Dieser Artikel bietet umfassende Informationen zur Anwendung von Thioctsäure (auch bekannt als Alpha-Liponsäure) bei der Behandlung von Polyneuropathie, insbesondere der diabetischen Polyneuropathie. Er behandelt Dosierungsempfehlungen, Anwendungsformen, wichtige Vorsichtsmaßnahmen und mögliche Nebenwirkungen.
Was ist Thioctsäure und wie wirkt sie?
Thioctsäure ist eine körpereigene Substanz, die im Stoffwechsel eine wichtige Rolle spielt. Sie wirkt als Antioxidans und kann Nervenzellen vor schädlichen Abbauprodukten schützen. Im Zusammenhang mit diabetischer Polyneuropathie wird Thioctsäure eingesetzt, um Missempfindungen und Nervenschäden zu reduzieren.
Anwendungsgebiete
Thioctsäure wird hauptsächlich zur Behandlung von Missempfindungen bei diabetischer Nervenschädigung (Polyneuropathie) eingesetzt.
Dosierung von Thioctsäure bei Polyneuropathie
Die Dosierung von Thioctsäure variiert je nach Präparat und Anwendungsform. Es ist wichtig, die Anweisungen des Arztes oder Apothekers genau zu befolgen.
Übliche Dosierungsempfehlungen
- Intravenöse Anwendung: In der Anfangsphase der Behandlung, über einen Zeitraum von 2 bis 4 Wochen, wird üblicherweise eine tägliche Dosis von 600 mg Thioctsäure als Infusion verabreicht. Dies entspricht einer Ampulle Thioctacid 600 T. Die Infusion sollte langsam über mindestens 12 bis 30 Minuten erfolgen.
- Orale Anwendung: Zur Weiterführung der Behandlung können täglich 300 mg bis 600 mg Thioctsäure in Tablettenform eingenommen werden.
Details zu den Wirkstärken
Alpha-Liponsäure ist üblicherweise in folgenden Wirkstärken und Darreichungsformen erhältlich: Kapseln oder Filmtabletten mit 200, 300 oder 600 mg Wirkstoff.
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- Wirkstärke 200 mg: 2- bis 3-mal täglich 200 mg Alpha-Liponsäure.
- Wirkstärke 300 mg: 2-mal täglich 300 mg Alpha-Liponsäure.
- Wirkstärke 600 mg: Einmal täglich 600 mg Alpha-Liponsäure, etwa 30 Minuten vor der ersten Mahlzeit bzw. dem Frühstück.
Einnahmehinweise
Thioctsäure-Zubereitungen sollen unzerkaut und mit ausreichend Flüssigkeit auf nüchternen Magen eingenommen werden. Die gleichzeitige Aufnahme von Nahrung kann den Übergang von Alpha-Liponsäure in den Blutkreislauf behindern. Daher ist es insbesondere bei Patienten, die zusätzlich eine verlängerte Magenentleerungszeit aufweisen, wichtig, dass die Einnahme eine halbe Stunde vor der Mahlzeit bzw. vor dem Frühstück erfolgt.
Wichtige Hinweise vor der Einnahme
Bevor Sie mit der Einnahme von Thioctsäure beginnen, sollten Sie einige wichtige Punkte beachten:
Gegenanzeigen
Thioctsäure darf nicht eingenommen werden, wenn Sie überempfindlich (allergisch) gegenüber Thioctsäure oder einem der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels sind.
Besondere Vorsichtshinweise
- Kinder und Jugendliche: Kinder und Jugendliche sind von der Behandlung mit Thioctsäure auszunehmen, da keine ausreichenden Erfahrungen für diese Altersgruppe vorliegen.
- Ältere Patienten: Es sind keine besonderen Vorkehrungen zu treffen. Die Dosierung sollte bei älteren Patienten so niedrig wie möglich erfolgen.
- Schwangere und Stillende: Schwangere und Stillende sollten sich einer Behandlung mit Thioctsäure nur nach sorgfältiger Empfehlung und Überwachung durch den Arzt unterziehen, da bisher keine Erfahrungen mit dieser Patientengruppe vorliegen.
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln
Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen/anwenden bzw. vor Kurzem eingenommen/angewendet haben, auch wenn es sich um nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt.
- Es ist nicht auszuschließen, dass die gleichzeitige Anwendung von Thioctsäure zum Wirkungsverlust von Cisplatin (einem Krebsmittel) führt.
- Alpha-Liponsäure geht leicht chemische Verbindungen mit Metallen ein (Metallchelator) und sollte daher aus grundsätzlichen Überlegungen nicht gleichzeitig mit Metallverbindungen (z.B. Eisenpräparate, Magnesiumpräparate, Milchprodukte aufgrund des Calciumgehaltes) gegeben werden, da es zu Wirkverlusten kommen kann. Bei Einnahme der gesamten Tages-Dosis von alpha-Liponsäure 30 Minuten vor dem Frühstück können Eisen- und Magnesiumpräparate mittags oder abends eingenommen werden.
- Die blutzuckersenkende Wirkung von Mitteln gegen Zuckerkrankheit (Insulin bzw. andere Mittel gegen Zuckerkrankheit, die eingenommen werden) kann verstärkt werden. Daher ist insbesondere zu Beginn der Therapie mit alpha-Liponsäure eine engmaschige Blutzuckerkontrolle angezeigt. In Einzelfällen kann es zur Vermeidung von Unterzuckerungserscheinungen erforderlich werden, die Insulin-Dosis bzw. die Dosis des Mittels gegen Zuckerkrankheit gemäß den Anweisungen des behandelnden Arztes zu reduzieren.
Alkohol
Der regelmäßige Genuss von Alkohol stellt einen bedeutenden Risikofaktor für die Entstehung und das Fortschreiten von Krankheiten, die mit Schädigungen der Nerven einhergehen, dar und kann dadurch auch den Erfolg einer Behandlung mit alpha-Liponsäure beeinträchtigen. Daher wird Patienten mit diabetischer Nervenschädigung (Polyneuropathie) grundsätzlich empfohlen, den Genuss von Alkohol weitestgehend zu vermeiden. Dies gilt auch für therapiefreie Intervalle.
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Mögliche Nebenwirkungen
Wie alle Arzneimittel kann Thioctsäure Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen.
Häufige Nebenwirkungen
Häufig treten nach rascher intravenöser Injektion Kopfdruck und Atembeklemmung auf, die spontan abklingen.
Gelegentliche Nebenwirkungen
Gelegentlich können Geschmacksstörungen, Übelkeit und Erbrechen auftreten.
Sehr seltene Nebenwirkungen
Sehr selten sind Störungen der Blutplättchenfunktion und damit der Blutgerinnung (Thrombopathien), Unterzuckerung (Hypoglykämie), Krampfanfälle, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Schwitzen, Doppeltsehen, Sehstörungen, Hautblutungen (Purpura) und Reaktionen an der Injektionsstelle möglich.
Nicht bekannt
Allergische Reaktionen wie Hautausschlag, Nesselsucht (Urtikaria), Ekzem und Juckreiz; anaphylaktische Reaktionen. Störung der blutzuckerregulierenden Hormone mit starkem Absinken der Blutzuckerspiegel (Insulinautoimmunsyndrom).
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Gegenmaßnahmen
Sollten Sie die oben genannten Nebenwirkungen bei sich beobachten, soll Thioctacid 600 T nicht nochmals angewendet werden. Benachrichtigen Sie Ihren Arzt, damit er über den Schweregrad und gegebenenfalls erforderliche weitere Maßnahmen entscheiden kann. Bei den ersten Anzeichen einer Überempfindlichkeitsreaktion ist das Arzneimittel abzusetzen und sofort Kontakt mit einem Arzt aufzunehmen.
Lagerungshinweise
Lagern Sie "alpha-Liponsäure“ bei normaler Raumtemperatur, und bewahren Sie das Arzneimittel in der Originalverpackung vor Licht und Feuchtigkeit geschützt auf. Arzneimittel sollten generell für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden. Sie dürfen das Arzneimittel nach dem auf der Packung angegebenen Verfallsdatum nicht mehr verwenden. Das Arzneimittel darf nicht im Abwasser oder Haushaltsabfall entsorgt werden. Fragen Sie Ihren Apotheker, wie das Arzneimittel zu entsorgen ist, wenn Sie es nicht mehr benötigen. Diese Maßnahme hilft, die Umwelt zu schützen.
Weitere Therapieoptionen bei Polyneuropathie
Neben der Behandlung mit Thioctsäure gibt es weitere Therapieoptionen, die in Betracht gezogen werden können:
Synthetische Therapieoptionen
- Pregabalin: Ein Gamma-Aminobuttersäure-Analogon, das an Calciumkanäle im ZNS bindet und die Freisetzung exzitatorischer Neurotransmitter vermindert.
Naturheilkundliche Therapieoptionen
- Alpha-Liponsäure (Thioctsäure): Eine im mitochondrialen Energiestoffwechsel biologisch aktive Substanz mit Coenzymfunktion.
- Neurotrope Nährstoffe (Benfotiamin): Ein Prodrug des Thiamins, das im Organismus zu Vitamin B1 gespalten wird.
- Neurotrope Nährstoffe (Uridinmonophosphat): Fördert die Proteinbiosynthese und den Wiederaufbau wichtiger Membranbestandteile.
- Neurotrope Nährstoffe (Calcium-EAP): Das Calciumsalz der Substanz Ethyl-Amino-Phosphat, auch bekannt als Colamin-Phosphat oder „Membranschutzfaktor“.
- B-Vitamine (Vitamin B12, Folsäure): Wichtig für die Bildung der Myelinschicht und den Homocysteinmetabolismus.
Weitere Maßnahmen
- Physikalische Therapien
- Physiotherapie
- Entgiftungs- und Ausleitungstherapien
- Säure-Basen-Haushalt
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