Spastische Lähmung bei Katzen: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Die spastische Lähmung der Hinterbeine ist ein komplexes und besorgniserregendes Symptom bei Katzen, das Tierbesitzer oft vor große Herausforderungen stellt. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Ursachen, Diagnosemethoden und Therapieoptionen, um ein umfassendes Verständnis dieser Erkrankung zu ermöglichen.

Was versteht man unter spastischer Lähmung?

Unter einer Lähmung versteht man die Unfähigkeit, Teile des Körpers aktiv zu bewegen. Eine Lähmung (Paralyse) bezeichnet den vollständigen Verlust der willkürlichen Muskelbewegung in einem oder mehreren Körperteilen. Bei einer teilweisen Lähmung (Parese) ist die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt, aber nicht vollständig aufgehoben. Lähmungserscheinungen können plötzlich oder schleichend auftreten und verschiedene Körperregionen betreffen. Die Unterscheidung zwischen schlaffen und spastischen Lähmungen ist wichtig für die Diagnose. Bei schlaffen Lähmungen fehlt der Muskeltonus, während bei spastischen Lähmungen ein erhöhter Muskeltonus vorliegt.

Ursachen spastischer Lähmung bei Katzen

Die spastische Lähmung der Hinterbeine bei Katzen kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, die das Nervensystem oder die Muskeln betreffen. Die neurologische Kontrolle über die Muskeln kann durch Schäden oder Erkrankungen in den Nervenbahnen, die das Gehirn mit den hinteren Gliedmaßen verbinden, beeinträchtigt werden.

Trauma

Eine der häufigsten Ursachen für spastische Lähmungen ist eine Verletzung oder ein Trauma der Wirbelsäule, Schäden durch Stürze, Autounfälle oder andere physische Traumata können die Nerven in der Wirbelsäule beeinträchtigen.

Erkrankungen der Wirbelsäule

Erkrankungen wie Bandscheibenvorfälle oder Wirbelsäulenentzündungen können ebenfalls die Nerven beeinträchtigen, die für die Kontrolle der hinteren Gliedmaßen verantwortlich sind. Um die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu gewährleisten, ist die Wirbelsäule segmental aufgebaut. Knöcherne Wirbel wechseln sich mit knorpeligen Bandscheiben ab. Die Bandscheiben ermöglichen Bewegungen zwischen den Wirbeln, sind aber stabil genug um großen Belastungen stand zu halten. Bandscheiben sind fibrocartilaginöse Stoßdämpfer zwischen den Wirbelkörpern.

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Infektionen

Infektionskrankheiten wie Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) oder Toxoplasmose können ebenfalls das zentrale Nervensystem betreffen und spastische Lähmungen verursachen. Ursächlich können bakterielle oder virale Infektionen, aber auch Autoimmunerkrankungen sein.

Vaskuläre Ursachen

Bei Katzen ist die aortale Thromboembolie (Sattelthrombus) eine häufige Ursache für plötzliche Lähmungen der Hintergliedmaßen. Hierbei verstopft ein Blutgerinnsel die Aorta an ihrer Aufzweigung zu den Hinterbeinen. Häufig verursacht die Hypertrophe Kardiomyopathie, eine Verdickung des Herzmuskels, Thrombosen.

Neoplasien

Tumoren im Bereich des Gehirns, Rückenmarks oder der peripheren Nerven können durch Druck oder Infiltration Lähmungen verursachen.

Stoffwechselstörungen

Elektrolytstörungen wie Hypokaliämie oder Hypokalzämie können ebenfalls zu Lähmungen führen.

Fazialisparese

Die idiopathische Fazialisparese ist beim Hund am häufigsten (75% der Patienten), bei der Katze ist nur etwa ein Viertel von dieser Form betroffen. In die zweite Gruppe gehören Tiere mit einer Mittel- und Innenohrentzündung, einem Mittelohrtumor oder Patienten bei welchen eine traumatische Fazialisschädigung als Komplikation von einer Ohroperation auftritt. Hirnstammerkrankungen sind oft neoplastischer oder entzündlicher Natur. Aber auch andere Schädigungen an dieser Stelle können zum Funktionsausfall der Gesichtsnerven führen. Bei Polyneuropathien fällt meist zusätzlich zur Gesichtslähmung eine generelle Schwäche der Gliedmaßenmuskulatur auf.

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Polyneuropathie

Polyneuropathie bei Katzen ist eine Erkrankung, die das periphere Nervensystem betrifft, welches aus den Nerven besteht, die außerhalb des Gehirns und Rückenmarks liegen. Diese Krankheit kann verschiedene Ursachen haben, einschließlich genetischer Prädisposition, Infektionen, Toxinen, Stoffwechselstörungen oder immunmediierten Prozessen.

Symptome der spastischen Lähmung

Die Symptomatik bei Lähmungen variiert je nach betroffener Körperregion, Schweregrad und Grundursache. Bei einer plötzlichen Lähmung zeigen betroffene Tiere oft eine deutliche Bewegungseinschränkung bis hin zur vollständigen Bewegungsunfähigkeit der betroffenen Gliedmaßen. Die Tiere können nicht mehr stehen, gehen oder laufen. Ein wichtiges diagnostisches Merkmal ist die Tiefenschmerzwahrnehmung. Fehlt diese, deutet dies auf eine schwere Schädigung des Rückenmarks hin. Bei Lähmungen der Hintergliedmaßen kann es zu Kontrollverlust über Blase und Darm kommen, was zu unwillkürlichem Harn- und Kotabsatz oder einer Harnretention führt. Schmerzen sind ein häufiges Begleitsymptom, besonders bei Bandscheibenvorfällen oder Nerveneinklemmungen. Bei einer aortalen Thromboembolie bei Katzen sind die Hinterbeine oft kalt und blass, die Krallen können bläulich verfärbt sein. Je nach Ursache können weitere neurologische Symptome wie Bewusstseinsstörungen, Kopfschiefhaltung, Kreisbewegungen oder Krampfanfälle auftreten. Als erste Anzeichen einer Kehlkopflähmung werden oft eine Stimmveränderung (heiseres Bellen), Würgen oder Husten vor allem nach Futteraufnahme beobachtet. Weitere Symptome sind Konditionsschwäche und eine zunehmend erschwerte Atmung. Dem Tierbesitzer fällt die Krankheit oft erst auf, wenn sein Tier ungewohnte Atemgeräusche zeigt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Erkrankung oft schon weit fortgeschritten. Gerade bei Aufregung, Hitze oder Anstrengung kann es dann zu starker Atemnot mit Zyanose (Blauverfärbung) der Maulschleimhäute und sogar zum Kollaps mit Bewußtlosigkeit kommen. Verlust der Kontrolle über die Blase oder den Darm: In schweren Fällen kann es zu einer Inkontinenz kommen.

Diagnose der spastischen Lähmung

Die Diagnose einer Lähmung beginnt mit einer gründlichen Anamnese, bei der der Tierarzt nach dem zeitlichen Verlauf, möglichen Traumata, Vorerkrankungen und anderen relevanten Faktoren fragt. In der neurologischen Untersuchung werden Bewusstsein, Haltung, Gang, Haltungs- und Stellreaktionen, spinale Reflexe, Muskeltonus und Schmerzwahrnehmung beurteilt. Diese Untersuchung hilft, die Lokalisation der Läsion einzugrenzen (Gehirn, Rückenmark).

Bildgebende Verfahren

Bildgebende Verfahren sind entscheidend für die genaue Diagnose. Röntgenaufnahmen können Frakturen, Luxationen oder degenerative Veränderungen der Wirbelsäule darstellen. Die Computertomografie (CT) liefert detailliertere Bilder knöcherner Strukturen und kann Bandscheibenvorfälle oder Blutungen nachweisen. Die Magnetresonanztomografie (MRT) ist besonders wertvoll zur Darstellung des Rückenmarks, der Nervenwurzeln und des umliegenden Weichteilgewebes. Sie gilt als Goldstandard bei der Diagnose. Bei Verdacht auf eine aortale Thromboembolie bei Katzen werden Ultraschalluntersuchungen des Herzens (Echokardiografie) und der großen Gefäße durchgeführt.

Laboruntersuchungen

Laboruntersuchungen wie Blutbild, Serumchemie und Urinanalyse helfen, systemische Erkrankungen, Infektionen oder Stoffwechselstörungen zu erkennen. Bei Verdacht auf Infektionen oder entzündliche Erkrankungen kann eine Untersuchung des Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) durch eine Lumbalpunktion erfolgen. Elektrophysiologische Untersuchungen wie Elektromyografie (EMG) und Nervenleitgeschwindigkeitsmessungen können bei der Diagnose helfen.

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Diagnose der Polyneuropathie

Die Diagnose der Polyneuropathie bei Katzen erfordert eine umfassende tierärztliche Untersuchung und eine Reihe von Tests, um die Symptome zu bewerten und andere Erkrankungen auszuschließen. Hier ist ein detaillierter Überblick über den Diagnoseprozess:

  1. Anamnese: Zu Beginn wird der Tierarzt eine gründliche Anamnese erheben. Dabei werden Fragen zur Vorgeschichte der Katze, zu den ersten Anzeichen der Erkrankung, zu möglichen Auslösern und zur Entwicklung der Symptome gestellt. Auch Informationen über die Ernährung, den Lebensstil und bisherige Erkrankungen sind von Bedeutung.
  2. Klinische Untersuchung: Anschließend erfolgt eine gründliche klinische Untersuchung. Der Tierarzt wird die Katze auf allgemeine Anzeichen von Krankheiten überprüfen und sich dabei besonders auf das Nervensystem konzentrieren. Er wird die Reflexe, die Muskelkraft und -tonus, die Koordination und die Schmerzreaktionen der Katze überprüfen.
  3. Neurologische Untersuchung: Eine spezifische neurologische Untersuchung ist entscheidend für die Diagnose der Polyneuropathie. Dabei werden verschiedene Teile des Nervensystems getestet, um festzustellen, welche Bereiche betroffen sind.
  4. Bluttests: Bluttests können helfen, andere Erkrankungen auszuschließen und Hinweise auf die Ursache der Polyneuropathie zu geben. Dazu gehören ein komplettes Blutbild, ein biochemisches Profil und möglicherweise spezifische Tests auf Infektionen oder andere Erkrankungen.
  5. Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen kann der Tierarzt bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Ultraschall oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) anordnen, um weitere Informationen über den Zustand der Katze zu erhalten.
  6. Elektromyographie (EMG) und Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG): Diese speziellen Tests messen die elektrische Aktivität in den Muskeln und die Geschwindigkeit, mit der Nervenimpulse übertragen werden. Sie können helfen, den Schweregrad der Polyneuropathie zu bestimmen und den betroffenen Bereich des Nervensystems zu lokalisieren.
  7. Biopsie: In einigen Fällen kann eine Biopsie von Nerven- oder Muskelgewebe notwendig sein, um eine genaue Diagnose zu stellen und um zwischen verschiedenen Typen der Polyneuropathie zu unterscheiden.
  8. Genetische Tests: Für einige spezifische Formen der Polyneuropathie, die bei bestimmten Rassen auftreten können, stehen genetische Tests zur Verfügung.

Nach Abschluss aller erforderlichen Tests wird der Tierarzt alle Ergebnisse bewerten und eine umfassende Bewertung vornehmen, um eine genaue Diagnose zu stellen und einen geeigneten Behandlungsplan zu entwickeln.

Behandlung der spastischen Lähmung

Die Therapie richtet sich nach der Grundursache und kann konservativ mit Ruhigstellung und Medikamenten oder chirurgisch erfolgen. Entscheidend für den Erfolg ist ein frühzeitiger Behandlungsbeginn, besonders bei Bandscheibenvorfällen und aortaler Thromboembolie.

Konservative Behandlung

Eine konservative Versorgung der Patienten durch strikte Ruhe kann in leichten Fällen ohne Lähmung versucht werden und ist nicht selten erfolgreich. Beruhigen Sie Ihr Tier. Manche Ursachen, wie eine Schädigung des Rückenmarkes können sehr schmerzhaft sein. Warten Sie nicht ab. Es liegt ein Notfall vor. Besteht der Verdacht einer Instabilität der Wirbelsäule nach einem Trauma, ist besondere Vorsicht geboten. Die Behandlung einer Querschnittslähmung bei Katzen infolge eines Blutgerinnsels duldet keinen Aufschub. Zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung sollten nichtsteroidale Entzündungshemmer angewandt werden. Als weiteres Medikament kommt häufiger Gabapentin zum Einsatz. Dieses wurde ursprünglich als Antiepileptikum entwickelt. Es zeigt aber v.a. Ein weiterer wesentlicher Baustein der konservativen Therapie ist die anfängliche Schonung (ca. 2-3 Wochen). Anschließend sollte die Belastung langsam gesteigert werden. Tritt durch diese Maßnahmen keine Besserung ein oder kommt es unter der Therapie zu einer Verschlechterung, sollte auf keinen Fall zu lange mit einer Operation gewartet werden.

Chirurgische Behandlung

Gelähmte Tiere sollten sofort chirurgisch versorgt werden, da sie so die besten Aussichten auf eine vollständige Genesung haben. Das Rückenmark kann chirurgisch nicht repariert werden. Der Chirurg kann das Rückenmark entlasten, indem er den Wirbelkanal eröffnet und das vorgefallene Bandscheibenmaterial entfernt. Die Heilung der Nervenbahnen muss der Körper jedoch selbst bewirken. Die Operation birgt zwar auch in erfahrenen Chirurgenhänden immer ein gewisses Risiko der Verschlechterung der neurologischen Situation - die Narkose verschlechtert die Blutversorgung vorübergehend weiter und während der Operation kommt es zu unvermeidbaren Manipulationen am Rückenmark. Das kann selbst bei sehr vorsichtiger Operationsweise zu einer neurologischen Verschlechterung führen. Ein unerfahrener oder unvorsichtiger Chirurg läuft jedoch zusätzlich Gefahr, durch direkte Manipulation am Rückenmark weitere Schäden auszulösen. Die Wahrscheinlichkeit dauerhafter Nervenschäden nimmt daher mit steigender Erfahrung und Umsicht stetig ab. Auch ein gutes Narkosemanagement ist für einen solchen Patienten überaus Wichtig. Eine gute Narkoseüberwachung kann Veränderungen z.B.

Das Rückenmark ist durch den Wirbelkanal rundum gut geschützt. Um an das vorgefallene Bandscheibenmaterial heran zu kommen, muss der Wirbelkanal an einer Stelle eröffnet werden. Je nach Richtung des Vorfalls und betroffener Rückenmarksregion (Hals, Brust-Lenden-Region, Lenden-Kreuzbein-Region) ist der Zugang unterschiedlich zu wählen. Wird der Wirbelbogen (= Lamina) einseitig eröffnet, spricht man von einer „Hemilaminektomie“. Der Wirbelbogen wird seitlich eröffnet und das vorgefallene Bandscheibenmaterial entfernt. Eröffnet man den Wirbelbogen rückenseitig (dorsal) wird von einer „dorsalen Laminektomie“ gesprochen. Hier erfolgt die Öffnung ebenfalls im Bereich des Wirbelbogens. Da das Bandscheibenmaterial jedoch in der Regel bauchseitig oder seitlich liegt, wird dieser Zugang fast ausschließlich im Bereich des Überganges zwischen Lendenwirbelsäule und Kreuzbein angewandt. Hier ist im Wirbelkanal kein empfindliches Rückenmark mehr vorhanden sondern nur noch die deutlich resistenteren Nervenwurzeln (Cauda equina). Insbesondere im Halsbereich wird sehr häufig der Wirbelkörper von ventral (bauchseitig, Halsunterseite) eröffnet. Man spricht hier von einem „Ventral Slot“. An der Halsunterseite liegen zwar wichtige Strukturen (Luftröhre, Speiseröhre, Nerven, Gefäße, Schilddrüsen). Diese können jedoch für den Zugang zur Wirbelsäule leicht zur Seite geschoben werden. Die Oberseite der Wirbelsäule ist hingegen von einer ausgesprochen starken Muskelschicht umgeben. Bei Vorfällen in der Brust-Lenden-Region, die aber von der Lamina aus schlecht zu erreichen sind, wird eine seitliche Entfernung des Wirbelkörpers verwendet, um den Wirbelkanal zu eröffnen („laterale Korpektomie“). Dieser Zugang ist umständlicher als die Eröffnung des Wirbelbogens, da man in dieser Region schlecht an den Wirbelkörper heran kommt. Der Vorteil der Methode liegt aber darin, dass das Rückenmark zur Entfernung von Bandscheibenmaterial auf diese Weise so gut wie gar nicht manipuliert werden muss. Diese Methode wir auch v.a. bei chronischen Bandscheibenvorfällen benutzt da es hier häufig zu Verklebungen des Bandscheibenmaterials mit dem Rückenmark kommt und eine Entfernung dieses Material zu massivem Trauma des Rückenmarks führen kann.

Direkt nach der Operation kommt ihr Tier bei uns in den Aufwachraum. Dort wird es engmaschig überwacht und seine Schmerzmedikation nach seinen individuellen Bedürfnissen angepasst. Anschließend kommt ihr Tier auf unsere Station wo es in der ersten zeit weiterhin Infusion erhält um eine möglichst gute Durchblutung des Rückenmarks zu gewährleisten. Hier wird es ggf. auch beim Harnabsatz unterstützt. Am Tag nach der Operation wird bei uns mit der Physiotherapie begonnen, diese ist zur Regeneration der Nervenfunktion enorm wichtig.

Behandlung der Polyneuropathie

Die Behandlung der Polyneuropathie bei Katzen hängt maßgeblich von der zugrunde liegenden Ursache ab. Hier ein detaillierter Überblick über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten, differenziert nach Ursachen:

  1. Infektiöse Ursachen: Falls eine Infektion die Polyneuropathie ausgelöst hat, wird der Tierarzt entsprechende Antibiotika oder antivirale Medikamente verschreiben. Es ist entscheidend, die Infektion schnell zu behandeln, um weitere Schäden am Nervensystem zu verhindern.
  2. Toxische Ursachen: Wenn die Polyneuropathie auf eine Vergiftung zurückzuführen ist, ist es wichtig, die toxische Substanz schnell aus dem Körper der Katze zu entfernen. Dies kann durch induziertes Erbrechen, Gabe von Aktivkohle oder andere Entgiftungsmaßnahmen erfolgen.
  3. Stoffwechselerkrankungen: Bei Polyneuropathien, die durch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus verursacht werden, steht die Kontrolle der Grunderkrankung im Vordergrund. Eine spezielle Diät, Medikamente und regelmäßige Blutzuckerkontrollen können erforderlich sein.
  4. Ernährungsbedingte Ursachen: Ein Mangel an bestimmten Nährstoffen kann ebenfalls Polyneuropathien auslösen. In solchen Fällen ist eine Anpassung der Ernährung und gegebenenfalls die Supplementierung von fehlenden Nährstoffen notwendig.
  5. Entzündliche und autoimmunbedingte Ursachen: Entzündliche und autoimmunbedingte Polyneuropathien können mit Immunsuppressiva und entzündungshemmenden Medikamenten behandelt werden. In einigen Fällen kann auch die Verabreichung von Immunglobulinen hilfreich sein.
  6. Idiopathische Polyneuropathie: Wenn keine spezifische Ursache für die Polyneuropathie gefunden werden kann, spricht man von einer idiopathischen Polyneuropathie. In solchen Fällen konzentriert sich die Behandlung auf die Linderung der Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität der Katze. Physiotherapie und unterstützende Maßnahmen können dabei hilfreich sein.
  7. Unterstützende Maßnahmen: Unabhängig von der Ursache sind unterstützende Maßnahmen ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Dazu gehören Physiotherapie, Schmerzmanagement und gegebenenfalls Hilfsmittel wie Tragen oder Rampen, um die Mobilität der Katze zu verbessern.

Rehabilitation und Physiotherapie

Die Rehabilitation mit Physiotherapie ist abhängig von der Ursache, dem Ausmaß der Nervenschädigung und dem Vorhandensein der Tiefenschmerzwahrnehmung. Bei einem Rückenmarksinfarkt sollte mit der Physiotherapie möglichst schnell begonnen werden. Während der Rehabilitation steht initial die Prophylaxe von Sekundärschäden wie Zystitis, Dekubitus, Pneumonie, hochgradige Muskelatrophie und Kontrakturen im Vordergrund sowie natürlich das Wiedererlernen des Laufens. Solange der Patient nicht steh- und gehfähig ist und die Blase noch manuell ausgedrückt werden muss, empfiehlt sich eine stationäre Behandlung mit mehrmals täglicher Massage und passiver Bewegungstherapie sowie tägliche aktive Therapie inklusive Hydrotherapie. Die Massage löst Verspannungen und fördert die Durchblutung und Mobilität. Sie ist sehr wichtig bei immobilen Patienten. Es wird mit Streichungen begonnen und dann geknetet. Die Gliedmaßen werden je nach Muskeltonus tonisierend (bei schlaffer Lähmung) oder detonisierend (bei spastischer Lähmung) massiert. Die passive Bewegungstherapie kann in die Massageeinheiten integriert werden und sollte ebenfalls 3-mal am Tag durchgeführt werden. Sie erhält und fördert die Beweglichkeit und beinhaltet:

  • passive Bewegung der Gelenke in alle physiologischen Richtungen
  • Dehnen
  • reflexinduziertes Training

Mindestens 5-mal täglich ist eine aktive Bewegungstherapie in Form von Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining mit oder ohne Unterstützung sowie Gleichgewichtsübungen zu empfehlen. Ebenso ist eine tägliche Hydrotherapie (1- bis 2-mal täglich Unterwasserlaufband oder Schwimmen) anzuraten. Zusätzlich kann z. B. eine Magnetfeldtherapie zur Anwendung kommen. Sobald die Hunde mit leichter Unterstützung steh- und gehfähig sind und selbstständig die Blase entleeren, können die Besitzer nach Instruktion zu Hause mit der Therapie weitermachen und zur regelmäßigen ambulanten Behandlung gehen. Das Programm der Besitzer beinhaltet:

  • tägliche Massage und passive Bewegung
  • aktive Bewegung, vor allem:
    • Gangschulung: wichtig ist sehr langsames Laufen, damit das Tier Zeit hat, die Beine richtig zu benutzen und abzustellen
    • Gleichgewichtsübungen auf unterschiedlichem Untergrund
    • mit dem Tierarzt und Therapeuten zusammengestelltes progressiv gesteigertes Kraft- und Ausdauertraining an Land, z. B. immer längere und schnellere Trabeinheiten/joggen

Zu Beginn sollten die Besitzer idealerweise mindestens 1-mal die Woche zur Kontrolle und zur Therapie, insbesondere zur Hydrotherapie, kommen. Häufigere Kontrollen sind empfehlenswert, falls die Übungen zu Hause ein Problem sind. Je nach Fortschritt wird der Therapieplan angepasst und die Therapieabstände können meist nach 1 - 2 Monaten vergrößert werden.

Spezielle Therapie bei immunmediierten Polyneuropathien

Erfolgreiche Behandlung von immunmediierten Polyneuropathien bei jungen Katzen durch humane Immunglobuline: Ein ausführlicher Überblick

Tierärztliche Praxis und Forschung haben in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte bei der Diagnose und Behandlung von immunmediierten Polyneuropathien (PN) bei jungen Katzen gemacht. Diese Erkrankung, die eine deutliche Parallele zur juvenilen chronisch inflammatorischen demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP) beim Menschen aufweist, führt bei betroffenen Tieren zu einer generalisierten Schwäche, Paraparesen und in schweren Fällen zu einer nicht gehfähigen Tetraparese. In der Humanmedizin hat sich die Behandlung von CIDP mit humanen intravenösen Immunglobulinen (IVIg) als erfolgreiche Therapieoption erwiesen. In der Veterinärmedizin hingegen ist diese Behandlungsmethode bei Katzen noch relativ neu und unerforscht. Die Behandlung bestand aus der intravenösen Verabreichung von humanen Immunglobulinen in einer Dosierung von 0,5 g/kg/Tag über einen Zeitraum von zwei bis vier aufeinanderfolgenden Tagen. Es wurden keine Nebenwirkungen beobachtet, und alle sechs Katzen zeigten innerhalb von zwei bis zehn Tagen nach der ersten Behandlung eine deutliche klinische Verbesserung.

Prognose

Die Prognose ist abhängig von der Ursache, dem Ausmaß der Nervenschädigung und dem Vorhandensein der Tiefenschmerzwahrnehmung. Der Ausfall des Tiefenschmerzes ist das schwerste neurologische Symptom, das nach einer Läsion des Rückenmarkes auftreten kann. Je länger dieser Ausfall anhält, desto unwahrscheinlicher ist die Erholung. Die Dauer des stationären Aufenthalts variiert von Tier zu Tier, abhängig von ihrem Wohlbefinden, Bedarf an intravenöser Schmerztherapie, Fähigkeit selbständig Urin abzusetzen. Dies ist sehr variabel. Normalerweise geschieht eine Erholung über mehrere Wochen. Manche Tiere erholen sich schneller, andere langsamer. Leider erholen sich kleiner teil der Tiere nicht. Für manche Tiere und deren Besitzer ist ein Rollstuhl eine Option. Ein limitierender Faktor kann die Blasenfunktion sein. Bei viele Tiere mit vollständiger Lähmung der Hintergliedmaßen muss die Blase manuell geleert werden, oder sie leeren ihre Blase autonom (wie bei einem Baby) wenn sie voll ist. Je nach Ursache kann die Prognose variieren:

  1. Infektiöse Ursachen: Bei Polyneuropathie, die durch eine Infektion verursacht wird, ist die Prognose oft günstig, wenn die Infektion früh erkannt und effektiv behandelt wird.
  2. Toxische Ursachen: Wenn die Polyneuropathie bei der Katze durch eine Toxineinwirkung entstanden ist, hängt die Prognose von der Schnelligkeit der Diagnose und der Entfernung der toxischen Substanz ab.
  3. Stoffwechselbedingte Ursachen: Polyneuropathie aufgrund von Stoffwechselerkrankungen erfordert eine langfristige Management und Kontrolle der Grunderkrankung.
  4. Ernährungsbedingte Ursachen: Die Prognose bei ernährungsbedingter Polyneuropathie ist in der Regel sehr gut, vorausgesetzt, dass die Nährstoffdefizite frühzeitig erkannt und behoben werden.
  5. Entzündliche und autoimmunbedingte Ursachen: Diese Formen der Polyneuropathie können eine Herausforderung darstellen und erfordern oft eine langfristige immunsuppressive Therapie.
  6. Idiopathische Polyneuropathie: Bei der idiopathischen Polyneuropathie, bei der keine klare Ursache gefunden werden kann, ist die Prognose unsicher.

Prävention

Für Tierbesitzer ist es wichtig, Risikofaktoren zu kennen und Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, besonders bei prädisponierten Rassen. In einem Katzenhaushalt sollten Fenster nur gekippt werden, wenn ein Schutzgitter angebracht ist.

Was tun bei Verdacht auf Lähmung?

Plötzliche Lähmungen bei Hunden und Katzen stellen einen medizinischen Notfall dar, der sofortiges tierärztliches Handeln erfordert. Im Prinzip gilt das aber auch für andere Lähmungen. Beruhigen Sie Ihr Tier. Manche Ursachen, wie eine Schädigung des Rückenmarkes können sehr schmerzhaft sein. Warten Sie nicht ab. Es liegt ein Notfall vor. Besteht der Verdacht einer Instabilität der Wirbelsäule nach einem Trauma, ist besondere Vorsicht geboten. Außerdem sollten Sie sie möglichst erschütterungsarm zum Tierarzt transportieren. Da das Tier wahrscheinlich unter Schock steht, sollten Sie es warm, ruhig und dunkel halten.

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