Sportler mit Parkinson: Informationen und Inspiration

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die oft mit motorischen Einschränkungen einhergeht. Doch immer mehr Betroffene entdecken den Sport als eine Möglichkeit, ihre Symptome zu lindern, ihre Lebensqualität zu verbessern und aktiv am Leben teilzunehmen. Dieser Artikel beleuchtet die positiven Auswirkungen von Sport auf Parkinson-Patienten, stellt verschiedene Sportarten vor, die sich besonders eignen, und gibt Einblicke in Initiativen und Netzwerke, die Sportler mit Parkinson unterstützen.

Die Diagnose Parkinson: Ein Schock, aber kein Hindernis

Für viele Menschen ist die Diagnose Parkinson zunächst ein Schock. So erging es auch Thorsten Boomhuis, dem ersten Vorsitzenden von PingPongParkinson Deutschland. Doch anstatt sich von der Krankheit entmutigen zu lassen, fand er im Tischtennis eine Möglichkeit, seine Symptome zu kontrollieren und seine Lebensqualität zu verbessern. Seine Erfahrung teilte er mit anderen Betroffenen und holte die Initiative „PingPongParkinson“ aus den USA nach Deutschland.

Auch Karsten Polle aus Kiel erhielt mit Mitte 40 die Diagnose Parkinson. Er versuchte, seinen Alltag normal weiterzuleben, und Sport wurde ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Durch einen Freund kam er zur Pingpong Parkinson Gruppe in Kiel, wo er zweimal pro Woche mit anderen Betroffenen trainiert.

Markus Pirzer spürte die ersten Anzeichen der Krankheit vor etwa fünf Jahren. Nach der Diagnose informierte er sich ausführlich über Parkinson und suchte nach Möglichkeiten, die Krankheit in Schach zu halten. Er fand im Sport sein Lebenselixier und seine persönliche Therapie.

Sport als Therapie: Bewegung gegen die Symptome

Sportliche Betätigung kann bei einer Parkinson-Erkrankung nicht nur motorische Fähigkeiten verbessern, sondern auch kognitive Einschränkungen positiv beeinflussen. Viele Studien belegen die positiven Auswirkungen von Sport auf Parkinson-Patienten.

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Professor Daniela Berg, Neurologin am UKSH in Kiel, erklärt, dass Tischtennis vor allem die reflektorischen Bewegungen anspricht, die bei Menschen mit Parkinson am besten funktionieren. Regelmäßiges Training kann auch andere Bewegungen verbessern und gegen nicht-motorische Symptome wie Verstopfung oder Depression helfen.

Priv.-Doz. Dr. med. Franz Marxreiter vom Passauer Wolf Bad Gögging bestätigt, dass viel Bewegung bei Morbus Parkinson hilft. Je aktiver man in jungen Jahren ist, desto größer ist das Fitnesspolster, von dem man später zehren kann. Sport löst außerdem Glücks- und Erfolgsgefühle aus.

Karenfort weist darauf hin, dass Sport die Wirkung von Medikamenten verbessern kann. Dann brauchen die Betroffenen weniger Medikamente und haben weniger Nebenwirkungen. Aber der Sport hilft auch auf einer weiteren Ebene: Der Austausch untereinander ist sehr wertvoll.

Geeignete Sportarten für Parkinson-Patienten

Es gibt eine Vielzahl von Sportarten, die sich für Parkinson-Patienten eignen. Wichtig ist, dass die Sportart Spaß macht und den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten angepasst ist.

Tischtennis

Tischtennis ist eine besonders beliebte Sportart für Parkinson-Patienten. Die schnellen Bewegungen, die Koordination und das Folgen des Balls fordern das Gehirn massiv heraus und trainieren die Motorik, das Gleichgewicht und die Beweglichkeit.

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Thorsten Boomhuis, erster Vorsitzender von PingPongParkinson Deutschland, machte die Erfahrung, dass praktizierter Tischtennissport die Symptome von Parkinson ausbremsen kann. Er holte in 2019 die Initiative „PingPongParkinson“ (PPP) aus den USA nach Deutschland.

Nenad Bach gründete 2017 in New York PingPongParkinson USA. Durch Tischtennis hätten sich seine Parkinson-Symptome so stark gebessert, dass er sogar wieder Gitarre spielen konnte.

Tennis

Auch Tennis erfreut sich bei Parkinson-Patienten großer Beliebtheit. Günter Jamin, selbst an Parkinson erkrankt, initiierte zusammen mit dem Tennisclub Rot-Weiß Düsseldorf eine Parkinson-Trainingsgruppe.

Professor erklärt: „Sportliche Betätigung kann bei einer Parkinson-Erkrankung nicht nur motorische Fähigkeiten verbessern, sondern auch kognitive Einschränkungen positiv beeinflussen. Daher freue ich mich besonders, dass ich die Schirmherrschaft der Parkinson-Trainingsgruppe ‚Tennis contra Parkinson!‘ des Tennisclubs Rot-Weiß Düsseldorf übernehmen konnte.“

Radfahren

Radfahren ist eine weitere Sportart, die sich gut für Parkinson-Patienten eignet. Markus Pirzer nimmt trotz seiner Erkrankung jährlich am 24-Stunden-Radrennen in Kelheim teil.

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Weitere Sportarten

Neben Tischtennis, Tennis und Radfahren gibt es noch viele weitere Sportarten, die für Parkinson-Patienten geeignet sind, wie zum Beispiel:

  • Nordic Walking
  • Schwimmen
  • Tanzen
  • Yoga
  • Tai Chi
  • Fechten

Richard Sage, ein Parkinson-Befürworter und Patientenberater, ist ein begeisterter Sportler und Fechter. Er wurde vor die Wahl gestellt: aufgeben und sich zurückziehen oder akzeptieren, dass sein Niveau sinkt, dass er Kämpfe verliert, die er früher gewonnen hat, aber weiter trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen kann. Er entschied sich für Letzteres und betreibt weiterhin Sportarten wie Squash, Radfahren und Schwimmen.

Initiativen und Netzwerke für Sportler mit Parkinson

Es gibt eine Vielzahl von Initiativen und Netzwerken, die Sportler mit Parkinson unterstützen. Diese bieten nicht nur die Möglichkeit, gemeinsam Sport zu treiben, sondern auch sich auszutauschen und gegenseitig zu motivieren.

PingPongParkinson

PingPongParkinson ist eine internationale Bewegung, die 2017 von Nenad Bach in New York gegründet wurde. Ziel ist es, Parkinson-Patienten durch Tischtennis zu helfen, ihre Symptome zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern.

In Deutschland wurde PingPongParkinson 2019 von Thorsten Boomhuis ins Leben gerufen. Der Verein umfasst heute mehr als 1.900 Mitglieder und kooperiert bundesweit mit 220 Sportvereinen.

Parkinson-Netzwerke

Auch das Parkinson-Netzwerk Grafschaft Bentheim wurde von Thorsten Boomhuis ins Leben gerufen, das Betroffene mit Ärzten, Apotheken, Therapeuten, Selbsthilfegruppen und anderen Einrichtungen zusammenbringt.

Selbsthilfegruppen

Über die Jahre wuchs auch das Bedürfnis nach Austausch und Angeboten zur Selbsthilfe. Hierfür sorgt inzwischen der Parkinson-Verbund. Er unterstützt die Gründung von Selbsthilfegruppen, leistet Aufklärungsarbeit zur Parkinson-Symptomatik und fängt Betroffene nach Erhalt ihrer Diagnose mit Informationen zu Hilfsangeboten auf.

Yuvedo-Stiftung

Die Yuvedo-Stiftung hat einen Forderungskatalog erstellt, was getan werden müsste, um die Situation zu verbessern. Das ganzheitliche Programm richtet sich auch an die Politik und an Investoren.

Mut machen und inspirieren

Viele Sportler mit Parkinson gehen offen mit ihrer Erkrankung um und möchten andere Betroffene motivieren und inspirieren. Markus Pirzer etwa trägt bei seinen sportlichen Aktivitäten ein Trikot mit dem Schriftzug »Strong 4 Parkinson«, um auf die Krankheit aufmerksam zu machen und anderen Mut zu spenden.

Anke Leidenberger vom mittelfränkischen SC Dietersheim sagt: "Parkinson ist nicht das Ende. Es wird anders. Aufgeben ist keine Option."

Günter Jamin ist vor allem begeistert, wie ernst das Training alle nehmen: „Am Anfang dachten wir, schauen wir mal ob es klappt, aber fast alle sind bei der Stange geblieben und wir sind total glücklich, wie gut die Gruppe angenommen wird.

Karsten Polle versucht, den Alltag normal zu leben, wie vor der Krankheit. Er schiebt Dinge nicht mehr so lange auf wie vorher. Zeit mit Freunden sei ihm wichtig und Zeit mit seiner Frau. Und auch der Blick auf den eigenen Körper. Sport ist jetzt ein wichtiger Bestandteil seines Alltags.

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