Ein Taubheitsgefühl im Kopf oder auf der Kopfhaut ist eine Sensibilitätsstörung, die medizinisch als Hypästhesie bezeichnet wird. Betroffene erleben eine Verminderung des Gefühls in den entsprechenden Hautarealen, oft begleitet von einem unangenehmen Kribbeln. Dieses Gefühl ähnelt dem nach einer Betäubungsspritze beim Zahnarzt. Während es meist vorübergehend ist, kann es in einigen Fällen dauerhaft bestehen.
Ursachen für Taubheitsgefühle im Kopf
Vielfältige Ursachen können Taubheitsgefühle am Kopf und im Bereich der Kopfhaut auslösen.
Nervenstörungen
In erster Linie wird bei einem Taubheitsgefühl am Kopf an eine Nervenstörung gedacht. Sensible Nerven vermitteln das Gefühl in der Haut, indem sie Informationen über ihre Nervenfasern an das Gehirn weiterleiten. Eine Schädigung dieser Nerven entlang ihres Verlaufs kann zu einem Taubheitsgefühl im entsprechenden Hautbereich führen. Mögliche Ursachen sind Schlaganfall oder Unfall.
Durchblutungsstörungen
Auch Durchblutungsstörungen können Taubheitsgefühle verursachen. Bei schlechter Durchblutung werden die Nerven nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt und können ihre Funktion der Reizweiterleitung nicht uneingeschränkt wahrnehmen. Durchblutungsstörungen treten unter anderem dann auf, wenn es zu Ablagerungen in den Arterien kommt. Dadurch verengen oder verstopfen die Blutgefäße. Das Blut kann nicht mehr ungehindert fließen und Teile des Körpers sind mit Nährstoffen, Mineralien und Sauerstoff unterversorgt. Dazu trägt der Verzicht auf industriell verarbeitete Lebensmittel und raffiniertem Zucker bei. Auch tierische Fette wie in Wurst- oder Fleischwaren im Speiseplan zu reduzieren, macht vor dem Hintergrund Sinn. Auch regelmäßige Bewegung gehört zum A und O der guten Durchblutung. Dafür muss nicht gleich das Lauftraining auf dem Tagesplan stehen. Es reicht völlig aus, jeden Tag zum Beispiel 30 Minuten spazieren zu gehen, das Radfahren für sich wieder zu entdecken oder zu schwimmen. Das Ziel, jeden Tag 10.000 Schritte zu gehen, ist nicht unerreichbar.
Psychosomatische Ursachen
Psychosomatische Ursachen können ebenfalls eine Rolle spielen. Psychosomatische Erkrankungen sind körperliche Beschwerden, die durch psychische Belastungsfaktoren hervorgerufen werden. Wenn die Seele leidet, leidet auch der Körper. Falsche oder krankhafte Nervenreizungen, die durch ein erhöhtes Stressniveau entstehen, können Taubheitsgefühle verursachen. Stress ist ein weiterer Faktor, der für ein Kribbeln im Kopf oder im Gesicht sorgen kann. Sind Körper und Geist ohne entsprechenden Ausgleich extrem und längerfristig belastet, können Muskel- und auch Nervenverspannungen auftreten.
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Unfallbedingte Ursachen
Ein Unfall mit Sturz auf den Kopf kann zu einem Taubheitsgefühl in diesem Bereich führen. Es ist denkbar, dass bei einem Sturz die sensiblen Nervenendigungen in der Haut verletzt werden und die entsprechenden Informationen nicht mehr richtig ans Gehirn weiterleiten können. Meist sind diese Beschwerden nur vorübergehend, da die Nerven durch den Sturz, ähnlich einer Prellung, nur kurzfristig in ihrer Funktion gestört sind.
Halswirbelsäulenprobleme (HWS)
Taubheitsgefühle am Kopf oder im Bereich der Kopfhaut können durch Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule verursacht werden. Vor allem der hintere Kopfbereich und die Haut im Bereich des Ohres werden von Nerven aus dem Plexus cervicalis sensibel versorgt. Diese Nervenfasern gehen vom Rückenmark im Bereich der Halswirbelsäule aus. Werden die Nervenfasern in diesem Bereich z.B. durch Verspannungen beeinträchtigt, kann dies zu Taubheitsgefühlen führen. Funktionsbeeinträchtigungen in der Halswirbelsäule können sich sowohl durch Schmerzen als auch durch Kribbeln oder Taubheitsgefühle bemerkbar machen. Diese Symptome können sowohl im Kopf- und Nackenbereich als auch an Armen und Händen auftreten. Sowohl Schwindel als auch Benommenheit können von der Halswirbelsäule her verursacht werden. Dies kann zum einen daran liegen, dass Verspannungen auf die Nerven drücken und so Signale nicht richtig übermittelt werden können, was Schmerzen und eine gewisse Benommenheit auslösen kann. Zum anderen können auch Blutgefäße durch dauerhaften Druck in Mitleidenschaft gezogen oder teilweise abgedrückt werden, was ebenfalls zu Benommenheit und Schwindel führen kann.
Schilddrüsenerkrankungen
Schilddrüsenerkrankungen wie die Hashimoto-Krankheit, die eine Art der Schilddrüsenunterfunktion darstellt, können zahlreiche Symptome verursachen. Es gibt Patienten, die über Taubheitsgefühle am Kopf klagen, meist in Zusammenhang mit anderen Symptomen wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Antriebsarmut und Depression.
Migräne mit Aura
Neben der regulären Form der Migräne gibt es auch Patienten, die an Migräne mit Aura leiden. Hier sind Taubheitsgefühle am Kopf ein typisches Symptom. Unter Aura versteht man neurologische Symptome, die den Kopfschmerzen vorausgehen. Ein klassisches Beispiel ist die Sehstörung (Lichtblitze oder Flimmern vor den Augen). Aber auch Taubheitsgefühle oder ein Kribbeln am Kopf oder an den Gliedmaßen kommen vor. Diese Störungen sind jedoch alle nur vorübergehend.
Nasennebenhöhlenentzündung und Mittelohrentzündung
Auch eine Nasennebenhöhlenentzündung kann Gefühlsstörungen im Bereich des Kopfes verursachen. Weite Teile der Haut im Gesicht werden von Fasern des fünften Hirnnervs, dem Nervus trigeminus, versorgt. Dieser entspringt im Gehirn und teilt sich dann in seine drei Äste auf. Diese laufen zum Teil in sehr enger Nachbarschaft zu den Nasennebenhöhlen. Im Rahmen eines entzündlichen Prozesses im Bereich der Nasennebenhöhlen können diese Nerven geschädigt werden. Ein Taubheitsgefühl am Kopf ist die Folge. Auch eine Mittelohrentzündung kann zu einem Taubheitsgefühl am Kopf führen. Im Vergleich zur Nebenhöhlenentzündung werden bei einer Mittelohrentzündung jedoch viel seltener Nerven geschädigt, da im Bereich des Mittelohres normalerweise keine großen sensiblen Nerven zu finden sind. Dennoch ist es auch hier denkbar, dass sich die Entzündung auf umliegende Strukturen ausbreitet. So können sensible Nerven geschädigt werden, die Teile der Haut am Kopf innervieren.
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Weitere Erkrankungen und Störungen
Gefühlsstörungen können auch in Verbindung mit bestimmten körperlichen oder neurologischen Erkrankungen auftreten. Beispiele hierfür sind:
- Polyneuropathie: Schädigung der peripheren Nerven, die sich oft zuerst in Füßen und Händen bemerkbar macht.
- Multiple Sklerose (MS): Chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die zu Sensibilitätsstörungen führen kann.
- Parkinson: Neurodegenerative Erkrankung, bei der neben Bewegungsstörungen auch Gefühlsstörungen auftreten können.
- Bandscheibenvorfall: Kompression von Nervenwurzeln, die Taubheit und Kribbeln verursachen kann.
- Psychische Störungen: Angstzustände, Panikattacken oder chronischer Stress können Gefühlsstörungen auslösen.
- Restless-Legs-Syndrom (RLS): Missempfindungen wie schmerzhaftes Kribbeln, Ziehen und Brennen in den Beinen.
- Guillain-Barré-Syndrom (GBS): Autoimmunerkrankung, die die peripheren Nerven angreift und zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen führen kann.
- Karpaltunnelsyndrom: Einklemmung des Mittelhandnervs im Karpaltunnel, die Kribbeln und Taubheit in den Fingern verursacht.
- Ulnartunnel- und Ulnarrinnensyndrom: Druck auf den Ellen-Nerv, der zu Taubheitsgefühlen in Fingern führen kann.
- Leistentunnelsyndrom: Einklemmung des Oberschenkelhautnervs, die Schmerzen und Gefühlsstörungen am Oberschenkel verursacht.
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK): Durchblutungsstörung in den Beingefäßen, die Schmerzen und Missempfindungen verursachen kann.
- Raynaud-Syndrom: Gefäßkrämpfe durch Kälte oder Stress, die zu Durchblutungsstörungen und Taubheitsgefühlen führen können.
- Hyperventilationssyndrom: Hektisches Atmen in Stresssituationen, das Gefühlsstörungen und Verkrampfungen verursachen kann.
- Somatoforme Störungen: Körperliche Beschwerden ohne erkennbare körperliche Ursache, wie Müdigkeit, Muskelverspannungen oder Kribbeln.
- Vergiftungen: Chronische Schäden an den Nerven, die zu Missempfindungen führen können.
- Medikamente: Kribbeln und Taubheitsgefühle als Nebenwirkung einiger Medikamente.
Symptome und Begleiterscheinungen
Taubheitsgefühle am Kopf werden von den Patienten oft als unangenehm empfunden. Manche beschreiben sie als schmerzhaft, für andere ist es „nur“ ein Kribbeln. Darüber hinaus können Kopfschmerzen als Begleitsymptom auftreten, wie zum Beispiel bei einer Migräne mit Aura. Jedes Taubheitsgefühl sollte als Warnsignal gesehen werden, das auf eine Unterversorgung des Gewebes hinweisen kann.
Alarmzeichen sind Taubheitsgefühle, die zusammen mit Sprach- oder Sehstörungen auftreten oder solche, die sich neben dem Kopf auf einer kompletten Körperseite ausbreiten. Treten die Taubheitsgefühle zusammen mit Zahn- oder Ohrenschmerzen auf, handelt es sich meist um zugrundeliegende Erkrankungen aus diesem Bereich.
Diagnose
Um Taubheitsgefühle am Kopf bzw. im Bereich der Kopfhaut schnell und sicher diagnostizieren zu können, sind ein ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung am Wichtigsten. Bereits das Gespräch liefert oft erste Hinweise auf die Ursache der Sensibilitätsstörung. Dies entscheidet dann auch, welche weiteren diagnostischen Maßnahmen ergriffen werden sollten (z.B. Blutuntersuchungen, neurologische Untersuchungen, bildgebende Verfahren wie MRT).
Der Arzt wird folgende Fragen stellen:
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- Wo treten Kribbeln und Taubheitsgefühle auf?
- Seit wann bestehen die Beschwerden?
- Gibt es Begleitsymptome?
- Sind Vorerkrankungen bekannt?
- Werden Medikamente eingenommen?
Bei der körperlichen Untersuchung wird der Arzt die Sensibilität der Haut testen und die Funktion der Nerven überprüfen.
Behandlung
Die Behandlung von Taubheitsgefühlen am Kopf bzw. an der Kopfhaut hängt von der zugrundeliegenden Ursache ab.
- Schlaganfall: Sofortige notfallmäßige Behandlung in einer neurologischen Klinik.
- Migräne: Behandlung der migränetypischen Kopfschmerzen mit Schmerzmitteln. Das Taubheitsgefühl als Begleitsymptom bildet sich nach dem Anfall von selbst zurück.
- Psychosomatische Ursachen: Stressreduktion, Entspannungsverfahren oder Psychotherapie. Arzneilavendel (Lavandula angustifolia) als Öl oder in Kapselform zum Einnehmen trägt durch seine Inhaltsstoffe zur körperlichen und geistigen Entspannung bei.
- Entzündungen im Bereich der Nasennebenhöhlen oder des Ohres: Behandlung mit Antibiotika und ggf. mit einem operativen Eingriff.
- Erkrankungen der Halswirbelsäule: Behandlung durch einen Orthopäden mit Schmerzmitteln, Akupunktur oder einer Injektionstherapie. Wärme kann zunächst helfen, die Verspannungen zu lösen und die Beschwerden zu lindern. Gezielte Übungen, die am besten durch einen erfahrenen Physiotherapeuten erläutert werden, können helfen, HWS Beschwerden zu lindern. Die Behandlung mit Stoßwellen hat sich bei HWS Beschwerden als sehr erfolgversprechend erwiesen. Mit einer Stoßwellentherapie können Triggerpunkte für Schmerzempfindungen gezielt aufgelöst sowie Verspannungen und eventuelle Entzündungen reduziert werden.
Prognose
Wie lange ein Taubheitsgefühl am Kopf besteht und ob es nicht sogar dauerhaft bleibt, hängt von dessen Ursache ab. Meistens sind Taubheitsgefühle am Kopf nur vorübergehend und von kurzer Dauer. In den meisten Fällen ist die Ursache für ein Taubheitsgefühl am Kopf eher harmlos und die Prognose ist daher sehr gut. Oft verschwindet die unangenehme Missempfindung ohne Behandlung wieder. Bei psychosomatischen Ursachen wirken sich Stressreduktion, Entspannungsverfahren und Psychotherapie positiv auf die Prognose aus.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Ein Taubheitsgefühl am Kopf ist in den meisten Fällen nur vorübergehend und daher harmlos. Es kann jedoch auch ein Anzeichen für eine bedrohliche Erkrankung sein. Daher sollte man einen Arzt aufsuchen, wenn:
- das Taubheitsgefühl plötzlich auftritt.
- das Taubheitsgefühl länger anhält.
- das Taubheitsgefühl sich ausbreitet.
- Begleitsymptome wie Sprach- oder Sehstörungen, Lähmungen, starke Kopfschmerzen oder Schwindel auftreten.
- das Taubheitsgefühl nach einem Unfall aufgetreten ist.
Vorbeugung
Einigen Ursachen für Taubheitsgefühle am Kopf kann man vorbeugen:
- Gesunder Lebensstil: Ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und Stressreduktion.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Nicht rauchen, wenig Alkohol trinken und Übergewicht vermeiden.
- Ergonomischer Arbeitsplatz: Bei Büroarbeit auf eine gute Haltung achten und regelmäßige Pausen einlegen.
- Vorsicht bei Unfällen: Beim Sport und im Straßenverkehr aufmerksam sein und Verletzungen vermeiden.
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