Taubheitsgefühl in den Händen: Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten

Kribbeln oder Taubheitsgefühle in den Händen sind weit verbreitete Beschwerden, die viele Menschen im Laufe ihres Lebens erfahren. Oft sind sie harmlos und vorübergehend, beispielsweise verursacht durch eine ungünstige Schlafposition. Wenn diese Empfindungen jedoch häufig auftreten, anhalten oder von anderen Symptomen begleitet werden, ist es wichtig, die Ursachen zu erforschen und gegebenenfalls medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Alle Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Mögliche Ursachen für Taubheitsgefühl in den Händen

Es gibt zahlreiche Ursachen für Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Händen, die von harmlosen vorübergehenden Zuständen bis hin zu schwerwiegenderen medizinischen Bedingungen reichen. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:

Eingeengte Nerven

Eingeengte Nerven sind eine der häufigsten Ursachen für Kribbeln in den Händen. Dies kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden:

  • "Eingeschlafener" Körperteil: Längeres Liegen in einer Position, die Druck auf einen Arm ausübt, kann Nerven und Blutgefäße einklemmen, was zu Kribbeln führt. Dieses Gefühl verschwindet normalerweise schnell, sobald der Druck nachlässt.
  • Karpaltunnelsyndrom: Hierbei wird der Handmittelnerv (Nervus medianus) im Karpaltunnel eingeengt, einem engen Durchgang im Handgelenk. Dies führt oft zu Schmerzen, Kribbeln und Taubheitsgefühlen in Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und einem Teil des Ringfingers. Viele Betroffene wachen nachts mit einer "eingeschlafenen" Hand auf. Das Karpaltunnelsyndrom ist eine Volkskrankheit. Jeder Sechste leidet im Laufe seines Lebens an Karpalband Schmerzen, Frauen öfter als Männer.
  • Sulcus-ulnaris-Syndrom: Ähnlich dem Karpaltunnelsyndrom kann auch der Ellennerv im Bereich des Ellenbogens eingeklemmt werden. Dies führt zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen im kleinen Finger und Ringfinger. In schweren Fällen kann es zu Handlähmungen kommen.

Verrenkung oder Gefäßkrämpfe

Neben eingeklemmten Nerven können auch andere Faktoren Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Händen verursachen:

  • Ellenbogenverrenkung: Nach einem Sturz auf den ausgestreckten Arm kann eine Ellenbogenverrenkung auftreten, die starke Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen verursacht. In einigen Fällen kann dies auch zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln im Unterarm oder der Hand führen.
  • Raynaud-Syndrom: Dieses Syndrom führt zu anfallsartigen Gefäßkrämpfen, die die Durchblutung der Finger (seltener der Füße) beeinträchtigen. Betroffene Finger werden weiß, blau und schließlich rot, begleitet von Kribbeln und Taubheitsgefühlen.

Nährstoffmängel

Ein Mangel an bestimmten Nährstoffen kann ebenfalls zu Kribbeln in den Händen führen:

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  • Magnesiummangel: Ein Mangel an Magnesium kann Muskelkrämpfe, Kribbeln in Händen und Füßen sowie Herzrhythmusstörungen verursachen.
  • Kaliumüberschuss: Ein zu hoher Kaliumspiegel im Blut kann Missempfindungen wie Kribbeln in Händen und Füßen sowie Muskelschwäche verursachen.
  • Vitamin-B12-Mangel: Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu Kribbeln in Händen und Füßen, Blutarmut und Gangstörungen führen. Klagen beispielsweise Veganer über Empfindungsstörungen in den Händen und anderen Gliedmaßen, kann es sinnvoll sein ein Blutbild zu machen. In seltenen Fällen zeigt sich darin ein Vitaminmangel wie zum Beispiel der von Vitamin B12. Dieser Nährstoff wird normalerweise überwiegend aus tierischen Produkten aufgenommen. Verzichtet man bewusst darauf, kann sich daraus ein solches Defizit ergeben, das sich dann beispielsweise als Polyneuropathie auswirkt.

Weitere mögliche Ursachen

Neben den bereits genannten Ursachen gibt es noch weitere Faktoren, die zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen in den Händen beitragen können:

  • Polyneuropathie: Dies ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, die durch Taubheitsgefühl, Kribbeln und Unsicherheit beim Gehen gekennzeichnet ist. Sie kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter Diabetes, Alkoholmissbrauch, Infektionen und Autoimmunerkrankungen.
  • Stoffwechselstörungen: Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus können Nervenschäden verursachen, die zu Missempfindungen in den Händen führen. Treten die Missempfindungen eher handschuh- oder strumpfförmig auf, liegt oft die Vermutung nahe, dass es sich um Stoffwechselstörungen handelt. Dies kann ebenso ein Anzeichen der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sein. Kleine Nervenenden werden geschädigt, die für Beschwerden sorgen.
  • Muskelverspannungen: Chronische Muskelverspannungen im Schulter-Nacken-Bereich können ebenfalls zu Kribbeln und Schmerzen in den Händen führen.
  • Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule kann auf Nerven drücken und Taubheitsgefühle in Händen und Armen verursachen.
  • Schlaganfall: Taubheitsgefühle, die plötzlich auftreten und von Lähmungserscheinungen, Sprach- oder Sehstörungen begleitet werden, können ein Anzeichen für einen Schlaganfall sein. In diesem Fall ist sofortige notärztliche Hilfe erforderlich.
  • Angstzustände und Panikattacken: In manchen Fällen können Kribbeln und Taubheitsgefühle auch durch Angstzustände und Panikattacken verursacht werden.
  • Medikamente: Einige Medikamente können als Nebenwirkung Kribbeln und Taubheitsgefühle verursachen.
  • ATTR-Amyloidose: Ein beidseitiges Karpaltunnelsyndrom kann ein sehr frühes Symptom einer sogenannten ATTR-Amyloidose sein. Das ist eine seltene unheilbare und fortschreitende Erkrankung.

Diagnose von Taubheitsgefühl in den Händen

Um die Ursache für Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Händen zu ermitteln, wird der Arzt zunächst eine gründliche Anamnese erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei werden Fragen zu den genauen Beschwerden, deren Dauer, Begleitsymptomen und Vorerkrankungen gestellt.

Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen erforderlich sein:

  • Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (Elektroneurographie): Diese Untersuchung misst die Geschwindigkeit, mit der elektrische Signale durch die Nerven wandern. Sie kann helfen, eingeklemmte oder geschädigte Nerven zu identifizieren.
  • Elektromyographie (EMG): Diese Untersuchung misst die elektrische Aktivität der Muskeln und kann helfen, Nervenschäden zu erkennen.
  • Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können helfen, Nährstoffmängel, Stoffwechselstörungen oder andere Erkrankungen zu identifizieren, die Kribbeln und Taubheitsgefühle verursachen können. In seltenen Fällen zeigt sich darin ein Vitaminmangel wie zum Beispiel der von Vitamin B12. Dieser Nährstoff wird normalerweise überwiegend aus tierischen Produkten aufgenommen. Verzichtet man bewusst darauf, kann sich daraus ein solches Defizit ergeben, das sich dann beispielsweise als Polyneuropathie auswirkt.
  • Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, CT-Scans oder MRTs erforderlich sein, um die Ursache der Beschwerden zu ermitteln.

Behandlung von Taubheitsgefühl in den Händen

Die Behandlung von Kribbeln und Taubheitsgefühlen in den Händen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Hier sind einige gängige Behandlungsansätze:

Konservative Behandlungsmethoden

In vielen Fällen können konservative Maßnahmen helfen, die Beschwerden zu lindern:

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  • Schienen: Bei Karpaltunnelsyndrom oder Sulcus-ulnaris-Syndrom können spezielle Schienen getragen werden, um das Handgelenk oder den Ellenbogen ruhigzustellen und den Druck auf die Nerven zu reduzieren. Die Ruhigstellung der Hand kann Linderung bringen. Mithilfe einer speziellen Schiene wird in der Nacht ein Abknicken der Hand verhindert. Während der Behandlung sollten unnötige Belastungen des Handgelenkes vermieden werden. Durch eine Lagerungsschiene des Handgelenks lässt sich eine nächtliche Ruhigstellung erreichen. Dies verhindert die Beugung des Handgelenks und soll eine zusätzliche Druckerhöhung im Karpalkanal vermeiden.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskeln zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die Nerven zu entlasten.
  • Medikamente: Schmerzmittel, entzündungshemmende Medikamente oder Kortikosteroide können zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen eingesetzt werden. Eine weitere Methode sind Kortisonspritzen. Sollte die Ruhigstellung des Handgelenkes keine Erleichterung gebracht haben, gibt es die Möglichkeit einer Behandlung mit Kortison. Es hemmt Entzündungen, führt zu einem Abschwellen des Bindegewebes und somit zu einer Druckentlastung des Mittelnervs. Das Kortison wird dabei direkt in den Karpaltunnel injiziert.
  • Ergonomische Anpassungen: Die Anpassung des Arbeitsplatzes und der täglichen Aktivitäten kann helfen, die Belastung der Hände und Handgelenke zu reduzieren. Schreibtischstuhl einstellen: Den Schreibtischstuhl so einstellen, dass beim Sitzen die Unterarme auf einer Linie mit der Tastatur liegen. Hände und Handgelenke sollten dabei eine Linie mit den Unterarmen bilden.
  • Nährstoffergänzung: Bei nachgewiesenen Nährstoffmängeln kann die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln helfen, die Beschwerden zu lindern.

Operative Behandlungsmethoden

In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Ursache der Beschwerden zu beseitigen:

  • Karpaltunnelspaltung: Bei Karpaltunnelsyndrom kann eine Operation durchgeführt werden, um den Karpaltunnel zu erweitern und den Druck auf den Nerv zu reduzieren. Bringt das nichts, hilft nur noch ein ambulanter operativer Eingriff. Er dauert nur etwa 15 Minuten. Dabei wird das Dach des Karpalkanals durchtrennt, um so eine Druckentlastung zu schaffen. Die Öffnung wird - wie so oft in der Natur - wieder zusammenwachsen, aber meist so, dass der Nerv nicht mehr behindert wird. Der Eingriff erfolgt unter Voll- oder Teilnarkose. Die Hand kann am ersten Tag nach dem Eingriff bewegt und leicht belastet werden. Und so gehören die lästigen Staus auf der Nervenautobahn dann der Vergangenheit an. Leiden Patient*innen unter starken Schmerzen oder sogar neurologischen Ausfällen, hilft eine Karpaltunnelsyndrom-OP, bei welcher der Karpaltunnel erweitert wird. Das entlastet die Sehnen und vor allem der Medianus-Nerv deutlich; Schmerzen, Taubheitsgefühl und Kribbeln werden rasch besser. In der Regel bessert sich das Karpaltunnelsyndrom kurz nach der Operation. Die Heilungsdauer ist gering und nur selten gibt es Rückfälle.
  • Dekompression des Ulnarisnervs: Bei Sulcus-ulnaris-Syndrom kann eine Operation durchgeführt werden, um den Ellennerv am Ellenbogen zu entlasten.

Was kann man selbst tun?

Es gibt einige Maßnahmen, die man selbst ergreifen kann, um Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Händen zu lindern:

  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung und Dehnübungen können helfen, die Durchblutung zu verbessern und die Muskeln zu entspannen.
  • Ergonomie: Achten Sie auf eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, um die Belastung der Hände und Handgelenke zu reduzieren.
  • Wärme: Wärmeanwendungen können helfen, die Muskeln zu entspannen und die Durchblutung zu verbessern.
  • Kälte: Bei Entzündungen können Kälteanwendungen helfen, die Schwellung zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern.
  • Vermeidung von Belastungen: Vermeiden Sie repetitive Bewegungen und starke Belastungen der Hände und Handgelenke.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:

  • Das Kribbeln und Taubheitsgefühl in den Händen plötzlich auftritt.
  • Die Beschwerden anhalten oder sich verschlimmern.
  • Zusätzliche Symptome wie Schmerzen, Schwäche oder Lähmungen auftreten.
  • Die Beschwerden die täglichen Aktivitäten beeinträchtigen.
  • Ein Verdacht auf eine Grunderkrankung besteht.
  • Anhaltendes Taubheitsgefühl: Die Hand fühlt sich taub an.

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