Taubheitsgefühle im Bereich des Oberschenkels können vielfältige Ursachen haben. Diese reichen von harmlosen Muskelverspannungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen der Nerven oder der Wirbelsäule. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für ein Taubheitsgefühl an der Außenseite des linken Oberschenkels und gibt einen Überblick über Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.
Nerven und ihre Bedeutung für die Wahrnehmung
Nerven spielen eine zentrale Rolle bei der Wahrnehmung unserer Umwelt. Sie ermöglichen es uns, Reize zu verarbeiten und unsere Muskeln zu steuern. Diese Nerven können unterschiedliche Größen und Längen haben, aber sie alle haben die Fähigkeit, Informationen in Form von elektrischen Signalen vom Körper zum Gehirn und umgekehrt zu transportieren.
Meralgia Paraesthetica: Ein Nervenkompressionssyndrom
Ein häufiger Grund für Taubheitsgefühle an der Außenseite des Oberschenkels ist die Meralgia paraesthetica, auch bekannt als Leistentunnelsyndrom oder Bernhard-Roth-Syndrom. Es handelt sich dabei um ein Nervenkompressionssyndrom, bei dem die Funktion eines bestimmten Nervs beeinträchtigt ist. Nerven sind anfällig für Verletzungen von außen und haben nur eine begrenzte Regenerationsfähigkeit. Bei Nervenkompressionssyndromen werden Nerven durch andere Körperstrukturen wie Muskeln, Knochen oder Gewebe abgedrückt. Der Nerv hat dann nicht mehr genügend Platz, um Signale ohne äußeren Druck zu verarbeiten.
Kompression des Nervus cutaneus femoris lateralis (NCFL)
Bei der Meralgia paraesthetica ist der Nervus cutaneus femoris lateralis (NCFL) betroffen. Dieser Nerv entspringt im unteren Bereich des Rückenmarks, verläuft durch das Becken und unterhalb des Leistenkanals zum äußeren Oberschenkel. Der NCFL ist ein rein sensorischer Nerv, das heißt, er leitet Informationen über Berührung, Temperatur und Druck an das Gehirn weiter, innerviert aber keine Muskeln oder andere Strukturen.
Ursachen der Meralgia paraesthetica
Die Ursache der Meralgia paraesthetica liegt in der Kompression des NCFL an einer Stelle seines Verlaufs. Der Nerv durchbricht den Musculus psoas major, einen großen Muskel. Eine ungünstige anatomische Position oder eine Veränderung des Muskels kann zu einer Einklemmung des Nervs führen. Eine weitere häufige Lokalisation für einen Engpass ist der Leistentunnel. Dieser wird durch ein starkes Band verstärkt, das vom oberen Beckenkamm zum Schambein verläuft. Beim Austritt aus dem Becken verläuft der NCFL unterhalb des Leistenbandes und knickt dann um fast 90 Grad ab, um den seitlichen Oberschenkel zu erreichen.
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Bestimmte Umstände können die Wahrscheinlichkeit einer Nervenkompression erhöhen. Dazu gehören Faktoren, die den Druck auf den Nerv erhöhen, wie z. B. enge Kleidung, Übergewicht oder Schwangerschaft. Auch ein plötzlicher Schlag von außen, sportliche Aktivitäten oder Operationen mit Narbenbildung können den Nerv einklemmen.
Symptome der Meralgia paraesthetica
Durch die Kompression des Nervs können verschiedene Symptome im Versorgungsgebiet des NCFL auftreten, also im Bereich des äußeren Oberschenkels. Das Hauptsymptom ist ein brennender Schmerz, der sich über die Vorder- und Außenseite des Oberschenkels ausbreitet. Auch Taubheitsgefühle, Kribbeln und ein Gefühl wie Ameisenlaufen können auftreten. Da der betroffene Nerv rein sensibel ist, kommt es nicht zu motorischen Ausfällen.
Therapie der Meralgia paraesthetica
Bei der Behandlung der Meralgia paraesthetica ist es wichtig, sowohl die Symptome als auch die Ursache der Beschwerden zu behandeln.
Schmerzmittel
Für die akute Schmerztherapie können nicht-steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen oder Diclofenac eingesetzt werden. Bei Bedarf können auch stärkere Schmerzmittel eingesetzt werden. Die Medikamente können in Tablettenform eingenommen oder direkt an den schmerzenden Nerv gespritzt werden.
Nervengewebe entlasten
Es ist wichtig, den Druck von außen auf das Nervengewebe zu reduzieren. Übergewicht sollte abgebaut und enge Kleidung vermieden werden. Auch einseitige sportliche Betätigung, bei der das Hüftgelenk dauerhaft gebeugt ist, kann die Symptome verschlimmern. Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur des Oberschenkels, der Hüfte und des Beckens zu stärken, um eine bessere Körperhaltung einzunehmen, die den Nerv entlastet.
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Hydrodissektion
Ein weiteres Verfahren zur Schmerztherapie ist die Hydrodissektion. Dabei wird das Gewebe, das den Nerv umgibt, mit einer Zuckerlösung gespült. Dadurch wird dem Nerv mehr Platz geschaffen und die Kompression verringert.
Je nach Zeitpunkt des Therapiebeginns, Einhaltung der Therapiemaßnahmen und Schweregrad der Erkrankung kann sich die Meralgia paraesthetica über unterschiedliche Zeiträume erstrecken. Die Symptome können nach wenigen Wochen verschwinden oder sich über Monate hinziehen. Bei einer lange unbehandelten Erkrankung besteht die Gefahr einer Chronifizierung und eines lebenslangen Fortbestehens der Beschwerden.
Zusammenfassung der Therapiemaßnahmen
- Schmerztherapie mit oralen Schmerzmitteln oder Injektionen
- Physiotherapeutische Maßnahmen
- Selbstständige Maßnahmen wie Gewichtsreduktion, Anpassung der Kleidung oder Vermeidung von ungünstiger sportlicher Belastung
- Hydrodissektion
- Chirurgische Maßnahmen bei Versagen konservativer Therapieversuche
Prävention der Meralgia paraesthetica
Zur Prävention der Meralgia paraesthetica eignen sich viele der Maßnahmen, die auch zur Behandlung eingesetzt werden. Gewichtsreduktion, passende Kleidung und angemessene sportliche Bewegung sind essenzielle Bestandteile der Vorbeugung. Um eine gesunde Körperhaltung zu fördern, können außerdem ergonomische Sitz- und Stehpositionen in den Alltag integriert werden. Besonders Menschen, die bei der Arbeit viel sitzen, kann eine ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes guttun.
Weitere Ursachen für Taubheitsgefühle am Oberschenkel
Neben der Meralgia paraesthetica gibt es noch weitere mögliche Ursachen für Taubheitsgefühle am Oberschenkel:
- Muskelverhärtungen: Muskelverhärtungen im Bereich des Oberschenkels, Unterschenkels, der Leiste oder der Lendenwirbelsäule können auf sensible Nerven drücken und Taubheitsgefühle verursachen.
- Überlastung: Überlastungen des Oberschenkels, des Rückens oder des Oberkörpers können ebenfalls zu Taubheitsgefühlen führen.
- Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule (LWS) kann auf Nerven drücken und Taubheitsgefühle im Oberschenkel verursachen.
- Vitaminmangel: Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu Taubheitsgefühlen und Nervenschmerzen führen.
- Nervenentzündung: Eine Entzündung der Nerven im Bereich der Wirbelsäule kann ebenfalls zu Reizungen und Taubheitsgefühlen führen.
- Multiple Sklerose (MS): MS ist eine Autoimmunerkrankung, die die Nerven im Gehirn und Rückenmark schädigt und Taubheitsgefühle verursachen kann.
- Psychosomatische Ursachen: Taubheitsgefühle können auch psychosomatische Ursachen haben, z. B. im Zusammenhang mit Panikattacken oder Angststörungen.
- Lipödem: Das Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung, die vor allem die Oberschenkel betrifft und zu einer Kompression und Reizung der Hautnerven führen kann.
- Sportliche Betätigung: Nach sportlicher Betätigung können Taubheitsgefühle im Oberschenkel auftreten, insbesondere bei ungewohnten oder übermäßigen Belastungen.
- Hüftoperation: Nach einer Hüftoperation kann es zu Taubheitsgefühlen im Oberschenkel kommen, die durch Nervenschädigungen während des Eingriffs verursacht werden können.
Begleitende Symptome und ihre Bedeutung
Die Begleitsymptome von Taubheitsgefühlen am Oberschenkel können wichtige Hinweise auf die zugrunde liegende Ursache geben:
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- Schmerzen: Stechende, beißende Schmerzen können auf eine Nervenreizung hindeuten.
- Schwellung: Eine Schwellung im Bereich des Oberschenkels kann auf eine Entzündung oder ein Hämatom hindeuten.
- Leistenschmerzen: Taubheitsgefühle in Verbindung mit Leistenschmerzen können durch ein Iliopsoassyndrom oder einen Leistenbruch verursacht werden.
- Rückenschmerzen: Rückenschmerzen in Verbindung mit Taubheitsgefühlen im Oberschenkel können auf einen Bandscheibenvorfall hindeuten.
Diagnose von Taubheitsgefühlen am Oberschenkel
Die Diagnose von Taubheitsgefühlen am Oberschenkel umfasst in der Regel die folgenden Schritte:
- Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten nach seinen Beschwerden, Vorerkrankungen und möglichen Auslösern.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht den Oberschenkel auf Entzündungszeichen, Blutergüsse und prüft die Beweglichkeit und Kraft in beiden Beinen.
- Neurologische Untersuchung: Der Arzt prüft die Sensibilität und Reflexe, um die Funktion der Nerven zu beurteilen.
- Bildgebende Verfahren: Je nach Verdacht können bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen oder MRT eingesetzt werden, um die Ursache der Beschwerden zu identifizieren.
Bildgebende Verfahren im Detail
- Ultraschall: Mit einer Ultraschalluntersuchung können Muskeln, Sehnen und Blutgefäße beurteilt werden. Entzündliche Flüssigkeiten und Hämatome lassen sich ebenfalls darstellen.
- Röntgen: Röntgenbilder zeigen vor allem Knochen und können bei Verdacht auf Knochenverletzungen oder Arthrose eingesetzt werden.
- MRT: Eine MRT-Untersuchung ist besonders geeignet, um Weichteilgewebe wie Muskeln, Sehnen und Nerven darzustellen. Sie kann bei Verdacht auf Muskelverletzungen, Hämatome oder Nervenkompressionen eingesetzt werden.
Behandlung von Taubheitsgefühlen am Oberschenkel
Die Behandlung von Taubheitsgefühlen am Oberschenkel richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
Konservative Behandlung
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, Muskelverspannungen zu lösen, die Körperhaltung zu verbessern und die Nerven zu entlasten.
- Schmerzmittel: Entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac können zur Linderung von Schmerzen eingesetzt werden.
- Injektionen: Injektionen mit Lokalanästhetika oder Kortikosteroiden können zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung eingesetzt werden.
- Osteopathie: Osteopathie kann bei Muskelverhärtungen, Fehlstellungen und unklaren Ursachen der Beschwerden helfen.
Operative Behandlung
In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Ursache der Taubheitsgefühle zu beheben. Dies kann z. B. bei einem Bandscheibenvorfall oder einer Nervenkompression der Fall sein.
Selbsthilfemaßnahmen
- Vermeidung enger Kleidung: Das Tragen enger Hosen kann den Druck auf die Nerven im Leistenbereich erhöhen und Taubheitsgefühle verstärken.
- Gewichtsreduktion: Übergewicht kann ebenfalls den Druck auf die Nerven erhöhen.
- Ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes: Eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes kann helfen, eine gesunde Körperhaltung zu fördern und Muskelverspannungen zu vermeiden.
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, die Muskulatur zu stärken und die Durchblutung zu fördern.
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