Taubheitsgefühl im Hals: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Ein Taubheitsgefühl im Hals kann beunruhigend sein, ist aber oft auf harmlose Ursachen zurückzuführen. Es ist dennoch wichtig, die möglichen Ursachen zu kennen und bei anhaltenden oder plötzlich auftretenden Symptomen einen Arzt aufzusuchen. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die Ursachen von Taubheitsgefühlen im Hals und die entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten.

Ursachen von Taubheitsgefühlen im Hals

Taubheitsgefühle im Hals können vielfältige Ursachen haben, die von harmlosen Verspannungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen reichen. Im Folgenden werden einige der häufigsten Ursachen detailliert beschrieben:

1. HWS-Syndrom (Halswirbelsäulensyndrom)

Das HWS-Syndrom ist ein Sammelbegriff für Schmerzen und Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule. Es kann durch Verspannungen, Fehlhaltungen oder Verschleißerscheinungen verursacht werden.

  • Ursachen: Häufiges Sitzen in einer Position, insbesondere bei Bildschirmarbeit, kann zu Verspannungen der Nackenmuskulatur führen. Bei einer Kopfneigung von 45 Grad können bis zu 30 Kilogramm auf die Halswirbel drücken. Seltener sind Folgeschäden nach einer Wirbelsäulen-OP oder Vitamin-D-Mangel (Rachitis) Ursachen.
  • Symptome: Nackenschmerzen, schmerzhaftes Ziehen im Nacken, Ausstrahlung in Schultern und Arme. In schwereren Fällen können auch Taubheitsgefühle in Armen und Händen auftreten, insbesondere im Bereich von Daumen und Zeigefinger. Begleitend können Schwindel, Kopfschmerzen oder Kribbeln in den Armen auftreten.
  • Behandlung: Konservative Therapien wie Physiotherapie, Übungen zur Entspannung und Kräftigung der Muskulatur stehen im Vordergrund. Bei eingeklemmten Nerven oder Bandscheibenvorfällen können auch Spritzen zur Schmerztherapie eingesetzt werden (minimal-invasive Injektionstherapie). Wichtig ist, langfristig für mehr Bewegung, eine gesunde Haltung und Stressreduktion zu sorgen.

2. Blockade der Halswirbelsäule

Eine Blockade der Halswirbelsäule liegt vor, wenn ein oder mehrere Halswirbel in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind und Schmerzen verursachen.

  • Ursachen: Fehlhaltungen, Unfälle oder ungewöhnliche Überlastungen können zu einer Blockade führen. Auch Verschleißerscheinungen im Alter können eine Rolle spielen.
  • Symptome: Schmerzen im Nacken, eingeschränkte Beweglichkeit, Kopfschmerzen, steifer Nacken.
  • Behandlung: Mobilisierung und Entspannung der verspannten Muskeln durch Übungen. Wärme, Lockerungsübungen, manuelle Therapie, Schmerzmittel oder Muskelrelaxanzien können helfen. Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall sollte dieser ausgeschlossen werden.

3. Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule

Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule kann auf Nervenwurzeln drücken und so Taubheitsgefühle verursachen.

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  • Ursachen: Alltägliche Belastungen und natürliche Alterungsprozesse können die äußere Hülle der Bandscheibe schwächen. Besonders häufig treten Bandscheibenvorfälle zwischen dem fünften und siebten Halswirbel auf.
  • Symptome: Nackenschmerzen, ausstrahlende Schmerzen in Arme, Taubheitsgefühl oder Kribbeln, Schwäche in Armen und Schultern.
  • Diagnose: Bildgebende Verfahren wie MRT.
  • Behandlung: Konservative Therapie mit Schmerzmitteln, Muskelaufbau, Entspannungstraining und Akupunktur. Invasive Verfahren wie oberflächliche Spritzenbehandlungen (Quaddeln) oder gezielte Infiltrationen der Nervenwurzel unter CT-Kontrolle (periradikuläre Therapie, PRT). In manchen Fällen ist eine Operation notwendig, bei der eine künstliche Bandscheibe eingesetzt werden kann.

4. CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion)

CMD bezeichnet eine Funktionsstörung des Kausystems, die auch Auswirkungen auf den Nackenbereich haben kann.

  • Ursachen: Fehlregulationen der Muskel- oder Gelenkfunktion der Kiefergelenke.
  • Symptome: Sensibilitätsstörungen im Gesicht (Kribbeln, Ziehen, Taubheit), einseitig oder beidseitig. Die Störungen können bis in die Kinn- oder Nasenspitze oder in die Lippen reichen. Auch Missempfindungen im Mundraum (z.B. brennende Zunge) sind möglich.
  • Behandlung: Adjustierte Aufbissbehelfe zur Einstellung einer physiologischen Bisslage.

5. Thoracic-Outlet-Syndrom (TOS)

Beim Thoracic-Outlet-Syndrom werden Nerven oder Blutgefäße zwischen Hals und Brust eingeengt.

  • Ursachen: Knochen- und Weichteilveränderungen, schlechte Körperhaltung, Tragen schwerer Lasten, Schleudertrauma, Gewichtheben, Sportarten mit wiederholten Arm- und Schulterbewegungen, ungünstige Schlafpositionen, Anspannung durch Depressionen und Stress. Auch eine Halsrippe kann die Ursache sein.
  • Symptome: Schulterschmerzen, Nackenprobleme, Schwäche und Taubheit in Armen und Händen. Je nach Art der Einengung (Nerven, Venen oder Arterien) können die Symptome variieren.
  • Behandlung: Physiotherapie, Kinesio-Tapes, Cortison-Spritzen in betroffene Halsmuskeln. Bei Venen-Thrombose blutverdünnende Medikamente. In schweren Fällen operative Entfernung der einengenden Strukturen.

6. Polyneuropathie

Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung der peripheren Nerven, die sich unter anderem durch Taubheitsgefühle äußern kann.

  • Ursachen: Schäden an den peripheren Nerven, oft durch Diabetes mellitus, Alkoholmissbrauch, Vergiftungen oder Vitaminmangel.
  • Symptome: Kribbeln, Ameisenlaufen und Taubheitsgefühle, meist an Händen und Füßen, die sich handschuh- oder sockenförmig ausbreiten.
  • Behandlung: Behandlung der Grunderkrankung, Physiotherapie, Schmerzmittel.

7. Multiple Sklerose (MS)

MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die auch Taubheitsgefühle verursachen kann.

  • Ursachen: Autoimmunreaktion, bei der das Immunsystem die Nervenfasern im Gehirn und Rückenmark angreift.
  • Symptome: Vielfältig, je nach betroffenem Nervenbereich. Taubheitsgefühle, Kribbeln, Muskelschwäche, Sehstörungen, Koordinationsprobleme.
  • Behandlung: Immunmodulatorische Medikamente, Physiotherapie, symptomatische Behandlung.

8. Schlaganfall

Ein Schlaganfall kann zu plötzlichen Taubheitsgefühlen und Lähmungen führen, die auch den Halsbereich betreffen können.

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  • Ursachen: Durchblutungsstörung im Gehirn, meist durch ein Blutgerinnsel, das ein Hirngefäß verstopft.
  • Symptome: Plötzliches Taubheitsgefühl oder Lähmung auf einer Körperseite, Sprachstörungen, Sehstörungen, Schwindel, starke Kopfschmerzen.
  • Behandlung: Notfallmäßige Behandlung zur Wiederherstellung der Durchblutung des Gehirns.

9. Angst-/Panikattacken und Angststörungen

Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle können begleitend zu Panikattacken oder Angstzuständen auftreten.

  • Ursachen: Psychische Belastung, Stress, Angst.
  • Symptome: Kribbeln, Taubheitsgefühle, Herzrasen, Atemnot, Schwindel, Zittern.
  • Behandlung: Psychotherapie, Entspannungsverfahren, Medikamente.

10. Hyperventilationssyndrom

In Stress-Situationen oder während einer Panikattacke kann es zu hektischem Ein- und Ausatmen kommen.

  • Ursachen: Stress, Panikattacken.
  • Symptome: Gefühlsstörungen und Verkrampfungen - etwa an Händen und Lippen.

11. Medikamente und Umweltgifte

Vergiftungen, zum Beispiel mit Schwermetallen, haben mitunter chronische Schäden an den Nerven zur Folge, die zu Missempfindungen führen. Kribbeln und Taubheitsgefühle treten bisweilen auch als unerwünschte, aber meist vorübergehende Nebenwirkung einiger Medikamente auf.

Diagnose von Taubheitsgefühlen im Hals

Um die Ursache von Taubheitsgefühlen im Hals zu finden, ist eine sorgfältige Diagnose erforderlich. Diese umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Ausführliches Gespräch mit dem Arzt über die Art der Beschwerden, Begleitsymptome, Vorerkrankungen und Medikamente.
  • Körperliche Untersuchung: Untersuchung des Nackenbereichs auf Verspannungen, Bewegungseinschränkungen und neurologische Ausfälle.
  • Neurologische Untersuchung: Prüfung der Sensibilität, Reflexe und Muskelkraft.
  • Bildgebende Verfahren: Röntgen, MRT oder CT, um Bandscheibenvorfälle, Veränderungen der Wirbelsäule oder andere Ursachen auszuschließen.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, um Nervenschäden festzustellen.
  • Blutuntersuchungen: Zum Ausschluss von Stoffwechselerkrankungen, Entzündungen oder Vitaminmangel.

Behandlung von Taubheitsgefühlen im Hals

Die Behandlung von Taubheitsgefühlen im Hals richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Einige allgemeine Maßnahmen können jedoch helfen, die Beschwerden zu lindern:

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  • Wärme: Wärmeanwendungen wie Wärmflasche oder warmes Bad können Verspannungen lösen.
  • Schmerzmittel: Bei Bedarf können Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol eingenommen werden.
  • Physiotherapie: Gezielte Übungen zur Kräftigung und Dehnung der Nackenmuskulatur können helfen, Fehlhaltungen zu korrigieren und Verspannungen zu lösen.
  • Manuelle Therapie: Durch gezielte Handgriffe können Blockaden gelöst und die Beweglichkeit der Wirbelsäule verbessert werden.
  • Entspannungsverfahren: Stress kann Verspannungen verstärken. Entspannungsverfahren wie Yoga, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen.
  • Ergonomische Maßnahmen: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung bei der Arbeit und vermeiden Sie langes Sitzen in einer Position.
  • Operation: In seltenen Fällen ist eine Operation erforderlich, z. B. bei einem Bandscheibenvorfall mit schwerwiegenden neurologischen Ausfällen oder bei einer Einengung von Nerven oder Blutgefäßen.

Übungen zur Vorbeugung und Linderung von Nackenbeschwerden

Gezielte Übungen können helfen, Nackenbeschwerden vorzubeugen und zu lindern. Hier sind einige Beispiele:

  • Dehnung der Nackenmuskulatur: Neigen Sie den Kopf langsam zur Seite, sodass das Ohr in Richtung Schulter zeigt. Halten Sie die Dehnung für 20-30 Sekunden. Wiederholen Sie die Übung auf der anderen Seite.
  • Kräftigung der Nackenmuskulatur: Legen Sie die Hand an die Stirn und drücken Sie dagegen, ohne den Kopf zu bewegen. Halten Sie die Spannung für 10-15 Sekunden. Wiederholen Sie die Übung mehrmals.
  • Schulterkreisen: Kreisen Sie die Schultern langsam vorwärts und rückwärts.
  • Doppelkinnübung: Ziehen Sie das Kinn in Richtung Brust, ohne den Kopf zu neigen. Halten Sie die Spannung für 5-10 Sekunden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn:

  • Taubheitsgefühle im Hals plötzlich auftreten.
  • Die Beschwerden länger als ein paar Tage anhalten.
  • Zusätzliche Symptome wie Lähmungen, Sprachstörungen, Sehstörungen oder starke Kopfschmerzen auftreten.
  • Die Beschwerden nach einem Unfall oder Sturz auftreten.
  • Die Beschwerden den Alltag stark beeinträchtigen.

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