Stent-Implantation im Gehirn: Verfahren, Risiken und Alternativen

Ein Schlaganfall kann verheerende Folgen haben, und die Wiederherstellung der Durchblutung des Gehirns ist entscheidend, um bleibende Schäden zu minimieren. Eine der Methoden, die zur Behandlung von verengten Blutgefäßen im Gehirn eingesetzt wird, ist die Stent-Implantation. Dabei wird eine Gefäßstütze (Stent) in das betroffene Gefäß eingesetzt, um es offen zu halten. Dieser Artikel beleuchtet das Verfahren der Stent-Implantation im Gehirn, die damit verbundenen Risiken und die verfügbaren Alternativen.

Was ist ein Stent und wie funktioniert die Stent-Implantation im Gehirn?

Ein Stent ist ein kleines, röhrenförmiges Implantat, das in ein Blutgefäß eingesetzt wird, um es offen zu halten und eine Verengung (Stenose) zu verhindern. Bei der Stent-Implantation im Gehirn, auch perkutane transluminale Angioplastie mit Stenteinlage (PTAS) genannt, wird ein Stent in ein verengtes oder verschlossenes Blutgefäß im Gehirn eingesetzt, um die Durchblutung wiederherzustellen.

Das Verfahren wird in der Regel minimalinvasiv unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Über einen Katheter, der in die Leistenarterie eingeführt wird, wird der Stent mithilfe von Führungsdrähten und Steuerungsinstrumenten bis zur verengten Stelle im Gehirn vorgeschoben. Dort wird der Stent freigesetzt und bei Bedarf mit einem Ballonkatheter aufgedehnt, um ihn an die Gefäßwand anzupassen. In manchen Fällen kann ein Schutzfiltersystem verwendet werden, um das Risiko eines Schlaganfalls durch Ablösung von Kalk oder Gerinnselteilchen zu minimieren.

Nach der Stent-Implantation wird die Punktionsstelle in der Leistenarterie verschlossen, und der Patient muss in der Regel 12 Stunden Bettruhe einhalten. Um die Bildung von Blutgerinnseln am Stent zu verhindern, wird in den ersten Stunden eine Blutgerinnungshemmung mit Heparin durchgeführt. Der Stent wächst schnell in die Gefäßwand ein und hält das Gefäß offen. Da er nicht magnetisch ist, sind MRT-Untersuchungen weiterhin möglich.

Risiken der Stent-Implantation im Gehirn

Obwohl die Stent-Implantation ein Routineeingriff ist, birgt sie auch Risiken. Studien haben gezeigt, dass das Risiko für erneute Schlaganfälle höher sein kann, wenn Patienten nach der Aufweitung ihrer Blutgefäße im Gehirn nicht nur gerinnungshemmende Medikamente erhalten, sondern zusätzlich Stents eingesetzt werden.

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Eine maßgebliche Studie, die SAMMPRIS-Studie, ergab, dass Patienten, die einen intrakraniellen Stent erhielten, häufiger einen erneuten Schlaganfall erlitten als Patienten, die lediglich Medikamente zur Blutverdünnung einnahmen. In der PTAS-Gruppe erlitten 26,3 % der Teilnehmer einen Schlaganfall, verglichen mit 18,5 % in der Medikamentengruppe. Insbesondere handelte es sich bei den häufigeren Schlaganfällen in der Stent-Gruppe um hämorrhagische Schlaganfälle, die durch Blutungen verursacht wurden und oft in zeitlicher Nähe zum Eingriff auftraten.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Interpretation der SAMMPRIS-Ergebnisse durch die Tatsache erschwert wurde, dass die Medikamente nicht immer gemäß den deutschen Fachinformationen eingesetzt wurden. In beiden Gruppen erhielten die Patienten eine Kombination aus Acetylsalicylsäure (ASS) und Clopidogrel (duale Plättchenhemmung), die in Deutschland bei Schlaganfall nicht zugelassen ist, da sie bekanntermaßen das Blutungsrisiko erhöht. Es ist möglich, dass es eine Wechselwirkung zwischen den Medikamenten und dem Einsetzen der Stents gibt, die insbesondere das Auftreten von Blutungen beeinflussen könnte.

Alternativen zur Stent-Implantation im Gehirn

Neben der Stent-Implantation gibt es auch andere Behandlungsmöglichkeiten für verengte Blutgefäße im Gehirn. Dazu gehören:

  • Medikamentöse Behandlung: Die rein medikamentöse Behandlung mit Mitteln zur Blutverdünnung ist eine wichtige Alternative zur Stent-Implantation. Studien haben gezeigt, dass sie in bestimmten Fällen genauso wirksam sein kann wie die Stent-Implantation, ohne die zusätzlichen Risiken.
  • Ballondilatation (PTA): Bei der Ballondilatation wird ein Ballonkatheter in das verengte Gefäß eingeführt und aufgedehnt, um die Verengung zu beseitigen. Im Gegensatz zur PTAS wird bei der PTA kein Stent eingesetzt. Die PTA wird jedoch in der Regel in Kombination mit Medikamenten zur Blutverdünnung eingesetzt.
  • Kombinationstherapie aus Thrombektomie und offener Operation: An der Uniklinik RWTH Aachen wurde ein neues Verfahren entwickelt, das die mechanische Entfernung von Blutgerinnseln im Gehirn mithilfe eines Katheters (Thrombektomie) mit der chirurgischen, offenen Operation an der verengten Halsschlagader kombiniert. Dieses Verfahren ermöglicht es, auf die Stent-Implantation und die damit verbundene gerinnungshemmende Medikation zu verzichten, wodurch das Risiko von Hirnblutungen reduziert werden kann.

Wann ist eine Stent-Implantation im Gehirn gerechtfertigt?

Die Entscheidung für oder gegen eine Stent-Implantation im Gehirn sollte immer individuell getroffen werden, unter Berücksichtigung der spezifischen Situation des Patienten, des Schweregrads der Stenose, des Risikos für Komplikationen und der verfügbaren Alternativen.

Einige Experten sind der Ansicht, dass eine Stent-Implantation bei Patienten mit hämodynamisch relevanten Stenosen gerechtfertigt sein kann, die sich gegenüber der medikamentösen Behandlung als therapieresistent erweisen. Das bedeutet, dass es trotz der antithrombotischen Therapie zu weiteren TIAs oder einem erneuten ischämischen Schlaganfall kommt. Auch der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) sieht vor allem eine Indikation zur Stentimplantation bei Patientinnen und Patienten mit einer intrakraniellen Stenose mit einem Stenosegrad von mindestens 70 %, die nach einem stenosebedingten Infarkt trotz nachfolgender intensiver medikamentöser Therapie mindestens einen weiteren Infarkt erlitten haben.

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Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Datenlage gegen eine unselektive Anwendung dieser Behandlungsmethode spricht. Studien haben gezeigt, dass Patienten mit stabilen neurologischen Zustand und Stenosen ohne hämodynamische Relevanz nicht von einer Stent-Implantation profitieren.

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