Kribbeln in der Hand oder in den Fingerspitzen, oft als Missempfindung oder Sensibilitätsstörung (Parästhesien) bekannt, kann sehr unangenehm sein. Die Ursachen dafür sind vielfältig und reichen von harmlosen Auslösern bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Es ist wichtig, die Symptome richtig zu deuten und gegebenenfalls ärztlichen Rat einzuholen. Dieser Artikel soll einen umfassenden Überblick über die möglichen Ursachen und Behandlungen von Taubheitsgefühlen in den Händen während der Nacht geben.
Einführung
Fast jeder hat es schon einmal erlebt: Man wacht nachts auf und spürt die Hände kaum noch. Sie kribbeln unangenehm oder sind sogar ganz taub. Meist steckt eine ungünstige Schlafposition und die daraus resultierende gestörte Durchblutung dahinter. Wenn dieses nächtliche Einschlafen der Hände jedoch regelmäßig auftritt, sollte man die Ursachen medizinisch abklären lassen.
Häufige Ursachen für Taubheitsgefühl in den Händen
Die Ursachen für das Einschlafen der Hände lassen sich grob in äußere und medizinische Ursachen einteilen.
Äußere Ursachen
- Falsche Liegeposition: Eine der häufigsten Ursachen für das Einschlafen der Hände in der Nacht ist eine falsche Liegeposition. Besonders Seiten- und Bauchschläfer neigen dazu, sich im Schlaf ungünstig auf Arm und Hand zu drehen. Dadurch werden die Blutgefäße zusammengedrückt und die Sauerstoffversorgung der Nerven verringert. Viele stützen den Kopf zusätzlich mit der abgeknickten Hand oder dem angewinkelten Arm, was den Druck auf die Nerven noch verstärkt.
- Probleme mit der Hals- oder Nackenwirbelsäule: Die Nerven, die unsere Arme und Hände versorgen, entspringen der Halswirbelsäule. Fehlhaltungen in diesem Bereich können dazu führen, dass Nerven gereizt oder eingeklemmt werden, was Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Händen verursachen kann.
- Ergonomische Faktoren: Eine ergonomische Liegeposition ist wichtig, um die Wirbelsäule zu entlasten und eine optimale Regeneration des Körpers zu ermöglichen. Dazu gehört, dass sich der Kopf in einer Linie mit der Wirbelsäule befindet und der Hals weder nach oben noch nach unten abgeknickt wird. Die Wirbelsäule sollte in Seitenlage eine gerade Linie bilden oder in Rückenlage ihre natürliche S-Krümmung beibehalten.
- Matratzenhärte: Die Wahl der richtigen Matratzenhärte ist entscheidend für eine ergonomische Liegeposition. Die Matratze sollte dem Körpergewicht angepasst sein, um eine optimale Unterstützung zu gewährleisten.
- Kopfkissen: Auch die Auswahl des passenden Kopfkissens ist wichtig. Es sollte den Abstand zwischen Kopf und Schultern optimal überbrücken, um eine gerade Ausrichtung der Wirbelsäule zu gewährleisten. Die Höhe des Kissens hängt von der bevorzugten Schlafposition und der Schulterbreite ab.
- Hohe Kopfkissen: Hohe Kopfkissen können den Nacken nach vorne oder zur Seite abknicken, was Verspannungen und Schmerzen verursachen kann. Besonders problematisch ist dies für Rücken- und Seitenschläfer, da die natürliche Ausrichtung der Wirbelsäule gestört wird. Die unnatürliche Beugung der Halswirbelsäule kann den Nervenstrang, der die Arme versorgt (Plexus brachialis), einengen und Taubheitsgefühle oder Kribbeln verursachen.
- Zu wenig Unterstützung durch das Kissen: Ist das Kissen zu flach, neigen viele Menschen dazu, zusätzlich die Hand oder den Arm unter das Kissen zu schieben, um den Kopf zu stabilisieren. In dieser Position werden die Hände oft stark abgeknickt, was die Nerven einklemmen kann.
- Unruhiger Schlaf: Unruhige Schläfer, die nachts häufig ihre Schlafposition verändern und dabei ihr Kissen verschieben oder es gar aus dem Bett werfen, sollten eher feste und kompakte Kopfkissen verwenden, die wenig Raum für Veränderung lassen.
Medizinische Ursachen
- Durchblutungsstörungen: Eine der häufigsten medizinischen Ursachen für Durchblutungsstörungen ist Arteriosklerose, also eine Verengung der Blutgefäße. Im Laufe der Zeit können sich Ablagerungen aus Fett und Kalk an den Gefäßwänden ansammeln und die Arterien dadurch enger machen. Ein niedriger Blutdruck kann ebenfalls dazu führen, dass die Hände nicht optimal versorgt werden, besonders in Ruhephasen und nachts im Schlaf.
- Venenschwäche: Probleme mit den Venen können ebenfalls Durchblutungsstörungen verursachen. Wenn das Blut nicht richtig zum Herzen zurücktransportiert wird, kann es sich in den Händen „stauen“.
- Diabetes: Menschen mit Diabetes sollten besonders aufmerksam sein, da die dauerhaft hohen Blutzuckerwerte mit der Zeit zu Schäden an den Blutgefäßen führen können, wodurch die Durchblutung in den Händen schlechter wird.
- Medikamente: Bestimmte Medikamente, die beispielsweise den Blutdruck senken oder den Cholesterinspiegel regulieren, können als Nebenwirkung die Blutgefäße verengen oder den Blutfluss verlangsamen.
- Karpaltunnelsyndrom: Eine der häufigsten Ursachen für das nächtliche Einschlafen der Hände ist das Karpaltunnelsyndrom. Dabei wird ein wichtiger Nerv im Handgelenk - der Medianusnerv - eingeengt. Das typische Zeichen eines Karpaltunnelsyndroms ist, dass vor allem Daumen, Zeige- und Mittelfinger nachts taub oder kribbelig werden.
- Nervenreizungen und Nervenquetschungen: Die falsche Schlafposition kann in den Bandscheiben der Halswirbelsäule zu harmlosen nervalen Reizungen führen. Manche Menschen haben eine knöcherne Enge im Wirbelkanal, die ebenfalls zu Missempfindungen in den Händen und Armen führen kann.
- Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule kann ebenfalls zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen in den Händen führen.
- Polyneuropathien: Die Polyneuropathie gehört zu den Störungsbildern des peripheren Nervensystems. Zu den Hauptsymptomen der Erkrankung gehören Taubheitsgefühl, Kribbeln und ein Gefühl der Unsicherheit beim Gehen.
- Nährstoffmangel: Ein Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Vitamin B12 oder Eisen kann die Durchblutung und Nervenfunktion beeinträchtigen.
- Stoffwechselstörungen: Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus können ebenfalls zu Missempfindungen in den Händen führen.
- Schilddrüsenerkrankungen: Auch die Schilddrüse kann eine Rolle spielen.
- Andere Erkrankungen: Krankheiten wie Rheuma, Gicht, Fibromyalgie oder Multiple Sklerose können ebenfalls Missempfindungen hervorrufen, die sich dann zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen in der Hand oder im Arm ausweiten.
- Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft können hormonelle Veränderungen dazu führen, dass vermehrt Flüssigkeit im Körper zurückgehalten wird. Dies kann zu einer Schwellung der Sehnengleitgewebe im Karpaltunnel führen und den Druck auf den Nerv in diesem Bereich erhöhen.
Das Karpaltunnelsyndrom im Detail
Das Karpaltunnelsyndrom (KTS) ist eine der häufigsten Ursachen für Taubheitsgefühle in den Händen, insbesondere nachts. Es entsteht durch die Einengung des Nervus medianus im Karpaltunnel, einem Engpass im Handgelenk.
Symptome des Karpaltunnelsyndroms
- Nächtliche Schmerzen und Kribbeln: Typisch sind nächtliche Schmerzen und ein Kribbeln bzw. Taubheitsgefühl in Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger.
- Ausstrahlende Schmerzen: Die Schmerzen können bis in den Arm ausstrahlen.
- Taube Finger: Schreitet die Krankheit weiter fort, führt das zu Ausfallerscheinungen und tauben Fingern, besonders der Daumen wird zunehmend kraftloser.
- Rückbildung der Daumenballenmuskulatur: In fortgeschrittenen Fällen bildet sich die Daumenballenmuskulatur deutlich zurück.
- Eingeschränkte Feinmotorik: Missempfindungen des Daumens, Zeige-, Mittel- und daumenseitigen Ringfingers sowie feinmotorische Einschränkungen können bestehen.
Ursachen des Karpaltunnelsyndroms
- Überlastung und Fehlbelastung: Oft entsteht das Syndrom durch eine übermäßige Beanspruchung oder eine fehlerhafte Belastung der Hand.
- Anatomische Veranlagung: Neben einem anlagebedingten Faktor können auch chronisch entzündliche Schwellungszustände der Sehnenscheiden sowie stoffwechselbedingte Einlagerungen durch Diabetes, Nierenschädigungen oder Gicht in Frage kommen.
- Hormonelle Veränderungen: Frauen in den Wechseljahren sind besonders häufig betroffen.
Diagnose des Karpaltunnelsyndroms
- Klinische Untersuchung: Zunächst werden die Finger und die Hand untersucht. Dabei wird geprüft, wie beweglich und empfindlich diese sind und ob Gefühlsstörungen und Missempfindungen auftreten.
- Elektrophysiologische Untersuchungen: Des Weiteren werden typischerweise elektrophysiologische Untersuchungen bei einem Neurologen veranlasst. Diese messen, wie gut Nerven elektrische Pulse weiterleiten und ob die Funktion eingeschränkt ist.
Behandlung des Karpaltunnelsyndroms
- Konservative Behandlung: Ist die Erkrankung noch nicht in einem fortgeschrittenen Stadium, werden konservative Behandlungsmöglichkeiten eingesetzt. Dabei wird das nächtliche Tragen einer Handgelenkschiene empfohlen, um die Beugestellung des Handgelenks zu vermeiden und die Hand ruhig zu stellen. Oft reicht das schon aus, um die Beschwerden zu lindern, es sollte allerdings darauf geachtet werden, eine Überbelastung des Handgelenks zu vermeiden.
- Kortisontherapie: Sind die Beschwerden stärker, kann auch auf eine Therapie mit Kortison (lokale Injektion in den Karpaltunnel) zurückgegriffen werden. Kortison wirkt abschwellend, schmerzlindernd und entzündungshemmend.
- Operation: Eine Operation ist ratsam, wenn Beschwerden wie Taubheitsgefühl, schmerzhafte Missempfindungen in den Fingern und das Nachlassen der Kraft im Daumen anhaltend sind. Dabei wird das Karpalband über dem Karpaltunnel durchtrennt, um so den Druck auf den Mittelnerv im Tunnel zu verringern.
Was tun bei Taubheitsgefühlen in den Händen?
Sofortmaßnahmen
- Bewegung: Bewegung hilft, die Durchblutung anzukurbeln und das Taubheitsgefühl zu reduzieren. Schütteln Sie die Hände aus oder ballen Sie sie zu einer Faust.
- Massage: Massieren Sie die betroffene Hand, um die Durchblutung anzuregen.
- Kaltes Wasser: Bei akuten Schmerzen und Missempfindungen in den Händen halten Sie diese einfach unter kaltes Wasser.
- Schlafposition ändern: Wenn die Taubheitsgefühle nachts auftreten, versuchen Sie, Ihre Schlafposition zu ändern.
Vorbeugende Maßnahmen
- Ergonomische Schlafposition: Achten Sie auf eine ergonomische Schlafposition, um die Wirbelsäule zu entlasten und die Nerven nicht einzuquetschen.
- Richtige Matratze und Kissen: Wählen Sie eine Matratze und ein Kissen, die Ihren individuellen Bedürfnissen entsprechen.
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung und kann helfen, Taubheitsgefühle in den Händen zu vermeiden.
- Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit allen essenziellen Nährstoffen, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.
- Pausen bei belastenden Tätigkeiten: Bei Tätigkeiten, die das Handgelenk anhaltend und wiederkehrend stark belasten, sollten ausreichend Pausen eingelegt werden, um die Handgelenke zu dehnen und auszuschütteln.
- Vorsicht vor Vibrationen: Elektrische Geräte wie Bohrer sollten mit schwingungsdämpfenden Griffen ausgestattet sein.
Ärztliche Abklärung
- Regelmäßiges Auftreten: Wenn das Einschlafen der Hände regelmäßig auftritt oder von Dauer ist, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
- Begleitende Symptome: Treten zusätzlich Symptome wie Schmerzen, Lähmungen oder andere Ausfallerscheinungen auf, ist eine sofortige ärztliche Abklärung erforderlich.
- Verdacht auf Schlaganfall: Bei plötzlichen Taubheitsgefühlen und Lähmungen auf einer Körperseite sollte umgehend der Notruf unter 112 gewählt werden, da dies auf einen Schlaganfall hindeuten kann.
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