Ein Taubheitsgefühl im linken Oberbauch kann beunruhigend sein. Die Ursachen dafür sind vielfältig und reichen von harmlosen Verspannungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen, die diagnostischen Schritte und die verschiedenen Behandlungsansätze.
Was ist ein Taubheitsgefühl?
Ein Taubheitsgefühl, medizinisch als Hypästhesie bezeichnet, beschreibt eine verminderte Sensibilität der Haut. Betroffene können äußere Reize wie Berührung, Druck, Wärme, Kälte oder Schmerzen nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr wahrnehmen. Ein vollständiger Ausfall des Gefühlssinns wird als Anästhesie bezeichnet.
Häufige Ursachen für Taubheitsgefühl im linken Oberbauch
Ein Taubheitsgefühl im linken Oberbauch kann verschiedene Ursachen haben:
- Verspannungen der Muskulatur: Schmerzhafte Verspannungen in der Lenden- oder Brustwirbelsäule können auf die linke Seite ausstrahlen und zu einem Taubheitsgefühl führen. Häufig sind muskuläre Dysbalancen oder Fehlhaltungen die Auslöser. Auch Myogelosen, schmerzhafte Muskelverhärtungen, die durch eine Ansammlung von Stoffwechselprodukten in den Muskelfasern verursacht werden, können auf Nerven drücken und Taubheitsgefühle verursachen.
- Nervenreizungen und -kompressionen: Eine Reizung des Interkostalnervs (zwischen den Rippen) kann zu anhaltenden Schmerzen und Taubheitsgefühlen führen. Auch eine Kompression der Nerven im Bereich des Rippenbogens des linksseitigen Brustkorbes kann für Schmerzen und Taubheitsgefühle verantwortlich sein.
- Psychische Faktoren: Stress, Anspannung, Panikattacken und Angstzustände können sich auch körperlich äußern. So können Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle begleitend zu Panikattacken oder Angstzuständen auftreten. Auch somatoforme Störungen, bei denen körperliche Beschwerden keine organische Ursache haben, können sich in Form von Taubheitsgefühlen äußern.
- Organische Ursachen: Obwohl seltener, können auch organische Ursachen wie ein Herzinfarkt, eine koronare Herzkrankheit oder Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse zu Schmerzen und Missempfindungen im linken Oberbauch führen. Bei Schmerzen, die nicht bewegungsabhängig sind und in den linken Arm ausstrahlen, sollte man umgehend einen Arzt aufsuchen. Auch Erkrankungen der Wirbelsäule, Migräne, Rheuma oder Multiple Sklerose können Taubheitsgefühle verursachen.
Die Rolle der Psyche
Es muss also nicht immer eine körperliche Ursache hinter dem Gefühl, krank zu sein, stecken - selbst dann nicht, wenn Ärzte die Beschwerden teils auch objektiv feststellen können: Deutliche gesundheitliche Beschwerden können auch psychosomatisch (d.h. durch seelische Vorgänge) entstehen.
Die somatoforme autonome Funktionsstörung ist eine psychische Störung aus der Gruppe der somatoformen Störungen. Das gemeinsame Merkmal aller als somatoforme Störungen zusammengefassten Krankheitsbilder ist, dass die Betroffenen ohne erkennbare körperliche Ursache über anhaltende körperliche Beschwerden berichten. somatoform (d.h. körperlich, zum Körper bzw. Soma gehörend) undautonom (d.h. jemand mindestens zwei der folgenden vegetativen Symptome entwickelt (d.h.
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Für eine somatoforme autonome Funktionsstörung gelten mehrere Risikofaktoren als mögliche Ursachen: So können beispielsweise seelische (= psychische) Faktoren zur Entstehung körperlicher (= somatischer) Beschwerden führen (psychosomatische Ursache). Doch keiner der infrage kommenden Risikofaktoren ist alleiniger Auslöser einer solchen Funktionsstörung. Bei manchen Menschen kommen für die somatoforme autonome Funktionsstörung erbliche Ursache infrage: Für eine erblich bedingte Veranlagung (sog.
Bei Menschen, die eine somatoforme autonome Funktionsstörung oder eine andere somatoforme Störung haben, sind schwierigeLebensbedingungen und Belastungen in der Kindheit und Jugend - vor allem Erfahrungen von körperlichem und/oder sexuellem Missbrauch - besonders häufig zu finden. Dies weist auf einen möglichen Zusammenhang zwischen solchen Erlebnissen und der somatoformen autonomen Funktionsstörung hin.Das Erleben chronisch kranker Eltern oder Geschwister kann ebenfalls für eine somatoforme autonome Funktionsstörung (mit) verantwortlich sein: Zum einen bringen diese Erlebnisse den betroffenen Kindern schon früh der Umgang mit körperlichen Beschwerden durch "Lernen am Modell" nahe.
Ein weiteres typisches Anzeichen für die somatoforme autonome Funktionsstörung ist, dass die Betroffenen ihre Aufmerksamkeit übermäßig auf harmlose oder unbedenkliche körperliche Missempfindungen richten (z.B. auf kalte Hände) und diese Körperempfindungen als bedrohliche Symptome missdeuten (z.B. als Durchblutungsstörung, die Zeichen für einen drohenden Herzinfarkt sein könnte). Dies weckt Ängste in ihnen, die wiederum körperliche Angstreaktionen verursachen (wie verringerte Durchblutung in den Händen). Die Betroffenen nehmen auch diese Veränderung wahr und entwickeln neue körperliche Symptome.
Die durch die somatoforme autonome Funktionsstörung ausgelösten Ängste um die körperliche Gesundheit führen dazu, dass die Betroffenen wiederholt verschiedene Ärzte besuchen, was mit vielen Untersuchungen bis hin zu Operationen verbunden sein kann - immer auf der Suche nach einer richtigen Diagnose. Dabei können Schonverhalten und unkontrollierte Medikamenteneinnahme die somatoforme autonome Funktionsstörung zusätzlich festigen.
Weitere mögliche Ursachen
- Erkrankungen der Milz: Eine vergrößerte Milz (Splenomegalie) kann ebenfalls Schmerzen und Druck im linken Oberbauch verursachen. Eine Splenomegalie kann durch verschiedene Erkrankungen wie Infektionen, Blutkrankheiten oder Lebererkrankungen verursacht werden.
- Darmprobleme: Divertikulitis (Entzündung von Ausstülpungen der Darmwand) kann Schmerzen und Missempfindungen im linken Unterbauch verursachen.
- Herzinfarkt: Ein Herzinfarkt kann linksseitige Schmerzen im Bereich des Brustkorbes verursachen. Stressbedingte Probleme und Überlastungen können auch zu Schmerzen im Brustkorb und des Herzens bei einem gesunden Herzen führen. Hier sind die Gefäße intakt, es kann aber durch akuten Stress zu einer temporären Verengung der Gefäße mit begleitenden Schmerzen in der linken Körperseite kommen.
- Ansteckungskrankheiten: Virale Infektionen wie Masern, Mumps oder die von Zecken übertragenen Erkrankungen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) sowie Borreliose können Entzündungen im zentralen Nervensystem auslösen, woraus möglicherweise Empfindungsstörungen resultieren.
- Multiple Sklerose: Die entzündliche Krankheit des zentralen Nervensystems äußert sich häufig durch viele verschiedene Symptome. Was bedeutet die Diagnose MS? Welche Herausforderungen begegnen Betroffenen im Alltag? Über ihre Erfahrung berichtet Bloggerin Samira in unserem Gesundheitspodcast. Schlaganfall: Ein Schlaganfall führt unter Umständen zu Empfindungsstörungen auf einer Körperseite, da bestimmte Bereiche im Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Die dadurch absterbenden Nerven lösen die Symptome aus. Von den Risiken bis zum FAST-Test: In unserer Podcastfolge erklärt Experte Prof. Dr.
- Diabetes Typ 1 und 2: Hervorgerufen durch einen dauerhaft erhöhten Zuckerspiegel (beispielsweise durch fehlendes Insulin (Typ 1) oder eine erworbene Insulinresistenz (Typ 2)) kann eine sogenannte diabetische Neuropathie (Schädigung der Nerven) entstehen.
Diagnose
Um die Ursache für ein Taubheitsgefühl im linken Oberbauch zu finden, ist eine gründliche ärztliche Untersuchung notwendig. Diese umfasst in der Regel:
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- Anamnese: Der Arzt wird Fragen zu den Beschwerden, Vorerkrankungen, eingenommenen Medikamenten und Lebensumständen stellen. Wichtig ist für den behandelnden Arzt zu erfahren, wo die Schmerzen auf der linken Seite sind, also z.B. Kopf bis Fuß, Arm, Unterschenkel, Taille, Unterbauch etc.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird den Oberkörper abtasten, die Wirbelsäule untersuchen und die Reflexe prüfen. Der Behandler wird den Oberkörper des Patienten untersuchen, und auf die Rippen drücken um zu sehen, ob dies Druckbeschwerden verursacht oder nicht. Ein EKG gehört zur Basisdiagnostik von allen Oberkörperschmerzen, weiterhin wird der Patient gebeten bestimmte Bewegungen die Beugung durchzuführen. Beim muskulären Dybalance-Check handelt es sich um eine diagnostische Maßnahme, bei welcher eventuelle Fehlbelastungen im Bereich der Oberkörpers untersucht werden. Hierbei untersucht er beim stehenden, entkleideten Patienten die Ausbildung, Stärke und Beweglichkeit der Muskeln im Bereich der Wirbelsäule und des Brustkorbes im Seitenvergleich und in Ruhe und bei Belastung.
- Blutuntersuchungen: Mit Blut-Tests lassen sich weitere Hinweise auf die möglichen Ursachen finden. Gemessen werden zum Beispiel: der Blutzuckerspiegel, die Menge bestimmter Vitamine und Mineralstoffe, Entzündungswerte.
- Bildgebende Verfahren: Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen wie Röntgen, Ultraschall, MRT oder CT erforderlich sein. Ein MRT wird immer dann eingesetzt, wenn man vermutet, dass muskuläre Verletzungen oder auch Verletzungen von Sehnen oder Nerven die Beschwerden verursachen. Heute gibt es aber auch die so genannte Video-Raster-Stereographie, bei der ein Lichtmuster auf den Rücken projiziert wird und ein Computer die Abstände von bestimmten Punkten vermisst. Diese Untersuchung kann relativ schnell durchgeführt werden und ist komplett strahlungsfrei.
- Neurologische Untersuchungen: Bei Verdacht auf eine Nervenschädigung können neurologische Untersuchungen wie eine Elektroneurographie (ENG) oder ein Elektromyogramm (EMG) durchgeführt werden. Das Elektromyogramm ist eine Maßnahme, mit der man ebenfalls Fehlbelastungen herausfinden kann. Bei dieser Untersuchung klebt man mehrere Elektroden auf den zu untersuchenden Muskel. Kommt es zu einer deutlichen Seitendifferenz, ist ebenfalls von einer Fehlbelastung auszugehen. In diesem Fall sollte eine orthopädische Schuheinlage angepasst und diese regelmäßig getragen werden.
Behandlung
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache des Taubheitsgefühls. Einige Beispiele:
- Verspannungen: Physiotherapie, Wärme, Massagen, Entspannungsübungen
- Nervenreizungen: Schmerzmittel, entzündungshemmende Medikamente, Physiotherapie, Injektionen
- Psychische Ursachen: Psychotherapie, Entspannungsverfahren, Medikamente
- Organische Ursachen: Behandlung der Grunderkrankung (z.B. Herzinfarkt, Bandscheibenvorfall)
Behandlung der somatoformen autonomen Funktionsstörung
Gegen eine somatoforme autonome Funktionsstörung ist eine frühzeitige Therapie ratsam, um zu verhindern, dass die Störung dauerhaft bestehen bleibt. Dazu bieten sich Entspannungstechniken, eine Psychotherapie und Verhaltenstraining an.
Wenn Sie mithilfe der Entspannungsmethoden Ihre Anspannung vermindern können, lindert dies die Beschwerden, die durch die somatoforme autonome Funktionsstörung bedingt sind. Am häufigsten kommen zur Therapie autogenes Training, progressive Muskelentspannung und Biofeedback zum Einsatz.
Gegen eine somatoforme autonome Funktionsstörung kann zur Therapie auch operantes Verhaltenstraining zum Einsatz kommen: Das operante Verhaltenstraining ist besonders dann geeignet, wenn Sie durch die somatoforme autonome Funktionsstörung ein ausgeprägtes Schonverhalten entwickelt haben. Bei diesem Training lernen Sie, wieder aktiver am Leben teilzunehmen und Ihr Schonverhalten, das Beschwerden fördert, abzubauen. systematische Verhaltensübungen (Einteilung täglicher Aktivitäten)SelbstsicherheitstrainingÜbungen mit Bezugspersonen, die häufig unbewusst ein Verhalten fördern, das Ihre Beschwerden verstärkt (indem sie Ihnen z.B.
Die gegen eine somatoforme autonome Funktionsstörung eingesetzte Therapie kann auch kognitive Behandlungsansätze umfassen (kognitiv = die Erkenntnis betreffend). Die psychotherapeutische Behandlung soll Ihnen helfen, trotz Ihrer körperlichen Beschwerden wieder ins normale aktive Leben zurückzufinden. Dieser Behandlungsansatz ist besonders dann geeignet, wenn die somatoforme autonome Funktionsstörung bei Ihnen zusätzlich zu den körperlichen Beschwerden eine Depression und/oder Ängste auslöst.
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Wenn Sie Beschwerden empfinden, gehen Ihnen möglicherweise negative Gedanken durch den Kopf, beispielsweise "Die Herzschmerzen gehen nie weg!", "Diese Magenbeschwerden sind ein Zeichen für einen Tumor, der sich trotz all der Untersuchungen noch nicht feststellen ließ." (interozeptiver Wahrnehmungsstil), "Niemand kann etwas gegen die Beschwerden machen." (kognitive Fehlbewertung). In der Therapie erarbeiten Sie daher positive Gedanken, um Ihr Befinden zu bessern. Außerdem lernen Sie in der kognitiven Behandlung Möglichkeiten kennen, sich abzulenken und Ihren Beschwerden weniger Aufmerksamkeit zu schenken. Durch angenehme Aktivitäten nehmen Sie wieder am Leben teil und konzentrieren sich nicht mehr nur auf Ihre Beschwerden. Im Rahmen eines allgemeinen Trainings zur Problemlösung entwickeln Sie außerdem Methoden, mit denen Sie stressfreier mit Problemen umgehen können.
Eine psychotherapeutische Behandlung, auch eine Gruppentherapie, kann die wesentlichen Symptome von somatoformen Störungen lindern. Ist die somatoforme autonome Funktionsstörung mit Erkrankungen wie Depression und Angststörung verbunden, ist eine psychotherapeutische Behandlung ebenfalls hilfreich.
Was man selbst tun kann
- Akutmaßnahmen: Bei akuten Schmerzen kann man eine entzündungshemmende Behandlung mit Ibuprofen als Gel oder Tablette durchführen, wenn man sich sicher ist, dass es sich nicht um eine Herzproblematik handelt. In erster Linie sollte man sofort den Oberkörper gerade machen, Schulter nach hinten ziehen und ruhig atmen. Nach Unfällen oder Prellungen der Rippen der linken Körperseite sollten kühlende Maßnahmen oder auch das Auftragen von entzündungshemmenden Gelen erfolgen.
- Vorbeugende Maßnahmen: Um Verspannungen vorzubeugen, kann regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung und Stressmanagement helfen. Wer lange in einer Position sitzt, bemerkt manchmal ein Kribbeln oder taubes Gefühl in den Beinen: Sie sind „eingeschlafen“. Das ist meist harmlos und geht durch Bewegung rasch wieder weg. Auch eine vitaminreiche und ausgewogene Ernährung ist wichtig, um dem Nervensystem die richtigen Nährstoffe zu liefern.
Wann zum Arzt?
Ein Taubheitsgefühl im linken Oberbauch sollte ärztlich abgeklärt werden, wenn:
- es plötzlich auftritt und mit weiteren Symptomen wie Lähmungen, Sprachstörungen oder Bewusstseinsverlust einhergeht (Verdacht auf Schlaganfall)
- es anhält oder sich verschlimmert
- es von starken Schmerzen begleitet wird
- es ohne erkennbaren Grund auftritt
- es mit anderen Beschwerden wie Fieber, Gewichtsverlust oder Nachtschweiß einhergeht
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