Taubheitsgefühl nach Brustkrebs-OP: Ursachen, Behandlung und Bewältigung

Ein Taubheitsgefühl nach einer Brustkrebsoperation kann verschiedene Ursachen haben. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze, um Betroffenen und ihren Angehörigen ein umfassendes Verständnis zu ermöglichen und ihnen zu helfen, mit dieser Herausforderung umzugehen.

Einführung

Nach einer Brustkrebsoperation oder -behandlung können verschiedene Beschwerden auftreten, darunter auch Taubheitsgefühle. Diese können durch Schädigungen von Nerven während der Operation, durch die Chemotherapie oder durch andere Faktoren verursacht werden. Es ist wichtig, die Ursachen und Symptome zu verstehen, um die bestmögliche Behandlung und Unterstützung zu erhalten.

Mögliche Ursachen für Taubheitsgefühle nach Brustkrebs-OP

Taubheitsgefühle nach einer Brustkrebsoperation können verschiedene Ursachen haben:

Lymphödem

Ein Lymphödem kann sich nach einer Brustkrebsbehandlung entwickeln, insbesondere wenn Lymphknoten entfernt oder bestrahlt wurden. Dabei staut sich Lymphflüssigkeit in einem Körperteil, was zu Schwellungen und einem Schweregefühl führen kann.

  • Entstehung: Lymphgefäße oder Lymphknoten werden durch Operationen und Bestrahlungen unterbrochen oder geschädigt.
  • Symptome: Schwellung des Arms, der Hand oder des Brustbereichs, Spannungsgefühl, Kribbeln, Engegefühl, eingeschränkte Beweglichkeit.
  • Risikofaktoren: Übergewicht erhöht das Risiko.
  • Behandlung: Kompressionstherapie, Lymphdrainage, Bewegungsübungen und Hautpflege.

Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie (CIPN)

Chemotherapeutika können Nervenzellen schädigen und eine Polyneuropathie verursachen, die sich durch Taubheitsgefühle, Kribbeln, Brennen und Schmerzen äußern kann.

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  • Ursachen: Schädigung der Nerven durch Chemotherapie, Tumor selbst oder andere Therapien.
  • Symptome: Kribbeln, Taubheitsgefühle, Überempfindlichkeit, Schmerzen, Schwierigkeiten bei Feinmotorik und Gleichgewichtsstörungen.
  • Behandlung: Anpassung der Dosis oder des Schemas der Chemotherapie, Schmerzmittel, Bewegungstherapie.

Nervenschädigung durch Operation oder Bestrahlung

Während der Operation oder Bestrahlung können Nerven direkt geschädigt werden, was zu Taubheitsgefühlen und anderen neurologischen Symptomen führen kann.

  • Ursachen: Kompression, Dehnung, Trauma oder Entzündungsprozesse während oder nach der Operation. Direkte Schädigung durch Bestrahlung.
  • Symptome: Veränderte Hautsensibilität, Taubheitsgefühle, Schmerzattacken, Bewegungseinschränkungen.
  • Risikofaktoren: Vorerkrankungen der peripheren Nerven, Diabetes, hoher oder niedriger Body-Mass-Index, periphere Gefäßerkrankungen, Alkoholabhängigkeit, Arthritis.
  • Behandlung: Medikamentöse Therapie, nicht-medikamentöse Therapie (Physiotherapie, Ergotherapie, Psychotherapie), invasive Therapie (Nervenblockaden, Neuromodulationsverfahren).

Tumorbedingte Neuropathie

In seltenen Fällen kann der Tumor selbst auf Nervenbahnen drücken oder in diese hineinwachsen und dadurch Nervenschäden verursachen.

  • Ursachen: Direkter Druck oder Infiltration von Nervenbahnen durch den Tumor.
  • Symptome: Brennende und stechende Schmerzen, Taubheitsgefühle, Muskelschwäche.
  • Behandlung: Schmerztherapie, Behandlung des Tumors.

Symptome von Taubheitsgefühlen nach Brustkrebs-OP

Die Symptome können vielfältig sein und hängen von der Ursache und dem Ausmaß der Nervenschädigung ab:

  • Taubheitsgefühle: Vermindertes oder fehlendes Gefühl in bestimmten Bereichen, oft in Händen und Füßen.
  • Kribbeln und Brennen: Missempfindungen, die als Kribbeln, Stechen oder Brennen beschrieben werden.
  • Schmerzen: Neuropathische Schmerzen, die oft als brennend, stechend oder elektrisierend empfunden werden.
  • Muskelschwäche: Kraftlosigkeit in den Armen und Beinen, Schwierigkeiten beim Greifen oder Gehen.
  • Gleichgewichtsstörungen: Unsicherheit beim Gehen, häufiges Stolpern oder Stürzen.
  • Feinmotorische Störungen: Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben wie Knöpfe schließen oder Flaschen öffnen.
  • Hör- und Sehstörungen: In seltenen Fällen können auch Hör- und Sehstörungen auftreten, insbesondere bei Schädigungen von Hirnnerven.

Diagnose von Taubheitsgefühlen nach Brustkrebs-OP

Um die Ursache der Taubheitsgefühle zu ermitteln, werden verschiedene diagnostische Verfahren eingesetzt:

  • Anamnese und körperliche Untersuchung: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte und führt eine körperliche Untersuchung durch, um die Symptome und mögliche Ursachen einzugrenzen.
  • Neurologische Untersuchung: Überprüfung der Reflexe, des Vibrationsempfindens, der Schmerz-, Temperatur-, Berührungs- und Druckempfindung.
  • Elektroneurographie (ENG): Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, um das Ausmaß der Nervenschädigung festzustellen.
  • Elektromyographie (EMG): Messung der elektrischen Aktivität im Muskel, um festzustellen, ob der Muskel selbst erkrankt ist oder ob der Nerv geschädigt ist, der diesen Muskel versorgt.
  • Hörtest: Bei Hörstörungen wird ein Hörtest durchgeführt, um die Hörschwelle zu bestimmen und mögliche Schädigungen des Innenohrs festzustellen.
  • Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie MRT oder CT eingesetzt werden, um Tumoren oder andere Ursachen für die Nervenschädigung auszuschließen.
  • Blutuntersuchungen: Eine Blutuntersuchung kann Aufschluss über Mängel geben, die zu einer Schädigung der Nerven führen können, insbesondere die Vitamine B1, B6 und B12. Auch Vitamin C, E und Vitamin D sollten überprüft werden, sowie ein möglicher Mangel an Spurenelementen und Mineralstoffen.

Behandlung von Taubheitsgefühlen nach Brustkrebs-OP

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Taubheitsgefühle und kann verschiedene Ansätze umfassen:

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Lymphödem-Behandlung

  • Kompressionstherapie: Kompressionsbandagen oder -armstrümpfe üben Druck auf den Arm aus und erleichtern den Abtransport der Lymphflüssigkeit.
  • Lymphdrainage: Massagetechnik, die den Abtransport der angestauten Flüssigkeit aus dem Gewebe fördert.
  • Bewegungsübungen: Spezielle Übungen, die auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt sind, um die Funktion des Lymphsystems zu verbessern.
  • Hautpflege: Regelmäßige Pflege der Haut mit Feuchtigkeitscremes oder -lotionen, um Infektionen vorzubeugen.
  • Operative Eingriffe: In seltenen Fällen können mikrochirurgische Eingriffe wie die Transplantation von Lymphgefäßen oder Lymphknoten oder die lymphovenöse Anastomose in Betracht gezogen werden.

Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie (CIPN)-Behandlung

  • Anpassung der Chemotherapie: Reduzierung der Dosis oder Unterbrechung der Behandlung, um weitere Nervenschäden zu verhindern.
  • Schmerzmittel: Verschiedene Schmerzmittel können eingesetzt werden, um die Schmerzen zu lindern. Dazu gehören Antikonvulsiva (z.B. Gabapentin, Pregabalin), Antidepressiva (z.B. Duloxetin, Venlafaxin, Amitriptylin) und Opioide.
  • Bewegungstherapie: Gezieltes Training zur Verbesserung der Geschicklichkeit der Hände oder des Gleichgewichts beim Gehen.
  • Kryotherapie: Tragen von Kältehandschuhen und -strümpfen während der Chemotherapie, um die Nerven zu schützen.

Behandlung von Nervenschädigungen durch Operation oder Bestrahlung

  • Medikamentöse Therapie: Einsatz von Antikonvulsiva, trizyklischen Antidepressiva, selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern oder Opioiden zur Schmerzlinderung.
  • Nicht-medikamentöse Therapie: Warme Fußbäder, transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS), Akupunktur, milde Infrarotstrahlung, Applikation von Kälte, Physio- und Ergotherapie, Psychotherapie.
  • Invasive Therapie: Selektive Nervenblockaden, Ganglionblockaden oder Neuromodulationsverfahren.

Weitere Maßnahmen

  • Ergotherapie: Hilfsmittel wie Fußrollen, Bürsten oder Igelbälle, Schreibtraining.
  • Physiotherapie: Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts und der Koordination.
  • Elektrotherapie: Stimulation der Nerven mit elektrischen Strömen.
  • SENSI-Bäder: Stimulation der Nerven durch verschiedene Reize (z.B. Linsen, Tannenzapfen, Watte).
  • Basensalzbäder: Warme Hand- und Fußbäder mit Basensalz.
  • Zucker-Öl-Peeling: Einreiben von Händen und Füßen mit einem Gemisch aus Öl und Zucker.
  • Einreibung mit schmerzlindernden Ölen: Z.B. Aconit Schmerz-Öl®.

Was Betroffene selbst tun können

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Betroffene selbst ergreifen können, um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern:

  • Bewegung und Sport: Regelmäßige Bewegung und sportliche Aktivität können helfen, die Muskeln zu stärken, die Koordination zu verbessern und die Durchblutung zu fördern.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen ist wichtig für die Nervenfunktion.
  • Vermeidung von Kälte: Kälte kann die Symptome verstärken, daher sollten Betroffene sich warm halten und kalte Umgebungen meiden.
  • Schutz vor Verletzungen: Da das Gefühl in Händen und Füßen vermindert sein kann, sollten Betroffene besonders auf Verletzungen achten und diese vermeiden.
  • Hilfsmittel: Der Einsatz von Hilfsmitteln wie orthopädischen Schuhen oder Gehhilfen kann die Sicherheit beim Gehen erhöhen.
  • Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie Yoga, Tai Chi oder Meditation können helfen, Stress abzubauen und die Entspannung zu fördern.
  • Unterstützung suchen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen oder Online-Foren kann helfen, sich mit den Beschwerden nicht allein zu fühlen und von den Erfahrungen anderer zu profitieren.
  • Psychologische Unterstützung: Bei starker Niedergeschlagenheit oder Angst kann eine psychologische Beratung oder Therapie hilfreich sein.

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