Therapie bei vaskulärer Demenz: Behandlung und aktuelle Entwicklungen

Die vaskuläre Demenz ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste Form der Demenz. Sie entsteht durch eine gestörte Blutversorgung des Hirngewebes, was zu einer Beeinträchtigung der geistigen Fähigkeiten führt. Die Symptome können je nach betroffenem Hirnareal und Ursache plötzlich oder schleichend auftreten und sehr unterschiedlich sein. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Risikofaktoren sind entscheidend, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Formen der vaskulären Demenz

Mediziner:innen unterscheiden bei der vaskulären Demenz verschiedene Formen:

  • Multi-Infarkt-Demenz: Wiederholte kleine Schlaganfälle schädigen das Hirngewebe. Diese Form der Demenz beginnt plötzlich und schreitet stufenweise voran.
  • Subkortikale vaskuläre Demenz (Morbus Binswanger): Chronische Durchblutungsstörungen führen zu Schäden in tieferliegenden Hirnbereichen.
  • Strategische Infarkt-Demenz: Durchblutungsstörungen in wichtigen Hirnbereichen wie dem Thalamus und den Basalganglien verursachen Gedächtnisstörungen und Verhaltensauffälligkeiten.
  • Amyloidangiopathie: Ein Nebeneinander von Hirnblutungen und Hirninfarkten liegt vor.

Symptome der vaskulären Demenz

Während für die Alzheimer-Krankheit Gedächtnisprobleme charakteristisch sind, kommt es bei vaskulärer Demenz anfangs vor allem zu:

  • Schwierigkeiten im Denken und beim Lösen komplexer Aufgaben
  • Einer allgemeinen Verlangsamung des Antriebs
  • Stimmungsschwankungen

Später kommen Gedächtnisstörungen, Konzentrationsprobleme und Schwierigkeiten beim Planen und Organisieren hinzu. Insbesondere bei der Multi-Infarkt-Demenz leiden Betroffene häufig auch unter körperlichen Symptomen, etwa unter Lähmungserscheinungen und Taubheitsgefühlen. Manchmal lassen die geistigen Fähigkeiten stufenweise nach oder sie schwanken und verbessern sich zeitweise sogar wieder. Wie der Krankheitsverlauf im Einzelfall ist, hängt dabei immer davon ab, welcher Hirnbereich wie stark in Mitleidenschaft gezogen wurde und wie gut sich weitere Schäden vermeiden lassen.

Menschen mit vaskulärer Demenz fällt es schwer, zusammenhängend zu sprechen, aufmerksam zuzuhören und sich zu orientieren. Sie wirken dadurch oft verwirrt. Es treten auch Antriebs- und Konzentrationsstörungen sowie Stimmungsschwankungen auf. Letztere können sich etwa dadurch äußern, dass die Betroffenen sehr schnell zwischen Lachen und Weinen (oft ohne entsprechende Emotion) wechseln. Die vaskuläre Demenz geht auch mit fokal-neurologischen Ausfällen einher (bedingt durch die Hirninfarkte): So können zum Beispiel Halbseitenlähmung, Gangstörung und gesteigerte Muskeleigenreflexe auftreten. Auch Störungen der Blasenentleerung (Miktionsstörungen) in Form von zwingendem (imperativem) Harndrang oder Inkontinenz sind möglich. Persönlichkeit und Sozialverhalten werden durch die vaskuläre Demenz nicht beeinträchtigt. Gedächtnisleistungen sind von der Erkrankung oft nur gering betroffen - ganz anders als bei Alzheimer, der häufigsten Form von Demenz.

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Ursachen und Risikofaktoren

Vaskuläre Demenzen entstehen durch:

  • Durchblutungsstörungen im Gehirn (zerebrale Ischämien)
  • Hirnblutungen
  • Schlaganfälle

Das Risiko für Hirnveränderungen dieser Art steigt durch Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rauchen sowie durch höheres Alter. Auch genetische Faktoren können eine Rolle spielen - nämlich dann, wenn in der Familie eine Prädisposition für vaskuläre Erkrankungen besteht. Daher gilt: Alles, was sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt, schützt auch vor vaskulärer Demenz.

Verschiedene Faktoren begünstigen eine vaskuläre Demenz. Dazu zählen zum Beispiel Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), erhöhter Cholesterinspiegel, Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen.

Die häufigste Ursache einer vaskulären Demenz ist eine Erkrankung der kleinen Blutgefäße im Gehirn (zerebrale Mikroangiopathie). Dabei werden die hirneigenen Blutgefäße durch Ablagerungen und Wandverdickungen so eng, dass die abhängigen Bereiche des Gehirns nicht mehr genügend Sauerstoff erhalten. Diese Form der Mangeldurchblutung kann langsam voranschreiten und sich ausbreiten. Sie kann aber auch zu einzelnen oder mehreren kleinen Schlaganfällen führen.

Eine andere Ursache der vaskulären Demenz sind Blutgerinnsel aus Halsarterien oder dem Herzen, welche hirnversorgende Gefäße verstopfen. Durch den plötzlichen Verschluss des zuführenden Gefäßes stirbt das nachgeschaltete Hirngewebe ab. Medizinerinnen und Mediziner sprechen dann von einem Hirninfarkt. Die Blutgerinnsel entstehen an Ablagerungen in den Halsgefäßen (Arteriosklerose) oder im Herzen beim Vorhofflimmern, einer Herzrhythmusstörung. Wenn mehrere kleine Hirninfarkte an verschiedenen Orten auftreten und zu vaskulärer Demenz führen, spricht man von einer Multiinfarkt-Demenz. Aber auch ein einzelner Hirninfarkt kann Demenz auslösen, wenn er eine für die geistige Leistung wichtige Region betrifft. Wird eine größere Schlagader durch ein Blutgerinnsel verlegt, stirbt auch ein größerer Bereich des nachgeschalteten Hirngewebes ab. Mindestens ein Viertel der Menschen mit einem solchen Schlaganfall entwickeln im weiteren Verlauf eine Demenz. Deutlich seltener wird vaskuläre Demenz durch Blutungen im Gehirn verursacht.

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Diagnose der vaskulären Demenz

Ob eine Demenz vaskulär ist, lässt sich nicht immer eindeutig feststellen, da die Symptome je nach betroffenem Hirnbereich sehr unterschiedlich ausfallen können. Eine frühzeitige Diagnose ist jedoch entscheidend für den Verlauf der Erkrankung. Mediziner:innen kombinieren in der Regel viele Einzeluntersuchungen, zum Beispiel:

  • Neuropsychologische Tests (z. B.: Rechen- oder Schreibaufgaben)
  • Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems (z. B. auf Bluthochdruck)
  • Neurologische Untersuchungen (Koordination, Gleichgewichtssinn)
  • Genetische Tests (bei Verdacht auf genetisch bedingte Gefäßerkrankungen)
  • Bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie oder eine Computertomografie können Aufschluss über Durchblutungsstörungen und Gewebeschäden im Gehirn geben. Mitunter wird auch eine Ultraschalluntersuchung jener Blutgefäße durchgeführt, die für die Versorgung des Gehirns verantwortlich sind. Um auszuschließen, dass die Demenz sekundäre Ursachen hat (also Folge einer anderen Grunderkrankung oder einer Mangelerscheinung ist), ordnen Ärzt:innen für gewöhnlich eine Blutuntersuchung an.

Bei Verdacht auf eine vaskuläre Demenz (oder eine andere Art der Demenz) wird der Arzt zuerst im Gespräch mit dem Patienten und oft auch mit Angehörigen die Krankengeschichte erheben (Anamnese). Er lässt sich die Beschwerden schildern und fragt nach aktuellen oder früheren Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der Hirngefäße, Bluthochdruck, erhöhten Blutfettwerten und Diabetes. Er erkundigt sich auch nach dem Nikotin- und Alkoholkonsum des Patienten. Außerdem fragt der Arzt, in welchem Ausmaß der Patient körperlich aktiv ist und ob er irgendwelche Medikamente einnimmt. Auf das Anamnesegesräch folgt die körperliche Untersuchung. Bei Verdacht auf eine vaskuläre Demenz prüft der Arzt besonders sorgfältig den Herz-Kreislauf-Status (Blutdruck, Herzaktion, Herzgeräusche, Herzgröße etc.) und den neurologischen Status (Tast- und Gleichgewichtssinn, Koordination, Motorik und Kraft sowie Reflexe).

Besonders wichtig für die Diagnose Vaskuläre Demenz ist auch die neuropsychologische Untersuchung. Dabei werden verschiedene Tests durchgeführt, um die Hirnleistungsstörung erfassen zu können ("Demenztests" wie Uhrentest, MMST und DemTect). Solche Defizite sind bei vaskulärer Demenz aber sehr uneinheitlich. Bildgebende Untersuchungen wie Computertomografie (CT) und Kernsprintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) sind wichtig, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen. Das können zum Beispiel Hirntumore, Hirnblutungen oder ein "Wasserkopf" (Hydrozephalus) sein. Charakteristische Gewebeveränderungen können auch darauf hinweisen, welche vaskuläre Demenz-Variante vorliegt, also zum Beispiel eine Multiinfarktdemenz oder eine Demenz infolge eines Infarkts in wichtigen Hirnschaltstellen (strategischer Infarkt). Eine Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden Blutgefäße kann eventuelle Verengungen (Stenosen) und Verschlüsse aufzeigen.

Routinemäßig wird bei Verdacht auf eine vaskuläre Demenz auch eine Blutprobe des Patienten untersucht. Parameter wie Blutsalze (Elektrolyte), Blutzucker und Leberwerte sind wichtig, um Risikofaktoren für Gefäßschäden zu erkennen, die man medizinisch behandeln kann. Außerdem lassen sich anhand der Blutuntersuchungen andere Demenz-Ursachen (wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Leberfunktionsstörung) erkennen. Bleiben die Befunde uneindeutig, wird auch eine Probe der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) aus der Lebenwirbelsäule entnommen (Lumbalpunktion) und im Labor untersucht. Auf diese Weise lassen sich zum Beispiel entzündliche beziehungsweise immunologische Erkrankungen des Gehirns als Grund für die Symptome ausschließen. Eine vaskuläre Demenz kann mit verschiedenen genetisch bedingten Gefäßerkrankungen einhergehen. Manche davon lassen sich mit molekulargenetischen Verfahren nachweisen. Solche Gentests sollten aber nur bei begründetem Verdacht durchgeführt werden.

Therapie der vaskulären Demenz

Allgemein nimmt die vaskuläre Demenz einen fortschreitenden Verlauf - es ist jedoch oftmals möglich, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, etwa durch:

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  • Einstellung des Blutdrucks
  • Gewichtsreduzierung
  • Verbesserung der Blutfettwerte
  • Rauchstopp
  • Bei Diabetes: optimale Einstellung des Blutzuckers

Außerdem sollten weitere Risikofaktoren minimiert werden, um die Blutgefäße gesund zu erhalten. Behandelt wird die vaskuläre Demenz durch eine Kombination aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapiebausteinen. So erhalten Patient:innen häufig Blutverdünner zur Vorbeugung weiterer Schlaganfälle. Auch die Gabe von Antidepressiva, Neuroleptika und Antidementiva kann im Einzelfall sinnvoll sein, um Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu erhöhen. Ergänzend kommen nicht-medikamentöse Behandlungsformen zum Einsatz (Bewegung, Ergotherapie, Erinnerungsarbeit etc.).

Ziel der Behandlung einer vaskulären Demenz ist es, weitere Gefäßschäden zu vermeiden. Zudem sollen die Denkleistung verbessert oder zumindest das Fortschreiten der Beeinträchtigungen verlangsamt werden. Ein weiteres Ziel ist, zu vermitteln, wie man mit der Erkrankung zurechtkommen kann.

Medikamentöse Therapie

Gegen die vaskuläre Demenz selbst gibt es keine Medikamente, die zugelassen sind und deren Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist. Im Einzelfall werden aber Medikamente gegen die psychiatrischen Symptome gegeben. Solche Präparate haben keine spezifische Zulassung für die vaskuläre Demenz, werden hier also im "off-label-use" angewendet. Manchmal sind bei vaskulärer Demenz sogenannte Acetylcholinesterase-Hemmer und Memantin hilfreich. Diese Medikamente werden als Antidementiva vor allem bei Alzheimer angewendet. Es gibt auch Hinweise, dass ein bestimmter Extrakt aus Ginkgo-Blättern (Ginkgo biloba EGb761) bei vaskulärer Demenz wirksam ist.

Mit geeigneten Medikamenten sollten zudem relevante Risikofaktoren für Gefäßschäden und vaskuläre Grunderkrankungen (wie erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck etc.) behandelt werden. Damit sollen weitere Gefäßschäden und Infarkte vermieden werden.

Um weiteren Schlaganfällen und damit erneuten Schäden im Gehirn vorzubeugen, können Medikamente eingesetzt werden. Ein zu hoher Blutdruck kann Gefäßschäden und als Folge neue Schlaganfälle und Hirnblutungen verursachen, ist aber gut mit Medikamenten in den Griff zu bekommen. Statine sind Medikamente, die Schlaganfällen und Herzinfarkten vorbeugen können. Sie verringern den Anteil bestimmter Fette (LDL-Cholesterine) im Blut. Liegt als Grunderkrankung eine Arteriosklerose (Gefäßverengung) vor, kann ein Plättchenhemmer das Risiko für Gefäßschäden durch Blutgerinnsel senken. Diese Medikamente werden auch Thrombozyten-Aggregationshemmer genannt. Hierzu zählen ASS und Clopidogrel. OAKs wirken stärker als Plättchenhemmer. Sie werden zum Beispiel zur Vorbeugung von Blutgerinnseln bei Vorhofflimmern eingesetzt. Bei dieser Herzerkrankung besteht ein hohes Schlaganfallrisiko.

Medikamente gegen Alzheimer-Demenz (Antidementiva) sind in Deutschland nicht zur Behandlung der vaskulären Demenz zugelassen. Nur wenige Studien haben den Nutzen von Mitteln wie Acetylcholinesterase-Hemmern oder Memantin bei einer vaskulären Demenz untersucht. Sie geben zwar Hinweise, dass diese Mittel eine Zeit lang helfen, sich beispielsweise an Veränderungen des Alltags anzupassen. Eine Behandlung wird dennoch nur im Einzelfall empfohlen (Off-Label Use). Liegt neben der vaskulären auch eine Alzheimer-Demenz vor, kann aber mit Antidementiva behandelt werden. Es gibt schwache Hinweise, dass Extrakte aus den Blättern des Ginkgo-Baums in höherer Dosierung die Denkleistung eine Zeit lang verbessern können. Solche Mittel sind in der entsprechenden Dosierung für die vaskuläre Demenz zugelassen und können für die Behandlung erwogen werden. Sie können jedoch das Risiko für Blutungen erhöhen. Daher ist es wichtig, den möglichen Nutzen und solche Nebenwirkungen im ärztlichen Gespräch abzuwägen. Sind Wesen und Verhalten durch die Demenz beeinflusst, kommen sowohl Medikamente (Psychopharmaka) als auch nicht medikamentöse Behandlungen infrage. Am Anfang steht eine genaue Erfassung der Situation. Ziel ist es, Faktoren in der Umgebung herauszufinden, wie zum Beispiel Konflikte oder Lärmstörungen, die beseitigt werden und so zu einer Entlastung führen können. Psychopharmaka kommen erst infrage, wenn andere Maßnahmen nicht helfen.

Nicht-medikamentöse Behandlung

Eine vaskuläre Demenz sollte - wie andere Demenzformen - auch auf nicht-medikamentöse Weise behandelt werden. Beispielsweise können kognitives Training, Ergotherapie, Musik- und Tanztherapie bei Demenz sinnvoll sein. Bei Gangunsicherheit sollten Betroffene Gehhilfen und ein regelmäßiges Gehtraining erhalten. Bei Problemen mit der Kontinenz ist unter anderem ein konsequentes Toilettentraining ratsam. Auch bei vaskulären Risikofaktoren und Grunderkrankungen sind nicht-medikamentöse Maßnahmen wichtig. So wird der Arzt dem Patienten zum Beispiel empfehlen, künftig auf das Rauchen zu verzichten und die Ernährung umzustellen (weniger tierische, mehr pflanzliche Fette etc.).

Es gibt verschiedene Ansätze, eine vaskuläre Demenz ohne Medikamente zu behandeln. Behandlungsmöglichkeiten wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie können helfen, die kognitiven Fähigkeiten und somit die Lebensqualität der Patientin oder des Patienten zu verbessern. Auch Musiktherapie, Erinnerungsarbeit und Krankengymnastik können Betroffenen helfen. Vaskuläre Demenz kann mit Gesprächen (kognitive Stimulation) oder Erinnerungsarbeit (autobiographische Arbeit) behandelt werden. Körperliche Betätigung oder Kunsttherapie können geeignete Behandlungsmethoden darstellen.

Für Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz gibt es unterschiedliche Übungen im Rahmen der sogenannten kognitiven Stimulation. Beispiele sind Rechenaufgaben, Orientierungstrainings, Gesprächsübungen und kreative Arbeit, wie Malen, Basteln oder Töpfern. Bei einer Reminiszenz-Therapie besteht die Möglichkeit, in Einzel- oder Gruppengesprächen beispielsweise von der Kindheit, Schulzeit oder dem früheren Beruf zu erzählen. Diese Therapie soll geistige Fähigkeiten wie Erinnerungsvermögen und sprachliche Ausdrucksfähigkeit fördern, aber auch die Lebensqualität verbessern. Studien weisen darauf hin, dass die Reminiszenz-Therapie die Stimmung heben und die geistige Leistungsfähigkeit etwas verbessern kann. Die Ergotherapie ist eine wirksame Möglichkeit zum Training von Alltagsfertigkeiten wie zum Beispiel Anziehen oder Haushaltsarbeiten. Ergotherapeutinnen und -therapeuten helfen dabei, das Leben so eigenständig wie möglich zu gestalten. Dazu bieten sie verschiedene Übungen und Aktivitäten an, beraten und schlagen Anpassungen im Alltag vor. Ergotherapie kann auch Konzentrations- und Gedächtnistraining beinhalten.

Wie bei vielen anderen Erkrankungen auch, hat körperliche Aktivität bei vaskulärer Demenz gesundheitliche Vorteile. Es ist wichtig, in Bewegung zu bleiben, um beispielsweise Bettlägerigkeit zu vermeiden. Studien zeigen, dass Menschen mit Demenz, die an Bewegungsprogrammen teilnehmen, dadurch länger mobil sein können. Kombinierte Programme zur Verbesserung von Kraft, Beweglichkeit und Gleichgewicht können helfen, Alltagsaktivitäten länger selbstständig zu erledigen. Sie bestehen beispielsweise aus Gehübungen, Gymnastik (auch im Wasser), Kräftigungs- und Konditionstraining. Solche Trainings finden etwa 2- bis 3-mal pro Woche für 30 bis 60 Minuten statt. Bei einer Demenz ist auch sogenannter Reha-Sport in festen Gruppen möglich. Musiktherapie wird in Einzel- (persönlich abgestimmt) oder in Gruppensitzungen angeboten. Dabei wird je nach Angebot und Möglichkeit aktiv Musik gemacht - zum Beispiel gesungen - oder (passiv) Musik gehört.

Angehörigenbetreuung

Angebote zum Schutz der Gesundheit der Angehörigen und zu ihrer Entlastung sind wichtig. Weniger gestresste Angehörige fördern auch das Wohlbefinden der Erkrankten. Deshalb ist die Angehörigenbetreuung ein wichtiger Aspekt bei der Therapie von Demenzerkrankungen. Für Angehörige gibt es praktische Unterstützungsangebote und Schulungen. Sie sollen helfen, die Krankheit besser zu verstehen und im Alltag mit ihr zurechtzukommen. Praktische Angebote umfassen Informationen über Leistungen der Kranken- und Pflegekassen und über finanzielle Hilfen. Die psychosoziale Beratung unterstützt bei der Antragstellung und berät unter anderem dazu, wie man mit schwierigen Situationen im Pflegealltag umgehen kann. Für Angehörige ist es hilfreich, in die Diagnose und Behandlungsplanung eingebunden zu sein. Da die Betreuung und Pflege für Angehörige belastend sein kann, gibt es Angebote, in denen man Bewältigungsstrategien erlernen kann. Das soll die Belastung senken und kommt dann auch der oder dem Erkrankten zugute. Unterstützung für Angehörige kann persönlich, aber auch telefonisch oder per Videoanruf genutzt werden - je nachdem, was besser in den Alltag passt.

Prävention

Einer vaskulären Demenz beugt man vor, indem man einem Schlaganfall vorbeugt. Wer sich regelmäßig bewegt, kann (weiteren) Schlaganfällen vorbeugen. Die frühzeitige Behandlung risikobehafteter Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Adipositas ist ein entscheidender Beitrag zur Demenzvorsorge.Darüber hinaus ist es wichtig, mit seinem persönlichen Lebensstil zur Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems beizutragen: ausgewogene Ernährung, körperliche Bewegung und nicht rauchen. Außerdem wird zur allgemeinen Demenzvorbeugung ein geistig und sozial aktives Leben empfohlen.

Verlauf und Prognose

Die vaskuläre Demenz nimmt keinen einheitlichen Verlauf - die zugrunde liegenden Krankheitsmechanismen können ja sehr unterschiedlich sein. Meist treten die Symptome plötzlich auf (vaskuläre Demenz nach Schlaganfall) und verschlechtern sich oft schubweise. Manche vaskuläre Demenz-Formen schreiten aber auch langsam fort. Beeinflusst wird der Krankheitsverlauf (ebenso wie die Symptomatik) auch dadurch, dass nicht immer eine rein vaskuläre Demenz vorliegt. Oft leiden Patienten an einer Mischform, also zum Beispiel Alzheimer-Demenz plus vaskuläre Demenz. Lebenserwartung und Verlauf lassen sich dann kaum vorhersagen. Generell gilt, dass die Lebenserwartung der Patienten in vielen Fällen verkürzt ist.

Je nachdem, wo die Durchblutungsstörung im Gehirn auftritt und welche Ursache sie hat, treten bei der vaskulären Demenz unterschiedliche Symptome auf. Dadurch kann sie sehr unterschiedlich verlaufen. Liegt eine Durchblutungsstörung der kleinen Hirngefäße vor (Mikroangiopathie), nimmt die geistige Leistungsfähigkeit immer weiter ab. Wenn einzelne Hirninfarkte die vaskuläre Demenz verursachen, kann diese manchmal auf einem bestimmten Stand stehen bleiben und sich auch leicht bessern. Treten wiederholt Schlaganfälle auf, kann sich der Gesundheitszustand schrittweise verschlechtern. Aufgrund von gleichzeitig bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben Menschen mit vaskulärer Demenz oft früher als Menschen mit Alzheimer-Demenz.

Aktuelle Entwicklungen

In der Vorbeugung, Diagnose und Therapie von vaskulärer Demenz gibt es interessante Entwicklungen, die hoffen lassen, dass das Krankheitsbild zukünftig seltener auftritt oder zumindest erfolgreicher behandelt werden kann. Bildgebende Verfahren wie die Positronen-Emissions-Tomografie (PET) machen Funktionsprozesse im Gehirn mithilfe radioaktiv markierter Substanzen sichtbar. Sie erlauben es, Auffälligkeiten im Hirnstoffwechsel zu erkennen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Demenz hindeuten. Auch kognitive Tests wie der MOCA-Test (MOCA steht für Montreal Cognitve Assessment) ermöglichen eine frühzeitige Diagnose von vaskulärer Demenz und ebnen so den Weg zu einer Therapie.

Astrozyten (auch Sternzellen genannt) gelten als Hoffnungsträger für neue Therapieansätze. Diese Zellen arbeiten eng mit Nervenzellen zusammen und versorgen sie mit lebenswichtigen Nährstoffen. Die Wissenschaft untersucht, wie Astrozyten genutzt werden könnten, um Nervenzellen bei vaskulärer Demenz zu schützen und zu stimulieren. Ziel ist es, aus dem Verständnis ihrer Funktionsweise innovative therapeutische Ansätze abzuleiten. Darüber hinaus wird getestet, ob bereits zugelassene Medikamente helfen können, durch Durchblutungsstörungen entstandene Schäden im Gehirn zu begrenzen oder sogar rückgängig zu machen.

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