Taubheitsgefühl in den Zehen: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Kribbeln in den Beinen, Füßen oder Zehen kann viele Ursachen haben. Manchmal sind es harmlose Auslöser wie "eingeschlafene" Gliedmaßen, aber es können auch Erkrankungen wie Polyneuropathie dahinter stecken. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen für Taubheitsgefühle in den Zehen, erklärt diagnostische Verfahren und zeigt Behandlungsmöglichkeiten auf.

Nerven als Auslöser

Häufig liegt die Ursache für Kribbeln und Taubheitsgefühle in Beinen, Füßen oder Zehen in einer Einengung oder Erkrankung der Nerven.

"Eingeschlafene" Füße/Beine

Nach langem, ungünstigem Liegen oder Sitzen, beispielsweise im Schneidersitz oder mit untergeschlagenem Bein, kann sich das "geklemmte" Körperteil taub anfühlen und kribbeln. Dies ist in der Regel harmlos und verschwindet nach kurzer Zeit wieder.

Tarsaltunnelsyndrom

Hierbei ist der Schienbeinnerv in seinem Verlauf durch den Tarsalkanal eingeklemmt. Dies kann nach einer Verletzung im Sprunggelenk oder Fußbereich auftreten. Symptome sind Taubheitsgefühl, Kribbeln und/oder Schmerzen am inneren Fußrand, die besonders nachts und bei Belastung auftreten und in die Fußsohle und Wade ausstrahlen können.

Polyneuropathie

Die peripheren Nerven, einschließlich der in den Beinen, können als Spätfolge von Diabetes oder Alkoholsucht geschädigt sein. Dies führt zu Kältegefühl, Schmerzen, Brennen, Kribbeln und/oder Taubheitsgefühlen in meist strumpfförmiger Ausdehnung an beiden Unterschenkeln und Füßen. Etwa jeder dritte Diabetiker ist davon betroffen. Die Ursachen für Polyneuropathie sind vielfältig, wobei Diabetes mellitus und Alkoholkonsum die häufigsten Gründe darstellen.

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Wie entsteht eine Polyneuropathie?

Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung der peripheren Nerven, bei der entweder der innere Strang des Nervs oder seine Umhüllung erkranken. Nerven arbeiten wie elektrische Leitungen, und Störungen können entweder durch eine Unterbrechung der "Kupferleitung" in der Mitte oder der umhüllenden Isolierung entstehen. Je länger ein Nerv ist, desto eher erkrankt er an Polyneuropathie, weshalb die Erkrankung häufig an den Zehen und Füßen beginnt.

Wer ist von Polyneuropathie betroffen?

Die Polyneuropathie ist eine häufige neurologische Erkrankung, die sowohl Männer als auch Frauen in gleichem Maße betrifft und im Alter an Häufigkeit zunimmt. Etwa jeder 3. Diabetiker ist davon betroffen.

Welche Ursachen gibt es für die Polyneuropathie?

Es gibt über 300 bekannte Ursachen von Polyneuropathie. Ca. 35 % der Polyneuropathien sind in Deutschland auf den Diabetes mellitus (Zuckererkrankung) zurückzuführen und etwa 20 % auf Alkoholkonsum. Die Ursache von etwa 1/4 aller Polyneuropathien bleibt auch nach ausführlicher Abklärung ungeklärt.

Polyneuropathie im Rahmen anderer Erkrankungen:
  • Diabetes mellitus
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Schilddrüsenentzündungen
  • Nierenversagen
  • Gewisse Lebererkrankungen
  • Gewisse Krebserkrankungen
  • Bluteiweißerkrankungen
  • Nach lebensbedrohlichen Erkrankungen mit Intensivbehandlung
  • HIV/AIDS
  • Porphyrie
  • Amyloidose
Polyneuropathie bei entzündlichen Erkrankungen:
  • Borreliose (Zeckenbisserkrankung)
  • Gefäßentzündungen (Vaskulitis)
  • HIV/AIDS
  • Als Autoimmunerkrankung nach stattgehabter Entzündung
Polyneuropathie bei Vitaminmangel:
  • Vitaminmangel von B1, B2, B6, B12, E
Polyneuropathie bei Schwermetallvergiftung:
  • Blei, Arsen, Thallium, Quecksilber, Gold
Polyneuropathie als Nebenwirkung von Medikamenten:
  • Gewisse Chemotherapeutika
  • Interferone
  • Virustherapeutika bei HIV
  • Viele weitere Einzelsubstanzen
Genetisch bedingte Polyneuropathien:
  • Es sind mehrere genetisch bedingte Polyneuropathien bekannt. Nicht immer sind betroffene Familienmitglieder zu beobachten.

Schlaffe Lähmung

Bestimmte Nervenerkrankungen (Polyneuropathien) und andere Erkrankungen wie Kinderlähmung und Muskeldystrophie können zu einer schlaffen Lähmung führen. Kennzeichnend dafür ist ein watschelnder Gang mit beidseitiger Schwäche oder Lähmung von Hüft- und/oder Beinmuskeln; manchmal sind auch die Schulter-, Arm- oder Gesichtsmuskeln betroffen. Zudem kann ein Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl in den Beinen auftreten.

Probleme mit der Wirbelsäule

Verschiedene Beschwerden mit der Wirbelsäule können Kribbeln und Taubheitsgefühle am Bein auslösen.

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Bandscheibenvorfall

Ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl um den After oder am Bein kann durch einen Bandscheibenvorfall bedingt sein. Zudem kommt es dabei oft zu Schmerzen, Muskelschwäche oder Lähmungen in einem Arm oder Bein mit Rückenschmerzen. Statistiken zeigen, dass bis zu 70-90% der Patienten mit einem Bandscheibenvorfall Symptome wie Rückenschmerzen und Taubheitsgefühle entwickeln. Daher ist eine rasche Diagnose und Behandlung entscheidend, um langfristige Nervenschädigungen im Fuß zu vermeiden.

Einengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose)

Die Spinalkanalstenose kann die gleichen Beschwerden wie ein Bandscheibenvorfall hervorrufen, also beispielsweise Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl um den After oder im Bein, Muskelschwäche oder Lähmungen in einem Arm oder Bein. Daneben können solche Beschwerden auch auf einen Wirbelbruch oder Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) hinweisen.

Weitere mögliche Ursachen

Kribbeln und Taubheitsgefühle in Beinen, Füßen oder Zehen können noch weitere Ursachen haben:

Syndrom der unruhigen Beine (Restless-Legs-Syndrom)

Die Betroffenen verspüren ein tiefsitzendes Kribbeln, Zuckungen und einen heftigen Bewegungsdrang in den Beinen (manchmal auch in den Armen). In Ruhe - vor allem abends und nachts - verschlimmern sich die Beschwerden des Restless-Legs-Syndroms, beispielsweise nimmt das Kribbeln im Bein zu.

Metatarsalgie

Der Begriff bezeichnet belastungsabhängige Schmerzen im Bereich des Mittelfußes, die auf eine Überlastung des Mittelfußes zurückzuführen sind, etwa bei Spreizfuß oder Ballenzehe (Hallux valgus). Die Betroffenen klagen über attackenartige, brennende oder elektrisierende Schmerzen und/oder Kribbeln am Vorfuß, meist zwischen der dritten und vierten Zehe.

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Krampfadern (Varizen)

Schweregefühl, Schmerzen, Jucken und/oder Kribbeln im Bein - genauer im Unterschenkel - können durch Krampfadern bedingt sein.

Pantothensäuremangel

Das Vitamin Pantothensäure ist in fast allen Lebensmitteln enthalten, weshalb ein Mangel selten auftritt. Wenn das aber doch passiert, äußert sich der Mangel unter anderem in Magen-Darm-Störungen, Kopfschmerzen, Taubheitsgefühl sowie Kribbeln und stechenden Schmerzen in den Füßen.

Weitere Faktoren

Auch äußere Faktoren wie das Tragen von zu engen Schuhen oder ein längeres Einklemmen der Zehen können zu einem Taubheitsgefühl führen. Fußfehlstellungen können ebenfalls Druck auf die Nerven im Fuß ausüben und ein Taubheitsgefühl hervorrufen.

Diagnostische Verfahren

Um die genaue Ursache für Taubheitsgefühle in den Zehen zu ermitteln, sind verschiedene diagnostische Verfahren notwendig:

  • Anamnese und körperliche Untersuchung: Der Arzt wird zunächst die Krankengeschichte erheben und eine umfassende körperliche Untersuchung durchführen.
  • Neurologische Untersuchung: Hierbei werden Reflexe, Sensibilität und Muskelkraft geprüft. Nimmt man Reize auf der Haut nicht mehr richtig wahr, etwa einen Piks mit der Nadel, sind meist die kleinen Nervenenden geschädigt.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Diese umfassen die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit und die Elektromyographie (EMG), um die Funktion der Nerven und Muskeln zu beurteilen. Hierbei werden überwiegend die Nervenleitgeschwindigkeit und die Reizantwortstärke der betroffenen Nerven vermessen. Begleitet wird dies durch ein EMG (Elektromyographie- elektrische Untersuchung der betroffenen Muskeln mit einer Nadel).
  • Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie MRT oder CT erforderlich sein, um beispielsweise einen Bandscheibenvorfall oder eine Spinalkanalstenose zu diagnostizieren. Eine Kernspintomographie der Lendenwirbelsäule oder Halswirbelsäule ist erforderlich, wenn gleichzeitig dort eine zusätzliche Erkrankung z.B. ein enger Spinalkanal vermutet wird.
  • Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen können Hinweise auf Stoffwechselstörungen, Vitaminmangel oder Entzündungen liefern. Mit Blut-Tests lassen sich weitere Hinweise auf die möglichen Ursachen finden. Gemessen werden zum Beispiel: der Blutzuckerspiegel, die Menge bestimmter Vitamine und Mineralstoffe und Entzündungswerte.
  • Liquoruntersuchung: Bei Verdacht auf eine entzündliche Erkrankung sollte das Nervenwasser (Liquor) untersucht werden.
  • Genetische Untersuchungen: Die wichtigsten genetischen Ursachen lassen sich durch genetische Untersuchungen aus dem Blut heraus abklären. Diese Untersuchungen sind jedoch teuer. Sie werden von daher nicht routinemäßig durchgeführt.
  • Nervenbiopsie: Eine Untersuchung eines operativ entfernten Teils eines betroffenen Nervens (Biopsie) ist heutzutage nur in Ausnahmen notwendig.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Taubheitsgefühl im Fuß richtet sich stets nach der zugrunde liegenden Ursache. Das primäre Ziel der Behandlung ist die Ausschaltung der Ursache der Polyneuropathie. Die bedeutet z.B. einen Diabetes mellitus optimal mit Medikamenten einzustellen. Medikamente, die eine Polyneuropathie verursachen, müssen abgesetzt oder ausgetauscht werden, insofern sie nicht aus anderem Grund unabdingbar notwendig sind. Eine toxische Exposition, beispielsweise durch Schwermetalle oder Umweltgifte, muss beendet werden. Ist Alkohol die Ursache der Polyneuropathie, so muss vollständige, lebenslange Abstinenz eingehalten werden. Auch kleinere Mengen Alkohol können eine Verschlechterung herbeiführen oder eine Ausheilung verhindern, da das Nervensystem bereits vorgeschädigt ist. Alkoholabstinenz ist immer eine Voraussetzung für eine Verbesserung oder Ausheilung der Symptomatik.

Für die Behandlung der Schmerzen oder unangenehmen Missempfindungen stehen mehrere Medikamente zur Verfügung.

Liegt eine entzündliche Ursache der Polyneuropathie vor, so können Cortison-Infusionen, Plasmapherese (umgangssprachlich - Blutwäsche) oder die Gabe von Immunglobulinen zu einer Linderung oder gar Ausheilung führen. Die Notwendigkeit der Anwendung dieser Medikamente oder Verfahren zu beurteilen ist Sache des neurologischen Experten.

Missempfindungen und Schmerzen können überdies mit einer Neural-Akupunktur behandelt werden.

Lähmungen und Muskelschwund, Gleichgewichtsstörungen und Gangstörungen können mit einer spezifischen Physiotherapie behandelt werden. Diese kann gegebenenfalls um elektrische oder magneto-elektrische Stimulationverfahren ergänzt werden.

  • Optimale Blutzuckerkontrolle: Bei Diabetes ist eine optimale Blutzuckerkontrolle entscheidend.
  • Durchblutungsfördernde Maßnahmen: Bei Durchblutungsstörungen können durchblutungsfördernde Medikamente und Bewegungstherapie hilfreich sein.
  • Physiotherapie: Bei mechanischen Ursachen kann Physiotherapie helfen, die Nerven zu entlasten und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Schmerzmittel: Gegen Schmerzen können Schmerzmittel eingesetzt werden.
  • Operation: In einigen Fällen, beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall oder Karpaltunnelsyndrom, kann eine Operation erforderlich sein.
  • Vitamin B12-Substitution: Bei einem Vitamin-B12-Mangel kann eine Supplementierung erforderlich sein.
  • Anpassung des Schuhwerks: Gut sitzendes Schuhwerk mit ausreichend Platz für die Zehen kann helfen, Druck auf die Nerven zu vermeiden.
  • Regelmäßige Fußpflege: Regelmäßige Pflege der Füße und Zehen ist wichtig, um Verletzungen und Entzündungen vorzubeugen. Zu lange Nägel können zum Beispiel zu einer Veränderung der Belastung auf den Fuß führen, wodurch es zu Nervenstörungen kommen kann. Hier sollten Diabetespatienten besonders aufmerksam sein. Ein kleiner Schnitt in das Nagelbett kann schnell zu einer Entzündung werden.
  • Regelmäßige Massagen: Regelmäßige Massagen an Fuß und Zehen sind empfehlenswert. Mögliche kleinere Verspannungen können so gelöst werden. In Kombination mit einem wohltuenden Fußbad sind Ihre Füße gut versorgt.
  • Mehr Bewegung: Bewegung ist gesund, auch für Ihre Füße. Kurze Wege zu Fuß erledigen oder Rad fahren, sorgen für eine gesunde Durchblutung und unterstützt den Körper dabei fit zu bleiben.
  • kybun Schuh/ kybun Matte: Im kybun Schuh/ auf der kybun Matte steht Ihr Fuss auf einer weich-elastischen Sohle/ Matte und kann sich frei in alle Richtungen bewegen. Durch das vermehrte Abrollen der Füsse wird die Durchblutung in den Füssen und Beinen verbessert und blockierte Gelenke gelöst.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn das Taubheitsgefühl in den Zehen:

  • anhält oder sich verschlimmert
  • von Schmerzen, Schwäche oder Kribbeln begleitet wird
  • plötzlich auftritt und mit Lähmungserscheinungen oder Sprachproblemen einhergeht (Verdacht auf Schlaganfall)
  • im Zusammenhang mit einer bekannten Erkrankung wie Diabetes auftritt

Fazit

Taubheitsgefühle in den Zehen können vielfältige Ursachen haben. Eine frühzeitige Diagnose und geeignete Maßnahmen sind der Schlüssel zu Ihrer Fußgesundheit. Bei anhaltenden Symptomen ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, um eine gezielte und effektive Behandlung zu gewährleisten. Das Taubheitsgefühl im Fuß sollte ernst genommen werden, da es auf ernste gesundheitliche Probleme hindeuten kann. Eine frühzeitige Diagnose und geeignete Maßnahmen sind der Schlüssel zu Ihrer Fußgesundheit. Bei anhaltenden Symptomen ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, um eine gezielte und effektive Behandlung zu gewährleisten.

Häufig gestellte Fragen

Was sind die häufigsten Ursachen für Taubheitsgefühle an der Fußoberseite?

Die häufigsten Ursachen sind neurologische Störungen wie Polyneuropathien, Durchblutungsstörungen, mechanische Faktoren und systemische Erkrankungen wie Diabetes.

Können Taubheitsgefühle im Fuß auf ernsthafte Gesundheitsprobleme hindeuten?

Ja, sie können auf ernsthafte Erkrankungen wie periphere arterielle Verschlusskrankheit oder neurologische Störungen hinweisen.

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