Ginkgo biloba, in Asien seit jeher ein Symbol für Hoffnung, langes Leben und Unbesiegbarkeit, wird traditionell zur Behandlung verschiedener Beschwerden eingesetzt, insbesondere bei Durchblutungsstörungen, Schwindel, Tinnitus sowie Konzentrationsschwäche und Gedächtnisstörungen. In der modernen Medizin hat sich Ginkgo zu einem der meistgenutzten pflanzlichen Heilmittel entwickelt. Dieser Artikel beleuchtet die Wirkung von Ginkgo biloba, insbesondere in Bezug auf die Erholung nach einem Schlaganfall, und gibt einen umfassenden Einblick in die traditionelle und moderne Anwendung.
Die Ursprünge und Bedeutung von Ginkgo biloba
Der Ginkgo biloba, auch bekannt als Silberaprikose, Mädchenhaarbaum oder Tempelbaum, ist eine der ältesten Pflanzenarten der Welt. Seine Vorfahren existierten bereits vor 300 Millionen Jahren. Ursprünglich aus China stammend, wird der Ginkgo in Ostasien nicht nur als Heilmittel, sondern auch als Tempelpflanze verehrt. In der traditionellen chinesischen Medizin werden die Samen, Früchte, Blätter, Wurzeln und die Baumrinde des Ginkgo für verschiedene Anwendungen genutzt, darunter die Behandlung von Asthma, Bronchitis, Kreislaufstörungen, Hautkrankheiten und sogar zur Insektenabwehr. Darüber hinaus wird dem Ginkgo eine positive Wirkung auf die Psyche und das Gehirn zugeschrieben, insbesondere bei Angstzuständen, Konzentrationsschwäche und Gedächtnisstörungen.
Die Wirkstoffe und ihre Effekte
In der westlichen Medizin werden vor allem Extrakte aus getrockneten Ginkgoblättern (GBE) verwendet. Diese Extrakte enthalten wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide und Terpenoide, die in dieser speziellen Form und Zusammensetzung als Ginkgolide und Bilobalide nur im Ginkgo zu finden sind. Die Extrakte werden bevorzugt eingesetzt, da die wertvollen Inhaltsstoffe der Blätter nur schwer wasserlöslich sind und der Verzehr der Blätter aufgrund von Ginkgolsäuren schädlich sein kann. Arzneimittel aus Ginkgo enthalten daher einen Extrakt, dem die erwünschten Inhaltsstoffe zugefügt und aus dem die unerwünschten Substanzen entfernt wurden.
Wirkmechanismen von Ginkgo
Ginkgo soll verschiedene Wirkmechanismen haben, die jedoch noch nicht vollständig erforscht sind. Zu den wichtigsten zugeschriebenen Wirkungen gehören:
- Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit: Ginkgo soll die Konzentration steigern und bei Gedächtnisproblemen helfen.
- Vorbeugung oder Verlangsamung von Demenz: Es wird angenommen, dass Ginkgo einer altersbedingten Demenz vorbeugen oder den bereits eingetretenen Prozess verbessern bzw. verlangsamen kann.
- Verbesserung der Blutzufuhr: Ginkgo kann die Blutzufuhr in den Beinen verbessern und etwa bei der Schaufensterkrankheit (pAVK) schmerzfreieres Gehen ermöglichen.
- Hilfe bei Tinnitus oder Hörsturz: Ginkgo wird zur unterstützenden Behandlung von Tinnitus eingesetzt.
- Vorbeugung der Entstehung von Blutgerinnseln: Ginkgo soll der Entstehung von Blutgerinnseln vorbeugen.
- Hilfe bei Schwindel: Ginkgo wird zur Behandlung von Schwindel eingesetzt.
- Migräneprophylaxe: Ginkgo soll Migräne vorbeugen.
- Positive Beeinflussung kognitiver Einschränkungen: Ginkgo kann kognitive Einschränkungen durch eine Multiple Sklerose positiv beeinflussen.
- Linderung prämenstrueller Beschwerden (PMS): Ginkgo soll prämenstruelle Beschwerden bei Frauen lindern.
- Vorbeugung der Höhenkrankheit: Ginkgo soll der Höhenkrankheit vorbeugen.
- Verminderung von Seheinschränkungen beim Glaukom (grüner Star): Ginkgo kann die Seheinschränkungen beim Glaukom vermindern.
- Senkung des Bluthochdrucks: Ginkgo soll den Bluthochdruck senken.
Ginkgo nach Schlaganfall: Evidenz und Studienlage
Die Forschung zur Wirksamkeit von Ginkgo bei der Erholung nach einem Schlaganfall ist vielfältig und liefert unterschiedliche Ergebnisse.
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Aktuelle Studien und Forschungsergebnisse
Eine groß angelegte, randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte multizentrische Studie in China untersuchte die Auswirkungen von Ginkgo Diterpen Lactone Meglumine (GDLM) - einem Extrakt aus den Blättern des Ginkgo-biloba-Baumes - auf Patienten nach einem leichten Schlaganfall. Die Studie zeigte, dass Patienten, die die Ginkgo-Behandlung erhielten, seltener schwere bleibende körperliche Behinderungen entwickelten als die in der Placebo-Gruppe. Konkret erreichten 877 (50,8 %) der mit GDLM behandelten Teilnehmenden einen Zustand, bei dem sie entweder keine oder nur sehr leichte Einschränkungen hatten (mRS von 0 oder 1), gegenüber 759 (44,1 %), die das Scheinmedikament erhielten. Die Ergebnisse waren statistisch signifikant (Odd-Ratio 1,31, p < 0,001). Nebenwirkungen traten in beiden Gruppen etwa gleich häufig auf.
Eine weitere Studie untersuchte die Auswirkungen des Ginkgo biloba-Extrakts EGb 761® auf die kognitive Funktion bei Patienten nach einem akuten ischämischen Schlaganfall. Die Ergebnisse zeigten, dass sich in der EGb 761®-Gruppe die allgemeine Gehirnleistung signifikant stärker verbesserte als in der Kontrollgruppe. Besonders positiv wirkte sich EGb 761® auf die Bereiche verbales Lernen und räumliche Aufmerksamkeit aus.
Kontroverse und Einschränkungen
Trotz dieser positiven Ergebnisse gibt es auch Studien, die die Wirksamkeit von Ginkgo in Frage stellen. Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2009 kam aufgrund mangelnder Belege zu dem Schluss, dass die bis dahin immer wieder nachgewiesenen positiven Effekte auf Demenz und Gedächtnisstörung in Zweifel zu ziehen seien. Dennoch gibt es auch neuere Bewertungen, die ein positiveres Bild zeichnen, wobei unter anderem die richtige Dosierung sowie die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe eine Rolle zu spielen scheinen.
Es ist wichtig zu beachten, dass viele Studien von den Herstellern der Medikamente finanziert werden, was zu Verzerrungen führen kann. Zudem ist die Studienlage oft uneindeutig, und weitere Forschung ist erforderlich, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Ginkgo biloba nach Schlaganfällen zu bestätigen.
Tebonin®: Ein Spezialextrakt im Fokus
Die 2016 veröffentlichte Leitlinie "Demenzen" spricht dem Spezialextrakt EGb 761® (Tebonin®) eine mögliche Wirkung zu. Bei bestimmten Formen der Demenz könne eine Behandlung mit einer Dosis von 240 Milligramm täglich deshalb erwogen werden, während eine Dosis von 120 Milligramm wohl nicht ausreicht. Ein vorbeugender Effekt in Bezug auf Demenzerkrankungen wird nicht als belegt erachtet.
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Tebonin® intens enthält den hochwertigen Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761®, der die Durchblutung fördert und so die Vernetzung der Nervenzellen unterstützt. Das Gehirn wird in der Folge anpassungsfähiger und gleicht Defizite im Gleichgewichtssystem besser aus. Der Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761® in Tebonin® intens 120 mg wird nach einem speziell entwickelten Verfahren hergestellt. Intensive Qualitätskontrollen der mehr als 20 einzelnen Verfahrensschritte bei der Herstellung von EGb 761® sichern die stets gleichbleibende Qualität und Zusammensetzung des Extraktes.
Anwendung und Dosierung von Ginkgo-Präparaten
Ginkgo-Präparate sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich oder lassen sich im Internet kaufen. Bestimmte Produkte können jedoch auch auf Rezept verordnet werden. Zur Anwendung kommen Fertigpräparate aus Ginkgo-Extrakt in Form von Tabletten, Kapseln, Dragees, Säften und Tropfen. Hinsichtlich Wirkstoffkonzentration und -zusammensetzung können die Mittel sich unterscheiden. Auf der sicheren Seite ist man daher mit zugelassenen Arzneimitteln aus der Apotheke. Von der Verwendung von Ginkgo-Tees wird abgeraten, da die wirksamen Substanzen nicht in ausreichender Menge enthalten sind und die bedenklichen Ginkgolsäuren enthalten sein können.
Empfohlene Dosierung
Die Dosierung von Ginkgo-Präparaten hängt von der Art des Präparats und dem Anwendungsgebiet ab. Es empfiehlt sich, ärztliche Rücksprache zu halten, um die geeignete Dosis zu bestimmen.
- Tebonin® intens 120 mg: Bei hirnorganisch bedingten geistigen Leistungseinbußen werden in der Regel zwei Mal täglich jeweils eine Tablette eingenommen. Bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit sowie bei Schwindel und Ohrgeräuschen wird ein bis zwei Mal pro Tag jeweils eine Tablette eingenommen.
- Tebonin® konzent 240 mg: Die Dosierung sollte gemäß den Anweisungen des Arztes oder Apothekers erfolgen.
Dauer der Anwendung
Die Dauer der Anwendung von Tebonin intens unterscheidet sich je nach Anwendungsgebiet:
- Hirnorganisch bedingte geistige Leistungsstörungen: Patienten nehmen Tebonin intens für mindestens acht Wochen ein. Nach drei Monaten kontrolliert der Arzt, ob man das Medikament weiterhin einnehmen sollte.
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit: Man nimmt das Medikament für mindestens sechs Wochen ein.
- Schwindel: Betroffene nehmen Tebonin intens für höchstens sechs bis acht Wochen ein, da eine längere Anwendung das Behandlungsergebnis nicht weiter verbessert.
- Ohrgeräusche: Man wendet die Tabletten für mindestens zwölf Wochen an. Bessern sich die Beschwerden nach sechs Monaten nicht, tritt eine Verbesserung meist auch nach längerer Anwendung nicht mehr ein.
Mögliche Nebenwirkungen und Risiken
Wie bei allen Medikamenten können auch bei der Einnahme von Ginkgo-Präparaten Nebenwirkungen auftreten. Folgende Nebenwirkungen können in seltenen Fällen auftreten, vor allem bei einem zu hohen Anteil an Ginkgolsäuren:
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- Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall
- Allergische Hautreaktionen wie Jucken und Rötungen
- Kopfschmerzen
- Herz-Rhythmus-Störungen
- Erhöhtes Blutungsrisiko, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von Blutverdünnern oder NSAR
- Netzhautblutungen in den Augen
Zu hohe Dosen an Ginkgolsäuren können nicht nur Allergien und Magenschleimhautentzündungen auslösen, sie gelten auch als möglicherweise zellschädigend und erbgutverändernd. In Arzneimitteln mit Ginkgo ist der Gehalt an diesen Säuren deshalb auf 5 ppm (parts per million, entspricht 1 Mikrogramm pro Gramm) bzw. 0,6 bis 1,2 Mikrogramm Ginkgolsäure täglich beschränkt.
Warnhinweise und Kontraindikationen
Ginkgo-Präparate sollten nie ohne ärztliche Rücksprache eingenommen werden. In der Schwangerschaft und Stillzeit wird von der Anwendung abgeraten.
Personen mit folgenden Erkrankungen oder Umständen sollten vor der Einnahme von Ginkgo-Präparaten besonders vorsichtig sein:
- Erhöhte Blutungsneigung
- Einnahme von blutgerinnungshemmenden Medikamenten
- Krampfanfälle (Epilepsie)
- Geplante Operationen
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