Plötzliche Krämpfe in den Armen: Ursachen, Symptome und Behandlungen

Muskelkrämpfe in den Armen können plötzlich und unerwartet auftreten und erhebliche Beschwerden verursachen. Sie äußern sich als unwillkürliche und schmerzhafte Zusammenziehungen der Muskeln, die oft mit einer Verhärtung des betroffenen Bereichs einhergehen. In diesem Artikel werden die verschiedenen Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von plötzlichen Krämpfen in den Armen untersucht, um Betroffenen ein umfassendes Verständnis dieser häufigen Beschwerde zu ermöglichen.

Was sind Muskelkrämpfe?

Muskelkrämpfe sind unwillkürliche und schmerzhafte Kontraktionen eines Muskels oder einer Muskelgruppe. Sie treten auf, wenn sich ein Muskel plötzlich und ohne willentliche Beeinflussung anhaltend zusammenzieht. Der betroffene Muskel verhärtet sich und kann bewegungsunfähig sein. Die bekannteste Erscheinungsform ist der Wadenkrampf, aber auch andere Muskelgruppen wie Arme, Hände und Füße können betroffen sein.

Dr. med. Werner G. erklärt, dass Muskelkrämpfe keine einheitliche Ursache haben. Meist handelt es sich um nervlich bedingte Muskelkrämpfe, die durch eine nervale Übererregbarkeit von Nerven verursacht werden, welche die Skelettmuskulatur versorgen und innervieren. Es wird angenommen, dass eine Übererregbarkeit der Nerven von Dehnungsrezeptoren in Sehnen und Muskeln eine Rolle spielt, was auch erklären würde, warum Dehnen des betroffenen Muskels zu einer raschen Besserung führt. Des Weiteren wird angenommen, dass eine Überaktivität von Ionenkanälen, die für die Impulsübermittlung im Nerven notwendig sind, zu einer Übererregbarkeit von Nerven führt.

Symptome von Muskelkrämpfen in den Armen

Muskelkrämpfe in den Armen können sich auf unterschiedliche Weise äußern:

  • Unwillkürliches und schmerzhaftes Zusammenziehen des Muskels: Der Muskel zieht sich plötzlich zusammen, ohne dass man es steuern kann, und das ist oft sehr schmerzhaft.
  • Dauerhafte Muskelanspannung (tonischer Spasmus): Der betroffene Muskel bleibt für eine längere Zeit angespannt, was mehrere Minuten anhalten kann.
  • Rhythmische Muskelbewegungen (klonischer Spasmus): Der Muskel zieht sich unwillkürlich und rhythmisch zusammen und entspannt sich wieder.
  • Schmerzen nach dem Krampf: Nach dem Krampf kann der Muskel weiterhin schmerzen oder empfindlich sein.
  • Bewegungseinschränkungen: Nach einem Krampf kann es vorübergehend schwer sein, den betroffenen Muskel zu bewegen.
  • Müdigkeit und Erschöpfung: Nach mehreren Spasmen fühlt man sich oft erschöpft oder müde.

In manchen Fällen können auch folgende Symptome auftreten:

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  • Rhythmisches Muskelzucken: Der betroffene Muskel zieht sich immer wieder schnell zusammen und entspannt sich wieder. Dies geschieht in schneller Folge und kann mehrere Sekunden bis Minuten dauern.
  • Spastische Lähmungen: Klonus tritt oft zusammen mit spastischen Lähmungen auf, z. B. bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems.
  • Starke Muskelanspannung: Die betroffenen Muskeln sind dauerhaft angespannt und lassen sich nur schwer dehnen. Besonders bei schnellen Bewegungen spürt man einen starken Widerstand in den Muskeln.
  • Muskelparese (Lähmungen der Muskeln): Die Muskeln können oft nicht richtig bewegt werden, weil sie sich nicht entspannen können.
  • Gesteigerte Reflexe: Bei Berührung oder Dehnung reagieren die Muskeln übermäßig stark, was z. B. dazu führt, dass der Fuß nach oben zeigt, wenn man über die Fußsohle streicht.
  • Verkürzungen der Muskeln (Kontrakturen): Wenn die Muskeln ständig angespannt sind, können sie sich verkürzen und Gelenke in eine falsche Position ziehen.

Ursachen von Muskelkrämpfen in den Armen

Die Ursachen für Muskelkrämpfe in den Armen sind vielfältig und oft unklar. Einige der häufigsten Ursachen sind:

  • Überlastung des Muskels: Eine zu intensive oder einseitige Belastung des Muskels, beispielsweise beim Sport oder bei dauerhaften einseitigen Bewegungen, kann zu Verkrampfungen führen.
  • Dehydration: Unzureichende Flüssigkeitsaufnahme kann zu einem Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt führen und Muskelkrämpfe begünstigen.
  • Störungen des Mineralhaushaltes: Ein Mangel an Elektrolyten wie Natrium, Kalzium, Magnesium oder Kalium kann die Nervenfunktion beeinträchtigen und Muskelkrämpfe verursachen. Dies kann z.B. durch die Einnahme von entwässernden Medikamenten (Diuretika), Durchfall, schwere Nierenfunktionsstörung oder Hämodialyse (Blutwäsche) verursacht werden.
  • Hormonelle Störungen: Hormonelle Störungen der Schilddrüse oder der Nebenniere sowie Unterzuckerungen können ebenfalls Muskelkrämpfe auslösen. Auch in der Schwangerschaft treten Muskelkrämpfe häufiger als Ursache von Mineralienmangel (Natrium, Kalzium, Magnesium) auf.
  • Neurologische Erkrankungen: Neurologische Erkrankungen wie Polyneuropathien, eine Spinalkanalstenose oder Nervenwurzelschädigungen können Muskelkrämpfe verursachen. Selten treten Muskelverkrampfungen bei neurologischen Autoimmunerkrankungen oder familiär gehäuft auf und sind genetisch bedingt.
  • Medikamente: Verschiedene Medikamente können Muskelkrämpfe als Nebenwirkung verursachen.
  • Durchblutungsstörungen: Eine Durchblutungsstörung des Arms, z. B. durch lange angewinkelte Arme bei der Arbeit am Laptop oder Computer, kann zu steifen Gliedern, kalten Händen oder auch Krämpfen führen.
  • Extremitätendystonie: Bei der Extremitätendystonie handelt es sich um eine Erscheinungsform von Dystonie. Es kommt zu unkontrollierten Verkrampfungen in den Händen und Füßen. Die Symptome können verschiedene Formen annehmen, wodurch es einige Unterformen gibt, zwischen denen unterschieden wird.

Diagnose von Muskelkrämpfen in den Armen

In den allermeisten Fällen sind Muskelkrämpfe harmlos und bedürfen keiner weiteren Diagnostik. Eine Untersuchung der Leber- und Nierenwerte, der Elektrolyte (Natrium, Kalzium, Magnesium) sowie der Schilddrüsenwerte kann durch Ihren Hausarzt erfolgen.

Sollte es jedoch zu einer deutlichen Zunahme der Häufigkeit von Muskelkrämpfen führen oder Muskelkrämpfe in ungewöhnlichen Körperregionen außerhalb der Waden und Füße, z.B. auch am Rumpf oder den oberen Extremitäten auftreten oder Muskelkrämpfe durch körperliche Aktion selbst ausgelöst werden und nicht nur in Ruhe auftreten, ist eine weitere Diagnostik durch den Neurologen erforderlich. Dies gilt insbesondere, wenn Muskelkrämpfe zusammen mit Faszikulationen (unwillkürliches Muskelzittern) oder Muskelschwäche auftreten um zugrundeliegende neuromuskuläre Erkrankungen abzugrenzen und zu differenzieren.

Um die Ursache von Armschmerzen zu diagnostizieren, führt der Arzt in den meisten Fällen zuerst eine medizinische Untersuchung durch. Informationen zu den Aktivitäten oder zu vorangegangenen Verletzungen des Patienten sowie die exakte Lokalisierung des Schmerzes und Informationen zu den damit verbundenen Symptomen können dem Arzt bei der Diagnosestellung helfen. Zur Bestätigung der Diagnose kann eine Röntgenaufnahme gemacht werden. Wenn der Arzt vermutet, dass die Ursache für den Schmerz nicht im Arm liegt, werden möglicherweise umfangreichere Untersuchungen durchgeführt.

Behandlung von Muskelkrämpfen in den Armen

Die Behandlung von Muskelkrämpfen in den Armen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

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Akute Behandlung

Beim akuten schmerzhaften Muskelkrampf hilft sofortige Dehnung. Der betroffene verkrampfte Muskel kann z. B. durch leichtes Schütteln der Hand oder des Unterarms gelockert werden. Auch Wärme, z. B. in Form von warmen Bädern oder einer Wärmflasche, kann helfen, die Muskeln zu entspannen.

Weitere Maßnahmen zur Linderung akuter Krämpfe sind:

  • Dehnen: Zehen umfassen und in Richtung Schienbein ziehen; Umherlaufen und fest auf den Boden aufstampfen oder mit der Fußsohle von einer Wand abtreten
  • Muskel massieren
  • Wärme: Mit Nackenrolle unter den Knien schlafen (bei nächtlichen Krämpfen)

Vorbeugende Maßnahmen

Zur nicht medikamentösen Vorbeugung kann bei Muskelkrämpfen die regelmäßige Dehnung der betroffenen Muskeln, z.B. abends vor dem Zubettgehen hilfreich sein und die Neigung zu Muskelkrämpfen reduzieren. Neuere Untersuchungen konnten zeigen, dass eine spezielle repetitive Elektrostimulation der zu Muskelkrämpfen neigenden Muskeln zu einer Verminderung von Muskelkrämpfen führen kann.

Weitere vorbeugende Maßnahmen sind:

  • Mineralstoffreich ernähren
  • Auf Zigaretten verzichten
  • Bewegung auch bei Schmerzen
  • Ausreichend Trinken: Viel Flüssigkeit hilft gegen Muskelkrämpfe - sofern es sich nicht um Alkohol handelt. Der kann nämlich Störungen im Elektrolythaushalt verursachen und sogar krampfauslösend wirken.
  • Richtige Schlafposition wählen: Rückenschläfer sorgen für eine entspannte Muskulatur, indem sie sich ein eingeschlagenes Kissen oder eine Rolle unter die Knie legen. Bei Bauchschläfern ist es wichtig, dass die Füße nicht auf dem Fußrücken abgelegt werden, da es sonst zu einer krampffördernden Überstreckung der Muskulatur kommt.
  • Gesunde Ernährung: Auch Mangelzustände können ein Auslöser von Muskelkrämpfen sein. Anstelle von Nahrungsergänzungsmitteln lässt sich Magnesium auch über eine gesunde Ernährung zuführen: Vollkornprodukte, Nüsse und viele Gemüsearten enthalten viel Magnesium.
  • Durchblutung in Schwung bringen: Neben Bewegung haben sich hier vor allem kurze Kältereize bewährt, also Kneipp-Bäder oder kalte Güsse. Bei starken Wadenschmerzen hilft es, die Beine und Füße kalt abzuduschen und dann die Waden auf ein mit kaltem Wasser getränktes gefaltetes Handtuch abzulegen.

Medikamentöse Behandlung

Die Einnahme von Magnesium kann hilfreich sein, häufig sind allerdings höhere Dosen erforderlich, die dann häufig zu Nebenwirkungen des Magen-Darm-Traktes (Durchfall) führen. Allerdings konnten Studien zeigen, dass Magnesium außerhalb der Schwangerschaft keine sichere Wirkung gegenüber Placebo aufweist, so dass hier im Einzelfall entschieden werden muss, ob Magnesium zur Vorbeugung von Muskelkrämpfen überhaupt geeignet und wirksam ist. Ebenso wird die Anwendung von Chinin Sulfat kritisch gesehen, weil die Wirksamkeit in Studien zwar belegt ist, aber in der Praxis jedoch nicht relevant ist und es zu wesentlichen Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen, Blutbildveränderungen sowie Nieren- und Leberschäden kommen kann.

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Oftmals ist eine nervale Übererregbarkeit Ursache der Muskelkrämpfe, weshalb Medikamente gegen Nervenschmerzen bevorzugt werden. Diese Medikamente stammen aus der Gruppe der sogenannten Antiepileptika (Medikamente gegen Krampfanfallsleiden, Epilepsie) und sind deswegen auch sinnvoll, weil sie die Ursache und nicht das Symptom behandeln.

Spezifische Behandlungen für bestimmte Ursachen

  • Bei benignen Faszikulationen: Keine Therapie erforderlich, das "Aufholen" von Schlafdefiziten und ausreichend Zeit für Mahlzeiten und Erholung bringt die Symptome oft zum Verschwinden.
  • Bei Rigor: Behandlung der Grunderkrankung, z. B. Parkinson-Krankheit oder Medikamenteninduziertem Parkinson-Syndrom.
  • Bei Extremitätendystonie: Ergotherapeutische Ansätze, Botulinumtoxin-Injektionen, Selbsthilfegruppen.

Muskelkrämpfe in Armen, Händen und Fingern

Krämpfe in den Armen, Händen und Fingern können vielschichtige Ursachen haben. Oftmals ist eine Überbelastung des betroffenen Muskels der Auslöser. Aber auch Hormone, bestimmte Erkrankungen oder ein Ungleichgewicht des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts können mögliche Ursachen sein.

Was tun bei Krämpfen in den Händen und Fingern?

  • Den betroffenen verkrampften Muskel durch leichtes Schütteln der Hand oder des Unterarms lockern.
  • Regelmäßige Bewegungen und Dehnen können helfen, Krämpfen vorzubeugen oder diese im akuten Fall zu lindern.
  • Wärme, z. B. in Form von warmen Bädern oder einer Wärmflasche, kann helfen, die Muskeln zu entspannen.
  • Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine gesunde, mineralstoffreiche Ernährung sind wichtig.
  • Magnesium (beispielweise enthalten in Bananen oder Nüssen) und zusätzliche Präparate gegen Vitamin-D-Mangel können helfen.

Wie kann man Krämpfen in den Händen vorbeugen?

  • Regelmäßige Pausen können genutzt werden, um die Muskulatur zu entspannen und die Durchblutung der Hände und Finger zu fördern.
  • Dehnübungen sind nützlich, um die Armmuskulatur, insbesondere die Muskeln der Handgelenke und Finger, zu lockern, Verspannungen zu lösen und Krämpfen vorzubeugen.
  • Eine ergonomische Arbeitsumgebung wie ein höhenverstellbarer Computertisch kann helfen, einseitige Belastungen zu vermeiden.
  • Hilfsmittel, wie ein Mauspad mit integrierter Abstützung des Handgelenks, eine ergonomische Tastatur oder Handgelenkstützen können die Belastung der Hände und Finger reduzieren.
  • Ein spezielles Hand- und Fingertraining kann helfen, Muskeln aufzubauen und diese leistungsfähiger zu machen.

Wer ist besonders häufig betroffen?

Die Unterarmmuskulatur ist im Alltag besonders stark gefordert. Vor allem bei einem Bildschirmarbeitsplatz kann eine Belastung durch die Arbeit mit der Computermaus und der Tastatur entstehen. Auch körperlich fordernde Berufe sind belastend, wie in der Pflege oder im Handwerk. Wenn eine einseitige Belastung über einen längeren Zeitraum besteht und keine Entspannungspausen möglich sind, können Krämpfe der Muskulatur entstehen.

Einseitige Belastungen, wie sie z. B. beim Schreiben vorkommen, können zu einem sogenannten „Schreibkrampf“ führen. Hierbei verkrampfen vor allem die beim Schreiben aktiv beteiligten Muskeln der Hand, insbesondere der Zeige-, Mittelfinger und Daumen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Treten Muskelkrämpfe immer wieder auf und sind diese auch mit Hausmitteln und Bewegung nicht in den Griff zu bekommen, sollte man eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Diese können weiterführende Untersuchungen durchführen und möglichen Ursachen der Muskelkrämpfe auf den Grund gehen. Auch kann die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt Sie zur weiterführenden Diagnostik an Fachärztinnen oder Fachärzte überweisen (z. B. der Fachgebiete Orthopädie, Angiologie, Neurologie).

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn zusätzlich zu den Krämpfen auch das Bewusstsein eintrübt. Dahinter stecken eventuell ein epileptischer Anfall oder auch lebensbedrohliche Verschiebungen im Elektrolythaushalt.

Auch bei Schmerzen im linken Arm, die auf einen Herzinfarkt oder eine Herzenge hinweisen können, ist es äußerst wichtig, umgehend einen Arzt aufzusuchen, ohne zu warten. Wenn diese Symptome mit Unwohlsein, Schmerzen in der Schulter, dem Brustkorb, dem Kiefer und Atemnot einhergehen, muss der Notruf gewählt werden. Dasselbe gilt, wenn Sie bei einer Verletzung ein Knacken hören und danach einen starken Schmerz verspüren und/oder sich nur eingeschränkt bewegen können.

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