Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einem fortschreitenden Verlust kognitiver Funktionen wie Gedächtnis, Denkvermögen, Sprache und Orientierung einhergehen. Die subkortikale Demenz stellt eine spezielle Form dar, bei der vor allem die tieferen Hirnstrukturen unterhalb der Großhirnrinde betroffen sind.
Was ist subkortikale Demenz?
Die subkortikale Demenz ist eine Form der Demenz, bei der die Schädigung vorwiegend die subkortikalen Hirnbereiche betrifft. Diese Bereiche umfassen Strukturen wie die Basalganglien, den Thalamus und die weiße Substanz. Im Gegensatz zur kortikalen Demenz, bei der die Hirnrinde (der äußere Teil des Gehirns) betroffen ist, manifestieren sich bei der subkortikalen Demenz die Symptome oft anders.
Eine alternative Klassifizierung der Demenzerkrankungen richtet sich nach den Lokalisationen der Veränderung im Gehirn. Man teilt sie in kortikale und subkortikale Demenz ein. Die kortikale Demenz beinhaltet die Formen der Demenz, bei der die Veränderung innerhalb der Hirnrinde stattfindet. Beispiel hierfür sind Alzheimer und Frontotemporale Demenz. Die subkortikale Demenz beinhaltet Formen der Demenz, bei denen tiefere Schichten des Gehirns, die unterhalb der Hirnrinde liegen, betroffen sind. Beispiel hierfür ist zum Beispiel die vaskuläre Demenz. Die Einteilung und klare Abgrenzung in kortikale und subkortikale Demenz ist oft schwierig bis gar nicht möglich, da sich eine Demenz, wie zum Beispiel die Lewy-Körper-Demenz, auch als Mischform manifestieren kann.
Ursachen der subkortikalen Demenz
Es gibt verschiedene Ursachen für die Entstehung einer subkortikalen Demenz. Dazu gehören:
Vaskuläre Demenz: Diese Form der Demenz wird durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht, beispielsweise durch Schlaganfälle oder chronische Minderdurchblutung. Die vaskuläre Demenz ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Ursache für Demenz. Etwa zehn bis zwanzig Prozent aller Demenz-Patienten und Patientinnen haben eine rein vaskuläre Form, weitere zwanzig Prozent leiden unter einer Mischform aus Alzheimer-Demenz und vaskulärer Demenz. Bei dieser Form der Demenz liegt eine Durchblutungsstörung vor, die das Hirngewebe nachhaltig schädigt. Anders als bei neurodegenerativen Demenzformen gehen die Nervenzellen nicht eigenständig zurück, sondern werden aufgrund unzureichender Durchblutung nicht mehr ausreichend versorgt. Die Durchblutungsstörungen können zum Beispiel durch einen Schlaganfall oder unbehandelten Bluthochdruck aufkommen. Das genaue Erscheinungsbild der Erkrankung hängt davon ab, in welchem Bereich des Gehirns die Durchblutungsstörung auftritt und wie stark sie ausgeprägt ist. Im Vergleich zu den neurodegenerativen Demenzformen treten die Veränderungen der vaskulären Demenz schubweise und oft plötzlich auf. Die Symptome ähneln denen der Alzheimer-Demenz, werden jedoch oft früher im Krankheitsverlauf festgestellt.
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Morbus Parkinson: Bei einigen Parkinson-Patienten entwickelt sich im Verlauf der Erkrankung eine Demenz. Diese Parkinson-Demenz ist durch Schädigungen in den subkortikalen Bereichen des Gehirns gekennzeichnet. Demenz kann auch im Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit auftauchen. Diese Form wird auch Parkinson-Demenz genannt. Da die Symptome von Parkinson und Demenz nach außen hin oft ähnlich sind, wird es häufig erst spät erkannt. Zwischen 30 und 40 % der Parkinson-Erkrankten sind von der Kombination betroffen.
Huntington-Krankheit: Diese genetisch bedingte Erkrankung führt zu einem fortschreitenden Abbau von Nervenzellen in bestimmten Hirnbereichen, insbesondere den Basalganglien. Die Huntington-Krankheit manifestiert sich durch Persönlichkeitsveränderungen und Hyperkinesien, das sind übermäßige, unkontrollierte Bewegungen.
Andere seltene Ursachen: In seltenen Fällen können auch andere Erkrankungen wie die progressive supranukleäre Blickparese oder bestimmte Stoffwechselstörungen eine subkortikale Demenz verursachen.
Symptome der subkortikalen Demenz
Die Symptome der subkortikalen Demenz können vielfältig sein und variieren je nach Ursache und betroffenem Hirnbereich. Häufige Symptome sind:
- Verlangsamung der Denkprozesse: Betroffene haben Schwierigkeiten, schnell zu denken, Informationen zu verarbeiten und Entscheidungen zu treffen.
- Aufmerksamkeitsstörungen: Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit sind reduziert.
- Exekutive Funktionsstörungen: Schwierigkeiten bei der Planung, Organisation und Durchführung von Aufgaben.
- Persönlichkeitsveränderungen: Apathie, Antriebslosigkeit, Reizbarkeit oder Depressionen können auftreten.
- Motorische Störungen: Zittern, Steifigkeit, langsame Bewegungen oder Gleichgewichtsprobleme können auftreten, insbesondere bei Parkinson-Demenz oder Huntington-Krankheit.
- Gedächtnisstörungen: Im Vergleich zur Alzheimer-Demenz stehen Gedächtnisstörungen oft weniger im Vordergrund, können aber dennoch vorhanden sein.
- Sprachprobleme: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden oder komplexe Sätze zu verstehen.
Diagnose der subkortikalen Demenz
Die Diagnose einer subkortikalen Demenz erfordert eine umfassende Untersuchung durch einen erfahrenen Arzt, idealerweise einen Neurologen oder Geriater. Dazu gehören:
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- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Beschwerden. Kirstin Puchner sammelt seit 1986 Erfahrungen als pflegende Angehörige. Als sie sich zeitgleich um zwei Familienangehörige kümmerte, gab sie ihren Beruf 2014 für die Pflege auf. Heute pflegt Kirstin ihren Ehemann. Was mit unpassenden Worten anfing, wurde Jahre später über einige Umwege als vaskuläre Demenz diagnostiziert. Seit 2018 wissen Kirstin und ihr Mann, dass er an vaskulärer Demenz leidet - einer Demenzform, die meist ausgelöst wird durch kleine Durchblutungsstörungen im Gehirn. Als er die Diagnose erhält, ist Kirstins Mann 61 Jahre alt. Angefangen hat es eigentlich damit, dass mein Mann unpassende Worte beim Sprechen benutzt hat. Wenn ich gesagt habe, „bringe bitte den Brotkorb mit“, dann war seine Reaktion darauf zum Beispiel „Brottüte“. Zu Beginn waren es noch verwandte Wörter, die nicht ganz treffend waren. Zuerst dachte ich, er wäre einfach erschöpft von der Arbeit. Als LKW-Fahrer musste er sich den ganzen Tag konzentrieren. Auch in Gesprächen hat er immer häufiger nach Worten gesucht, was die Unterhaltung ins Stocken geraten ließ. Das kam in der Vergangenheit natürlich schon mal vor und geht sicherlich jedem mal so, aber bei ihm wurde es über die Zeit immer häufiger. Der Weg zur Demenz-Diagnose war recht lang und nicht gerade unbeschwerlich. Von den ersten Anzeichen bis zur Diagnose hat es gut drei Jahre gedauert. Außerdem wollte mein Mann nicht direkt zum Arzt - da musste ich schon einiges an Tricks anwenden, damit er sich untersuchen lässt. Als wir beim Arzt waren, wurden erst einmal Herz-Rhythmus-Störungen festgestellt. Als dann seine rechte Hand zu zittern anfing, haben wir einen Neurologen aufgesucht. Der erste Verdacht, er könnte an Parkinson erkrankt sein, wurde von weiteren Tests widerlegt. Beim Neurologen wollten wir dann auch die Wortfindungsstörungen abklären lassen. Der Arzt hat uns zu Beginn aber nicht ernst genommen. Er habe die Wortfindungsstörungen während der Untersuchung nicht als so schlimm empfunden. Ich habe ihm klar gemacht, dass er nur einen Ausschnitt von meinem Mann sieht, einen kurzen Moment, in dem er sich stark konzentriert. Ich hingegen sah das Gesamtbild meines Mannes, das sich verändert hat. Im Anschluss wurden Demenz-Tests gemacht, die auch nicht sonderlich auffällig waren. Allerdings bestand ich darauf, dass eine MRT (Anmerkung der Redaktion: Magnetresonanztomographie, bildgebendes Verfahren) vom Kopf gemacht wird. Der Radiologe hat uns im Befundgespräch darauf aufmerksam gemacht, dass bereits Veränderungen im Gehirn sichtbar sind, die durch Durchblutungsstörungen ausgelöst wurden.
- Körperliche und neurologische Untersuchung: Überprüfung der körperlichen Funktionen, der Reflexe, der Koordination und der geistigen Fähigkeiten.
- Neuropsychologische Tests: Durchführung von standardisierten Tests zur Beurteilung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache, exekutiven Funktionen und anderen kognitiven Fähigkeiten. Eine standardisierte neuropsychologische Testbatterie sollte benutzt werden, um die verschiedenen Erkrankungsausprägungen der vaskulären kognitiven Veränderung zu erfassen. Der MOCA-Test (www.mocatest.org) ist ein hervorragendes Screening-Werkzeug zur Testung und zur seriellen Verlaufsbeurteilung bei Verdacht auf vaskuläre Demenz.
- Bildgebende Verfahren: Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) des Gehirns, um strukturelle Veränderungen oder Durchblutungsstörungen zu erkennen. Der Nachweis von vaskulären Läsionen im Hirnparenchym mit bildgebenden Verfahren ist die Voraussetzung für die Diagnose einer vaskulären Demenz nach Kriterien der NINDS-AIREN. Die Methode der Wahl ist die Magnetresonanztomographie (MRT).
- Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen, um andere mögliche Ursachen der Symptome auszuschließen, wie z.B. Schilddrüsenerkrankungen oder Vitaminmangel. Spezifische Biomarker stehen gegenwärtig nicht zur Verfügung. Die Liquoruntersuchung ist differenzialdiagnostisch wichtig.
Behandlung der subkortikalen Demenz
Die Behandlung der subkortikalen Demenz richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und den individuellen Symptomen. Es gibt keine spezifische Heilung für die Demenz, aber verschiedene Maßnahmen können helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern:
- Behandlung der Grunderkrankung: Bei vaskulärer Demenz ist es wichtig, die Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen zu behandeln, wie z.B. Bluthochdruck, Diabetes oder erhöhte Cholesterinwerte. Die wesentliche Therapie der vaskulären Demenz ist die Behandlung der zerebrovaskulären Risikofaktoren und die konsequente Sekundärprävention weiterer ischämischer Ereignisse. Die beiden Therapieprinzipien bei Defektsyndromen nach stattgehabten Insulten sind die Neurorehabilitation sowie die Sekundärprophylaxe zur Verhütung neuer Schädigungen. Es gibt keine überzeugenden oder speziell zugelassenen Medikamente. Die medikamentöse Behandlung vaskulärer Risikofaktoren kann die Inzidenz von (Re-)Insulten und einer daraus resultierenden Demenz senken. Vor allem durch Blutdrucksenkung kann eine Reduktion von Schlaganfällen (bis zu 42 Prozent) erreicht werden. Bei Parkinson-Demenz können Medikamente zur Behandlung der Parkinson-Symptome eingesetzt werden. Eine Anwendung von Antidementiva bei unterschiedlichen Formen einer vaskulären Demenz kommt im Rahmen eines individuellen Heilversuchs in Betracht. . . der zerebrovaskulären Grunderkrankung Hier gelten die derzeit anerkannten Behandlungskonzepte des akuten Schlaganfalls, um eine pathophysiologisch orientierte Therapie zu erreichen. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass eine Reduktion oder Vermeidung ischämischer Schäden in der Akutphase die Gefahr der Entwicklung einer vaskulären Demenz postakut reduziert.. . . der vaskulären Risikofaktoren Die Behandlung der Risikofaktoren hat eine wesentliche Bedeutung für die Prävention einer zerebrovaskulären Grunderkrankung und damit einen indirekten Effekt auf die vaskuläre Demenz.
- Medikamentöse Therapie: In einigen Fällen können Medikamente zur Behandlung von kognitiven Symptomen eingesetzt werden, wie z.B. Cholinesterasehemmer oder Memantin. Bisher gibt es noch keine symptomatische medikamentöse Standardbehandlung der kognitiven Störungen bei vaskulären Hirnveränderungen. Da eine Abgrenzung zu Mischdemenzen mit der Alzheimer-Demenz im Einzelfall schwierig ist, wird pragmatisch häufig eine antidementive Therapie auf dem Boden der S3-Leitlinie Demenzen für die AD gewählt (www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/038- 013.html).
- Nicht-medikamentöse Therapien: Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie und andere nicht-medikamentöse Therapien können helfen, die körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu erhalten und zu verbessern. Die nichtmedikamentöse und psychiatrische Therapie folgt den allgemeinen Prinzipien der Neurorehabilitation, Soziotherapie und Psychoedukation. Es wird auf die S3-Leitlinie Demenzen verwiesen: www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/038-013.html
- Psychosoziale Unterstützung: Psychotherapie, Selbsthilfegruppen und andere psychosoziale Angebote können Betroffenen und ihren Angehörigen helfen, mit der Erkrankung umzugehen.
- Anpassung des Lebensstils: Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und soziale Aktivitäten können die Lebensqualität verbessern und den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen.
Leben mit subkortikaler Demenz
Die Diagnose einer subkortikalen Demenz kann für Betroffene und ihre Angehörigen eine große Herausforderung sein. Es ist wichtig, sich frühzeitig über die Erkrankung zu informieren und Unterstützung zu suchen. Folgende Tipps können helfen, den Alltag zu erleichtern:
- Schaffen Sie eine sichere und vertraute Umgebung: Vermeiden Sie Veränderungen in der Umgebung und sorgen Sie für eine gute Beleuchtung und Orientierungshilfen.
- Etablieren Sie Routinen: Feste Tagesabläufe geben Sicherheit und Orientierung. Kirstin Puchner: Wir haben inzwischen eine feste Tagesstruktur - für ihn und für mich. Für meinen Mann sind die gewohnten Abläufe besonders wichtig, weil er sich daran orientieren kann - und das gibt ihm ein sicheres Gefühl. Jeden Morgen steht mein Mann vor mir auf und geht mit dem Hund eine Stunde lang Gassi. Vielleicht könnte ich eher sagen, dass der Hund sein Herrchen Gassi führt, denn unser Hund hat seinen Weg, den er morgens immer läuft. In der Zwischenzeit bereite ich das Frühstück vor. Wenn er zurück ist, folgt eine liebevolle Begrüßung, mit der ich ihm zeige, dass er mir wichtig ist und ich für ihn da bin. Wir beide haben die Ernährung umgestellt, um die vaskuläre Demenz im Zaum zu halten, sage ich mal. Ich binde meinen Mann beim Kochen ein, indem er bei den Vorbereitungen hilft: Er putzt Gemüse, schneidet Zutaten und deckt den Tisch. Ich muss ihm auch nicht sagen, wie viele Teller wir brauchen, weil es so routiniert ist. Nach dem Essen machen wir Mittagspause. Dann hat mein Mann seine Serien, die er schaut. Wenn er dem nicht mehr folgen kann, begibt er sich in eine andere Situation und nimmt sich zum Beispiel eine Zeitung. Nach der Pause machen wir gemeinsam den Abwasch in der Küche. Er hilft mir bei allem bereitwillig. Ich bin für ihn da und er für mich. Nachmittags können wir gemeinsam etwas unternehmen. Meist gehen wir mit dem Hund raus und fahren zum Spazieren zum See oder beschäftigen uns mit unseren Enkelkindern. Oder mein Mann macht zuhause seine Ergotherapie-Übungen. Abends gehen wir nochmal gemeinsam eine Stunde mit dem Hund raus - auch bei Wind und Wetter, denn die Bewegung tut uns allen gut.
- Fördern Sie die Kommunikation: Sprechen Sie langsam und deutlich, verwenden Sie einfache Sätze und wiederholen Sie Informationen bei Bedarf.
- Bleiben Sie aktiv: Fördern Sie körperliche und geistige Aktivitäten, die den Interessen und Fähigkeiten des Betroffenen entsprechen.
- Nehmen Sie Hilfe in Anspruch: Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, z.B. von ambulanten Pflegediensten, Tagespflegeeinrichtungen oder Selbsthilfegruppen.
Die Rolle der Angehörigen
Angehörige spielen eine entscheidende Rolle bei der Betreuung und Unterstützung von Menschen mit subkortikaler Demenz. Es ist wichtig, sich selbst nicht zu überfordern und auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Kirstin Puchner: Für mich war das zu Beginn schwierig. Ich war darauf bedacht, ihn nicht bloßzustellen. Bei einigen Freunden habe ich am Telefon erklärt, wie er sich verhält und was es mit der Diagnose auf sich hat. Inzwischen gehen wir beide damit lockerer um, sind ein eingespieltes Team. Jetzt frage ich ihn zum Beispiel am Tisch, ob ich es Freunden, die wir lange nicht gesehen haben, vor ihm sagen darf. Sie ziehen schon einen Vergleich von früher zu heute. Selbst mit vielen Übungen sind eine vaskuläre Demenz und ihre Folgen nicht rückgängig zu machen. Ja, die Erstanzeichen haben sich mit der Zeit verstärkt: Heute kann er Gesprächen mit tieferem Inhalt nicht mehr weit folgen. Werden die Zusammenhänge zu komplex, schaltet er ab und zieht sich dann in sich zurück, ohne Ankündigung. Wenn wir irgendwo eingeladen sind, wo mehrere Leute sind, beteiligt er sich von sich aus nicht mehr an Gesprächen. Es passiert nicht in einem langen Gespräch, dass man die gesamte Situation reflektiert und von jetzt auf gleich alles akzeptiert. Es ist vielmehr ein großes Puzzle mit vielen Teilen, das sich nach und nach zusammenfügt. Heute sind wir beide an einem Punkt, an dem wir gut damit leben können. Ich übernehme die Verantwortung für ihn und er lässt das zu. Ich würde sagen, wenn man sich mit der Erkrankung beschäftigt, wird es leichter. Mein Mann und ich haben ein großes Vertrauensverhältnis. Er weiß, dass ich immer den Menschen im Blick habe, den Respekt bewahre und ihn nicht vor anderen lächerlich mache, weil er sich verändert. Ich würde sagen, alles in allem hat uns die Erkrankung näher zusammengebracht. Im Gegensatz zu früher koordiniere ich heute seinen Alltag - und ich bin jetzt seine Begleitperson, die nahezu überall mit dabei ist. Aber ich weiß, dass er noch derselbe Mensch ist. Wir haben uns die Zärtlichkeit bewahrt, auch wenn Sexualität wegen der vielen Medikamente jetzt keine Rolle mehr spielt. Wir sind ein starkes Team und führen eine harmonische Ehe. Wenn ich mich in meinem Freundeskreis unter den Paaren umschaue, die gesund sind, bin ich trotzdem glücklich, wie die Ehe mit meinem kranken Mann verläuft. Wir versuchen, das Beste daraus zu machen. Natürlich weiß ich nicht, wie schlimm es irgendwann noch einmal wird. Betroffenen und Angehörigen möchte ich raten, erste Anzeichen ernst zu nehmen. Wenn Ärzte euch abwimmeln, ohne Antworten zu liefern, bleibt dran. Es geht um eure Gesundheit. Pflegende und Gepflegte müssen lernen, mit der neuen Situation umzugehen. Das Wichtigste dabei ist, sich gut zu informieren und zu handeln. Angehörigen möchte ich gern an die Hand geben, dass sie Betroffenen trotz Erkrankung weiterhin zeigen, dass sie noch genauso viel Wert sind wie vorher. Über die Erkrankung zu reden, was sie mit sich bringt, worin Ängste liegen, kann helfen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Gespräche nach und nach stattfinden, die sich wie Puzzleteile zusammenfügen und eine Basis von Vertrauen und Verständnis schaffen. Pflegende Angehörige sollten auch auf sich achten und einen Ausgleich schaffen. Es gibt außerdem Hilfsangebote, die über Pflegeleistungen finanziert werden können. Es gibt Hilfe durch ambulante Dienste, stundenweise Demenzbetreuung und vieles mehr.
- Suchen Sie Unterstützung: Treten Sie einer Selbsthilfegruppe bei oder suchen Sie professionelle Beratung, um mit den Belastungen der Pflege umzugehen.
- Teilen Sie sich die Aufgaben: Delegieren Sie Aufgaben an andere Familienmitglieder oder Freunde, um sich selbst zu entlasten.
- Nehmen Sie sich Auszeiten: Planen Sie regelmäßige Pausen ein, um sich zu erholen und neue Energie zu tanken.
- Informieren Sie sich: Je besser Sie über die Erkrankung informiert sind, desto besser können Sie den Betroffenen verstehen und unterstützen.
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