Taubheitsgefühle im oberen Rücken können sehr unangenehm sein und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Es ist wichtig, die möglichen Ursachen zu verstehen, um die richtige Behandlung zu finden. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Taubheitsgefühlen im oberen Rücken.
Was ist eine Parästhesie?
Eine Parästhesie ist eine krankhafte Empfindung ohne erkennbare Ursache. Sie kann sich als Kribbeln, Taubheit oder "Ameisenlaufen" äußern. Auch Störungen der Kälte- und Wärmeempfindungen zählen zu den Parästhesien. Parästhesien treten fast immer an mehreren Stellen auf. Diabetes, Alkoholmissbrauch und einige Medikamente können ebenfalls Parästhesien hervorrufen.
Anatomie der Wirbelsäule
Rückenspezialisten teilen die Wirbelsäule in drei Bereiche ein:
- Lendenwirbelsäule (LWS, unterer Rücken)
- Brustwirbelsäule (BWS, mittlerer oder oberer Rücken)
- Halswirbelsäule (HWS, Nackenbereich)
Rückenschmerzen im mittleren oder oberen Rücken, also etwa vom unteren Bereich des Brustkorbs bis zur Höhe des oberen Randes der Schulterblätter, sind deutlich seltener als Kreuzschmerzen oder Nackenschmerzen.
Ursachen für Taubheitsgefühl im oberen Rücken
Taubheitsgefühle im oberen Rücken können verschiedene Ursachen haben. Hier sind einige der häufigsten:
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Muskelverspannungen und Fehlhaltungen
In den meisten Fällen von Rückenschmerzen im mittleren und oberen Bereich handelt es sich um Muskelverspannungen an der Brust- und/oder Halswirbelsäule sowie in den angrenzenden Arealen. Diese Verspannungen entstehen hauptsächlich aus Fehlhaltungen wie beispielsweise dem Rundrücken. Durch unseren modernen Lebensstil, bei dem wir große Teile des Tages mit gerundetem Rücken vor dem Computer sitzen oder mit nach vorne geneigtem Kopf auf das Smartphone blicken, wird aus einer eigentlich nur für kurze Zeiträume vorgesehenen Schutzhaltung eine permanente Fehlhaltung.
Die permanente Anspannung und Überlastung der Muskulatur führt zu einer Verkürzung, Verhärtung, Überspannung und insgesamt schlechteren Durchblutung der Muskeln sowohl im mittleren und oberen Rücken als auch im Bauch- und Brustbereich. Auch die Muskeln zwischen den Rippen (Interkostalmuskeln) können sich verspannen und den Brustraum verkleinern, was zu vermehrtem Druck auf Gelenke, Bandscheiben, Zwerchfell und Brustbein führt.
Bandscheibenvorfall
Ein Bandscheibenvorfall kann unterschiedliche Symptome hervorrufen: von Schmerzen bis hin zu Kribbeln oder Taubheitsgefühlen bis hin zu Lähmungen in den Extremitäten, je nachdem, welcher Teil der Wirbelsäule betroffen ist. Bei einem Bandscheibenvorfall reißt der zähe Faserknorpel der Bandscheibe. Ihr gallertiger Kern tritt in den Wirbelkanal aus und drückt auf einen Rückenmarksnerven. Dies kann zu starken Rückenschmerzen führen, die teilweise bis in Arme und Beine ausstrahlen.
Spinalkanalstenose
Bei einer Spinalkanalstenose handelt es sich um eine Verengung (Stenose) des knöchernen Wirbelkanals, in dem das Rückenmark verläuft. Ursache dafür sind vor allem degenerative Prozesse. Dabei ragen Knochenanbauten oder verdickte Bänder in den Spinalkanal hinein und drücken auf Rückenmark und Nervenwurzeln. Die z. T. quälenden Beschwerden variieren je nach Ort der Einengung. Bei einer Spinalkanalstenose der Halswirbelsäule kommt es z. B. zu Nackenschmerzen und Störungen der Feinmotorik. Häufiger entsteht eine Stenose jedoch im Bereich der Lendenwirbel (lumbale Spinalkanalstenose).
Nervenschmerzen im Rücken
Ein plötzlicher, brennender Schmerz im Rücken, der von weiteren Symptomen wie Schwäche, Taubheitsgefühlen oder Berührungsempfindlichkeit begleitet wird, spricht oft für Nervenschmerzen im Rücken. Symptome wie durch Kribbeln verursachter Juckreiz oder Verkrampfungen sind ebenfalls ein Anzeichen dafür. Die Schmerzen treten meist in Intervallen, in stechender oder bohrender Intensität, in Erscheinung.
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Weitere Ursachen für Nervenschmerzen im Rücken können Operationen, neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Rheuma sein. Auch ein dauerhaft zu hoher Blutzuckerspiegel bei Diabetikern kann die Nerven schädigen.
Gürtelrose
Die Gürtelrose ist eine Erkrankung, die durch reaktivierte Windpockenviren verursacht wird. Typische Symptome während der akuten Krankheitsphase sind der bläschenartige Ausschlag im „Gürtelbereich“ des Körpers - also im Bauch- und unteren Rückenbereich - sowie Schmerzen in dieser Zone (Zoster-Neuralgie). Manche Patienten bleiben von den Schmerzen selbst nach Abklingen des Ausschlags für mehrere Tage oder Wochen nicht verschont. Begleitsymptome der starken Nervenschmerzen sind Gefühlsstörungen im betroffenen Bereich.
Andere Ursachen
- Arthritis: Arthritis, insbesondere Osteoarthritis, kann ebenfalls Schmerzen im oberen Rücken verursachen. Dies geschieht, wenn der Knorpel, der die Enden der Knochen in Ihren Gelenken schützt, abgenutzt ist.
- Verletzungen: Muskelverspannungen oder -verletzungen können durch wiederholte Bewegungen oder ungewöhnliche Belastungen, wie das Heben schwerer Gegenstände, verursacht werden.
- Ernstere Erkrankungen: In seltenen Fällen können Rückenschmerzen im oberen Rücken ein Anzeichen für eine ernstere Erkrankung sein, wie zum Beispiel eine Infektion oder einen Tumor.
Symptome von Taubheitsgefühl im oberen Rücken
Die Symptome von Rückenschmerzen im oberen Rücken können je nach Ursache variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Taubheitsgefühl
- Kribbeln
- Schmerzen
- Muskelverspannungen
- Bewegungseinschränkungen
Zudem können begleitende Symptome wie Fieber, unerklärlicher Gewichtsverlust, Schmerzen, die Sie nachts wach halten, oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder Stuhlgang auftreten.
Diagnose von Taubheitsgefühl im oberen Rücken
Um die Ursache von Taubheitsgefühl im Rücken zu ermitteln und diese klar von anderen Beschwerden abzugrenzen, ist die ärztliche Diagnose wichtig. Der Arzt wird zunächst ein Gespräch mit Ihnen führen, bei dem mögliche Vorerkrankungen thematisiert werden. Sie müssen außerdem Fragen rund um die Art Ihres Schmerzes beantworten; beispielsweise:
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- Wann treten die Schmerzen auf?
- Ist es eher ein bohrender, klopfender oder brennender Schmerz im Rücken?
- Wie beurteilen Sie die Schmerzintensität auf einer Skala von 1-10?
- Wie oft sind Sie von den Schmerzen betroffen?
- Wo sind die Schmerzen lokalisiert?
- Gibt es weitere Symptome?
Anschließend kann eine neurologische Untersuchung erfolgen. Eine MRT-Untersuchung der Wirbelsäule kann dabei helfen, die Ursache Ihrer Rückenschmerzen zu diagnostizieren. Sie ist besonders nützlich, um Veränderungen an den Bandscheiben, den Wirbelkörpern und den umliegenden Strukturen zu visualisieren.
Behandlung von Taubheitsgefühl im oberen Rücken
Die Behandlung von Rückenschmerzen im oberen Rücken hängt von der zugrundeliegenden Ursache ab. Hier sind einige gängige Behandlungsmethoden:
Konservative Behandlung
- Schmerzmittel: Rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können helfen, die Schmerzen zu lindern. Bei starken Schmerzen kann der Arzt auch stärkere Schmerzmittel verordnen.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern. Der Therapeut wird Ihnen gern geeignete Übungen zeigen, die sich nach Ihren Beschwerden richten und diese im besten Fall sanft abschwächen.
- Wärme- oder Kälteanwendungen: Wärme- oder Kälteanwendungen können helfen, die Muskeln zu entspannen und die Schmerzen zu lindern. Testen Sie, welche Behandlung Ihnen angenehmer erscheint.
- Entspannungsverfahren: Entspannungsverfahren wie autogenes Training oder die progressive Muskelentspannung können Ihnen helfen, im Alltag gelassener zu werden und wirken sich somit positiv auf Ihr Allgemeinbefinden aus. Außerdem lösen Sie auf diese Weise „ganz nebenbei“ Verspannungen, die Nervenschmerzen im Rücken begünstigen können.
- Kräuterwickel: Ein Kräuterwickel mit Kümmel-Samen kann auf die betroffene Stelle gelegt werden. Zusätzlich kann ein Wärmekissen aufgelegt werden.
- Kräutertees: Brennnessel-Tee oder Ingwer-Tee haben eine entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung. Grüner Tee kann das Allgemeinbefinden durch einen positiven Einfluss auf den Blutdruck, das Herz und den Zuckerstoffwechsel stärken. Ebenfalls hat sich Weidenrinde-Tee bewährt.
Invasive Verfahren
- CT-gesteuerte Wirbelsäulentherapie: Patienten mit Rückenschmerzen im oberen Rücken, die auf eine Bandscheibenerkrankung oder degenerative Veränderungen der Wirbelsäule zurückzuführen sind, können durch die CT-gesteuerte Wirbelsäulentherapie oft unmittelbare Linderung erfahren. Diese Therapie erlaubt es, Medikamente präzise am Ursprung des Schmerzes zu platzieren. Als minimal-invasiver Ansatz kann sie in vielen Fällen chirurgische Eingriffe überflüssig machen.
- Operation: In manchen Fällen ist eine Operation erforderlich, um die Ursache der Schmerzen zu beheben, z. B. bei einem Bandscheibenvorfall oder einer Spinalkanalstenose.
Präventive Maßnahmen
- Richtige Körperhaltung: Achten Sie auf eine aufrechte und rückenschonende Körperhaltung.
- Sport und Bewegung: Stärken Sie Ihre Rücken- und Rumpfmuskulatur durch regelmäßigen Sport und Bewegung.
- Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf einen ergonomischen Arbeitsplatz, um Fehlhaltungen zu vermeiden.
- Regelmäßige Pausen: Machen Sie regelmäßige Pausen bei langem Sitzen oder Stehen.
- Gute Matratze und Kissen: Schlafen Sie auf einer guten Matratze und unterstützen Sie Ihren Kopf mit einem guten Kissen.
- Passendes Schuhwerk: Achten Sie auf passendes Schuhwerk, vor allem dann, wenn Sie lange Zeit stehen müssen oder viel laufen.
- Chiropraktik: Ein regelmäßiger Termin beim Chiropraktor hilft Ihnen dabei, Ihren Rücken geschmeidig, beweglich und schmerzfrei zu halten.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist wichtig, dass Sie einen Arzt aufsuchen, wenn Ihre Rückenschmerzen anhalten oder sich verschlimmern, oder wenn sie von anderen besorgniserregenden Symptomen begleitet werden. Bei starken Rückenschmerzen im oberen Rücken ist es wichtig, sofort einen Arzt aufzusuchen. Dies gilt insbesondere, wenn die Schmerzen plötzlich auftreten, sehr intensiv sind, oder wenn sie von anderen Symptomen wie Fieber, Atemnot, oder Schmerzen in der Brust begleitet werden.
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