Spastische Lähmung vs. Schlaffe Lähmung: Ein umfassender Überblick

Eine Lähmung ist die Unfähigkeit, bestimmte Körperteile oder ganze Bereiche des Körpers zu bewegen. Sie ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Symptom, dessen Behandlung und Prognose von der zugrunde liegenden Ursache abhängen. Bei Lähmungserscheinungen ist es wichtig, die Ursache zu ermitteln und gegebenenfalls Rehabilitationsmaßnahmen einzuleiten.

Formen der Lähmung

Lähmungen können verschiedene Formen annehmen, abhängig davon, welche Körperteile betroffen sind:

  • Monoplegie: Vollständige Lähmung eines Arms, eines Beins oder eines Gliedmaßenabschnitts (z. B. der Hand).
  • Paraplegie: Vollständige Lähmung beider Beine.
  • Hemiplegie: Vollständige Lähmung einer Körperseite.
  • Tetraplegie: Vollständige Lähmung aller vier Gliedmaßen (Arme und Beine).

Zusätzlich zu dieser Einteilung wird zwischen schlaffen und spastischen Lähmungen unterschieden.

Der Unterschied zwischen spastischer und schlaffer Lähmung

Der Hauptunterschied zwischen spastischer und schlaffer Lähmung liegt in der Art der Muskelaktivität:

  • Schlaffe Lähmung: Die betroffenen Muskeln sind schlaff und kraftlos. Es liegt keine Aktivität im Muskel vor, da die Impulsübertragung durch den Nerv zwischen Rückenmark und Muskulatur geschädigt ist.
  • Spastische Lähmung: Die Muskeln sind spontan aktiv und haben einen erhöhten Spannungszustand (Muskeltonus). Der Muskel ist nicht mehr durch das zentrale Nervensystem kontrolliert.

Ursachen von Lähmungen

Die Ursachen von Lähmungen können je nach Ort der Schädigung in drei Gruppen eingeteilt werden:

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  1. Zentrale Lähmungen: Entstehen durch Schäden im Gehirn.
  2. Periphere Lähmungen: Entstehen durch Schäden an den außerhalb des Gehirns verlaufenden Nervenbahnen einschließlich der motorischen Endplatte.
  3. Muskuläre Lähmungen: Entstehen durch Erkrankungen der Muskeln selbst.

Zentrale Lähmungen

Bei einer zentralen Lähmung ist die erste motorische Nervenzelle in der Großhirnrinde oder ihre Leitung (Axon) zur zweiten motorischen Nervenzelle betroffen. Dies kann folgende Ursachen haben:

  • Unfallbedingte Querschnittlähmung oder Schädel-Hirn-Verletzung
  • Durchblutungsstörungen wie Schlaganfall
  • Hirntumoren oder Hirnentzündungen
  • Angeborene Hirnschäden wie infantile Zerebralparese

Periphere Lähmungen

Hier ist die zweite motorische Nervenzelle betroffen, entweder die Nervenzelle selbst im Rückenmark oder ihr Axon, die Nervenfaser, die zum Muskel läuft. Mögliche Ursachen sind:

  • Radialis Lähmung
  • Idiopathische Gesichtslähmung
  • Lähmungen durch Rückenmarktumoren oder Bandscheibenvorfälle
  • Autoimmunerkrankungen (Guillain-Barré-Syndrom)
  • Vergiftungen (Botulismus)
  • Polyneuropathie
  • Schädigung der Armnerven durch die Geburtszange

Spastische Lähmung im Detail

Was ist Spastik?

Spastik, auch bekannt als Spasmus oder Spastizität, ist eine krankhafte Erhöhung der Muskelspannung. Sie ist ein Symptom einer Schädigung des zentralen Nervensystems (ZNS), das Gehirn und Rückenmark umfasst. Die überaktive Muskulatur führt zu dauerhaften Fehlstellungen von Bewegungsabschnitten, was zu Bewegungseinschränkungen führt.

Ursachen der Spastik

Die Ursache einer Spastik ist eine Schädigung im zentralen Nervensystem (ZNS), also im Gehirn, Rückenmark oder deren Verbindungen. Bereiche im ZNS, die über Nervenbahnen mit der Skelettmuskulatur verbunden sind und unsere Bewegungen steuern, sind betroffen.

Die Schädigung des Gehirns oder des Rückenmarks kann verschiedene Ursachen haben:

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  • Schlaganfall
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Infantile Zerebralparese (frühkindliche Hirnschädigung)
  • Multiple Sklerose
  • Querschnittlähmung
  • Hirntumor
  • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
  • Entzündungen im Gehirn und Rückenmark

Formen der spastischen Lähmung

Spastik kann sich unterschiedlich präsentieren, abhängig davon, wo die Schädigung ist und wie groß sie ist. Je nachdem, wo die Schädigung im Gehirn auftritt, sind eine oder mehrere Körperregionen betroffen. Daraus ergibt sich folgende Einteilung der spastischen Lähmung:

  • Spastische Monoparese: Eine Extremität (Arm oder Bein) ist betroffen.
  • Spastische Paraparese: Beide Beine sind betroffen, die Armfunktion ist dabei normal.
  • Spastische Hemiparese: Eine Körperseite (Arm und Bein) ist betroffen. Die spastische Hemiparese kann sich arm- oder beinbetont zeigen.
  • Spastische Triparese: Es handelt sich um eine Kombination aus Hemi- und Paraparese. Hierbei sind ein Arm und beide Beine betroffen.
  • Spastische Diparese: Alle vier Extremitäten (Arme und Beine) sind betroffen. Dabei sind die Beine zumeist stärker betroffen als die Arme.
  • Beidseitige Hemiparese: Alle vier Extremitäten (Arme und Beine) sind betroffen. Die Arme sind zumeist stärker betroffen als die Beine.
  • Spastische Tetraparese: Hierbei handelt es sich um eine spastische Lähmung aller vier Extremitäten.

Diagnose der Spastik

Zur Diagnose einer Spastik untersucht der Arzt den Patienten zunächst körperlich. Zusätzlich wird er wahrscheinlich einige neurologische Tests durchführen und bildgebende Verfahren (z. B. CT, MRT) anwenden.

Wichtige diagnostische Elemente:

  • Körperliche Untersuchung: Beurteilung der Muskelspannung und Reflexe.
  • Neurologische Tests: Überprüfung der Nervenfunktion und Koordination.
  • Bildgebende Verfahren: CT oder MRT zur Darstellung von Schädigungen im Gehirn oder Rückenmark.
  • Ashworth-Skala: Eine gebräuchliche Methode zur Beurteilung der Spastizität von Muskeln.

Behandlung der spastischen Lähmung

Ziel der Therapie ist die Linderung der Beschwerden und die Verbesserung der Lebensqualität des Patienten. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze:

  • Physiotherapie: Krankengymnastik, Bewegungstraining, Hydrotherapie und therapeutisches Reiten.
  • Medikamentöse Therapie: Tabletten zur Linderung der Spastik (z. B. Baclofen, Tizanidin, Tolperison).
  • Botulinumtoxin-Injektionen: Injektion von Botulinumtoxin in den Muskel, um die Ausschüttung des Nerventransmitters Acetylcholin zu hemmen und den Muskel dadurch vorübergehend zu entspannen.
  • Chirurgische Eingriffe: In einigen Fällen können operative Eingriffe erforderlich sein, um Sehnen zu verlängern oder Nerven zu durchtrennen.

Schlaffe Lähmung im Detail

Was ist eine schlaffe Lähmung?

Eine schlaffe Lähmung, auch als denervierte Lähmung oder periphere Lähmung bezeichnet, ist gekennzeichnet durch schlaffe und kraftlose Muskeln. Dies ist auf eine Schädigung des Motornervs zwischen Rückenmark und Muskulatur zurückzuführen, wodurch die Impulsübertragung fehlt.

Ursachen der schlaffen Lähmung

Die Gründe für eine schlaffe Lähmung sind vielfältig und können toxisch-entzündliche oder mechanisch-traumatische Ursachen haben:

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  • Entzündungen im Bereich der Nerven oder des Rückenmarks
  • Tumore
  • Vergiftungen
  • Autoimmunerkrankungen
  • Gequetschte oder beschädigte Nerven

Behandlung der schlaffen Lähmung

Die Behandlungsmöglichkeiten bei einer schlaffen Lähmung richten sich nach Ausmaß und Ursache der Erkrankung:

  • Behandlung der Grunderkrankung: Bei Vergiftungen oder Entzündungen müssen diese behandelt werden.
  • Tumorentfernung: Wenn Tumore die Ursache sind, können umfassende Maßnahmen zur Beseitigung der Geschwulst erforderlich sein.
  • Operative Verfahren: Bei gequetschten oder beschädigten Nerven können operative Verfahren in Betracht gezogen werden, um die Funktionsfähigkeit zu verbessern.
  • Physiotherapie: Regelmäßige Physiotherapie kann einen Beitrag leisten, die vorhandene Beweglichkeit zu erhalten und den Rückgang der Muskulatur hinauszuzögern.

Auswirkungen der schlaffen Lähmung

Eine schlaffe Lähmung kann zu einer dauerhaften Beeinträchtigung bei Betroffenen führen, insbesondere wenn sie über einen Zeitraum von länger als sechs Monaten anhält und keine signifikante Verbesserung zu erwarten ist. In diesem Fall kann ein Antrag auf Anerkennung der Schwerbehinderteneigenschaft gestellt werden.

Querschnittlähmung und ihre Auswirkungen

Eine Querschnittslähmung ist die Folge einer Verletzung oder vollständigen Durchtrennung des Rückenmarks. Die sich unterhalb des verletzten Abschnitts befindlichen Gliedmaßen sind gelähmt.

Ursachen der Querschnittlähmung

Querschnittlähmungen können verschiedene Ursachen haben:

  • Traumatische Querschnittlähmung: Verletzungen der Wirbelsäule durch Unfälle oder Stürze.
  • Krankheitsbedingte Querschnittlähmung: Druck auf das Rückenmark oder direkte Schädigung im Rückenmark durch Tumoren, Durchblutungsstörungen, Entzündungen, Bandscheibenvorfälle, Infektionskrankheiten oder Autoimmunerkrankungen.
  • Angeborene Querschnittlähmung: Selten, wenn sich in der embryonalen Entwicklung das Neuralrohr nicht schließt und ein Wirbelspalt offenbleibt.

Formen der Querschnittlähmung

Je nachdem, auf welcher Höhe und wie schwer das Rückenmark beschädigt ist, ist das Querschnittsyndrom komplett oder inkomplett:

  • Komplette Querschnittlähmung: Unterhalb der letzten beiden Wirbelkörper (Kreuzbeinwirbel 4 und 5) sind sämtliche motorische und sensible Funktionen ausgefallen.
  • Inkomplette Querschnittlähmung: Einige Funktionen sind erhalten, z.B. Sensibilität oder willkürliche Bewegung des Schließmuskels.

Die wichtigsten Unterschiede der verschiedenen Querschnitt-Formen sind:

  • Tetraplegie: Das Rückenmark ist im Halsbereich verletzt. Arme, Beine und der gesamte Rumpf sind ganz oder zum Teil gelähmt, wobei auch die Atemmuskulatur betroffen sein kann.
  • Paraplegie: Das Rückenmark hat in Höhe der Lendenwirbelsäule Schaden erlitten. Beide Beine und Teile des Rumpfes sind gelähmt.

Diagnose der Querschnittlähmung

Bei der Diagnose einer akuten Querschnittlähmung ist der Zeitfaktor von zentraler Bedeutung. Eine Chance auf eine Rückbildung einer kompletten Querschnittlähmung besteht nur innerhalb der ersten 24 Stunden.

Wichtige diagnostische Maßnahmen:

  • Körperliche Untersuchung: Beurteilung der neurologischen Funktionen unterhalb der Verletzung.
  • Computertomogramm (CT): Darstellung von Knochenverletzungen.
  • Magnetresonanztomogramm (MRT): Darstellung von Weichteilverletzungen und Schädigungen des Rückenmarks.

Behandlung der Querschnittlähmung

Die Behandlung einer Querschnittlähmung umfasst verschiedene Aspekte:

  • Akutbehandlung: Stabilisierung des Patienten, Vermeidung von Komplikationen.
  • Operative Eingriffe: Entlastung des Rückenmarks bei instabilen Wirbelbrüchen.
  • Rehabilitation: Wiederherstellung von Funktionen, Erlernen von Kompensationsstrategien, Anpassung an das Leben mit der Lähmung.

Wichtige Elemente der Rehabilitation:

  • Physiotherapie: Stärkung der verbliebenen Muskulatur, Verbesserung der Beweglichkeit.
  • Ergotherapie: Erlernen von Alltagsaktivitäten.
  • Psychologische Betreuung: Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung.
  • Hilfsmittelversorgung: Rollstuhl, Orthesen, Katheter, etc.
  • Darm- und Blasenmanagement: Erlernen der Selbstkatheterisierung und anderer Techniken zur Kontrolle der Blasen- und Darmentleerung.

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