Schwerhörigkeit im Alter gilt unter Experten als größter beeinflussbarer Risikofaktor für Demenz. Mit zunehmendem Alter erfahren viele Menschen eine allmähliche Stille in ihrer Welt, indem sie langsam schwerhörig werden. Dieser Prozess verläuft oft schleichend, wodurch sich die Betroffenen, oft unbemerkt, immer mehr isolieren. Es ist wichtig, die Zusammenhänge zwischen Hörverlust und kognitivem Abbau zu verstehen, um rechtzeitig Maßnahmen ergreifen und die Lebensqualität im Alter erhalten zu können.
Die Rolle des Hörverlusts als Risikofaktor für Demenz
Um andere altersbedingte Faktoren auszuschließen, untersuchten Forscher, ob sowohl ein Hörverlust als auch eine gleichzeitige Sehbehinderung die Entwicklung einer Demenz fördern können. Dabei erwies sich der Hörverlust als einziger stabiler sensorischer Risikofaktor für Demenz, während das Sehvermögen keinen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung einer Demenz hatte. Eine Langzeitstudie ergab, dass Menschen mit leichtem Hörverlust ein doppelt so großes Risiko haben, eine Demenz zu entwickeln als Menschen mit normalem Hörvermögen. Bei schwerem Hörverlust verfünffacht sich das Risiko sogar.
Wie Schwerhörigkeit das Gehirn beeinflusst
Die Altersschwerhörigkeit beginnt im Innenohr, in der Hörschnecke. Das mit Flüssigkeit gefüllte Organ enthält feine bewegliche Haarzellen. Diese Sinneszellen nehmen den Schall auf, schwingen hin und her und wandeln dabei die akustischen Wellen in elektrische Signale um. Im Alter verkümmern die Haarzellen, die Signalübertragung ist gestört. Das betrifft vor allem die kleinen Sinneszellen, die für die hohen Frequenzen zuständig sind. Dieser Prozess setzt sich oft unbemerkt fort, die Betroffenen ziehen sich zurück.
Wie genau die verminderte Hörleistung zur Entwicklung einer Demenz beiträgt, ist bisher nicht vollständig geklärt. Vermutlich führt der Hörverlust auch zu Veränderungen im Gehirn: Aufgrund der Dauerbelastung durch starke Konzentration auf das Hören werden andere Hirnfunktionen vernachlässigt. Besonders die Hirnrinde und der Hippocampus, die Schaltstelle zwischen Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis, scheinen betroffen zu sein. Offenbar stören die immer schwächer werdenden Signale von den Haarzellen die normale Funktion der Nervenzellen im Hippocampus.
Prävention und Behandlung von Hörverlust zur Demenzprävention
Um die Entwicklung einer Demenz zu vermeiden, sollte eine Hörverminderung möglichst schnell erkannt und auch behandelt werden. Ein beginnender Hörverlust lässt sich mit einem Hörgerät gut ausgleichen. Je länger man wartet, desto schwieriger wird dagegen die Behandlung, weil sich das Gehirn erst an das bessere Hören anpassen muss. Auch das trägt sicher dazu bei, dass Menschen länger geistig fit bleiben, weil sie am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.
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Cochlea-Implantate als Option bei schwerem Hörverlust
Für Menschen mit schwerem bis hochgradigem Hörverlust sind Cochlea-Implantate oft die einzige Möglichkeit, um wieder hören zu können - und könnten so den geistigen Abbau verlangsamen. Eine aktuelle Studie aus Belgien kommt zu dem Schluss, dass Cochlea-Implantate einen positiven Effekt auf die Kognition haben. Das könnte daran liegen, dass ein besseres Hörvermögen Kommunikation, soziale Kontakte und kognitive Stimulation fördert. Diese Faktoren könnten einer potenziellen Gehirnatrophie entgegenwirken, die bei Hörverlust häufig beobachtet wird.
MED-EL und der Fokus auf kognitive Gesundheit
MED-EL Medical Electronics, ein führender Hersteller von implantierbaren Hörlösungen, hat es sich zum vorrangigen Ziel gesetzt, Hörverlust als Kommunikationsbarriere zu überwinden. Gemeinsam mit internationalen Wissenschaftler*innen arbeitet das Unternehmen daran, die Zusammenhänge zwischen Hörverlust und Demenz besser zu verstehen. „Der Welt-Alzheimertag erinnert uns daran, welche bedeutende Rolle das Hören für unsere kognitive Gesundheit und die Risikominimierung von Alzheimer und anderen Demenzformen spielt“, sagt Patrick D’Haese, Corporate Director of Awareness and Public Affairs bei MED-EL. „Cochlea-Implantate können die Kommunikationsfähigkeit und soziale Interaktion von Menschen mit schwerem Hörverlust deutlich verbessern. Diese Aspekte fördern gleichzeitig auch die kognitive Gesundheit. Regelmäßige Hörtests und eine rechtzeitige Behandlung von Hörverlust sind die ersten Schritte, um diese Risikofaktoren für Demenz zu minimieren.“
Die Bedeutung von Hörgesundheit für ein gesundes Altern
MED-EL unterstreicht die Bedeutung von Hörgesundheit als Teil eines gesunden Alterns:
- Machen Sie Hörtests zu einem Fixpunkt Ihrer jährlichen Gesundheitsvorsorge. Nehmen Sie sie gleich ernst wie andere regelmäßige Untersuchungen.
- Unternehmen Sie früh etwas gegen Schwerhörigkeit und verwenden Sie bei Bedarf eine Hörhilfe.
- Bewahren Sie Ihre sozialen Kontakte und Ihre Kommunikationsfähigkeit, um auch im Alter geistig fit zu bleiben.
MED-EL bietet außerdem kostenlose Online-Hörtests an, um niederschwellig einen eventuellen Hörverlust zu entdecken.
Warum gutes Hören das Gehirn schützt
Das Ohr nimmt Geräusche auf, aber das eigentliche Verstehen passiert im Gehirn. Sprache, Musik und Alltagsgeräusche regen die Nervenzellen an und halten das Gedächtnis aktiv. Wenn diese Reize fehlen, weil das Gehör nachlässt, sinkt die Aktivität im Hörbereich des Gehirns. Die Folgen:
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- Das Gehirn wird anfälliger für Schädigungen
- Unser Gehirn kann ein Leben lang dazulernen. Je aktiver wir es nutzen, desto größer wird die sogenannte kognitive Reserve. Sie hilft uns, Neues zu verstehen, Dinge zu behalten und sogar kleine Schäden im Gehirn auszugleichen.
- Soziale Kontakte gehen verloren
- Hörverlust kann einsam machen. Wer Gesprächen kaum folgen kann, geht seltener unter Leute - und wenn doch, redet man oft weniger mit. Soziale Isolation, Einsamkeit und sogar Depressionen können die Folge sein. All dies sind Faktoren, die das Risiko für eine Demenz erhöhen.
Laut dem Bericht der Lancet-Kommission zur Vorbeugung und Behandlung von Demenz aus dem Jahre 2024 haben Menschen mit unbehandeltem Hörverlust ein um rund 37 Prozent höheres Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Dabei gilt: Je stärker der Hörverlust, desto größer ist auch das Risiko.
Vorbeugung in der Praxis: Hörtests und rechtzeitige Behandlung
Ein Hörverlust entwickelt sich oft schleichend. Anders als bei einer Sehschwäche merken Betroffene es jedoch meist nicht sofort oder schieben die Ursache auf die Umgebung. Typisch sind auch Gedanken wie: „So schlimm ist es noch nicht“ oder „Ein Hörgerät stört" oder "… macht mich alt.“ Doch meist ist es genau umgekehrt: Nicht das Hörgerät stört, sondern der unbehandelte Hörverlust. Wer Gespräche nicht mehr versteht, sitzt am Tisch oft still daneben oder geben ausweichende Antworten, um Verständigungslücken zu überspielen. Fernseher und Radio werden lauter gestellt, Telefonanrufe überhört, gemeinsame Unternehmungen machen weniger Spaß. Gerade Partnerinnen und Partner leiden darunter - viele berichten von Missverständnissen, Frust und Rückzug.
Darum empfehlen Fachleute, ab dem 50. Geburtstag regelmäßig einen Hörtest zu machen. Wird ein Hörverlust festgestellt, sollte er zeitnah behandelt werde. Moderne Hörgeräte sind heute winzig, kaum sichtbar und werden von der Krankenkasse übernommen. Reicht dies nicht mehr aus, gibt es mit implantierbaren Systemen oder sogar einem Cochlea-Implantat weitere Möglichkeiten, das Hören zu verbessern. Gutes Hören ist auch für Menschen mit Demenz ein Plus für die Lebensqualität. Gerade weil eine Demenz die Wahrnehmung stark verändern kann, sollte man immer auch an das Gehör denken. Nicht alles, was wie ein Symptom der Krankheit aussieht, hat seinen Ursprung im Gehirn. Manchmal steckt schlicht ein zusätzliches Hörproblem dahinter - etwas, das behandelbar ist.
Ein Test in der HNO-Praxis kann schnell Klarheit bringen. Oft reicht schon eine einfache Maßnahme: die Reinigung der Ohren, die Behandlung einer Infektion oder die richtige Einstellung eines Hörgeräts.
Überlappende Symptome und die Bedeutung der Diagnose
»Hörverlust und Demenz haben oft überlappende Symptome«, sagte Professor Dr. Jan Löhler, Präsident des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte, kürzlich bei einem Seminar von DigiDem, dem digitalen Demenzregister Bayern. Dazu gehören unter anderem der soziale Rückzug und die Fehleinschätzung sozialer Situationen, weil der Mensch meint, die anderen redeten über ihn und nicht mit ihm, oder weil er Ironie in der Stimme nicht mehr erkennt. Niedergeschlagenheit, Ängstlichkeit und Kommunikationsprobleme sind weitere Symptome, die sowohl Demenz als auch Schwerhörigkeit anzeigen können.
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Einem »The Lancet«-Bericht von 2024 zufolge könnten 45 Prozent der Demenzerkrankungen verhindert oder deutlich verzögert werden, wenn 14 modifizierbare Risikofaktoren vollständig ausgeschaltet würden. Dabei identifizierten die Forschenden die Schwerhörigkeit im mittleren Alter neben hohem LDL-Cholesterol als wichtigsten Risikofaktor.
Aktuelle Studienergebnisse und Forschung
Eine dänische Studie, die Anfang 2024 im Fachjournal »JAMA Otolaryngology - Head & Neck Surgery« publiziert wurde, unterstreicht diese vorsichtigere Einschätzung. Menschen mit audiometrisch diagnostiziertem Hörverlust erkrankten laut der Studie häufiger an einer Demenz als Hörgesunde und das Risiko war geringer, wenn sie ein Hörgerät verwendeten. Allerdings unterstreicht die Gruppe um Manuella Lech Cantuaria von der Universität von Süddänemark, dass das Risiko deutlich geringer war als in früheren Studien, und fordert mehr qualitativ hochwertige Longitudinalstudien.
Eine große Kohortenstudie belegt einen Zusammenhang zwischen erhöhtem Demenzrisiko und Schwerhörigkeit - insbesondere, wenn keine Hörgeräte genutzt werden. Die aktuelle Studie liefert eine Bestätigung dieses Zusammenhanges: Sie kommt zu dem Ergebnis, dass von Hörverlust Betroffene ein um 13 Prozent höheres Risiko haben an Demenz zu erkranken als Menschen mit normalem Gehör. „Wir fanden heraus, dass das Risiko, an Demenz zu erkranken, bei Menschen, die keine Hörgeräte trugen, um 20 Prozent höher war als bei Menschen mit normalem Gehör. Bei Personen, die ein Hörgerät trugen, war das Risiko, an Demenz zu erkranken, um sechs Prozent erhöht. Das deutet darauf hin, dass das Tragen eines Hörgeräts die Entwicklung von Demenz verhindern oder verzögern kann“, erläuterte Cantuaria die Studienergebnisse.
Was tun bei Verdacht auf Schwerhörigkeit?
Das sollte unbedingt ärztlich untersucht werden. Der erste Weg wäre der Gang zum Hausarzt, der dann an den HNO-Facharzt überweist. Bestandteil der Untersuchung ist unter anderem ein Hörtest. Mit dem wird geprüft, welche Töne und Frequenzen gehört werden. Zusätzlich wird bei Schwerhörigkeit ein Sprachtest durchgeführt. Liegt dann tatsächlich eine Schwerhörigkeit mit Einschränkung der Sprachverständlichkeit vor, kann in vielen Fällen ein Hörgerät notwendig werden.
Die Kassen prüfen den Einzelfall und übernehmen in der Regel teilweise die Kosten für ein Hörgerät. Grundsätzlich schreitet der Hörverlust meist in langsamen Schritten voran. Wie Sie vielleicht von Zeit zu Zeit eine stärkere Brille benötigen, muss das Hörgerät gelegentlich angepasst oder gar ausgetauscht werden. Sollte dies irgendwann von der Leistung nicht mehr ausreichen, kann ein Cochlea-Implantat eine Alternative werden.
Die Rolle des Umfelds und der frühzeitigen Ansprache
Meistens bemerkt das Umfeld zuerst die zunehmenden Hörprobleme, traut sich aber vielleicht nichts zu sagen: Man sollte die frontale Ansprache vermeiden im Sinne von "Du hast da ein Defizit. Du hörst nicht mehr richtig." Die bessere Variante wäre beispielsweise danach zu fragen: "Wie ist das eigentlich, wenn Du jemandem lange zuhörst - bemerkst Du da einen Unterschied zu früher? Oder wie ist es mit Gesprächen an der Bushaltestelle: Kannst Du den Gesprächen der Passanten dort folgen?"
Selbst-Check und Früherkennung
Die beiden eben genannten Beispiele kann man natürlich auch für sich selbst hinterfragen. Umgangssprachlich, also in einer typischen Small-Talk-Situation, spricht man normalerweise in einem Abstand von einem Meter zum anderen, in einer Lautstärke von etwa 65 Dezibel. Wenn man merkt, dass man seinem Gegenüber immer näherkommt, um etwas zu verstehen, ist das ein deutliches Anzeichen für einen Hörverlust. Genauso, wenn Sie bei Störgeräuschen wie im Straßenverkehr oder im Restaurant einer Unterhaltung nicht mehr folgen können.
Genetische Veranlagung und Risikogruppen
Otosklerose ist beispielsweise eine genetisch veranlagte Krankheit, die unbehandelt zu Hörverlust führen kann. Am meisten verbreitet ist aber sicherlich die Altersschwerhörigkeit. Ab Mitte 50, Anfang 60 nimmt das Hörvermögen ab. Zuerst ist die mittlere Hörfrequenz betroffen. Das entspricht beispielsweise einer Frauenstimme. Im fortgeschrittenen Stadium können auch tiefere und schließlich hohe Frequenz wie Kinderstimmen schlecht verstanden oder gar nicht mehr gehört werden.
Die Leipziger Studie: Hörbeeinträchtigungen und Demenzrisiko
Eine aktuelle, repräsentative Studie der Universität Leipzig mit 3.500 Senioren über 75 Jahren zeigt, dass Hörbeeinträchtigungen einen signifikanten Einfluss auf die langfristige Entwicklung dieser Krankheit haben. Die Ergebnisse sind aktuell im „Journal of the American Geriatrics Society“ erschienen. Die frühzeitige Behandlung sensorischer Beeinträchtigungen ist ein wichtiger Bestandteil zur Prävention von Demenz.
Die durchschnittliche Zeit vom Studienstart bis zum Beginn der Krankheit betrug fünfeinhalb Jahre. „Insgesamt 30 Prozent der Teilnehmer berichteten am Anfang der Studie über eine Hörminderung und gut ein Viertel der Teilnehmer entwickelte im Laufe der Zeit eine Demenz. Es zeigte sich, dass Schwerhörigkeit ein signifikanter, unabhängiger Risikofaktor für eine Demenzentwicklung ist. So war das längsschnittliche Erkrankungsrisiko für Teilnehmer mit einer Hörminderung um 16 Prozent erhöht. Unsere Modelle haben gegenüber bisheriger Forschung den Vorteil, dass sie eine Vielzahl weiterer bekannter Risikofaktoren für Demenz und das steigende Sterberisiko der Patienten in der langjährigen Beobachtungszeit korrigierend berücksichtigen“, sagt Studienautor Dr. Prof. Dr. Steffi G. Riedel-Heller, Direktorin des ISAP.
Die Bedeutung vermeidbarer Risikofaktoren
Dr. Prof. Dr. Steffi G. Riedel-Heller erklärt: „Die Erkenntnisse der Studie haben wichtige Auswirkungen auf die Versorgung. Auch wenn die biologische Verbindung zwischen Hörstörungen und Demenz weiterer Untersuchungen bedarf, so zeigen die Daten doch eindrücklich, dass der Fokus auf vermeidbare Risikofaktoren das individuelle Demenzrisiko erheblich verringern kann. Die Forschenden sehen kombinierte Interventionen zum Erhalt der kognitiven Leistung als besonders vielversprechend an.
Frühere Studien und Forschungsergebnisse
Zahlreiche Studien wurden durchgeführt, um die Beziehung zwischen Hörverlust und Demenz bei älteren Patienten zu bewerten. Diese Studien zeigen, dass ältere Menschen mit Hörverlust verglichen mit Menschen mit normalem Hörvermögen eine sehr viel höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, im Laufe ihres Lebens eine Demenz zu entwickeln.
In einer der ersten Studien, die 1989 veröffentlicht wurden, verglichen Richard Uhlmann und seine Kollegen 100 demenzkranke Probanden mit 100 Probanden ohne Demenz (Kontrollgruppe), die das gleiche Alter, Geschlecht und Bildungsniveau hatten. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass der Hörverlust bei älteren Erwachsenen zu kognitiven Störungen beitrug: je stärker der Hörverlust, desto höher die Wahrscheinlichkeit einer Demenzerkrankung. Die Studie zeigte außerdem, dass der Hörverlust mit einer reduzierten kognitiven Leistung verbunden war, sogar bei Patienten, die nicht an Demenz litten.
Frank Lin, Facharzt für HNO und Epidemiologie an der Johns Hopkins School of Medicine, und sein Team führten eine umfassendere Studie durch, in der sie 639 Patienten 18 Jahre lang beobachteten. Keiner der Probanden litt zu Beginn der Studie an einer kognitiven Beeinträchtigung, auch wenn einige von ihnen eine mehr oder weniger schwere Hörminderung aufwiesen. Während der 18-jährigen Beobachtung wurde bei 58 der 639 Patienten eine Demenz diagnostiziert. Verglichen mit Probanden mit normalem Hörvermögen hatten die Patienten mit leichtem, mittelschwerem und schwerem Hörverlust jeweils ein 2-, 3- bzw. Selbst nach Berücksichtigung anderer Faktoren, die mit dem Demenzrisiko in Verbindung gebracht werden, unter anderem Diabetes, Bluthochdruck, Alter, Geschlecht und Herkunft, standen Hörverlust und Demenz weiterhin in einem deutlichen Zusammenhang.
Die Ergebnisse der Lin-Gruppe wurden in einer neueren Studie von Gallacher et al., die 2012 veröffentlicht wurde, bestätigt. In dieser Studie wurden 1057 Männer über einen Zeitraum von 17 Jahren beobachtet. Der Hörverlust wurde zu Beginn der Studie und nach 9 Jahren bewertet. Sowohl Kognition und Demenz wurden beurteilt. Die Autoren fanden einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Hörverlust und der Demenz sowie dem Abbau kognitiver Fähigkeiten. Für jede 10 dB (A) des zunehmenden Hörverlusts verglichen mit dem normalen Hörvermögen in diesem Alter erhöhte sich das Risiko, eine Demenz zu entwickeln, um das 2,7-fache.
Mögliche Mechanismen hinter dem Zusammenhang
Auch wenn der Grund für den Zusammenhang zwischen den beiden Erkrankungen unbekannt ist, vermuten die Wissenschaftler, dass eine allgemeine Pathologie beide verursachen kann oder dass die Anstrengung, Geräusche über die Jahre hinweg zu dekodieren, das Gehirn von hörgeschädigten Menschen überfordert und sie daher anfälliger für eine Demenz macht. Sie mutmaßen zudem, dass der Hörverlust zur Demenz führen könnte, weil die Betroffenen oft gesellschaftlich isoliert werden - ein bekannter Risikofaktor für Demenz und andere kognitive Störungen.
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