Sinnliche, definierte Lippen sind ein Schönheitsideal, das viele Menschen anstreben. Während Kosmetik und Hausmittel nur kurzfristige Effekte erzielen, bietet das Lippenaufspritzen eine länger anhaltende Lösung. Diese ambulante Behandlung, meist mit Hyaluronsäure als Filler, erfreut sich großer Beliebtheit. Doch wie bei jedem medizinischen Eingriff können auch hier Nebenwirkungen auftreten, darunter ein Taubheitsgefühl. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für Taubheitsgefühle nach Lippenaufspritzen, erklärt die Behandlungsmöglichkeiten und gibt Tipps zur Vorbeugung.
Lippenaufspritzen: Methoden und Materialien
Wer von Natur aus schmale Lippen hat oder altersbedingte Veränderungen wie Mundfalten und erschlaffende Haut korrigieren möchte, kann sich für eine Lippenunterspritzung entscheiden. Dabei wird das Lippengewebe von innen aufgepolstert, wodurch die Lippen Volumen erhalten. Neben dem klassischen Lippenaufspritzen, das den gesamten Mundbereich betrifft, ist auch die "russische Lippenunterspritzung" populär. Diese Technik konzentriert sich auf die Definition des mittleren Lippenbereichs, um eine Form ähnlich der russischen Matroschka-Puppen zu erzielen.
Für das Lippenaufspritzen werden üblicherweise Hyaluronsäure- oder Kollagenfiller verwendet. Hyaluronsäure ist besonders beliebt, da sie im Körper bereits vorkommt und als Wasserspeicher dient. Sie ist gut verträglich und sorgt für eine straffe Haut. Im Gegensatz dazu eignen sich Muskelrelaxantien nicht zum Aufpolstern der Lippen, da sie primär Mimikfalten reduzieren.
Eine weitere Option ist das Lippenaufspritzen mit Eigenfett, auch Lipofilling genannt. Dabei wird körpereigenes Fett, beispielsweise aus dem Bauch- oder Oberschenkelbereich, entnommen und in die Lippen injiziert. Diese Methode gilt als besonders gut verträglich, da es sich um körpereigenes Material handelt.
Ursachen für Taubheitsgefühle nach Lippenaufspritzen
Ein Taubheitsgefühl nach einer Lippenunterspritzung ist nicht ungewöhnlich und kann verschiedene Ursachen haben:
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- Direkte Nervenirritation: Während der Injektion kann es zu einer Irritation oder Quetschung von Nerven im Lippenbereich kommen. Dies kann vorübergehende Sensibilitätsstörungen verursachen.
- Schwellung und Druck: Nach der Behandlung kann es zu Schwellungen im Bereich des Mundes kommen. Diese Schwellungen können Druck auf die Nerven ausüben und so ein Taubheitsgefühl verursachen.
- Lokalanästhesie: Vor der Lippenunterspritzung wird in der Regel eine Betäubungscreme aufgetragen oder eine Lokalanästhesie gespritzt. Die Betäubungsmittel können vorübergehend die Nervenfunktion beeinträchtigen und zu Taubheitsgefühlen führen.
- Verletzung von Nerven durch Implantate: In seltenen Fällen kann es bei der Verwendung von Implantaten zu einer Verletzung von Nerven kommen. Im Unterkieferknochen verläuft der Unterkiefernerv (Nervus alveolaris inferior), dessen Schädigung zu einem Taubheitsgefühl im Kinn-Lippen-Bereich führen kann. Auch eine Verletzung des Zungennervs (N. lingualis) ist theoretisch möglich.
- Falsche Implantatlänge oder -position: Wenn bei Zahnimplantaten zu tief gebohrt oder das Implantat zu tief platziert wird, kann der Unterkiefernerv gequetscht oder durchtrennt werden. Dies kann ebenfalls zu einem Taubheitsgefühl führen.
- Bluterguss oder Ödem: Auch ein Bluterguss oder eine Schwellung (Ödem) im Knochen kann Druck auf den Nerv ausüben und Empfindungsstörungen verursachen.
- Gefäßverschluss: Gelangt Hyaluronsäure in ein Blutgefäß, kann es zu einem Gefäßverschluss und einer Unterversorgung des Gewebes kommen.
Symptome und Diagnose
Das Taubheitsgefühl kann sich unterschiedlich äußern:
- Verminderte Sensibilität: Betroffene spüren weniger oder gar keine Berührung, Temperatur oder Schmerz in den Lippen.
- Kribbeln oder Prickeln: Ein unangenehmes Kribbeln oder Prickeln kann auftreten.
- Taubheitsgefühl: Ein Gefühl der Gefühllosigkeit oder des "Eingeschlafen-Seins" in den Lippen.
- Schmerzen: In einigen Fällen kann das Taubheitsgefühl von Schmerzen begleitet sein.
Um die Ursache des Taubheitsgefühls zu diagnostizieren, wird der Arzt folgende Untersuchungen durchführen:
- Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten ausführlich zu seinen Beschwerden, Vorerkrankungen und dem genauen Ablauf der Lippenunterspritzung.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die Lippen und den Mundbereich, um Schwellungen, Rötungen oder andere Auffälligkeiten festzustellen.
- Neurologische Untersuchung: Der Arzt testet die Sensibilität der Lippen und des Gesichts, um den betroffenen Nerv zu identifizieren.
- Bildgebende Verfahren: In manchen Fällen können Röntgenaufnahmen oder eine Computertomographie (CT) erforderlich sein, um die Ursache des Taubheitsgefühls zu erkennen.
Behandlung von Taubheitsgefühlen nach Lippenaufspritzen
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache des Taubheitsgefühls:
- Abwarten und Beobachten: In vielen Fällen verschwindet das Taubheitsgefühl von selbst, sobald die Schwellung zurückgeht und sich die Nerven erholt haben.
- Medikamentöse Therapie: Bei Nervenentzündungen können entzündungshemmende Medikamente oder Kortikosteroide eingesetzt werden.
- Physiotherapie: Physiotherapeutische Maßnahmen wie Massagen, Akupunktur, Elektrophorese und Ultraschalltherapie können die Heilung der Nerven unterstützen.
- Hyaluronidase (Hylase): Wenn das Taubheitsgefühl durch eine falsche Injektion von Hyaluronsäure verursacht wurde, kann das Enzym Hyaluronidase (Hylase) eingesetzt werden, um die Hyaluronsäure aufzulösen.
- Operative Maßnahmen: In seltenen Fällen, wenn der Nerv während der Implantation durchtrennt wurde, kann eine operative Nervennaht erforderlich sein, um die Regeneration des Nervs zu fördern. Bei Implantaten, die in den Nervkanal reichen, ist eine umgehende Entfernung des Implantats notwendig.
Vorbeugung von Taubheitsgefühlen
Um das Risiko von Taubheitsgefühlen nach Lippenaufspritzen zu minimieren, sollten folgende Maßnahmen beachtet werden:
- Wahl eines qualifizierten Arztes: Die Behandlung sollte ausschließlich von einem erfahrenen und qualifizierten Arzt durchgeführt werden, der über fundierte Kenntnisse der Anatomie des Gesichts verfügt.
- Sorgfältige Planung: Vor der Behandlung sollte eine sorgfältige Planung erfolgen, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme von 3D-Röntgen (CT, DVT), um den Verlauf der Nerven zu berücksichtigen.
- Verwendung von sicheren Techniken: Der Arzt sollte sichere Injektionstechniken anwenden und darauf achten, die Nerven nicht zu verletzen. Bei nervnahen Implantaten können spezielle Bohrerstopps verwendet werden, um ein zu tiefes Bohren zu verhindern.
- Vermeidung von Überkorrekturen: Es sollte darauf geachtet werden, nicht zu viel Hyaluronsäure zu verwenden, um ein unnatürliches Aussehen und unnötigen Druck auf das Gewebe zu vermeiden.
- Nachsorge: Nach der Behandlung sollten die Lippen geschont und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden. Regelmäßiges Kühlen und ausreichendes Trinken können helfen, Schwellungen zu reduzieren.
Alternativen zum Lippenaufspritzen
Wer sich vor den Risiken einer Injektion scheut, kann auf alternative Methoden zurückgreifen, um die Lippen optisch zu vergrößern:
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- Lippenmasken: Spezielle Lippenmasken mit Hyaluronsäure oder Peptiden können den Wasserhaushalt der Lippen verbessern und sie voller wirken lassen.
- Lippen-Make-up: Mit speziellen Schminktechniken und Produkten wie Lipliner und Gloss lässt sich ein vollerer Kussmund zaubern.
- Lippen-Booster: Sogenannte Lippen-Booster enthalten Inhaltsstoffe, die die Durchblutung der Lippen anregen und sie dadurch kurzzeitig voller wirken lassen.
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