Taubheitsgefühl nach Plexusanästhesie: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Ein Taubheitsgefühl nach einer Plexusanästhesie kann verschiedene Ursachen haben. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Gründe für dieses Phänomen und bietet Informationen zu Diagnose und Therapie.

Einführung

Die Plexusanästhesie ist eine gängige Methode zur Betäubung von Arm oder Bein für operative Eingriffe. Dabei werden Lokalanästhetika in die Nähe von Nervengeflechten (Plexus) gespritzt, um die Schmerzübertragung zu blockieren. Obwohl diese Methode in der Regel sicher ist, können in einigen Fällen Komplikationen wie Taubheitsgefühle auftreten.

Mögliche Ursachen für Taubheitsgefühle nach Plexusanästhesie

Nervenreizung oder -schädigung

  • Direkte Nervenreizung durch die Injektion: In seltenen Fällen kann es bei der Injektion des Lokalanästhetikums zu einer vorübergehenden Nervenirritation kommen. Diese ist meist reversibel.
  • Nervenschädigung: Anhaltende Nervenschäden sind eine sehr seltene, aber beschriebene Komplikation. Studien variieren in ihren Angaben zur Inzidenz von bleibenden Nervenschäden im Rahmen peripherer Nervenblockaden.
  • Druckschädigung: Eine Schwellung im Operationsgebiet kann Druck auf die Nerven ausüben, die die Hand versorgen, was zu Taubheitsgefühlen führen kann. Dies ist besonders relevant im Bereich des Karpaltunnels, wo der Nervus medianus durch postoperative Schwellungen geschädigt werden kann.

Chirurgische Eingriffe

  • Nervenreizung während der Operation: Es ist denkbar, dass es beim Entfernen einer Metallplatte (wie im vorliegenden Fall) zu einer Nervenreizung gekommen ist.
  • Schwellung im Operationsgebiet: Durch die postoperative Schwellung kann Druck auf die die Hand versorgenden Nerven ausgeübt werden. Die beschriebenen neurologischen Ausfälle entsprechen dem Versorgungsgebiet des Nervus medianus.

Andere Faktoren

  • Lagerung während der Operation: Ungünstige Lagerungen während des Eingriffs können ebenfalls zu Nervenreizungen führen.
  • Vorerkrankungen: Bandscheibenvorfälle oder andere Vorerkrankungen können ebenfalls eine Rolle spielen.
  • Doppelbelastung (Double Crush Syndrom): Eine bestehende Nervenkompression an anderer Stelle (z.B. im Bereich der Halswirbelsäule) kann die Anfälligkeit für Nervenreizungen im Arm erhöhen.

Symptome

Die Symptome einer Nervenverletzung oder -reizung nach Plexusanästhesie können vielfältig sein und hängen von der Art und dem Ausmaß der Schädigung ab. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Taubheitsgefühl: Ein vermindertes oder fehlendes Gefühl in bestimmten Bereichen des Arms oder der Hand. Im vorliegenden Fall betrifft es Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger.
  • Parästhesien: Kribbeln, Stechen oder ein "Ameisenlaufen" in den betroffenen Bereichen.
  • Schmerzen: Neuropathische Schmerzen, die als brennend, stechend oder elektrisierend beschrieben werden können.
  • Kraftverlust: Schwierigkeiten, bestimmte Bewegungen auszuführen oder Gegenstände zu greifen.
  • Bewegungseinschränkungen: Eingeschränkte Beweglichkeit in den betroffenen Gelenken.
  • Muskelschwäche: Eine Schwäche der Muskeln im Arm oder der Hand.
  • Überwärmung: Betroffene Finger können sich heiß anfühlen.

Diagnose

Um die Ursache des Taubheitsgefühls zu klären, sind verschiedene diagnostische Maßnahmen erforderlich:

  • Anamnese: Eine detaillierte Befragung des Patienten zu seinen Beschwerden, Vorerkrankungen und dem genauen Ablauf der Operation.
  • Klinische Untersuchung: Eine neurologische Untersuchung zur Überprüfung der Sensibilität, Motorik und Reflexe.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen:
    • Elektromyographie (EMG): Messung der elektrischen Aktivität der Muskeln, um Nervenschäden festzustellen.
    • Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG): Überprüfung der Geschwindigkeit, mit der elektrische Signale entlang der Nervenbahnen geleitet werden.
  • Bildgebende Verfahren:
    • Magnetresonanztomographie (MRT): Darstellung der Nervenbahnen und umliegenden Strukturen, um Verletzungen oder Kompressionen zu erkennen.
    • Ultraschall: Untersuchung der Armnerven und des Plexus brachialis.

Therapie

Die Behandlung des Taubheitsgefühls nach Plexusanästhesie richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Beschwerden.

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Konservative Therapie

  • Schmerzmittel: Zur Linderung von Schmerzen, insbesondere neuropathischen Schmerzen. Hier können verschiedene Medikamentengruppen eingesetzt werden, darunter Antidepressiva und Antikonvulsiva.
  • Physiotherapie: Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit, Kraft und Koordination. Ziel ist es, Muskelabbau zu verhindern und die Gelenkbeweglichkeit zu erhalten.
  • Ergotherapie: Anpassung von Alltagsaktivitäten und Hilfsmittelversorgung zur Kompensation von Funktionseinschränkungen.
  • Elektrotherapie: Behandlung mit elektrischem Strom, um Muskelschwund zu verzögern, bis die Nervenregeneration abgeschlossen ist.
  • Handorthesen: Moderne Handorthesen können bei Funktionseinschränkungen durch eine Plexusparese eine wichtige Rolle spielen. Sie unterstützen die Greif-, Halte- und Bewegungsfunktionen der Hand.

Invasive Therapie

  • Nervenblockaden: Injektion von Lokalanästhetika oder Kortikosteroiden in die Nähe des betroffenen Nervs, um Schmerzen zu lindern und die Nervenfunktion zu verbessern.
  • Operation: In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Nerv zu entlasten oder zu rekonstruieren. Mögliche Operationsverfahren sind:
    • Neurolyse: Freilegung von eingeengtem Nervengewebe.
    • Nerventransfer: Verlagerung von gesunden Ästen an beschädigte Äste innerhalb des Plexus.
    • Nerventransplantation: Versetzen eines eigenen Nervenastes aus einem anderen Körperbereich.
    • Ersatzoperation: Verlagerung von intakten Muskeln zum Funktionserhalt.
  • Katheterverfahren (Schmerzkatheter): Bei starken Schmerzen kann ein Katheter in den Periduralraum (PDA) gelegt werden, um die zum Rückenmark führenden schmerzleitenden Nervenfasern auszuschalten.

Vorbeugung

Obwohl nicht alle Komplikationen vermeidbar sind, gibt es einige Maßnahmen, die das Risiko von Taubheitsgefühlen nach Plexusanästhesie reduzieren können:

  • Sorgfältige Durchführung der Anästhesie: Erfahrung und Präzision des Anästhesisten sind entscheidend, um Nervenverletzungen zu vermeiden.
  • Optimale Lagerung während der Operation: Vermeidung von Druck auf Nervenbahnen durch korrekte Lagerung des Patienten.
  • Frühzeitige Diagnose und Behandlung von Komplikationen: Schnelle Reaktion auf erste Anzeichen von Nervenreizungen oder -schädigungen.

Spezielle Syndrome und Komplikationen

  • Karpaltunnelsyndrom: Eine Kompression des Nervus medianus im Karpaltunnel kann durch postoperative Schwellungen verstärkt werden.
  • Kubitaltunnelsyndrom: Eine Kompression des Nervus ulnaris im Ellenbogenbereich kann zu Kribbelparästhesien und Taubheitsgefühl im Klein- und Ringfinger führen.
  • Plexusparese: Eine Schädigung des Plexus brachialis kann zu Lähmungen und Sensibilitätsstörungen im Arm führen.
  • Supraspinatus-Syndrom (Incisura-Scapulae-Syndrom): Eine Kompression des Nervus suprascapularis kann zu Schulterschmerzen und Bewegungseinschränkungen führen.
  • Pronator-Teres-Syndrom: Eine Kompression des Nervus medianus im Unterarm kann zu Schmerzen und Kribbeln in den ersten drei Fingern führen.
  • N.-interosseus-posterior-Syndrom (Supinatorlogensyndrom): Eine Kompression des Nervus interosseus posterior kann zu einer schmerzlosen Lähmung der Finger-, Daumen- und Handgelenkstrecker führen.
  • Meralgia paraesthetica: Eine Kompression des Nervus cutaneus femoris lateralis kann zu Kribbeln und Schmerzen am lateralen Oberschenkel führen.
  • Tarsaltunnelsyndrom: Eine Kompression des Nervus tibialis hinter dem Innenknöchel kann zu Kribbeln und Schmerzen im Vorfuß und in den Zehen führen.
  • Morton-Metatarsalgie (Morton-Neurom): Eine Verdickung der Zehennerven kann zu Schmerzen in den Zehen führen.

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