Einführung
Thomas Brandt ist ein herausragender deutscher Neurologe, der international für seine Expertise auf dem Gebiet der Schwindelerkrankungen und Gleichgewichtsstörungen anerkannt ist. Seine Forschung hat wesentlich zum Verständnis und zur Behandlung dieser häufigen und oft beeinträchtigenden Beschwerden beigetragen. Dieser Artikel beleuchtet Brandts Karriere, seine wichtigsten Forschungsbeiträge und seine Verdienste um die Neurologie.
Werdegang und Auszeichnungen
Thomas Brandt war Direktor der Neurologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Jahr 2006 wurde ihm die erste Senior-Forschungsprofessur der Hertie-Stiftung verliehen. Diese Professur ermöglichte es ihm, sich verstärkt seiner Forschung zu widmen. Die Hertie-Stiftung stellte für diesen Lehrstuhl eine Million Euro zur Verfügung. Bundesforschungsministerin Annette Schavan würdigte Brandts Leistungen mit der Verleihung der Stiftungsprofessur Mitte Juli in München.
Forschungsschwerpunkte
Brandts Forschung konzentriert sich auf das Zusammenspiel zwischen Gleichgewichtsregulierung und Blicksteuerung. Er untersuchte die Ursachen des gutartigen Lagerungsschwindels, der häufigsten Schwindelerkrankung, und entwickelte Therapiemaßnahmen. Mithilfe bildgebender Verfahren, die die Gehirnaktivität abbilden, analysierte er, wie der Gleichgewichtssinn und das visuelle System aufeinander abgestimmt sind.
Blicksteuerung und Technologie
Brandts Erkenntnisse über die Blicksteuerung flossen in die Entwicklung einer Kopfkamera ein, die durch die Augenbewegung des Trägers gesteuert wird. Diese Technologie findet inzwischen breite Anwendung in der Medizin.
Phobischer Schwankschwindel
Im Jahr 1986 beschrieben Thomas Brandt und Marianne Dieterich die Charakteristika sowie die pathophysiologischen und psychodynamischen Ursachen des „Phobischen Schwankschwindels“. Diese Arbeit lenkte die Aufmerksamkeit auf somatoforme Schwindelformen und bildete die Grundlage für zahlreiche Studien zu diesem Thema, einschließlich funktioneller Bildgebung im MRT.
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Die Senior-Forschungsprofessur
Die von der Hertie-Stiftung geförderte Senior-Forschungsprofessur Neurowissenschaften ermöglichte es Brandt, sich ganz auf seine Forschung zu konzentrieren. Er verzichtete auf seine hauptamtlichen Funktionen und gab seine ordentliche Professorenstelle vorzeitig frei. Dies erlaubte ihm, sich primär seiner Forschung über die vestibuläre Funktion und Okulomotorik zu widmen. Der Fördervertrag für die Seniorprofessur war zunächst bis zu seinem 68. Lebensjahr befristet, wurde aber bis 2013 verlängert, als Brandt 70 Jahre alt wurde.
Beiträge zur klinischen Neurologie
Brandt ist einer der Herausgeber desStandardwerks "Therapie und Verlauf neurologischer Erkrankungen". In der 5. Auflage dieses Werkes präsentieren über 100 Fachautoren unter der Leitung von national und international renommierten Herausgebern eine umfassend überarbeitete Version des deutschsprachigen Standardwerks zur klinischen Neurologie. Dieses große Facharztbuch bietet eine systematische Zusammenfassung der aktuellen Forschungsergebnisse und klinischen Erkenntnisse zu Therapie und Verlauf neurologischer Erkrankungen.
Das Buch deckt ein breites Spektrum neurologischer Themen ab, darunter:
- Schmerz (Migräne, Medikamenteninduzierter Kopfschmerz, Akuter und chronischer Schmerz)
- Hirnnerven und Hirnstamm (Augenbewegungsstörungen, Schwindel, Tinnitus)
- Epilepsien und Synkopen (Medikamentöse und chirurgische Behandlung der Epilepsien)
- Kognitive und Verhaltensstörungen (Schlafstörungen, Gedächtnisstörungen, Demenz)
- Zerebrovaskuläre Erkrankungen (Zerebrale Ischämie, Intrazerebrale Blutungen)
- Infektions- und Entzündungskrankheiten (Bakterielle Infektionen, Meningitis, HIV-Infektion, Multiple Sklerose)
- Intensivneurologie (Schädel-Hirn-Trauma, Alkoholfolgekrankheiten, Hirntod)
- Neoplasien und Missbildungen (Palliativmedizin, Primäre intrakranielle und spinale Tumoren)
- Bewegungsstörungen (Parkinson-Syndrome, Dystonien und Dyskinesien, Restless-Legs-Syndrom)
- Muskulatur und peripheres Nervensystem (Polyneuropathien, Nervenverletzungen, Myopathien)
- Endokrines und vegetatives Nervensystem (Neuroendokrine Störungen, Vegetative Störungen)
- Neuroprotektion
- Therapieinduzierte Nebenwirkungen in der Neurologie
- Molekulargenetische Diagnostik und Gentherapie
Das Werk richtet sich an Fach- und Allgemeinmediziner in Klinik und Praxis sowie an Studierende und Weiterbildungsteilnehmer.
Weitere Forschungsbereiche
Brandt und seine Kollegen haben auch andere neurologische Erkrankungen untersucht, darunter Migräne bei Kindern und Jugendlichen, medikamentöse Behandlungen für ältere Krebspatienten und Kopfschmerzen im Zusammenhang mit dem Sitzen oder Stehen.
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