Taubheit im Schienbein: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Taubheit im Schienbein kann ein beunruhigendes Symptom sein, das verschiedene Ursachen haben kann. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen, Begleiterscheinungen und Behandlungsmöglichkeiten von Taubheit im Schienbein, um Betroffenen ein umfassendes Verständnis zu ermöglichen.

Was ist das Tarsaltunnelsyndrom?

Das Tarsaltunnelsyndrom ist eine der möglichen Ursachen für Taubheit im Schienbein. Es handelt sich dabei um eine Schädigung des Schienbeinnervs (Nervus tibialis) im Bereich des Sprunggelenks. Der Nerv verläuft durch den Tarsaltunnel, der vom Innenknöchel des Fußes und einem straffen Band gebildet wird. Eine dauerhafte Reizung des Nervs in diesem Tunnel, beispielsweise durch Druck, kann zum Tarsaltunnelsyndrom führen. Fuß und Unterschenkel sind hauptsächlich betroffen. Es wird zwischen dem vorderen und dem hinteren Tarsaltunnelsyndrom unterschieden, wobei unterschiedliche Symptome auftreten können. Beim hinteren Tarsaltunnelsyndrom ist der Schienbein-Nerv (Nervus tibialis) betroffen, während beim vorderen der Wadenbein-Nerv (Nervus peroneus profundus) gereizt wird. Es ist möglich, dass das Tarsaltunnelsyndrom beidseitig auftritt.

Symptome des Tarsaltunnelsyndroms

Das Tarsaltunnelsyndrom äußert sich vor allem durch nächtliche Missempfindungen im Bereich der vorderen Fußsohle und der Zehen. Brennen im Fuß, Taubheitsgefühle und Kribbeln quälen die Betroffenen oft die ganze Nacht. Die Symptome können auch in die Wade ausstrahlen. Einige Patienten haben auch einen dauerhaft schmerzempfindlichen Bereich um den Innenknöchel herum. Langes Stehen und Gehen verstärken die Symptome, während Hochlagern des Fußes und Ruhe sie lindern können. Anfangs treten die Symptome unregelmäßig auf, da sich der Nerv immer wieder regeneriert. Im Verlauf der Erkrankung kann der Nerv jedoch bleibende Schäden erleiden, wodurch die Missempfindungen und Schmerzen anhalten. Später können auch die vom Nerv versorgten Muskeln geschädigt werden, was zu Muskelschwäche und eingeschränkter Bewegungsfähigkeit des Fußes führt. Eine typische Bewegung, die in diesem Fall nur noch eingeschränkt möglich ist, ist die Steuerung des Gaspedals beim Autofahren.

Ursachen und Risikofaktoren des Tarsaltunnelsyndroms

In etwa 80 Prozent der Fälle kann der Arzt eine Ursache für das Tarsaltunnelsyndrom finden. Meist sind es Verletzungen oder gutartige Knochenauswüchse, die den Tarsaltunnel einengen. Gelegentlich führen aber auch kleine Tumoren oder Entzündungen zu einem Engpass in der Struktur. Fehlbildungen des Fußes wie ein Knick-Senkfuß, fußbelastende Sportarten und Fehlstellungen des Sprunggelenkes durch Verletzungen oder Arthrose können ebenfalls zur Entstehung eines Tarsaltunnelsyndroms beitragen. Auch Krampfadern oder Diabetes mellitus gelten als Risikofaktoren. Zu enge oder hohe, starre Schuhe wie Berg- oder Skischuhe können manchmal ein Tarsaltunnelsyndrom auslösen oder verstärken.

Behandlung des Tarsaltunnelsyndroms

Das Wichtigste ist zunächst, den mechanischen Druck auf den Nerv zu reduzieren. Der Arzt verordnet daher erstmal eine Ruhigstellung des Fußgelenks. Schuheinlagen bewirken mitunter, dass die Last von der Innenseite des Fußes auf die Außenseite geleitet wird. Der Arzt verschreibt Medikamente gegen die Schmerzen. Kortison hemmt mögliche Entzündungsprozesse und führt auf diese Weise zum schnelleren Abschwellen des umliegenden Gewebes. Auch so wird der Nerv entlastet. Die Behandlung einer Grund-Erkrankung wie zum Beispiel einer entzündlichen Gelenk-Erkrankung (rheumatoiden Arthritis) oder einer Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) ist gegebenenfalls Bestandteil der Therapie. Wenn nach etwa zwei Monaten keine Besserung der Beschwerden durch die Schmerz- und Entlastungstherapie eintritt, hilft meist nur eine Operation, um die Betroffenen von Schmerzen und Missempfindungen zu befreien. Hierbei entfernt der Arzt das den Tarsaltunnel umgebende, straffe Band. In einigen Fällen spaltet er einen Teil der Nerven-Umhüllung. Knochenauswüchse oder Tumoren entfernt man ebenfalls chirurgisch. Nach der Tarsaltunnelsyndrom-OP ist eine Entlastung des Fußes mittels Stützkrücken wichtig. Wenn möglich, behandelt der Arzt das Tarsaltunnelsyndrom ohne operativen Eingriff (konservativ). Für die konservative Behandlung gibt es noch keine ausreichenden Daten, die eine Wirkung belegen. In aktueller Literatur finden sich jedoch Hinweise darauf, dass Übungen in Zusammenarbeit mit einem Physiotherapeuten mitunter sinnvoll sind. Auch eine sanfte Massage der Fußsohle (zum Beispiel mit einem Igelball) verschafft möglicherweise Linderung, da hierdurch die Durchblutung und der Stoffwechsel angeregt werden. Achtung: Verstärken sich die Symptome bei den Übungen, halten Sie bitte Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten! Auch Schienen (Orthesen) oder Bandagen eignen sich in einigen Fällen für den Einsatz beim Tarsaltunnelsyndrom. In der Regel mindert man dadurch den Druck und die Beweglichkeit und entlastet damit den betroffenen Nerv. Es ist außerdem möglich, das Fußgelenk zu "tapen", um eine bessere Stabilität und eine Entlastung des Fußgelenks zu bewirken. Das Tape (auch Kinesiologie-Tape genannt) ist ein elastischer Pflasterstreifen und wird in der Regel von ausgebildetem Fachpersonal angebracht. Mitunter hilft es, die schmerzenden Stellen zu kühlen. Des Weiteren sind für die Behandlung der Symptome des Tarsaltunnelsyndroms homöopathische Produkte, beispielsweise gegen Nervenschmerzen, erhältlich. Auch auf das richtige Schuhwerk ist zu achten. Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen. Das Konzept der Homöopathie und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt.

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Krankheitsverlauf und Prognose des Tarsaltunnelsyndroms

Ohne Behandlung verschlimmern sich in der Regel die Beschwerden eines Tarsaltunnelsyndroms. Im schlimmsten Fall wird der Nerv dauerhaft geschädigt. Experten empfehlen daher, das Syndrom so früh wie möglich zu behandeln. Wenn bereits bleibende Schäden am Schienbein-Nerv aufgetreten oder Muskelfunktionen ausgefallen sind, ist es meist nicht mehr möglich, dies durch eine Operation rückgängig zu machen. Der Erfolg einer Operation hängt auch maßgeblich von anderen Faktoren ab. Dazu zählen die Begleit-Erkrankungen, zum Beispiel Verletzungen, die Länge des betroffenen Nervenabschnitts und die Regenerationsfähigkeit des Nervs. Der Rehabilitationsprozess nach einer Operation dauert teilweise bis zu sechs Monate. In manchen Fällen ist eine erneute Operation notwendig, um die Beschwerden der Patienten mit einem Tarsaltunnelsyndrom zu lindern.

Schienbeinkantensyndrom als Ursache für Taubheit im Schienbein

Das Schienbeinkantensyndrom, auch bekannt als mediales Tibiakantensyndrom, Shin-Splint-Syndrom, MTSS (Mediales Tibiales Stress Syndrom) oder Periostitis (Knochenhautentzündung), ist eine weitere mögliche Ursache für Schmerzen und Missempfindungen im Schienbeinbereich. Es handelt sich dabei um eine Reizung der Innenseite des Schienbeins (Tibia), die typischerweise die unteren zwei Drittel der Schienbein-Innenseite betrifft. Besonders betroffen ist der Bereich des Muskelansatzes und der Sehne des Musculus tibialis posterior (hinterer Schienbeinmuskel). Eine Schienbein-Entzündung tritt häufig bei intensiven Lauf-, Sprung- oder Hallensportarten auf. Besonders betroffen sind Läuferinnen und Läufer, Tänzerinnen und Tänzer sowie Sportlerinnen und Sportler in Disziplinen wie Wandern oder Skilanglauf. Doch auch andere Sportarten können das Schienbeinkantensyndrom auslösen. In den meisten Fällen ist eine Überbeanspruchung durch hohe Trainingsumfänge oder zu intensive Einheiten die Hauptursache. Gerade bei den genannten Sportarten kommt es zu einer starken Belastung der Unterschenkel, was das Risiko für eine Entzündung erhöht. Dem Schienbeinkantensyndrom liegen häufig muskuläre Verspannungssyndrome, sogenannte Myogelosen, zu Grunde.

Symptome des Schienbeinkantensyndroms

Das Schienbeinkantensyndrom äußert sich durch Schmerzen an der Vorder- und Innenseite des Unterschenkels, die oft als stechend oder dumpf beschrieben werden. Zunächst treten die Beschwerden nur während des Trainings auf, insbesondere bei anhaltender Belastung und Druck auf die Beine. In diesem frühen Stadium sind sie meist noch tolerierbar und zwingen Betroffene nicht zum Abbruch der Aktivität. Mit zunehmender Belastung verschlimmern sich die Schmerzen: Im fortgeschrittenen Stadium treten sie bereits zu Beginn der Belastung oder sogar beim Gehen auf. In diesem Fall muss die Aktivität häufig abgebrochen werden. Ohne ausreichende Erholung kann es zu Ruheschmerzen kommen, die sich schon bei geringer Belastung - etwa beim Gehen im Alltag - verstärken.

Diagnose des Schienbeinkantensyndroms

Die Diagnose des Schienbeinkantensyndroms erfolgt zunächst durch eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung. Typische Hinweise sind die vom Patienten oder der Patientin beschriebenen Schmerzen an der Vorder- oder Innenseite des Schienbeins. Zur Abgrenzung weiterer Erkrankungen und zur genauen Ursachenanalyse kommen zusätzlich apparative Diagnoseverfahren zum Einsatz. Die Magnetresonanztomographie (MRT) und das Röntgen sind besonders wichtig, um andere Erkrankungen auszuschließen. Die MRT hat dabei aufgrund ihrer hohen Sensitivität und Bildauflösung eine zentrale Bedeutung. Eine Laufanalyse ist entscheidend, um die individuellen Ursachen des Schienbeinkantensyndroms zu identifizieren. Sie gibt Aufschluss darüber, ob eine Fußfehlstellung vorliegt, die die Beschwerden begünstigt.

Behandlung des Schienbeinkantensyndroms

Am Anfang der Behandlung steht immer eine differenzierte Diagnostik. Die Behandlung des Schienbeinkantensyndroms erfolgt in der Regel konservativ. Ziel ist es, die akuten Symptome zu lindern und die Entzündung nachhaltig zu behandeln. Während der Schmerzphase sollte die sportliche Aktivität stark reduziert oder angepasst werden, um das Schienbein zu entlasten. Kortisoninjektionen & Operationen: Eine Kortisontherapie wird nur in seltenen Fällen angewendet. Die richtige Selbstbehandlung kann die Heilung beschleunigen und eine Chronifizierung verhindern. Gezieltes Dehnen & Koordinationstraining: Bereits in der Akutphase sollte die Wadenmuskulatur regelmäßig gedehnt werden. Übungen auf instabilen Untergründen (z. B. Wiedereinstieg nach der Heilung: Erst wenn kein Druckschmerz mehr vorhanden ist, sollte die sportliche Aktivität wieder aufgenommen werden. Viele Maßnahmen, die in der Therapie des Schienbeinkantensyndroms eingesetzt werden, helfen gleichzeitig bei der Prävention von Schienbeinschmerzen. Wer diese Präventionsmaßnahmen konsequent umsetzt, kann das Risiko eines Schienbeinkantensyndroms erheblich reduzieren und langfristig beschwerdefrei bleiben.

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Vorbeugung des Schienbeinkantensyndroms

Es gibt einfache Maßnahmen, mit denen sich das Risiko eines Schienbeinkantensyndroms deutlich verringern lässt. Eine davon ist die langsame Steigerung der Trainingsintensität, um dem Körper und dem Muskel ausreichend Zeit zur Anpassung zu geben. Ebenso wichtig ist die Verwendung von Sportschuhen mit guter Dämpfung und passender Unterstützung für den Fuß. Regelmäßiges Aufwärmen und gezieltes Dehnen tragen dazu bei, die Muskulatur optimal auf die Belastung vorzubereiten. Darüber hinaus sollten Kräftigungsübungen für die Waden- und Schienbeinmuskulatur sowie die Rumpfstabilität in das Training integriert werden.

Weitere Ursachen für Taubheit im Schienbein

Neben dem Tarsaltunnelsyndrom und dem Schienbeinkantensyndrom gibt es noch weitere mögliche Ursachen für Taubheit im Schienbein:

  • Nervenkompression: Eine Kompression des Schienbeinnervs (Nervus tibialis) oder seiner Äste kann zu Taubheitsgefühlen führen. Dies kann beispielsweise durch enge Kleidung, langes Sitzen mit übergeschlagenen Beinen oder durch Verletzungen verursacht werden.
  • Polyneuropathie: Schädigungen der peripheren Nerven, wie sie bei Polyneuropathie auftreten, können ebenfalls Taubheitsgefühle im Schienbein verursachen. Typische Symptome sind Kribbeln, Ameisenlaufen und Taubheitsgefühle, die sich oft handschuh- oder sockenförmig an beiden Gliedmaßen ausbreiten. Diabetes, Alkoholmissbrauch und einige Medikamente können ebenfalls Polyneuropathien hervorrufen.
  • Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule (L5/S1) kann auf einen Nerv drücken und Schmerzen, Taubheitsgefühle oder Kribbeln im Bein verursachen, einschließlich des Schienbeinbereichs.
  • Durchblutungsstörungen: Eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) kann den Blutfluss in den Beingefäßen behindern und zu Schmerzen, Taubheitsgefühlen und Kribbeln im Bein führen.
  • Psychische Störungen: In seltenen Fällen können Angst-/Panikattacken und Angststörungen oder somatoforme Störungen Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle im Bein verursachen.
  • Medikamente und Umweltgifte: Vergiftungen, zum Beispiel mit Schwermetallen, oder bestimmte Medikamente können chronische Schäden an den Nerven verursachen, die zu Missempfindungen führen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn die Taubheitsgefühle im Schienbein:

  • plötzlich auftreten und von anderen Symptomen wie Lähmungen oder Sprachproblemen begleitet sind (Verdacht auf Schlaganfall)
  • über einen längeren Zeitraum anhalten oder sich verschlimmern
  • von starken Schmerzen begleitet sind
  • mit anderen Symptomen wie Schwellungen, Hautveränderungen oder Bewegungseinschränkungen einhergehen
  • nach einer Verletzung auftreten

Diagnose und Behandlung durch den Arzt

Der Arzt wird zunächst eine ausführliche Anamnese erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen, um die möglichen Ursachen für die Taubheit im Schienbein einzugrenzen. Dabei wird er unter anderem die Sensibilität, die Reflexe und die Muskelkraft im Bein überprüfen. Je nach Verdachtsdiagnose können weitere Untersuchungen erforderlich sein, wie zum Beispiel:

  • Blutuntersuchungen: zur Überprüfung des Blutzuckerspiegels, der Vitamin- und Mineralstoffwerte, der Entzündungswerte und anderer Parameter
  • Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG): zur Überprüfung der Funktion der Nerven
  • Elektromyografie (EMG): zur Messung der elektrischen Aktivität der Muskeln
  • Bildgebende Verfahren: wie Röntgen, Ultraschall oder MRT, um Knochen, Muskeln, Sehnen und Nerven darzustellen

Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache der Taubheit im Schienbein. Sie kann konservative Maßnahmen wie Schonung, Kühlung, Physiotherapie, Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente umfassen. In einigen Fällen kann auch eine Operation erforderlich sein, beispielsweise bei einem Tarsaltunnelsyndrom oder einem Bandscheibenvorfall.

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Selbsthilfemaßnahmen

Ergänzend zur ärztlichen Behandlung können Betroffene auch selbst einiges tun, um die Beschwerden zu lindern:

  • Schonung: Vermeiden Sie Aktivitäten, die die Schmerzen verstärken.
  • Kühlung: Kühlen Sie die betroffene Stelle mehrmals täglich für 15-20 Minuten mit einem Kühlpack.
  • Dehnübungen: Dehnen Sie regelmäßig die Wadenmuskulatur und die Fußsohle.
  • Geeignetes Schuhwerk: Tragen Sie bequeme Schuhe mit guter Dämpfung und Unterstützung für den Fuß.
  • Gewichtsreduktion: Übergewicht kann die Belastung auf die Beine erhöhen.
  • Entspannung: Stress kann die Beschwerden verstärken. Versuchen Sie, Stress abzubauen, beispielsweise durch Entspannungsübungen oder Yoga.

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