Ständige Angst vor Herzinfarkt und Schlaganfall: Ursachen und Bewältigungsstrategien

Jeder Mensch sorgt sich um seine Gesundheit, was grundsätzlich positiv ist, da es zu einem gesünderen Lebensstil motiviert. Gesundheitsfürsorge und Krankheitsvorsorge sind essenziell für unser Überleben. Doch was passiert, wenn die Sorge in ständige Angst umschlägt? Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für die ständige Angst vor Herzinfarkt und Schlaganfall, auch bekannt als Herzphobie oder Kardiophobie, und zeigt Wege zur Bewältigung auf.

Einführung in die Angst vor Herzinfarkt und Schlaganfall

Die Angst vor schweren Erkrankungen, insbesondere Herzinfarkt und Schlaganfall, ist weit verbreitet. Solche Ängste können vorübergehend auftreten oder chronisch werden und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Spezialisten in den Schön Kliniken behandeln seit vielen Jahren erfolgreich Angst- und Zwangserkrankungen, zu denen auch die Hypochondrie gehört. Gesundheitsängste, auch Hypochondrie genannt, sind durch die Furcht gekennzeichnet, an einer schweren körperlichen Erkrankung zu leiden. Dabei werden oft Erkrankungen gefürchtet, die langes Leiden und den Tod bedeuten könnten.

Ursachen der Angst vor Herzinfarkt und Schlaganfall

Die Ursachen für die Entwicklung einer solchen Angst sind vielfältig und oft komplex.

Kindheitserfahrungen und Erziehungsstil

In der Kindheit und Jugend gemachte Erfahrungen können einen gesunden Umgang mit Körperbeschwerden erschweren oder gar unmöglich machen. Solche Ereignisse sind oft hoch emotional und thematisieren Krankheiten und Körpersymptome. Dazu gehören:

  • Ein angstfördernder Erziehungsstil: Werden Körperbeschwerden dramatisiert, auch wenn sie harmlos sind, lernt das Kind, dass Körpersymptome immer etwas Schlimmes und potenziell Lebensbedrohliches sind.
  • Eine eigene schwere Erkrankung in der Kindheit und Jugend: Hier wird verinnerlicht, dass Krankheit Trennung von zu Hause bedeuten kann und mit unangenehmen Gefühlen wie Ängsten und Traurigkeit verbunden ist.
  • Die schwere Erkrankung eines Familienmitglieds: Wenn die Erkrankung eines Familienmitglieds zum zentralen Thema wird, kann das Kind daraus schließen, dass Krankheit immer etwas Schreckliches und Bedrohliches ist.

Diese Erfahrungen können zu Leitsätzen führen wie: „Krankheit ist immer (lebens-)bedrohlich“ oder „Gesundheit ist hundertprozentiges Freisein von Körperbeschwerden“.

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Auslösende Ereignisse im Erwachsenenalter

Im Erwachsenenalter können emotional belastende Ereignisse, wie Todesfälle im Familien- oder Freundeskreis, die Ängste auslösen.

Psychische Vorerkrankungen

In Zusammenhang mit Krankheitsängsten treten bei vielen Betroffenen weitere psychische Störungen auf. Bis zu 40 Prozent haben Depressionen, die primär oder als Folgeerkrankung entstehen können. Bis zu 20 Prozent leiden unter sogenannten somatoformen Störungen, also körperlichen Beschwerden ohne organische Ursache.

Stress als Risikofaktor

Psychischer Stress wird oft als harmlose Alltagserscheinung abgetan, ist aber einer der größten vermeidbaren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Belastender Stress führt zu einem Anstieg des Blutdrucks. Stress ist eine Anpassungsreaktion des Körpers auf belastende Umweltreize. Bei Druck mobilisiert der Stress Energie und bringt das Nervensystem auf Hochtouren: Die Aufmerksamkeit wird geschärft, das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, und es werden Insulin sowie andere Hormone ausgeschüttet.

Bleibt die Entspannung aus, entsteht Dauerstress. Der Blutdruck ist dann dauerhaft zu hoch, die anhaltend veränderte Blutgerinnung begünstigt Verengungen und Verstopfungen der Blutgefäße, und das ständig ausgeschüttete Insulin kann zu Diabetes führen. Oft kommt es zu Schlafstörungen. Hinzu kommt, dass Menschen bei Dauerstress oft gesundheitsschädliche Verhaltensweisen annehmen, beispielsweise Rauchen, Frustessen oder zu viel Alkohol. Unter Stress vernachlässigen einige Menschen auch Arztbesuche und haben Mühe, notwendige Medikamente regelmäßig einzunehmen.

Symptome und Auswirkungen der Angst vor Herzinfarkt und Schlaganfall

Menschen mit Herzangst sind davon überzeugt, eine schwerwiegende Herzkrankheit zu haben oder bald einen Herztod zu erleiden. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich ständig auf das Herz - sie sind in ständiger Alarmbereitschaft. Bemerken sie etwas Auffälliges, wie Druck auf der Brust oder Unregelmäßigkeiten beim Herzschlag, kommt es zu Stress, Erregung oder sogar zu Panikattacken.

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Körperliche Symptome

Die akute Angst vor einer Herzerkrankung setzt den Körper in Alarmbereitschaft. Es kann zu Atemnot, Schwindel, Zittern oder Schwitzen kommen - und auch zu Beschwerden, die für eine Krankheit des Herzens typisch sind.

Verhaltensmuster

Die hypochondrischen Ängste führen zu einem Krankheitsverhalten mit körperlicher Schonung, weiteren Arztbesuchen und Untersuchungen. Selbstständige Recherchen im Internet können die Ängste weiter verstärken. Auch ständige Selbstuntersuchungen (Checking-Verhalten) sowie das Rückversichern bei Familienmitgliedern und Freunden wirken zwar kurzfristig beruhigend, langfristig aber verstärkend auf die Ängste.

Problematisch wird es, wenn ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten den Alltag beeinträchtigt. Manchmal grenzen Menschen mit Herzangst ihren persönlichen Aktionsradius auf Orte ein, an denen eine schnelle ärztliche Versorgung gewährleistet ist. Bestimmte Ausflüge, Urlaube und Ähnliches werden unmöglich. Oder Anstrengungen wie Treppensteigen werden vermieden, so dass manche Besuche ausgeschlossen sind. Bei schwerer Herzangst kommt es manchmal zu massiven Einschränkungen, die auch die Familie und den Freundeskreis betreffen. Dadurch besteht die Gefahr sozialer Isolation und weiterer psychischer Erkrankungen wie Sucht oder Depression.

Der Teufelskreis der Angst

Erwartungsangst und Vermeidungsverhalten sind der Grund, warum Betroffene ihren Alltag nicht mehr unbeschwert bewältigen können. Viele Menschen glauben sogar liegen zu müssen, aus Angst, ihr Herz zu belasten. Meistens geht die Herzphobie auch mit der Angst vor dem Alleinsein einher, weil Betroffene befürchten, nicht gefunden zu werden oder selbst keine Hilfe holen zu können. Oftmals funktionieren die Menschen, die Angst vor einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall haben für das Nötigste, von allem anderen isolieren sie sich.

Diagnose der Angst vor Herzinfarkt und Schlaganfall

Für die Diagnose ist richtungweisend, dass die Betroffenen im Allgemeinen eine Vielzahl von Arztbesuchen hinter sich haben und organisch abgeklärt sind. Dabei hat sich kein klarer, weiterführender Befund für die Beschwerden und Ängste ergeben. Bei der Hypochondrie steht die Angst bzw. die Überzeugung im Vordergrund, unter einer unerkannten schweren körperlichen Erkrankung zu leiden.

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Medizinische Untersuchungen

Wichtig ist, dass organische Ursachen sicher ausgeschlossen werden können. Dazu wird in einer kardiologischen oder internistischen Praxis zum Beispiel ein Ruhe- und Belastungs-EKG oder eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) durchgeführt.

Psychologische Bewertung

Herzangst kann diagnostiziert werden, wenn sich für die herzbezogenen Symptome keine körperliche Ursache feststellen lässt und eine typische Dynamik vorliegt. Der Kardiologe oder die Kardiologin stellt damit eine Ausschlussdiagnose: Eine organische Herzerkrankung besteht nicht - aber es besteht eine sogenannte somatoforme Erkrankung. Um Betroffenen zu helfen, sind dann keine Herzspezialisten und -spezialistinnen zuständig, sondern auf somatoforme Störungen spezialisierte Ärzte und Ärztinnen oder Psychotherapeuten und -therapeutinnen. Die klinische Diagnose kann dabei durch spezifische Fragebögen untermauert werden.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung der Angst vor Herzinfarkt und Schlaganfall ist vielfältig und zielt darauf ab, die Angst zu reduzieren, die Lebensqualität zu verbessern und den Teufelskreis der Angst zu durchbrechen.

Psychotherapie

Um die grundlegenden Probleme zu behandeln, sollten sich Betroffene Unterstützung von Psychotherapeut:innen holen. Auf diese Weise können sie verstehen lernen, dass die Symptome zwar da sind, aber von ihnen keine Gefahr ausgeht, da sie nicht körperlich sind. Oft ist eine kognitive Verhaltenstherapie mit bewegungstherapeutischen Inhalten hilfreich. Ziel ist, das Vertrauen ins eigene Herz zurückzugewinnen.

Entspannungstechniken

Die Vermittlung von Entspannungsmethoden wie progressive Muskelentspannung oder MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction) kann sich positiv auf Symptome wie Herzrasen auswirken. Sobald der Patient das Gefühl hat, der Puls steigt oder es kommt zu unregelmäßigen Herzschlägen, können die neu erlernten Techniken angewendet werden.

Sport und Bewegung

Körperliche Belastung und Fitness-Training sind als Unterstützung hilfreich, um wieder Zutrauen zum eigenen Körper aufzubauen und Stress zu reduzieren. Schonung und Bewegungslosigkeit sind die wahre Gefahr fürs Herz: Dauerhafte körperliche Passivität erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich. Deshalb ist ein bewegter Alltag mit leichten Sporteinheiten wie Radfahren, Walking oder Schwimmen lebenswichtig. Sport stärkt die Vitalität und das Vertrauen in den eigenen Körper. Studien zufolge wirkt Bewegung wie ein natürlicher Betablocker, reduziert Stress und Ängste, sorgt für mehr seelische Stabilität.

Medikamentöse Behandlung

Zwar gibt es Medikamente, die beruhigend wirken und Stress-Gefühle mindern. Allerdings sollten solche Arzneimittel immer nur unter kritischer Kontrolle eines Arztes eingenommen und nicht einfach im Internet bestellt werden. Bestes Beispiel sind verschreibungspflichtige Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine, die für eine langfristige Stress-Bewältigung oft völlig ungeeignet sind, da sie schon nach wenigen Wochen zur Abhängigkeit führen können. Antidepressiva kommen nur selten in Frage, wenn eine Depression zugrunde liegt. Betablocker können kurzfristig die psychosomatische Stressreaktion mildern. Eine Behandlung damit darf allerdings nicht als "Therapie fürs Herz" missverstanden werden. Aufgrund der Nebenwirkungen sind sie aber nicht auf Dauer geeignet, ebenso wenig wie Beruhigungsmittel (Tranquilizer).

Stressmanagement

Es gibt verschiedene Strategien, um Stress abzubauen. Versuchen Sie, die Situation einmal ganz bewusst von oben bzw. von außen zu betrachten. So schaffen Sie emotionale Distanz und werden schnell zu dem Ergebnis kommen, dass der Stau ein Tatbestand ist, den Sie nicht beeinflussen können. Wenn Sie sich aufregen, wird die Situation für Sie nur schlimmer. Bereits eine halbe Stunde Nordic Walking, Schwimmen oder Joggen kann Ihr Stress-Level enorm senken. Nehmen Sie sich Zeit dafür - auch wenn es nur ein möglichst flotter Abendspaziergang um die vier Ecken ist. Wichtiger Tipp: Nicht abends direkt vor dem Schlafengehen trainieren, sondern tagsüber.

Versuchen Sie, Konfliktsituationen aufzulösen. Versuchen Sie zu verdeutlichen, dass Sie ein wohlwollendes Miteinander anstreben und geben Sie Ihrem Gegenüber auch genügend Raum für Argumente. Natürlich lassen sich so nicht alle Probleme aus der Welt schaffen. Bei großen Belastungen können Partner- oder Familientherapien helfen, bei beruflichen Problemen entsprechende Beratungsstellen.

Ob Yoga, progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder autogenes Training - Entspannungstechniken sind ein hervorragendes Mittel gegen Stress. Was am besten hilft? Das erfahren Sie nur durch Ausprobieren. Manche Menschen entspannen beispielsweise am besten allein und in völliger Ruhe. Andere fühlen sich in einer Gruppe am wohlsten.

Ein Hobby kann wahre Wunder bewirken. Sie treffen sich liebend gerne mit Freunden, singen im Chor oder spielen Handball? Prima! So lassen sich angespannte Büro-Situationen effektiv in den Hintergrund rücken - und Sie schaffen Platz für positive Energie. Nach einem stressigen Tag wirken Couch und Fernseher natürlich verlockend. Allerdings sind wir beim Fernsehen passiv, was uns bei Stress-Abbau nicht weiterhilft. Suchen Sie sich lieber schöne Alternativen wie ein gemeinsames Abendessen mit der Familie. Wenn Ihnen der TV-Verzicht schwerfällt, dann könnte Ihnen ein Fernsehplan helfen.

Ernährung und Lebensstil

Wer viel Stress hat, achtet häufig nicht ausreichend auf einen gesunden Ernährungsstil. Oft vernachlässigen wir nicht nur die Auswahl hochwertiger Lebensmittel, wir essen auch zu viel und trinken vermehrt Alkohol. Kommt ein Bewegungsmangel hinzu, ist Übergewicht die typische Folge - was häufig Stress-Gefühle verstärkt.

Wissen aneignen

Sich Wissen anzueignen, kann helfen: Was passiert eigentlich mit meinem Herzen, wenn es flimmert? Was braucht mein Herz und wie funktioniert es? Mit diesem Wissen kann man verstehen, was im Körper beim Flimmern passiert. So wie es bei Flugangst helfen kann, sich über Unfallstatistiken und Sicherheitstechnik zu informieren, kann es bei Herzangst sinnvoll sein, sich Wissen anzueignen. Menschen mit Herzproblemen wie Vorhofflimmern können lernen, was im Herzen passiert, wenn es flimmert. Und andere Betroffene ohne Herzerkrankung können sich zum Beispiel darüber informieren, dass es normal ist, dass die Herzfrequenz beim Treppensteigen zunimmt und dass an solchen normalen körperlichen Reaktionen niemand stirbt.

Leben mit der Angst vor Herzinfarkt und Schlaganfall

Der Verlauf ist individuell sehr unterschiedlich und abhängig vom Zeitpunkt der Interventionen. Zudem spielen psychosoziale Begleitumstände, wie weitere psychische oder psychosomatisch Erkrankungen eine Rolle. Auch die Unterstützung des sozialen Umfeldes ist ausschlaggebend. Je eher die Therapie erfolgt, desto höher ist die Chance auf eine vollständige Heilung der Herzneurose. Es kann aber auch sein, dass die Therapie mehrere Jahre dauert.

Positive Aspekte von Angst

Pathologische Ängste können durchaus positiv sein: Die Anzeichen eines Myokardinfarkts nehmen Patienten mit Angststörung oftmals eher wahr und suchen bis zu zwei Stunden früher einen Arzt auf. Angst schützt den Menschen vor Gefahren. Ein Team des Helmholtz Zentrums München und der Technischen Universität München (TUM) hat herausgefunden, dass das sogar für eine krankhaft verstärkte Angst gilt. Patientinnen, die allgemein unter starken Ängsten leiden, nehmen Symptome eines Herzinfarkts früher ernst und lassen sich schneller behandeln.

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