Taubheitsgefühl im Oberschenkel während der Schwangerschaft: Ursachen und Lösungen

Während der Schwangerschaft durchläuft der Körper einer Frau zahlreiche Veränderungen, die zu verschiedenen Beschwerden führen können. Ein häufiges Symptom ist das Taubheitsgefühl im Oberschenkel, das verschiedene Ursachen haben kann. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Taubheitsgefühlen im Oberschenkel während der Schwangerschaft.

Ursachen von Taubheitsgefühlen im Oberschenkel während der Schwangerschaft

1. Blutgerinnsel (Thrombose)

Während einer Schwangerschaft ist das Risiko für die Entstehung von Blutgerinnseln in den Venen um das Fünffache erhöht. Eine Verstopfung eines Blutgefäßes durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) kann sowohl in Arterien als auch in Venen auftreten. In der Schwangerschaft handelt es sich meist um eine venöse Thromboembolie (VTE).

Tiefe Venenthrombose (TVT): Ein Blutgerinnsel in einer größeren, tief in den Muskelschichten liegenden Vene in der Wade oder im Oberschenkel. Symptome können vage sein oder starke Schmerzen verursachen, sowohl beim Gehen als auch in Ruhe. Die Wade oder der Oberschenkel können geschwollen und warm sein, die Haut kann sich bläulich verfärben und die Blutgefäße unter der Haut können sichtbar werden. In der Schwangerschaft tritt eine TVT meist im linken Bein auf.

Lungenembolie: Löst sich ein solches Blutgerinnsel und gelangt in die Lunge, kann dies zu einer Lungenembolie führen. Symptome sind plötzlich auftretende Brustschmerzen, Atemnot, Herzklopfen, Husten und blutiger Auswurf. In schweren Fällen kann es zu Bewusstlosigkeit kommen.

Ursachen: Verletzungen der Blutgefäße, Entzündungen, Gewebeschäden in Verbindung mit erhöhter Gerinnbarkeit des Blutes und Störungen des Blutflusses können eine tiefe Venenthrombose auslösen. In der Schwangerschaft kann die Gebärmutter auf Blutgefäße im Bauch drücken und die Durchblutung vermindern. Hormonveränderungen bewirken zudem, dass das Blut leichter gerinnt.

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Risikofaktoren: Alter über 35 Jahre, Übergewicht (BMI > 30), Anzahl früherer Schwangerschaften, bestimmte Vorerkrankungen, Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt, Infektionen, Rauchen, Kaiserschnitt, Bettlägerigkeit, Langstreckenflüge, Operationen und Erkrankungen im Blutgerinnungssystem (Thrombophilie).

2. Nervenkompression

Meralgia paraesthetica: Eine Kompression des seitlichen Oberschenkelhautnervs (Nervus cutaneus femoris lateralis) am Leistenband kann zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln und brennenden Schmerzen im äußeren Oberschenkel führen. Ursachen können enge Kleidung, starke Gewichtszunahme, Schwangerschaft oder langes Stehen sein.

Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule (LWS), insbesondere in den Segmenten L4, L5 und S1, kann auf die austretenden Nervenwurzeln drücken und Taubheitsgefühle im Oberschenkel verursachen.

Piriformis-Syndrom: Eine Verspannung oder Verkürzung des Piriformis-Muskels im Gesäßbereich kann den Ischiasnerv einengen und Schmerzen und Taubheitsgefühle im Gesäß und im hinteren Oberschenkel verursachen.

3. Andere Ursachen

Vitaminmangel: Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu Taubheitsgefühlen und Brennen im Oberschenkel führen.

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Multiple Sklerose (MS): Diese Autoimmunerkrankung kann die Myelinscheiden der Nerven schädigen und Taubheitsgefühle in verschiedenen Körperregionen, einschließlich des Oberschenkels, verursachen.

Psychosomatische Ursachen: In einigen Fällen können Taubheitsgefühle im Oberschenkel psychosomatische Ursachen haben, insbesondere im Zusammenhang mit Panikattacken und Hyperventilation.

Lipödem: Diese Fettverteilungsstörung, die vor allem die Oberschenkel betrifft, kann zu einer Kompression und Reizung der sensiblen Hautnerven im Oberschenkel führen.

Nach Sport: Überlastung oder ungewohnte Belastungen beim Sport können ebenfalls zu Taubheitsgefühlen im Oberschenkel führen.

Nach Hüftoperation: Eine Schädigung oder Irritation der Nerven, die das Bein versorgen (insbesondere des Nervus femoralis oder des Nervus cutaneus femoris lateralis), kann nach einer Hüftoperation zu Taubheitsgefühlen im Oberschenkel führen.

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Symptome

Die Symptome von Taubheitsgefühlen im Oberschenkel können vielfältig sein und hängen von der zugrunde liegenden Ursache ab. Häufige Symptome sind:

  • Taubheitsgefühl oder vermindertes Gefühlsempfinden im Oberschenkel
  • Kribbeln oder "Ameisenlaufen"
  • Brennende Schmerzen
  • Stechende, beißende Schmerzen (insbesondere bei Nervenreizungen)
  • Muskelschwäche im Bein
  • Schmerzausstrahlung in die Leiste oder das Gesäß
  • Funktionelle Einschränkungen beim Gehen oder Tragen von schweren Gegenständen
  • Schwellung im Bereich des Oberschenkels

Diagnose

Die Diagnose von Taubheitsgefühlen im Oberschenkel erfordert eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung durch einen Arzt. Folgende Untersuchungen können zur Diagnosefindung beitragen:

  • Anamnese: Der Arzt wird Fragen zu den Symptomen, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und möglichen Risikofaktoren stellen.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird die Nervenfunktion, Muskelkraft und Reflexe des Beins beurteilen, um die genaue Ursache einzugrenzen. Eine Sensibilitätsprüfung mit einem Pinsel kann helfen, den Bereich der Sensibilitätsstörung zu bestimmen.
  • Ultraschall: Ein Ultraschall kann zur Beurteilung von Weichteilen, Muskeln, Sehnen und Blutgefäßen unter der Haut eingesetzt werden. Er kann auch Entzündungen und Hämatome darstellen.
  • MRT (Magnetresonanztomographie): Ein MRT wird empfohlen, wenn die Weichteil- und Nervenstrukturen im Detail dargestellt werden müssen, z.B. bei Verdacht auf Bandscheibenvorfälle, Tumoren oder andere Weichteilprobleme.
  • Röntgen: Röntgenbilder werden eingesetzt, um knochenbedingte Ursachen auszuschließen, z.B. Frakturen oder Gelenkerkrankungen.
  • EMG (Elektromyographie): Eine Elektromyographie misst die elektrische Aktivität der Muskeln und kann Unregelmäßigkeiten in der Nervenleitung oder der Muskelreaktion erkennen.
  • Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (Neurografie): Diese Untersuchung kann helfen, die Funktion der Nerven zu beurteilen und Schädigungen festzustellen.
  • Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können durchgeführt werden, um Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder Vitaminmangel auszuschließen.
  • D-Dimer-Test: Eine Blutprobe (D-Dimer-Test) kann empfohlen werden, um ein Blutgerinnsel auszuschließen. Der D-Dimer-Test ist jedoch in der Schwangerschaft weniger aussagekräftig, da der Wert bei schwangeren Frauen häufig erhöht ist.

Behandlung

Die Behandlung von Taubheitsgefühlen im Oberschenkel richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Einige allgemeine Maßnahmen können jedoch zur Linderung der Beschwerden beitragen:

  • Körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung ist wichtig, um die Durchblutung zu fördern und die Muskeln zu stärken.
  • Vermeidung von längerem Stehen oder Sitzen: Langes Stehen oder Sitzen kann den Druck auf die Nerven erhöhen und die Beschwerden verstärken.
  • Hochlegen der Beine: Das Hochlegen der Beine kann helfen, Wassereinlagerungen zu reduzieren und die Durchblutung zu verbessern.
  • Kompressionsstrümpfe: Kompressionsstrümpfe können helfen, die Durchblutung zu fördern und Schwellungen zu reduzieren, insbesondere bei Krampfadern oder venösen Problemen.
  • Gewichtsreduktion: Bei Übergewicht kann eine Gewichtsreduktion helfen, den Druck auf die Nerven zu verringern.
  • Vermeidung enger Kleidung: Enge Kleidung, insbesondere Hosen, kann den Nervus cutaneus femoris lateralis komprimieren und die Symptome der Meralgia paraesthetica verstärken.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskeln zu stärken, die Flexibilität zu verbessern und den Druck auf die betroffenen Nerven zu reduzieren.
  • Schmerzmittel: Entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac können zur Linderung von Schmerzen eingesetzt werden. In einigen Fällen kann der Arzt stärkere Schmerzmittel (Opioide) verschreiben.
  • Nervenblockaden: In einigen Fällen kann eine Injektion eines Lokalanästhetikums in die Nähe des betroffenen Nervs (Nervenblockade) zur Schmerzlinderung beitragen.
  • Operation: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck auf den Nerv zu entlasten (z.B. bei einem Bandscheibenvorfall oder einer schweren Nervenkompression).

Spezifische Behandlungen für verschiedene Ursachen

  • Tiefe Venenthrombose (TVT): Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten (Heparin) über mindestens 3 Monate. Bei einer lebensbedrohlichen Lungenembolie kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein.
  • Meralgia paraesthetica: Lebensstiländerungen (lockere Kleidung, Gewichtsabnahme), entzündungshemmende Medikamente, Physiotherapie.
  • Bandscheibenvorfall: Physiotherapie, Schmerzmedikamente, in schweren Fällen chirurgischer Eingriff.
  • Piriformis-Syndrom: Physiotherapie, Dehnübungen, Stoßwellentherapie, Injektionen mit Botulinumtoxin.
  • Vitaminmangel: Einnahme von Vitaminpräparaten.

Vorbeugung

Einige Maßnahmen können helfen, Taubheitsgefühlen im Oberschenkel während der Schwangerschaft vorzubeugen:

  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung und stärkt die Muskeln.
  • Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen ist wichtig für die Gesundheit der Nerven.
  • Vermeidung von Übergewicht: Übergewicht kann den Druck auf die Nerven erhöhen.
  • Tragen von bequemer Kleidung: Enge Kleidung kann die Nerven komprimieren.
  • Regelmäßiges Hochlegen der Beine: Das Hochlegen der Beine kann helfen, Wassereinlagerungen zu reduzieren.
  • Vermeidung von langem Stehen oder Sitzen: Langes Stehen oder Sitzen kann den Druck auf die Nerven erhöhen.
  • Beckenbodentraining: Regelmäßiges Beckenbodentraining kann helfen, die Muskeln zu stärken und Blasenschwäche vorzubeugen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Schwangere Frauen sollten bei Taubheitsgefühlen im Oberschenkel einen Arzt aufsuchen, insbesondere wenn:

  • die Beschwerden plötzlich auftreten
  • die Beschwerden stark sind
  • die Beschwerden mit Schmerzen, Muskelschwäche oder anderen Symptomen einhergehen
  • die Beschwerden nicht auf Selbsthilfemaßnahmen ansprechen
  • Verdacht auf ein Blutgerinnsel besteht (Schwellung, Schmerzen, Blaufärbung des Beins, Atemnot, Brustschmerzen)

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