Tadalafil nach Schlaganfall: Studien, Anwendung und Erkenntnisse

Erektionsstörungen sind eine häufige Folge von Schlaganfällen und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Sie resultieren aus direkten Hirnschädigungen, psychischem Stress, Vorerkrankungen sowie Nebenwirkungen von Medikamenten und werden oft unzureichend diagnostiziert und behandelt. Tadalafil, ein Phosphodiesterase-5 (PDE-5)-Hemmer, wird zur Behandlung von Erektionsstörungen eingesetzt. Dieser Artikel beleuchtet die Anwendung von Tadalafil nach einem Schlaganfall, basierend auf aktuellen Studien und Erkenntnissen.

Erektionsstörungen nach Schlaganfall: Ein Überblick

Bis zu 75 % der Schlaganfallpatienten sind von Erektionsstörungen betroffen, oft aufgrund von Schädigungen im präfrontalen Cortex und Hypothalamus. Je nach Lokalisation des Schlaganfalls können unterschiedliche Auswirkungen auf die Sexualfunktion auftreten. Schlaganfälle im Bereich der rechten Kleinhirnhemisphäre sind eher mit Ejakulationsstörungen assoziiert, während Schlaganfälle im Bereich der Arteria cerebri media häufiger Erektionsstörungen verursachen, insbesondere in der rechten Hemisphäre (87,5 % vs. 70,6 %). Neben neurologischen Schäden spielen auch psychische Faktoren eine wichtige Rolle. Emotionale Belastung und Angst vor weiteren gesundheitlichen Problemen können das sexuelle Verlangen und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Medikamente wie Blutdrucksenker und Antidepressiva können ebenfalls zu Erektionsstörungen beitragen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Erektionsstörungen nicht nur nach Schlaganfällen auftreten, sondern auch ein Vorbote dafür sein können. Forschungen zeigen, dass Männer mit Erektionsstörungen ein um etwa 34 bis 35 % erhöhtes Risiko haben, einen Schlaganfall zu erleiden.

Tadalafil: Ein PDE-5-Hemmer zur Behandlung von Erektionsstörungen

Tadalafil gehört zur Wirkstoffgruppe der Phosphodiesterase-5-Inhibitoren (PDE-5-Hemmer), zu denen auch Sildenafil (Viagra®) und Vardenafil (Levitra®) zählen. Diese Medikamente wirken, indem sie den Abbau von zyklischem Guanosinmonophosphat (cGMP) verzögern, was zu einer Entspannung der glatten Muskulatur und einer Erweiterung der Blutgefäße im Penis führt. Dadurch kann mehr Blut in den Schwellkörper des Penis fließen, was eine Erektion ermöglicht.

Wirkmechanismus von Tadalafil

Die Erektion des Penis basiert auf einem hämodynamischen Prozess. Bei sexueller Stimulation wird über das Rückenmark ein Signal ausgesendet, das die Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO) in den glatten Muskelzellen des Corpus cavernosum (Schwellkörper) im Penis auslöst. NO aktiviert die Guanylatcyclase, wodurch zyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP) synthetisiert wird. Die erhöhten cGMP-Spiegel bewirken eine Erschlaffung der glatten Muskulatur, wodurch vermehrt Blut in den Penis einströmt. PDE-5-Hemmer erhöhen die cGMP-Spiegel, indem sie selektiv den Abbau von cGMP durch die cGMP-spezifische PDE Typ 5 hemmen.

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Pharmakokinetik von Tadalafil

Tadalafil wird nach oraler Einnahme gut resorbiert, mit einer durchschnittlichen maximalen Plasmakonzentration (Cmax), die etwa 2 Stunden nach Einnahme erreicht wird. Die Resorption wird nicht durch Nahrung beeinflusst, daher kann Tadalafil unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Der Zeitpunkt der Einnahme (morgens oder abends) hat keinen signifikanten Einfluss auf die Resorptionsgeschwindigkeit und das Ausmaß. Tadalafil hat eine Halbwertszeit von 17,5 Stunden, was zu einer längeren Wirkdauer von bis zu 36 Stunden führt.

Anwendung von Tadalafil nach Schlaganfall

Die Anwendung von Tadalafil nach einem Schlaganfall erfordert besondere Vorsicht. Laut den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie sollten PDE-5-Inhibitoren nicht in den ersten sechs Monaten nach einem Schlaganfall verschrieben werden. Eine sorgfältige Abstimmung mit dem behandelnden Arzt ist essenziell, um gefährliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu vermeiden.

Es ist wichtig, den kardiovaskulären Status des Patienten zu prüfen, da sexuelle Aktivität mit einem gewissen Risiko für das Herz verbunden ist. Tadalafil ist kontraindiziert bei Patienten mit einem kürzlich erlittenen Herzinfarkt oder Schlaganfall, instabiler Angina pectoris, schwerer Herzinsuffizienz, unkontrollierten Arrhythmien, Hypotonie oder unkontrollierter Hypertonie.

Dosierung und Einnahme

Tadalafil wird in Tablettenform in den Dosierungen 5 mg, 10 mg und 20 mg angeboten. Eingenommen wird es zwischen 30 und 60 Minuten, bevor die erwünschte Wirkung eintreten soll. Die empfohlene Dosis beträgt 10 bis 20 mg bei Einzeleinnahme und darf nur einmal am Tag genommen werden. Soll eine häufigere Anwendung erfolgen, werden tägliche Dosen von 2,5 bis 5 mg empfohlen, abhängig von der Verträglichkeit.

Wechselwirkungen und Kontraindikationen

Verschiedene Arzneimittel können sich auf Tadalafil auswirken. CYP3A4-Inhibitoren wie Ketoconazol und Ritonavir können die AUC und Cmax von Tadalafil erhöhen. CYP3A4-Induktoren wie Rifampicin, Phenobarbital und Carbamazepin können die Tadalafilplasmakonzentration verringern.

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Tadalafil verstärkt die blutdrucksenkende Wirkung von Nitraten und Antihypertensiva. Die gleichzeitige Anwendung von Tadalafil und Riociguat ist kontraindiziert.

Nebenwirkungen von Tadalafil

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Tadalafil zählen Kopfschmerzen, Hautrötung, verstopfte Nase, Dyspepsie, Rückenschmerzen und Muskelschmerzen. Gelegentlich treten Überempfindlichkeitsreaktionen, Schwindel, verschwommenes Sehen, Tinnitus, Tachykardie und Palpitationen auf. Seltene, aber potenziell schwerwiegende Nebenwirkungen sind Schlaganfall, Synkope, Migräne, Krampfanfälle, Gesichtsfeldausfall, Hörsturz, Myokardinfarkt und Priapismus.

Studien zur Wirksamkeit von PDE-5-Hemmern bei Erektionsstörungen

Die Wirksamkeit der PDE-5-Hemmer bei erektiler Dysfunktion (ED) wurde in zahlreichen Studien an unterschiedlichen Patientenpopulationen bestätigt. Sildenafil, bereits am längsten auf dem Markt, ist naturgemäß der am besten untersuchte Arzneistoff. In einer randomisierten Doppelblindstudie mit 329 Männern (Durchschnittsalter 59 Jahre), die flexible Dosen von 25, 50 oder 100 mg Sildenafil erhielten, verbesserte sich in der Sildenafil-Gruppe die erektile Funktion nach zwölf Wochen signifikant auf 22,1 im Vergleich zu 12,2 in der Placebogruppe.

Auch für Tadalafil und Vardenafil gibt es vergleichbare klinische Wirksamkeitsdaten für ein breites Spektrum von Ursachen und ethnischen Gruppen. In die Phase-III-Studien mit Tadalafil wurden insgesamt 1112 Patienten eingeschlossen. Nach zwölf Wochen hatten Patienten, die 20 mg Tadalafil einnahmen, einen durchschnittlichen erektilen Funktionswert von 24. Im Vergleich dazu betrug dieser in der Placebogruppe 15. Die behandelten Patienten waren durchschnittlich 59 Jahre alt, bei 61 Prozent hatte die erektile Dysfunktion eine organische Ursache.

Weitere Behandlungsansätze bei Erektionsstörungen nach Schlaganfall

Neben der medikamentösen Therapie mit PDE-5-Hemmern gibt es weitere Ansätze zur Behandlung von Erektionsstörungen nach einem Schlaganfall. Psychologische Beratung kann helfen, mit Ängsten und Depressionen umzugehen, die nach einem Schlaganfall häufig auftreten. Auch eine Paartherapie kann bei Kommunikationsproblemen hilfreich sein. Die Verbesserung des Lebensstils kann ebenfalls zu einer Verringerung von Erektionsstörungen beitragen. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehört die Reduzierung von Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Depressionen und Bluthochdruck.

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Weitere Behandlungsoptionen sind Vakuumtherapie und physikalische Therapie. In einigen Fällen kann auch eine Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT) mit Prostaglandin E1 in Betracht gezogen werden.

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