Eine Quetschung, in der Fachsprache auch Kontusion genannt, ist eine häufige Verletzung, die durch äußere Gewalteinwirkung auf das Gewebe unter der Haut entsteht. Dabei können Blutgefäße beschädigt werden, wodurch Blut ins umliegende Gewebe austritt und ein Hämatom (Bluterguss) entsteht. In manchen Fällen können auch Nerven in Mitleidenschaft gezogen werden, was zu einem Taubheitsgefühl im betroffenen Bereich führen kann.
Ursachen für Taubheitsgefühl nach Quetschung
Ein Taubheitsgefühl nach einer Quetschung kann verschiedene Ursachen haben:
- Nervenkompression: Durch die mit der Quetschung verbundene Schwellung und Entzündungsreaktion kann der Druck im umliegenden Gewebe steigen und auf die Nerven drücken. Dies kann die Nervenfunktion beeinträchtigen und zu einem Taubheitsgefühl führen. In manchen Fällen kann es sogar zu einer vollständigen Nervenkompression kommen, bei der der Nerv abgeklemmt und die Leitfähigkeit verringert wird.
- Nervenverletzung: Bei besonders schwerer Gewalteinwirkung kann der Nerv auch direkt geschädigt werden. Dies kann zu einem anhaltenden Taubheitsgefühl führen.
- Fehlende Reinnervation: Bei der Heilung von Nervenverletzungen kann es zu fehlerhaften "Verschaltungen" der Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren) kommen. Taktile Nervenfasern, die Berührungsreize an Rückenmark und Gehirn weiterleiten, regenerieren sich nach der Verletzung möglicherweise nicht oder nur langsam. Schmerzleitende Fasern können stattdessen den Platz der gekappten Berührungssensoren in der Haut einnehmen. Die Folge: Jeder taktile Reiz wirkt wie ein Schmerzreiz.
Symptome
Ein Taubheitsgefühl nach einer Quetschung kann von verschiedenen Symptomen begleitet sein, darunter:
- Schmerzen: Schmerzen sind besonders häufig und können in unterschiedlicher Intensität zusammen mit dem Taubheitsgefühl auftreten.
- Schwellung: Eine Schwellung im Bereich der Prellung ist üblich und tritt häufig in Zusammenhang mit einem Bluterguss (Hämatom) auf.
- Druck- und Berührungsempfindlichkeit: Der betroffene Bereich ist oftmals druck- und berührungsempfindlich.
- Eingeschränkte Beweglichkeit: Die Beweglichkeit und Belastung des betroffenen Bereichs können eingeschränkt sein.
- Muskelschwäche: In einigen Fällen kann das Taubheitsgefühl mit einer vorübergehenden Schwäche in den betroffenen Muskeln einhergehen.
Es ist wichtig zu beachten, dass das Taubheitsgefühl selbst schmerzfrei sein kann, während Schmerzen in den umliegenden Bereichen auftreten können. Die Symptome können im Laufe der Zeit variieren und sich verändern.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:
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- Das Taubheitsgefühl stark ist oder sich verschlimmert.
- Lähmungserscheinungen auftreten.
- Das Taubheitsgefühl plötzlich auftritt oder fortschreitet.
- Das Taubheitsgefühl besonders lange anhält.
- Weitere Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen oder Bewusstseinsstörungen auftreten.
- Die Quetschung durch einen Unfall oder eine schwere Verletzung verursacht wurde.
- Offene Wunden oder Anzeichen einer Infektion vorhanden sind.
- Die Schmerzen unerträglich sind oder sich nicht bessern.
Diagnose
Die Diagnose einer Quetschung mit Taubheitsgefühl wird in der Regel klinisch gestellt. Der Arzt wird Fragen zum Unfallhergang und zur medizinischen Vorgeschichte stellen (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei wird der Finger abgetastet und die Bewegungsgrade werden ausgetestet.
Um andere mögliche Ursachen auszuschließen, können weitere Untersuchungen erforderlich sein:
- Ultraschall (Sonographie): Eine Ultraschalluntersuchung kann helfen, sich einen ersten Eindruck über das Innenleben eines gequetschten Fingers zu machen.
- Röntgenbild: Ein Röntgenbild eignet sich, um knöcherne Strukturen darzustellen und einen Bruch des Fingers auszuschließen.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Ein MRT ist geeignet, um Flüssigkeiten und Weichteile darzustellen. Es kann bei älteren, anhaltend schmerzhaften Verletzungen oder bei Verdacht auf Begleitverletzungen wie Muskel-, Bänder- oder Sehnenrisse sinnvoll sein.
- Elektrophysiologische Untersuchungen: Diese Untersuchungen messen, wie gut Nerven elektrische Pulse weiterleiten und ob die Funktion eingeschränkt ist. Sie können helfen, die Diagnose zu sichern und andere Krankheitsursachen auszuschließen.
Behandlung
Die Behandlung des Taubheitsgefühls nach einer Quetschung zielt darauf ab, die Schwellung zu reduzieren, die Schmerzen zu lindern und die Nervenfunktion wiederherzustellen. Die Behandlung kann folgende Maßnahmen umfassen:
- PECH-Regel:
- Pause: Die betroffene Körperstelle sollte sofort ruhiggestellt und nicht weiter belastet werden.
- Eis: Die betroffene Körperstelle sollte gekühlt werden, um die Schwellung zu reduzieren. Eispackungen oder kalte Kompressen können mehrmals täglich für 15-20 Minuten aufgelegt werden. Dabei sollte ein Tuch zwischen Eis und Haut gelegt werden, um Erfrierungen zu vermeiden.
- Compression: Ein Kompressionsverband kann helfen, die Schwellung zu reduzieren und dem betroffenen Körperbereich Stabilität zu geben. Der Verband sollte weder zu straff noch zu locker angelegt werden.
- Hochlagerung: Die Hochlagerung der betroffenen Körperstelle unterstützt den Rückgang der Schwellung und sorgt dafür, dass die betroffene Körperstelle nicht zu viel bewegt und belastet wird.
- Schmerzlindernde Medikamente: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können helfen, die Schmerzen zu lindern. Auch schmerzlindernde Salben oder Gele können lokal aufgetragen werden.
- Entzündungshemmende Medikamente: In manchen Fällen können entzündungshemmende Medikamente wie Kortison verschrieben werden, um die Entzündung zu reduzieren und die Nervenfunktion zu verbessern.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Beweglichkeit wiederherzustellen, die Muskeln zu stärken und die Nervenfunktion zu verbessern.
- Nervenregeneration: Wissenschaftler arbeiten daran, die Regeneration verletzter taktiler Fasern anzuregen, um das Gleichgewicht zwischen Berührungs- und schmerzhaften Empfindungen wiederherzustellen.
- Operation: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck auf den Nerv zu entlasten oder eine Nervenverletzung zu beheben. Dies ist beispielsweise bei einem Kompartmentsyndrom der Fall, bei dem der Druck innerhalb eines Muskelkompartments so hoch wird, dass Zellen absterben.
Hausmittel
Zusätzlich zu den oben genannten Maßnahmen können auch einige Hausmittel helfen, die Beschwerden zu lindern:
- Ingwer: Ingwer kann als Tee getrunken oder als Umschlag angewendet werden.
- Kurkuma: Kurkuma-Paste aus Kurkumapulver und Wasser herstellen und auf die betroffene Stelle auftragen.
- Zwiebel: Zwiebel-Salz-Wickel sollen gute Ergebnisse zeigen, da sie die Schwellungsreaktion reduzieren.
- Schwarzwurz-Salben: Bei Verletzungen mit Beteiligung der Haut können Schwarzwurz-Salben entzündungshemmend und wundheilungsfördernd wirken.
Komplikationen
In den meisten Fällen heilen leichte Quetschungen ohne Komplikationen ab. Es kann jedoch während der Genesung zu Störungen kommen:
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- Entzündungen: Bei offenen Quetschwunden mit aufgeplatzter Haut können leicht Erreger eindringen und eine Entzündung des Haut- oder Muskelgewebes verursachen.
- Nagelablösung: Bei einer Quetschung der Finger wird nicht selten der Fingernagel in Mitleidenschaft gezogen. Unter dem Nagel bildet sich ein Bluterguss, der durch die entstehende Schwellung zu starken Schmerzen führen kann.
- Kompartmentsyndrom: Einige Muskelgruppen an Armen und Beinen sind von einer straffen Bindegewebsschicht (Faszie) umschlossen. Kommt es durch eine Quetschung innerhalb des Kompartments zu einem Bluterguss, wird der Druck auf das Gewebe so hoch, dass starke Schmerzen entstehen und Zellen absterben.
- Tetanus: Insbesondere das Bakterium Clostridium tetani gelangt durch verunreinigte Wunden in den Körper. Nach einigen Tagen kommt es zu einem Kribbeln und zum Taubheitsgefühl im Bereich der Wunde. Der Betroffene fühlt sich krank, abgeschlagen und unruhig. Später kommen schmerzhafte Krämpfe des Kiefers und weiterer Muskelgruppen hinzu.
Vorbeugung
Um Quetschungen vorzubeugen, sollten folgende Maßnahmen beachtet werden:
- Aufmerksamkeit: Gehen Sie mit wachem Blick an Ihr Tagwerk und seien Sie ganz bei dem, was Sie gerade tun.
- Sicherheit: Tragen Sie bei Arbeiten mit schweren Maschinen oder WerkzeugenSchutzkleidung und Handschuhe.
- Ordnung: Halten Sie Ihren Arbeitsplatz ordentlich und aufgeräumt, um Stolperfallen zu vermeiden.
- Haustiere: Achten Sie auf das Wohl Ihrer Haustiere und vermeiden Sie beispielsweise Zug in Ihrer Wohnung, um zu verhindern, dass sich Türen unkontrolliert schließen.
- Impfen: Achten Sie auf einen ausreichenden Tetanus-Schutz.
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