Sommerfrische Aktivierungen für Menschen mit Demenz: Ideen und Anregungen

Der Sommer bietet eine Fülle von Möglichkeiten, um Menschen mit Demenz zu aktivieren und ihnen Freude zu bereiten. Dieser Artikel stellt eine Vielzahl von Ideen und Anregungen vor, die speziell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind. Dabei werden sowohl Aktivitäten im Freien als auch solche für den Innenbereich berücksichtigt. Ziel ist es, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, Erinnerungen zu wecken und positive Emotionen zu fördern.

Aktivierungsideen für den Sommer

Der Sommer ist die Jahreszeit, die uns mit allen Sinnen berührt. Die Wärme der Sonne auf der Haut, der Duft von Blumen und Kräutern, das Zwitschern der Vögel - all das sind Reize, die auch Menschen mit Demenz positiv beeinflussen können.

Sinnesanregungen im Sommer

  • Aromen und Düfte: Aromen und Düfte wecken Erinnerungen und regen die Sinne an. Das Erschnuppern und Raten von Aromen wie frischem Kaffee, Zitrusfrüchten, Kräutern oder Blumen kann eine angenehme Beschäftigung sein.
  • Basale Stimulation: In der letzten Phase der Demenz, wenn die Kranken auch körperlich nur noch wenig mobil sind, muss Aktivierung immer stärker von außen erfolgen. Dabei geht es in erster Linie um eine Anregung der Sinne und Sinneswahrnehmungen, wie sie zum Beispiel durch die Basale Stimulation erfolgt. Besonders wichtig ist dabei die Berührung, die einerseits Nähe herstellt, andererseits den Kranken ein Spüren des eigenen Körpers und seiner Grenzen ermöglicht. Der Geruchssinn kann durch intensive angenehme Gerüche stimuliert werden, wie dem Duft nach frisch gebackenem Brot, frischem Kaffee, Blumen, Zitrusfrüchten, Kräutern und vielem mehr. Dabei geht es nicht um Abwechslung, es müssen nicht viele verschiedene Düfte nacheinander präsentiert werden, sondern jeweils nur ein bestimmter oder einige wenige, die dafür ganz wahrgenommen werden können. Auch das Hören ist wichtig. Selbst wenn keine sichtbare Reaktion erfolgt, nehmen Demenzkranke Sprache, Musik und besonders Rhythmen wahr. Diese Art der Anregung hilft dabei, den Kranken, die sich zunehmend verloren fühlen, ein Gefühl von Sicherheit und Kontakt mit der Außenwelt zu ermöglichen.

Bewegung und Aktivität im Freien

  • Spaziergänge: Spaziergänge in der Natur sind eine einfache Möglichkeit, Bewegung und frische Luft zu genießen. Sonnenblumen am Wegesrand können dabei eine schöne Ablenkung sein.
  • Gartenarbeit: Gartenarbeit, ggf. am Hochbeet, ermöglicht es, sich mit der Natur zu verbinden und etwas Sinnvolles zu tun. Blumen einpflanzen oder gießen sind einfache Tätigkeiten, die Freude bereiten können.
  • Wasserspiele: 5 Spiele für Senioren mit Wasser bieten eine willkommene Abkühlung an heißen Tagen.
  • Ausflüge: Reisen und Ausflüge, z. B. mit dem Wohnmobil als „rollendes Zuhause“, können eine schöne Abwechslung sein. Ein Besuch am Badesee bei Oma Trude oder ein Dorffest unter sonnigem Himmel sind weitere Optionen.
  • Tiere: Tiere ansehen und streicheln kann eine beruhigende und aktivierende Wirkung haben. Ein Besuch im Zoo oder auf einem Bauernhof bietet sich an.

Kreative und kognitive Aktivitäten

  • Assoziationen zum Thema Sommer: Das Formulieren von Sätzen oder das Finden von Gegensätzen in Worten zum Thema Sommer kann das semantische Gedächtnis trainieren.
  • Ersetzte Buchstaben zum Thema Sommer: Spiele, bei denen Buchstaben ersetzt werden müssen, fordern den Geist heraus.
  • Malen: Eine Malvorlage für den Sommer bietet eine kreative Beschäftigung.
  • Musizieren: Musik hören, singen und musizieren weckt Erinnerungen und fördert die Stimmung. Sommerlieder sind eine schöne Ergänzung.
  • Gedichte: Sommergedichte für jeden Anlass können vorgelesen oder gemeinsam rezitiert werden.
  • Biografiearbeit: Biografiearbeit mit alten Menschen kann durch das Betrachten von Urlaubssouvenirs oder das Erzählen von Geschichten über vergangene Sommerurlaube erfolgen.
  • Zuordnungsspiele: Ein Zuordnungsspiel für den Sommer fördert die kognitiven Fähigkeiten.
  • Kleiderkiste: Ein Sortierspiel für Senioren mit Kleidungsstücken aus der Sommerzeit kann eine unterhaltsame Aktivität sein.

Alltagsnahe Aktivitäten

  • Wäsche aufhängen: Das Aufhängen von Wäsche im Freien verbindet nützliche Tätigkeit mit frischer Luft und Sonnenlicht.
  • Obst und Gemüse verarbeiten: Gemüse oder Obst putzen und klein schneiden sind einfache Tätigkeiten, die das Gefühl vermitteln, etwas Sinnvolles zu tun.
  • Tisch decken: Das Tisch decken für eine Mahlzeit im Freien kann eine angenehme Beschäftigung sein.

Spezielle Angebote und Materialien

  • Das "Sommerbuch": Das "Sommerbuch" von Andrea Friese bietet eine Vielzahl von Ideen und Materialien für die jahreszeitliche Aktivierung. Es enthält 28 Aktivierungseinheiten mit Bewegungsübungen, Rätselfragen, Gedichten, Liedern, Redensarten und Sprichwörtern, die individuell nach den Bedürfnissen der Teilnehmer auszuwählen sind. Ob Muscheln, Hüte, Murmeln, Rosen oder Sommerfrüchte - sie machen das jeweilige Thema im Wortsinn "begreifbar". Das Buch ist in der Tradition der 10-Minuten-Aktivierung nach Ute Schmidt-Hackenberg erarbeitet und erprobt und begeistert Pflegekräfte, Beschäftigungstherapeuten, ehrenamtliche Betreuer wie alle anderen Teilnehmer.
  • Sommergeschichten: Sommergeschichten für Senioren, wie "Anna auf dem Weg zum Strand" oder "Max am Meer", bieten eine unterhaltsame Möglichkeit, Erinnerungen zu wecken und Gespräche anzuregen.
  • Traumreisen: Traumreise-Geschichten im Sommer entführen die Zuhörer an ferne Orte und regen die Fantasie an.

Tipps für die Durchführung von Sommeraktivierungen

  • Individuelle Bedürfnisse berücksichtigen: Die Aktivitäten sollten immer an die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten des Einzelnen angepasst sein.
  • Erinnerungen wecken: Aktivitäten, die an frühere Erfahrungen anknüpfen, sind besonders wirkungsvoll.
  • Sinne ansprechen: Nutzen Sie die vielfältigen Sinnesreize des Sommers, um positive Emotionen zu fördern.
  • Freude und Spaß in den Vordergrund stellen: Die Aktivitäten sollen in erster Linie Freude bereiten und keine Überforderung darstellen.
  • Flexibel sein: Passen Sie die Aktivitäten an die jeweilige Situation und das Befinden des Betroffenen an.
  • Lob und Anerkennung: Sparen Sie nicht mit Lob und Anerkennung für die geleistete Arbeit.
  • Geduld haben: Menschen mit Demenz brauchen oft mehr Zeit, um Aufgaben zu erledigen. Seien Sie geduldig und unterstützen Sie sie.
  • Sicherheit gewährleisten: Achten Sie auf die Sicherheit der Betroffenen, insbesondere bei Aktivitäten im Freien.
  • Professionelle Unterstützung suchen: Bei Bedarf können Sie sich an Fachkräfte wie Ergotherapeuten oder Beschäftigungstherapeuten wenden.

Weitere Beschäftigungsideen von A-Z

  • Auto waschen: Über Autos „fachsimpeln“ und das Auto gemeinsam waschen.
  • Ballspiele: Leichte Ballspiele fördern die Bewegung und Koordination.
  • Basteln: Kreatives Basteln mit sommerlichen Materialien.
  • Bügeln: Vertraute, nützliche Tätigkeit, die Erinnerungen wecken kann.
  • „Büroarbeit“: Einfache Büroarbeiten wie Blätter abheften oder lochen können eine sinnvolle Beschäftigung sein.
  • Computer: Nutzung von biografisch orientierten Spielen auf der CD-Rom „Demenz interaktiv“ der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.
  • Flohmarkt besuchen: Auf dem Flohmarkt nach alten Gegenständen wie einer Kaffeemühle oder einem Waschbrett suchen.
  • Fotoalbum anschauen: Gemeinsam Fotoalben anschauen und über die Bilder und ihre Geschichten sprechen.
  • Gedichte: Gedichte (die früher in der Schule gelernt wurden) rezitieren.
  • Gesellschaftsspiele: Gesellschaftsspiele (ggf. vereinfacht) spielen.
  • Gespräche: Gespräche und Erinnerungen an früher austauschen.
  • Handarbeit: Stricken oder Wolle aufwickeln.
  • Handpuppen: Handpuppen werden oft leichter angesprochen als „echte“ Menschen.
  • Jahreszeiten thematisieren: Mit Blumen, Getreidehalmen, Kastanien etc. die Jahreszeiten thematisieren.
  • Kirchen, Gottesdienst besuchen: Einen Gottesdienst besuchen.
  • Konzert besuchen: Ein Konzert besuchen.
  • Kochen und Backen: Gemeinsam kochen und backen.
  • Lachen, Humor: Lachen und Humor in den Alltag integrieren.
  • Massieren: Eine entspannende Massage genießen.
  • Nachrichten aus der Zeitung vorlesen: Lokale Ereignisse oder besondere Interessensgebiete vorlesen und diskutieren.
  • Obstsalat zubereiten: Gemeinsam einen leckeren Obstsalat zubereiten.
  • Puzzeln: Puzzles legen.
  • Rad fahren, Tandem fahren: Eine Radtour oder Tandemfahrt unternehmen.
  • Restaurant oder Café besuchen: Ein Restaurant oder Café besuchen.
  • Rosenkranz beten, Religiöses: Religiöse Rituale pflegen.
  • Spazieren gehen: Spaziergänge in der Natur genießen.
  • Sprichwörter raten/ergänzen: Sprichwörter raten oder ergänzen.
  • Sport: Leichte sportliche Aktivitäten ausüben.
  • Tanzen: Tanzen, auch im Sitzen, kann Freude bereiten.
  • Urlaubssouvenirs betrachten: Urlaubssouvenirs betrachten und Erinnerungen austauschen.
  • Vorlesen: Zeitung, Märchen etc. vorlesen.
  • Wandern: Kurze Wanderungen unternehmen.
  • Werkzeugkasten aufräumen: Einen Werkzeugkasten aufräumen und sortieren.

Literaturtipps

  • Altekrüger, H.: „Spielkarten für Senioren als Erinnerungsspiel“. Individuell gestaltbare Bildkarten, laminiert und auf Holz aufgezogen. www.erinnerungsspiel.de
  • „Damals“ - Memoryspiel zum Sich- Erinnern, Wehrfritz
  • Fiedler, P.: Spiele „Vertellekes“, „Sonnenuhr“, „Waldspaziergang“, Vincentz-Verlag
  • „Die Spielesammlung Nr. 1“ Spiele für Menschen mit Demenz, Vincentz-Verlag
  • Alzheimer Gesellschaft Schleswig-Holstein: „Aber bitte mit Sahne“. Das etwas andere Schleswig-Holsteinische Kochbuch besonders für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. www.alzheimer-sh.de
  • Buchholz, T.; Schürenberg, A.: Basale Stimulation in der Pflege alter Menschen“. Anregungen zur Lebensbegleitung. Hans-Huber Verlag Bern 2009, ISBN: 978-3456845647
  • Friese, A.: „Frühlingsgefühle“, „Sommerfrische“, „Herbstvergnügen“, „Winterfreuden“. Jahreszeitliche Kurzaktivierungen für Menschen mit Demenz, Vincentz-Verlag
  • „Fotokiste zur Biografiearbeit mit dementen Menschen“, Stabile Box mit Begleitbuch „Leitfaden zur Biografiearbeit“, Vincentz-Verlag 2003
  • Gutensohn, S.: Sprichwörter, 400 farbige Karten, Vincentz-Verlag 2003, ISBN 3878709269
  • Haase, H.: Lebensgeschichten - Mit altersverwirrten Menschen ins Gespräch kommen. 25 Bildkarten und ein Anleitungsheft zur biografie-orientierten Kommunikation. Balance buch+medien Verlag 2009, ISBN 978-3-86739-055-2
  • Radenbach, J.: „Aktiv trotz Demenz“, Handbuch für die Aktivierung und Betreuung von Demenzerkrankten. Schlütersche 2009, ISBN 978-3-89993-219-5
  • Schmidt-Hackenberg, Ute: Anschauen und Erzählen, Gedankenspaziergang, Vincentz-Verlag 2004, Kartensatz und Begleitheft, ISBN 3878701144, 48,00 €
  • Yalniz Degilsiniz! - Du bist nicht allein! Erinnerungskarten mit türkischen Weisheiten für die Beschäftigung mit demenziell erkrankten Menschen, Arbeiterwohlfahrt Bezirk Westliches Westfalen e.V.

Altweibersommer

Der Altweibersommer ist eine besonders schöne Zeit im Spätsommer, in der die Sonne noch einmal ihre ganze Kraft entfaltet und die Natur in warmen Farben erstrahlt. Diese Zeit bietet sich besonders gut für Aktivitäten im Freien an, wie Spaziergänge durch bunte Wälder oder gemütliche Kaffeetrinken im Garten.

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