Schwanger trotz Blutung und Krämpfe – Ursachen und Aufklärung

Viele Frauen sind verunsichert, wenn sie während der Schwangerschaft Blutungen und Krämpfe erleben. Der Mythos „schwanger trotz Periode“ hält sich hartnäckig, obwohl er nicht der Wahrheit entspricht. Es ist wichtig zu verstehen, dass Blutungen in der Schwangerschaft verschiedene Ursachen haben können, die von harmlos bis besorgniserregend reichen.

Kann man trotz Periode schwanger sein?

Die klare Antwort lautet: Nein. Wenn eine Frau ihre reguläre Monatsblutung hat, ist keine Schwangerschaft eingetreten. Die Menstruation ist ein Zeichen dafür, dass keine Befruchtung stattgefunden hat und die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen wird.

Der weibliche Zyklus wird durch ein komplexes Zusammenspiel von Hormonen gesteuert. Das Follikelstimulierende Hormon (FSH) sorgt für die Reifung von Follikeln in den Eierstöcken, die Östrogen produzieren. Ein reifes Ei wird freigesetzt und vom Eileiter aufgenommen. Der verbleibende Follikel wandelt sich in den Gelbkörper um, der Progesteron produziert. Progesteron bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle vor. Bleibt die Befruchtung aus, bildet sich der Gelbkörper zurück, die Hormonproduktion wird eingestellt, und die Gebärmutterschleimhaut wird mit der Menstruation ausgeschieden.

Wenn jedoch eine Befruchtung stattfindet, bleibt der Gelbkörper erhalten und produziert weiterhin Progesteron. Dadurch wird der reguläre weibliche Zyklus und die Monatsblutung gestoppt.

Blutungen trotz Schwangerschaft: Mögliche Ursachen

Auch wenn eine reguläre Periode während der Schwangerschaft ausgeschlossen ist, können Blutungen auftreten. Diese Blutungen haben andere Ursachen und sollten immer ärztlich abgeklärt werden.

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Einnistungsblutung (Nidationsblutung)

Eine der häufigsten Ursachen für Blutungen in der Frühschwangerschaft ist die Einnistungsblutung. Sie tritt auf, wenn sich die befruchtete Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut einnistet. Dieser Vorgang kann kleine Blutgefäße verletzen und eine leichte Blutung verursachen. Die Einnistungsblutung ist harmlos und tritt meist um die 4. Schwangerschaftswoche auf, was dazu führt, dass viele Frauen sie fälschlicherweise für ihre Periode halten.

Merkmale der Einnistungsblutung:

  • Leichte Blutung, oft nur Schmierblutung
  • Dunkelbraune, braune oder leicht rosa Farbe
  • Tritt einmalig oder über wenige Tage auf
  • Kann von leichten Unterleibsschmerzen begleitet sein
  • Keine starken Krämpfe wie bei der Menstruation

Hormonelle Umstellung

Die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft kann ebenfalls zu Blutungen führen. Die Hormone Östrogen, Progesteron und hCG spielen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Schwangerschaft. Veränderungen in ihrem Spiegel können Blutungen verursachen, insbesondere wenn zuvor hormonell verhütet wurde.

Kontaktblutungen

Die Schleimhaut des Muttermunds und der Scheide ist während der Schwangerschaft stärker durchblutet. Dies kann dazu führen, dass kleine Verletzungen, beispielsweise beim Geschlechtsverkehr oder bei einer gynäkologischen Untersuchung, leichter bluten. Diese sogenannten Kontaktblutungen sind in der Regel harmlos.

Weitere Ursachen für Blutungen in der Frühschwangerschaft

  • Infektionen: Infektionen der Scheide oder des Gebärmutterhalses können Blutungen verursachen und sollten behandelt werden, um Komplikationen zu vermeiden.
  • Tiefliegende Plazenta: Wenn die Plazenta zu Beginn der Schwangerschaft tief liegt, in der Nähe des Muttermunds, kann dies zu Blutungen führen.
  • Gelbkörpermangel: Ein Mangel an Progesteron kann zu Blutungen und zum Abgang der Schwangerschaft führen.
  • Eileiterschwangerschaft (extrauterine Gravidität): In seltenen Fällen nistet sich die befruchtete Eizelle außerhalb der Gebärmutter ein, meist im Eileiter. Dies kann zu Blutungen und starken Unterleibsschmerzen führen und ist ein medizinischer Notfall.
  • Drohender Abort/Drohende Fehlgeburt (Abortus imminens): Blutungen und krampfartige Bauchschmerzen können Anzeichen für eine drohende Fehlgeburt sein.
  • Verhaltener Abort (missed abortion): Wenn das kindliche Herz aufgehört hat zu schlagen, aber der Muttermund geschlossen ist, kann es zu leichten Schmierblutungen kommen.
  • Abort/Fehlgeburt (Abortus incipiens): Wenn es blutet und sich der Muttermund bereits geöffnet hat, ist die Schwangerschaft nicht mehr zu retten.
  • Hämatome in der Gebärmutter: Durch die Einnistung kann sich ein Hämatom in der Gebärmutter bilden, das Blutungen verursachen kann.

Ursachen für Blutungen in der Spätschwangerschaft

Blutungen in der Spätschwangerschaft (nach der 20. Schwangerschaftswoche) sind ernster zu nehmen und sollten umgehend ärztlich abgeklärt werden. Mögliche Ursachen sind:

  • Plazenta praevia: Eine tiefliegende Plazenta, die den Muttermund teilweise oder vollständig bedeckt, kann zu schmerzlosen Blutungen führen.
  • Vorzeitige Plazentalösung: Eine vorzeitige Ablösung der Plazenta von der Gebärmutterwand kann starke Schmerzen und Blutungen verursachen.
  • Drohende Frühgeburt: Blutungen können ein Anzeichen für vorzeitige Wehen und eine drohende Frühgeburt sein.
  • Zervixinsuffizienz: Eine Schwäche des Gebärmutterhalses kann zu Blutungen führen.
  • Zeichnen: Kurz vor der Geburt kann der Abgang des Schleimpfropfs, der den Gebärmutterhals verschließt, mit einer leichten Blutung einhergehen (Zeichnen).

Krämpfe in der Schwangerschaft

Bauchschmerzen und Krämpfe sind in der Schwangerschaft keine Seltenheit und können verschiedene Ursachen haben.

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Harmlos Ursachen für Bauchschmerzen in der Schwangerschaft

  • Dehnung der Mutterbänder: Die Mutterbänder, die die Gebärmutter am Beckenknochen halten, dehnen sich während der Schwangerschaft, was zu ziehenden Schmerzen im Unterbauch und der Leistengegend führen kann.
  • Wachstum der Gebärmutter: Die wachsende Gebärmutter dehnt die Bauchmuskulatur und kann zu Bauchschmerzen führen.
  • Verdauungsprobleme: Hormonelle Veränderungen können zu Verstopfung und Blähungen führen, was Bauchschmerzen verursachen kann.
  • Übungswehen (Braxton-Hicks-Kontraktionen): Ab der 20. Schwangerschaftswoche können Übungswehen auftreten, die sich als Verhärtung des Bauches äußern und mit leichten Schmerzen einhergehen können.

Besorgniserregende Ursachen für Bauchschmerzen in der Schwangerschaft

  • Eileiterschwangerschaft: Starke, einseitige Unterleibsschmerzen können auf eine Eileiterschwangerschaft hindeuten.
  • Drohende Fehlgeburt: Bauchschmerzen, Blutungen und Krämpfe können Anzeichen für eine drohende Fehlgeburt sein.
  • Vorzeitige Wehen: Regelmäßige, krampfartige Bauchschmerzen, die in ihrer Intensität zunehmen, können auf vorzeitige Wehen hindeuten.
  • Plazentaablösung: Starke Bauchschmerzen und Blutungen können auf eine Plazentaablösung hindeuten.
  • HELLP-Syndrom: Schmerzen im rechten Oberbauch können ein Anzeichen für das HELLP-Syndrom sein, eine schwere Form der Präeklampsie.

Was tun bei Blutungen und Krämpfen in der Schwangerschaft?

Bei Blutungen und Krämpfen in der Schwangerschaft ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und umgehend einen Arzt oder eine Hebamme zu kontaktieren. Folgende Maßnahmen können helfen:

  • Ruhe und Entspannung: Legen Sie sich hin und entspannen Sie sich. Vermeiden Sie körperliche Anstrengung.
  • Beobachtung: Achten Sie auf die Art und Stärke der Blutung sowie auf Begleitsymptome wie Schmerzen, Schwindel oder Fieber.
  • Ärztliche Untersuchung: Suchen Sie umgehend einen Arzt oder eine Hebamme auf, um die Ursache der Blutung abklären zu lassen.
  • Befolgen Sie die Anweisungen des Arztes: Halten Sie sich genau an die Anweisungen des Arztes bezüglich Ruhe, Medikamenteneinnahme oder weiterer Untersuchungen.

Wann sollte man sofort eine Geburtsklinik aufsuchen?

In folgenden Fällen sollten Sie sofort eine Geburtsklinik aufsuchen:

  • Starke Schmerzen im Bauch oder Unterleib
  • Starke Blutungen, die stärker sind als eine Menstruationsblutung
  • Blutungen in Verbindung mit Schwindel, Zittern oder Schwarzwerden vor Augen
  • Blutungen in Verbindung mit dem Abgang von Fruchtwasser

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