Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende, unheilbare neurodegenerative Erkrankung des Gehirns, die Gedächtnis, Denken und Alltagsfähigkeiten beeinträchtigt. Sie ist die häufigste Form der Demenz und stellt eine wachsende Herausforderung für die alternde Bevölkerung dar. Obwohl es noch keine Heilung gibt, werden intensiv Maßnahmen zur Vorbeugung, Verzögerung des Krankheitsverlaufs und Linderung der Symptome erforscht.
Was passiert im Gehirn von Alzheimerkranken?
Kennzeichnend für die Alzheimer-Krankheit ist der fortschreitende Untergang von Nervenzellen und Nervenzellkontakten im Gehirn. Dieser Abbau beginnt typischerweise in den gedächtnisrelevanten Arealen wie dem medialen Temporallappen und dem Hippocampus und breitet sich von dort auf andere Hirnbereiche aus. Im Gehirn von Alzheimer-Patienten finden sich zwei charakteristische Arten von Eiweißablagerungen: Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen.
Amyloid-Plaques
Amyloid-Plaques bestehen hauptsächlich aus dem Proteinfragment Amyloid-beta (Aβ). Aβ entsteht durch die Spaltung des Amyloid-Vorläufer-Proteins (APP) durch Enzyme, sogenannte Sekretasen. Während Aβ normalerweise abgebaut und abtransportiert wird, kommt es bei Alzheimer-Patienten zu einer vermehrten Produktion und Anhäufung von Aβ, was zur Bildung von Plaques führt. Insbesondere das Aβ42, eine etwas längere Variante von Aβ, neigt dazu, sich zu Amyloidfibrillen zusammenzulagern und Plaques zu bilden.
Tau-Fibrillen
Das Tau-Protein stabilisiert normalerweise die Mikrotubuli in den Nervenzellen, die für den Transport von Nährstoffen und anderen Substanzen innerhalb der Zelle wichtig sind. Bei der Alzheimer-Krankheit kommt es jedoch zu einer abnormalen Veränderung des Tau-Proteins, wodurch es sich von den Mikrotubuli löst und zu zopfähnlichen Neurofibrillenbündeln zusammenlagert. Diese Bündel beeinträchtigen die Funktion der Nervenzellen und führen letztendlich zu ihrem Absterben.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren eine Rolle spielt, darunter:
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- Alter: Das Alter ist der größte Risikofaktor für die Entwicklung einer Alzheimer-Krankheit. Die meisten Betroffenen sind älter als 80 Jahre.
- Genetische Faktoren: Genetische Faktoren spielen eine Rolle, sind aber in weniger als 3 % der Fälle der alleinige Auslöser. Mutationen im APP-, Präsenilin-1- oder Präsenilin-2-Gen können zu einer früh einsetzenden Form der Alzheimer-Krankheit führen.
- Weitere Risikofaktoren: Fettstoffwechselstörungen, insbesondere erhöhte Cholesterinwerte, scheinen ebenfalls Risikofaktoren zu sein.
Symptome und Verlauf
Die Alzheimer-Krankheit verläuft schleichend und führt durchschnittlich nach 8 bis 10 Jahren (Spanne 3 bis 20 Jahre) zum Tod. Der Verlauf ist individuell, folgt jedoch bestimmten Mustern:
- Frühe Phase (Leichte Kognitive Beeinträchtigung, MCI): Leichte Beeinträchtigungen des Denkens und Erinnerns, die im Alltag zunächst kaum einschränken. Betroffen ist vor allem das Kurzzeitgedächtnis.
- Mittlere Phase: Zunehmende Vergesslichkeit im Alltag, Wortfindungsstörungen, Orientierungsprobleme und Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben. Die Betroffenen versuchen oft, ihre Schwierigkeiten zu verstecken und ziehen sich zurück.
- Späte Phase: Deutliche Einschränkungen des Kurz- und Langzeitgedächtnisses, Erkennungsprobleme, tiefgreifende Verhaltensänderungen, Unruhe, Orientierungslosigkeit und Hilflosigkeit. Eine selbstständige Lebensführung ist nicht mehr möglich.
- Endstadium: Vollständige Abhängigkeit von Pflege, Verlust der Sprache, fehlende Kommunikation, Inkontinenz, Schluckstörungen und Anfälligkeit für Infektionen.
Diagnose
Die Diagnose der Alzheimer-Krankheit erfolgt in der Regel durch eine sorgfältige Untersuchung der Patientin oder des Patienten, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen. Die Ärztin oder der Arzt führt eine körperliche und neurologische Untersuchung durch und erfragt die Krankengeschichte. Auch Angehörige werden nach ihren Beobachtungen gefragt. Zum Standard gehören neuropsychologische Tests, mit denen sich Gedächtnis, Sprache, Aufmerksamkeit und andere kognitive Funktionen überprüfen lassen. Bildgebende Verfahren wie MRT oder CT können eingesetzt werden, um Veränderungen im Gehirn sichtbar zu machen.
Behandlung
Obwohl die Alzheimer-Krankheit nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen:
- Medikamentöse Therapie:
- Cholinesterase-Hemmer: Diese Medikamente verbessern die Signalübertragung im Gehirn, indem sie den Abbau des Nervenbotenstoffs Acetylcholin hemmen. Sie können die geistige Leistungsfähigkeit vorübergehend stabilisieren, aber das Fortschreiten der Krankheit nicht aufhalten.
- Memantin: Dieser Wirkstoff schützt Nervenzellen vor schädlichen Einflüssen des Botenstoffs Glutamat. Er kann bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Krankheit eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern.
- Neue Medikamente (Lecanemab, Donanemab): Diese Medikamente sind 2025 in der Europäischen Union zugelassen worden und sollen in einem sehr frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit den Krankheitsverlauf verzögern. Sie sind jedoch mit starken Nebenwirkungen verbunden und unterliegen strengen Richtlinien.
- Nicht-medikamentöse Therapie:
- Kognitives Training: Gezielte Übungen können helfen, die geistige Leistungsfähigkeit zu verbessern und zu erhalten.
- Körperliche Aktivierung: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung des Gehirns und kann das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen.
- Ergotherapie: Ergotherapeuten helfen den Betroffenen, ihre Alltagsfähigkeiten zu erhalten und anzupassen.
- Psychosoziale Maßnahmen: Gespräche, Gruppenaktivitäten und andere soziale Kontakte können das Wohlbefinden verbessern und Isolation verhindern.
- Anpassung des Wohnraums: Eine bedarfsgerechte Gestaltung der Wohnung kann die Selbstständigkeit der Betroffenen fördern und Stürze vermeiden.
- Behandlung von Begleitsymptomen: Viele Alzheimer-Patienten leiden unter Begleitsymptomen wie Depressionen, Angstzuständen, Schlafstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten. Diese Symptome sollten gezielt behandelt werden, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Vorbeugung
Obwohl es keine Garantie dafür gibt, dass man nicht an Alzheimer erkrankt, gibt es einige Maßnahmen, die das Risiko senken können:
- Gesunder Lebensstil: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und der Verzicht auf Nikotin und übermäßigen Alkoholkonsum können das Gehirn gesund halten.
- Geistige Aktivität: Fordern Sie Ihr Gehirn regelmäßig durch Lesen, Lernen, Spielen oder andere geistig anregende Aktivitäten heraus.
- Soziale Kontakte: Pflegen Sie soziale Kontakte und bleiben Sie aktiv in Ihrer Gemeinde.
- Kontrolle von Risikofaktoren: Achten Sie auf einen gesunden Cholesterinspiegel, einen normalen Blutdruck und einen stabilen Blutzuckerspiegel.
Todesursachen bei Alzheimer-Patienten
Die Alzheimer-Krankheit selbst führt nicht direkt zum Tod. Die meisten Menschen mit Alzheimer sterben an den Folgen der Krankheit, insbesondere an Komplikationen aufgrund von Immobilität und allgemeiner Schwäche.
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Häufige Todesursachen:
- Lungenentzündung (Pneumonie): Aufgrund von Schluckstörungen (Dysphagie) können Nahrung und Speichel in die Lunge gelangen und dort eine Entzündung verursachen (Aspirationspneumonie).
- Infektionen: Das Immunsystem von Menschen mit fortgeschrittener Demenz ist oft geschwächt, wodurch sie anfälliger für Infektionen sind.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Wie andere Menschen auch können Alzheimer-Patienten an Herzinfarkt, Schlaganfall oder anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben.
- Stürze und Knochenbrüche: Stürze sind bei Menschen mit Demenz häufig und können zu schweren Verletzungen wie Hüftfrakturen führen, die wiederum Komplikationen nach sich ziehen können.
Letzte Lebensphase und Sterbephase
In den letzten Lebensmonaten kommt es bei Menschen mit Demenz meist zu einer starken Verschlechterung des Zustandes und zunehmenden Einschränkungen. Sie sind zunehmend abhängig von der Unterstützung anderer. Schwierigkeiten beim Schlucken können zunehmen und das Interesse an Essen und Trinken nimmt häufig ab. Die Betroffenen wirken körperlich schwächer und sind weniger mobil.
Steht der Tod unmittelbar bevor, können folgende Anzeichen auftreten:
- Verändertes Bewusstsein
- Erhöhter Herzschlag, sinkender Blutdruck
- Blasse oder wächserne Hautfarbe
- Veränderte Atmung (langsamer, flacher, unregelmäßiger)
- Rasselatmung (durch Ansammlung von Sekret im Rachen)
Leben mit Demenz und Unterstützung für Angehörige
Die Diagnose Alzheimer-Krankheit stellt eine große Herausforderung für die Betroffenen und ihre Angehörigen dar. Es ist wichtig, sich frühzeitig über die Krankheit zu informieren, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Es gibt zahlreiche Angebote zur Unterstützung von Menschen mit Demenz und ihren Familien, darunter:
- Beratungsstellen: Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft und andere Organisationen bieten umfassende Informationen und Beratung an.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein.
- Tagespflege: Tagespflegeeinrichtungen bieten stundenweise Betreuung und Entlastung für Angehörige.
- Pflegedienste: Ambulante Pflegedienste können die Betreuung zu Hause unterstützen.
- Pflegeheime: In Pflegeheimen werden Menschen mit Demenz rund um die Uhr betreut.
Forschung und Ausblick
Die Alzheimer-Forschung ist ein aktives Feld. Wissenschaftler arbeiten intensiv daran, die Ursachen der Krankheit besser zu verstehen, neue Diagnoseverfahren zu entwickeln und wirksame Therapien zu finden. Ein vielversprechender Ansatz ist die Entwicklung von Medikamenten, die die Bildung von Amyloid-Plaques oder Tau-Fibrillen verhindern oder abbauen können. Auch die Suche nach präventiven Maßnahmen, die das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung senken können, ist ein wichtiges Ziel.
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