfernt. Was machst Du beim Zähneputzen? Wahrscheinlich stehst Du vor dem Waschbecken und schaust in den Spiegel. Aber auch hier kannst Du Bewegung einbauen: Gehe durch Dein Badezimmer auf und ab. Binde Deine Familie, Freunde und Verwandte in Bewegungseinheiten ein. Sich gemeinsam an der frischen Luft zu bewegen, macht direkt mehr Spaß.

Wichtige Hinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Ärztliche Beratung und individuelle Anpassung des Trainings

Selbst nach einem leichten Schlaganfall sollten Betroffene keinesfalls in Eigenregie mit Sport beginnen, sondern den Wunsch mit ihrem Arzt besprechen. Kläre ab, welche Bewegung in welchem Umfang für Dich geeignet ist. Auch nach einem leichten Schlaganfall kann Sport hilfreich sein.

Unabhängig davon, welchen Sport Du nach einem Schlaganfall durchführst, solltest Du einige generelle Hinweise beachten. Unternehme keine Aktivitäten bei zu warmen oder gar heißen Temperaturen.

Den Körper nicht überlasten und auf Warnsignale achten

Dass Betroffene zu starke körperliche Belastung scheuen, ist nachvollziehbar und auch ratsam. Das Herz-Kreislauf-System ist häufige Ursache für einen Schlaganfall und sollte deshalb nicht zu sehr strapaziert werden. Dennoch kann es in leichten Trainingseinheiten immer wieder gefordert und so seine Gesundheit gefördert werden. Denn Ausdauersport regt Herz und Lunge positiv an, verhilft zu größerer Mobilität und Resilienz.

Als Einstieg empfehlen sich auch schon längere Spaziergänge oder Trainingseinheiten für nur wenige Minuten pro Tag. Wichtig ist, sich bei Aktivitäten im Freien vor starker Hitze oder direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Ein Pulsmesser kann zudem vor zu großer Anstrengung warnen. Gleiches gilt für den Besuch des Fitnessstudios. Gerätetraining kann den Puls und den Blutdruck stark belasten, weshalb eine Rücksprache mit dem Arzt zwingend erforderlich ist. Schlaganfallpatienten sollten darauf achten, weniger große Gewicht zu stemmen und vielmehr durch gesteigerte Wiederholung die Muskeln zu trainieren.

Austausch mit anderen Betroffenen

Im Forum sind Sie mit diesen Fragen nicht allein - viele andere Betroffene haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Der Austausch kann dabei helfen, neue Impulse zu erhalten und sich in der eigenen Situation besser verstanden zu fühlen.

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