Tegretal bei Nervenschmerzen: Wirkung, Anwendung und wichtige Hinweise

Tegretal 200 enthält den Wirkstoff Carbamazepin. Carbamazepin hat bei Epilepsien eine breite Wirksamkeit. Es wird jedoch auch bei anderen Krankheitsbildern wie neuropathischen Schmerzen eingesetzt. Carbamazepin kann mit vielen anderen Medikamenten in Wechselwirkung treten. Carbamazepin ist ein Arzneimittel zur Behandlung von epileptischen Anfallserkrankungen und anderen Anfallskrankheiten, von bestimmten Schmerzzuständen und zur Vorbeugung bei bestimmten psychischen Störungen. Carbamazepin ist verschreibungspflichtig und darf nur auf ärztliche Anweisung angewendet werden.

Wirkungsweise von Carbamazepin

Carbamazepin senkt als Antiepileptikum die Übererregbarkeit der Nervenzellen, indem es bestimmte Ionenkanäle in den Zellmembranen blockiert. Das senkt die Gefahr eines epileptischen Anfalls. Das menschliche Nervensystem wird durch bestimmte Botenstoffe (Neurotransmitter) aktiviert oder gehemmt. Normalerweise werden diese Botenstoffe entsprechend der äußeren Umstände ausgeschüttet und gewährleisten so eine angemessene Reaktion des Körpers auf verschiedene Situationen wie Verletzungen, Stress oder Ruhe. Bei Erkrankungen des Nervensystems kann dieses kontrollierte Gleichgewicht gestört sein. So können durch eine genetische Veranlagung oder auch durch Verletzungen des Gehirns die Erregung verstärkt oder die Hemmung vermindert sein. Die Folge: Das Nervensystem des Gehirns ist übererregbar - es kann zu epileptischen Krampfanfällen kommen. Übererregbare (geschädigte) Nerven sind auch die Ursache von neuropathischen Schmerzen (Nervenschmerzen) wie der Trigeminusneuralgie. Auch hier wirkt sich die Blockade der Ionenkanäle durch Carbamazepin positiv aus. Ähnlich wie Phenytoin hemmt Carbamazepin die synaptische Übertragung. Man geht davon aus, dass Carbamazepin den Einstrom von Natriumionen in Nervenzellen blockiert. So werden übermäßig stark erregte Nervenzellen beruhigt und wiederholte elektrische Entladungen vermindert. Damit kann Carbamazepin Muskelkontraktionen wirkungsvoll beenden.

Von der chemischen Struktur ähnelt Carbamazepin dem trizyklischen Antidepressivum Imipramin. Das könnte die vorbeugende Wirkung auf manische Phasen einer bipolaren Störung erklären. Die Schmerzlinderung bei der Trigeminus-Neuralgie kommt wahrscheinlich durch eine Hemmung der synaptischen Reizübertragung im spinalen Trigeminuskern zustande. Carbamazepin wird hauptsächlich durch Cytochrom-P-450 3A4 (CYP3A4) zu dem aktiven Metaboliten Carbamazepin-10,11epoxid metabolisiert. Die gleichzeitige Anwendung von Induktoren oder Inhibitoren von CYP3A4 kann daher zu einer veränderten Carbamazepin-Plasmakonzentration führen, die entsprechende Nebenwirkungen zur Folge haben kann.

Aufnahme, Abbau und Ausscheidung

Carbamazepin wird relativ langsam, aber vollständig aus dem Darm ins Blut aufgenommen. Die Wirkung tritt nach vier bis 16 Stunden ein. Daraufhin erfolgen der Abbau in der Leber und die Ausscheidung über die Niere (mit dem Urin) und den Darm (mit dem Stuhl). Nach etwa 16 bis 24 Stunden hat die Hälfte der aufgenommenen Carbamazepin-Dosis den Körper wieder verlassen. Die Resorptionshalbwertzeit liegt durchschnittlich bei 8,5 Stunden mit großen intra- und interindividuellen Unterschieden. Maximale Plasmakonzentrationen werden nach einer einmaligen Gabe (je nach Darreichungsform) bei Erwachsenen nach 4 bis 16 Stunden (selten bis 35 Stunden), bei Kindern nach etwa 4-6 Stunden erreicht. Die Plasmaspiegel sind nicht linear von der Dosis abhängig und zeigen im höheren Dosisbereich einen flachen Kurvenverlauf. Der Steady-State wird nach 2 bis 8 Tagen erreicht. Es besteht keine enge Korrelation zwischen der Dosis von Carbamazepin und der Plasmakonzentration im Steady-State.

Das Verteilungsvolumen beim Menschen wird mit Werten zwischen 0,8-1,9 l/kg angegeben. Die Plasmaproteinbindung von Carbamazepin liegt zwischen 70 und 80%. Die Eliminationshalbwertzeit nach einer Einzeldosis beträgt ca. 36 Stunden (bei einem Bereich von 18-65 Stunden). Infolge einer Enzyminduktion sinkt die Halbwertzeit bei einer Dauertherapie um ca. 50% auf 10-20 Stunden.

Lesen Sie auch: Hüft-TEP und Nervenschmerzen

Anwendungsgebiete von Tegretal

Tegretal 200 mg retard wird angewendet zur Behandlung von:

  • Epilepsien:
    • Anfällen, die von einem umschriebenen Gebiet des Gehirns ausgehen (fokale Anfälle). Die Anfälle können ohne Bewusstseinsstörungen (einfache partielle Anfälle) oder einhergehend mit Bewusstseinsstörungen (komplexe partielle Anfälle, psychomotorische Anfälle) auftreten;
    • beide Gehirnhälften betreffenden Anfällen (generalisierten Anfällen), insbesondere wenn sie ursprünglich von einem umschriebenen Gebiet des Gehirns ausgehen (Schlaf-Grand-mal, diffuses Grand-mal);
    • gemischten Epilepsieformen;
  • anfallsartig auftretenden Gesichtsschmerzen (Trigeminus-Neuralgie);
  • anfallsartigen Schmerzen unbekannter Ursache im Rachenraumbereich (genuine Glossopharyngeus-Neuralgie);
  • Schmerzzuständen bei Nervenschädigungen durch Zuckerkrankheit (diabetische Neuropathie);
  • nichtepileptischen Anfällen bei Multipler Sklerose, wie z. B. Trigeminus-Neuralgie, tonischen Anfällen (Anfälle mit gleichmäßiger Muskelspannung), anfallsartigen Sprech- und Bewegungsstörungen, Missempfindungen (paroxysmale Dysarthrie und Ataxie, paroxysmale Parästhesien) und Schmerzanfällen;
  • zur Anfallsverhütung beim Alkoholentzugssyndrom;
  • zur Vorbeugung manisch-depressiver Phasen (bestimmter psychischer Störungen mit Stimmungsschwankungen), wenn die Therapie mit Lithium versagt hat bzw. wenn Patienten unter Lithium schnelle Phasenwechsel erlebten und wenn mit Lithium nicht behandelt werden darf.

Die Anwendungsgebiete (Indikationen) von Carbamazepin sind:

  • Krampfanfälle (Epilepsie) diverser Genese
  • Nervenschädigung bei Zuckerkrankheit (diabetische Neuropathie)
  • Trigeminusneuralgie (starke, einseitige Gesichtsschmerzen)
  • Genuine Glossopharyngeus-Neuralgie (heftige Schmerzattacken im Innervationsgebiet des IX. und X. Hirnnervs)
  • Nicht-epileptische Anfälle bei Multipler Sklerose
  • Anfallverhütung beim Alkoholentzugs-Syndrom
  • Vorbeugung manisch-depressiver Phasen bei bipolarer Störung, wenn Lithium unzureichend wirkt

Richtige Anwendung von Carbamazepin

Carbamazepin wird in Form von Tabletten, Tabletten mit verzögerter Wirkstofffreisetzung (Retard-Tabletten) und Säften angewendet. Die Tabletten sind teilbar. Sie werden während oder nach den Mahlzeiten mit Wasser eingenommen. Die Suspension wird während oder nach den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit (z.B. 1 Glas Trinkwasser (200ml)) eingenommen.

Das Medikament wird normalerweise mit viel Flüssigkeit (am besten einem großen Glas Wasser) zu oder nach dem Essen eingenommen. Die Dosierung wird individuell für jeden Patienten festgelegt. In der Regel beginnt man mit 200 Milligramm täglich. In der Folge kann die Dosis langsam auf bis zu 1200 Milligramm gesteigert werden. Kinder, Jugendliche, ältere Patienten, Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und solche mit Nieren- oder Leberfunktionsstörungen erhalten eine niedrigere Dosis.

Die Behandlung mit Carbamazepin wird einschleichend, in einer niedrigen Initialdosis, individuell begonnen. Danach wird die Dosis langsam bis zur am besten wirksamen Erhaltungsdosis erhöht. Die Tagesdosis bei nicht-retardierten Darreichungsformen wird in der Regel in drei Einzelgaben, bei Retardtabletten in 1 - 2 Einzelgaben verabreicht. In manchen Fällen hat sich die Verteilung der Tagesdosis auf 4 bis 5 Einzelgaben als besonders wirkungsvoll erwiesen, dabei sind nicht retardierte Darreichungsformen von Carbamazepin zu bevorzugen. Der allgemeine Tagesdosisbereich liegt bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 15 Jahren zwischen 400 und 1.200 mg Carbamazepin. Eine Gesamttagesdosis von 1.600 mg sollte in der Regel nicht überschritten werden, da in höherer Dosierung vermehrt Nebenwirkungen auftreten. Die empfohlene Maximaldosis beträgt bei Kindern bis zu 6 Jahren 35 mg/kg/Tag und bei Kindern zwischen 6 - 15 Jahren 1.000 mg/Tag. Die therapeutische Dosis sollte unter anderem über die Bestimmung der Plasmaspiegel festgelegt werden und sollte zwischen 4 und 12 μg/ml liegen.

Lesen Sie auch: Nervenschaden nach Zahnbehandlung: Symptome und Therapie

Bei Epilepsie erhalten Erwachsene normalerweise 400 bis 1200 Milligramm Carbamazepin (zwei bis sechs Tabletten) täglich auf zwei bis drei Einzelgaben verteilt. Die tägliche Menge von 1600 Milligramm (acht Tabletten) sollte nicht überschritten werden. Bei Kindern wird je nach Größe und Alter dosiert, üblicherweise erhalten sie 10 bis 20 Milligramm Carbamazepin je Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Zur Anfallverhütung beim Alkoholentzug werden normalerweise 600 Milligramm (dreimal eine Tablette), in schweren Fällen auch 1200 Milligramm (dreimal zwei Tabletten) gegeben. Ältere Patienten brauchen oft nur eine geringere Dosis.

Der Arzt sollte gerade in der Anfangsphase den Behandlungserfolg intensiv kontrollieren, um mit dem Patienten gemeinsam die passende Dosis zu finden. Gerade zu Beginn der Therapie können dafür häufigere Serumspiegel-Kontrollen notwendig sein. Patienten sollten vor einer Carbamazepin-Behandlung einen Gentest durchführen lassen, da es zahlreiche Hinweise darauf gibt, dass bestimmte Nebenwirkungen gehäuft bei bestimmten genetischen Veränderungen auftreten. Wenn diese vorher ausgeschlossen wurden, liegt das Risiko für manche Nebenwirkungen deutlich niedriger.

Dauer der Anwendung

Über die Dauer der Anwendung entscheidet der Arzt, normalerweise ist eine langfristige Einnahme erforderlich. Die antiepileptische Therapie ist grundsätzlich eine Langzeittherapie. Über die Einstellung, Behandlungsdauer und das Absetzen von Tegretal Suspension sollte im Einzelfall ein in der Epilepsie-Behandlung erfahrener Facharzt entscheiden. Im Allgemeinen ist eine Dosisreduktion und ein Absetzen der Medikation frühestens nach zwei- bis dreijähriger Anfallsfreiheit zu erwägen. Das Absetzen muss in schrittweiser Dosisreduktion über ein bis zwei Jahre erfolgen; Kinder können der Dosis pro kg Körpergewicht entwachsen anstelle altersgemäßer Dosisanpassung, wobei sich der EEG-Befund nicht verschlechtern sollte.

Bei Beendigung der Behandlung ist langsames Absetzen ("ausschleichen") erforderlich. Das Medikament darf nicht plötzlich abgesetzt werden, vielmehr sollte die Dosis über einen Zeitraum von zwei Wochen stufenweise vermindert ("ausgeschlichen") werden. Carbamazepin darf in jedem Fall nicht eigenmächtig durch den Patienten abgesetzt werden.

Bei der Neuralgie-Behandlung hat es sich bewährt, die Therapie mit einer für die Schmerzfreiheit gerade noch ausreichenden Erhaltungsdosis über einige Wochen durchzuführen. Durch vorsichtige Dosisreduktion sollte festgestellt werden, ob es zu einer Spontanremission gekommen ist. Beim Wiederauftreten von Schmerzattacken ist mit der ursprünglichen Dosis weiterzubehandeln. Für die Therapiedauer der Schmerzzustände bei diabetischer Neuropathie und der nichtepileptischen Anfälle bei Multipler Sklerose gilt das Gleiche. Zur Anfallsverhütung bei der Alkoholentzugssyndrom-Behandlung sollte die Therapie unter ausschleichender Dosierung nach 7 bis 10 Tagen beendet werden. Die Prophylaxe manisch-depressiver Phasen ist eine Langzeit-Behandlung und sollte ausschleichend über einen längeren Zeitraum abgesetzt werden.

Lesen Sie auch: Medikamentenfreie Schmerzlinderung bei Nervenschmerzen

Gegenanzeigen und Vorsichtsmaßnahmen

Tegretal 200 mg retard darf nicht eingenommen werden, wenn Sie allergisch gegen Carbamazepin, strukturell verwandte Medikamente (z. B. trizyklische Antidepressiva, d. h. bestimmte Mittel gegen Depressionen) oder einen der sonstigen Bestandteile sind; wenn Sie eine Knochenmarkschädigung oder eine Störung der Blutbildung im Knochenmark in der Vorgeschichte haben; wenn Sie Überleitungsstörungen des Herzens (atrioventrikulärer Block) haben; wenn Sie an bestimmten erblichen Stoffwechseldefekten (akuter intermittierender Porphyrie, Porphyria variegata, Porphyria cutanea tarda) leiden; wenn Sie gleichzeitig mit einem Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) behandelt werden.

Carbamazepin darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder chemisch verwandte trizyklische Antidepressiva
  • Knochenmarksschädigungen
  • Störungen der Erregungsleitung am Herzen (AV-Block)
  • bestimmten Blutbildungsstörungen wie der Porphyrie
  • Patienten, die unter bestimmten epileptischen Anfallsformen (Absencen) leiden, weil der Wirkstoff diese hervorrufen beziehungsweise bereits bestehende verstärken kann.
  • gleichzeitiger Einnahme von Voriconazol (gegen Pilzerkrankungen) oder MAO-Hemmern (gegen Parkinson oder Depressionen)

Carbamazepin darf nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden, wenn Blutbildungsstörungen, ein gestörter Natrium-Stoffwechsel oder Herz-, Nieren- oder Leberfunktionsstörungen vorliegen.

Da Carbamazepin Absencen (Bewusstseinstrübungen) hervorrufen bzw. bereits bestehende verstärken kann, sollte es von Patienten, die unter diesen Anfallsformen leiden, nicht eingenommen werden. Carbamazepin darf nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung und entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen eingenommen werden von Patienten mit:

  • Erkrankungen der blutbildenden Organe (hämatologische Erkrankungen)
  • Zeichen einer ungewöhnlichen Empfindlichkeit (Hautausschlag oder andere Zeichen einer Allergie) auf Oxcarbazepin, Phenytoin, Phenobarbital, Lamotrigin oder ein anderes Arzneimittel, da Sie in diesem Fall ein erhöhtes Risiko haben auch auf Carbamazepin allergisch zu reagieren. Wenn Sie allergisch auf Carbamazepin reagieren, ist die Wahrscheinlichkeit etwa 25 bis 30 %, dass Sie auch auf Oxcarbazepin allergisch reagieren.
  • gestörtem Natrium-Stoffwechsel
  • schweren Herz-, Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
  • Patienten mit myotoner Dystrophie (degenerative Muskelerkrankung), da bei diesen Patienten häufig kardiale Überleitungsstörungen auftreten.

Bei älteren Patienten ist eine niedrigere Dosierung angezeigt.

Wichtige Hinweise

Patienten mit einer besonderen erblichen Veranlagung des Immunsystems haben ein erhöhtes Risiko für schwere und sonst sehr seltene Hautreaktionen. Träger dieser Veranlagung sind vor allem Han-Chinesen, Thailänder, Japaner und andere asiatische Bevölkerungsgruppen, aber auch bis zu 5% der Europäer.

Das Reaktionsvermögen kann so weit eingeschränkt sein, dass Autofahren oder das Bedienen von Maschinen gefährlich sind. Dies gilt insbesondere bei gleichzeitigem Alkoholkonsum. Bei Auftreten von Unverträglichkeitsreaktionen oder grippeähnlichen Beschwerden wie zum Beispiel Hautausschlägen, Fieber, Lymphknotenerkrankungen, Wassereinlagerungen im Gesicht muss sofort ein Arzt aufgesucht werden. Während der Therapie sind Blutbild, Gerinnungswerte, Leber- und Nierenfunktion regelmäßig ärztlich zu kontrollieren. Da eine gesteigerte Lichtempfindlichkeit durch das Medikament möglich ist, sollte während der Behandlung eine starke Sonneneinstrahlung (auch Solarium) gemieden werden.

Aufgrund der Möglichkeit einer Fotosensibilisierung (erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut) sollten Sie sich während der Behandlung mit "Carbamazepin“ vor starker Sonnenbestrahlung schützen. Aufgrund grundsätzlicher Überlegungen sollte das Präparat nicht ohne medizinische Notwendigkeit gewechselt werden, weil es wegen der geringen therapeutischen Breite des Wirkstoffs auch bei geringfügigen Schwankungen des Plasmaspiegels zu Anfallsrückfällen oder Unverträglichkeiten kommen kann.

Auf Grapefruit sowie Grapefruit-Zubereitungen soll während der Behandlung mit dem Medikament vollständig verzichtet werden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Frauen im gebärfähigen Alter sollten unbedingt auf die Notwendigkeit von Planung und Überwachung einer möglichen Schwangerschaft vom behandelnden Arzt hingewiesen werden. Carbamazepin darf während der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt verordnet werden. Bei Kinderwunsch sollten sich Frauen unbedingt vom Arzt beraten lassen und eine regelmäßige ärztliche Überwachung der Schwangerschaft sicherstellen. Wie für einige andere Antiepileptika wurden auch mit Carbamazepin Fehlbildungen unterschiedlicher Art beschrieben. Aus verschiedenen Studien ergibt sich ein auf 1% erhöhtes Risiko für Spaltbildungen der Wirbelsäule (Spina bifida). Es ist bisher ungeklärt, in welchem Maß die Behandlung mit Carbamazepin für die Fehlbildungen verantwortlich ist, da auch ein Zusammenhang mit der Grunderkrankung oder erblichen Faktoren nicht ausgeschlossen werden können.

Schwangere sollten nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung mit Carbamazepin behandelt werden. Wenn eine Behandlung in der Schwangerschaft erforderlich ist, sollte sie mit der niedrigsten therapeutisch wirksamen Dosierung und nicht in Kombination mit weiteren Antiepileptika durchgeführt werden. Dies ist besonders zwischen dem 20. und 40. Schwangerschaftstag sehr wichtig. Die täglich anzuwendende Dosis sollte dabei auf mehrere kleine Dosen verteilt werden. Eine Kombination mit anderen Antiepileptika oder anderen Wirkstoffen sollte während dieser Zeit vermieden werden, da sich das Risiko einer Fehlbildung bei einer Kombinationstherapie erhöht. Wird während einer Schwangerschaft Carbamazepin eingesetzt, so kann die Gabe von Folsäure vor Beginn und während der Schwangerschaft sinnvoll sein. Zur Vermeidung von Blutungskomplikationen bei Neugeborenen wird außerdem die vorbeugende Gabe von Vitamin K1 in den letzten Wochen der Schwangerschaft an die Mutter beziehungsweise anschließend an das Neugeborene empfohlen.

Der Wirkstoff Carbamazepin tritt nur in geringen Mengen in die Muttermilch über. Der Nutzen des Stillens sollte jedoch gegen das Risiko von Nebenwirkungen beim Säugling abgewogen werden. Sprechen Sie daher mit Ihrem Arzt bevor Sie mit dem Stillen beginnen. Wenn beim Säugling schlechte Gewichtszunahmen, überhöhtes Schlafbedürfnis, allergische Hautreaktionen oder Anzeichen einer Leberschädigung festgestellt werden, sollte abgestillt werden.

Anwendung bei Kindern

Carbamazepin darf zur Behandlung von Epilepsien bei Kindern unter sechs Jahren nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und regelmäßiger ärztlicher Kontrolle angewendet werden. Zur Behandlung von Nervenschmerzen wird Carbamazepin nur bei Erwachsenen und Kindern ab zwölf Jahren, nicht aber bei kleineren Kindern eingesetzt.

Bei Kindern unter 6 Jahren darf die Anwendung von Carbamazepin nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Bei Kindern unter 4 Jahren sollte bevorzugt mit einer Tagesdosis von 20 - 60 mg begonnen werden. Bis zum Erreichen der therapeutischen Dosis kann diese Tagesdosis um 20 - 60 mg Carbamazepin jeden zweiten Tag gesteigert werden. Für Kinder unter 6 Jahren stehen zur Initial- und Erhaltungsdosierung nicht-retardierte Darreichungsformen (Tabletten, Saft oder Suspension) zur Verfügung.

Nebenwirkungen von Carbamazepin

Wie alle Arzneimittel kann auch dieses Arzneimittel Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen. Viele Nebenwirkungen können dosisabhängig, insbesondere zu Behandlungsbeginn, auftreten und verschwinden dann nach 8-14 Tagen von selbst oder nach vorübergehender Dosisreduktion. Eine einschleichende Dosierung wird deshalb i. d. R. empfohlen.

Sehr häufige Nebenwirkungen:

  • Doppeltsehen, Augenzittern, Blickstarre
  • Kopfschmerzen
  • Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
  • Teilnahmslosigkeit, Müdigkeit
  • Wahrnehmungsstörungen, Bewusstseinsstörungen
  • Durchfall, Verdauungsbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen
  • Koordinationsstörungen, Gedächtnisstörungen
  • Schüttelkrämpfe
  • Schwindel
  • zunehmende Erregbarkeit
  • Zittern
  • Sprachstörungen
  • Abgeschlagenheit
  • Merkfähigkeitsstörungen
  • Denkstörungen

Häufige Nebenwirkungen:

  • Zahnfleischwucherungen
  • allergische Hautreaktionen mit Fieber, Nesselsucht, Juckreiz oder Hautveränderungen wie Exantheme
  • vorrübergehende Blutbildveränderungen

Gelegentliche und seltene Nebenwirkungen:

  • Unwillkürliche Bewegungsstörungen wie Muskelzittern, Muskelzuckungen und Tics
  • Verstopfung
  • Gelbsucht
  • verminderte Natrium-Konzentrationen im Blut
  • Nierenfunktionsstörungen wie Eiweißurin, Bluturin oder Harnmengenverminderung
  • Herzfrequenzverlangsamung
  • Herzrhythmusstörungen
  • Erregungsleitungsstörungen am Herzen (AV-Block)
  • Bluthochdruck
  • Venenentzündungen
  • Gefäßverschluss durch Blutgerinnsel
  • Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschläge, Gefäßentzündungen, Lymphknotenschwellungen und Gelenkschmerzen
  • Lebervergrößerung
  • Milzvergrößerung
  • Leberwerteveränderungen

Sehr seltene und vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:

  • Herzrhythmusstörungen (Auslösung eines Kammerflimmerns)
  • Muskulaturermüdung
  • schwere allergische Reaktionen wie Hautentzündungen mit großblättriger Schuppung (exfoliative Dermatitis)
  • Lymphdrüsenschwellungen
  • Blutbildveränderungen wie Neutropenie, Leukopenie, Blutarmut, Thrombozytopenie oder Panzytopenie
  • Leberfunktionsstörungen
  • Depressionen
  • aggressives Verhalten
  • Denkerschwernis
  • Antriebsminderung
  • Halluzinationen
  • Ohrgeräusche
  • Aktivierung verborgener Psychosen
  • Sprechstörungen
  • Missempfindungen
  • Muskelschwäche
  • Nervenentzündungen
  • Beinlähmungen
  • Geschmacksstörungen
  • Bindehautentzündungen
  • Linsentrübung
  • allergische Hautreaktionen wie Lichtempfindlichkeit, Hautrötungen
  • bestimmte Hauterkrankungen wie Stevens-Johnson-Syndrom oder Lyell-Syndrom
  • lebensbedrohliche Blutbildschäden
  • Mundschleimhautentzündungen
  • Leberentzündungen
  • Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme)
  • Gewichtszunahme
  • Knochenerweichung
  • Blutkalziumkonzentrations-Senkung
  • Brustdrüsenvergrößerung beim Mann
  • Milchfluss
  • Lungenüberempfindlichkeit mit Atemnot
  • Lungenentzündungen oder Lungengewebsvernarbung
  • Nierenversagen
  • Harnverhaltung
  • Harnmengenverringerung
  • Sexualfunktionsstörungen (wie Impotenz, verminderte Lust)
  • Hirnhautentzündungen mit Muskelkrämpfen

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:

  • Verstärkungen von Herzrhythmusstörungen bis zum Herzstillstand
  • Blutbildungsstörungen wie megaloblastäre Anämie oder akute Porphyrie-Attacken
  • Bauchspeicheldrüsenentzündungen
  • veränderte Schilddrüsenfunktionswerte

Bei älteren und hirngeschädigten Patienten können vermehrt Bewegungsstörungen wie Veitstanz und Gesichtsmuskelstörungen auftreten. Bei hoher Carbamazepin-Dosierung kann es zu einem Blutdruckabfall kommen. Anscheinend erhöht die Einnahme von Carbamazepin die Selbstmordneigung. Eine Langzeitbehandlung mit Antiepileptika wie Carbamazepin erhöht das Risiko für eine Osteoporose.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Die gleichzeitige Gabe von Lithium ist nicht erlaubt. Dies gilt auch für eine Kombination mit MAO-Hemmern (Antidepressiva). MAO-Hemmer müssen mindestens 14 Tage vor Behandlungsbeginn mit Carbamazepin abgesetzt werden.

Carbamazepin ist sehr anfällig für Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Es ist ein intensiver Induktor von CYP3A4 - fördert also stark die Bildung dieses Enzyms, das an der Verstoffwechslung zahlreicher Arzneistoffe beteiligt ist.

So kann das Carbamazepin die Wirkung von unter anderem folgenden Medikamenten vermindert:

  • anderen Antiepileptika
  • Benzodiazepine (bei Schlafstörungen)
  • Tetrazykline (Antibiotika)
  • Indinavir (gegen HIV-Infektionen)
  • blutverdünnende Mittel (wie Warfarin, Phenprocoumon)
  • Theophyllin (bei Atemwegserkrankungen)
  • Digoxin (bei Funktionsstörungen des Herzens)
  • Schilddrüsenhormone (L-Thyroxin)

Umgekehrt verringern einige Medikamente die Wirkung von Carbamazepin. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Theophyllin
  • Doxorubicin und Cisplatin (bei Krebserkrankungen)

Wirkungen und Nebenwirkungen von Carbamazepin werden beispielsweise durch folgende Stoffe verstärkt:

  • Makrolid-Antibiotika (wie Erythromycin, Clarithromycin)
  • Isoniazid (Mittel gegen Tuberkulose)
  • Kalziumkanalblocker (wie Verapamil, Diltiazem)
  • Antidepressiva (wie Fluoxetin, Fluvoxamin)
  • Antimykotika (wie Ketoconazol, Itraconazol)
  • Cimetidin (Mittel gegen Magensäure)

Aufgrund der vielfältigen möglichen Wechselwirkungen empfiehlt sich einerseits in regelmäßigen Abständen eine Serumspiegel-Kontrolle von Carbamazepin, andererseits sollte die Wirksamkeit anderer Medikamente gut beobachtet werden, da diese womöglich durch Carbamazepin reduziert wird.

tags: #tegretal #bei #nervenschmerzen #wirkung