Eine transitorische ischämische Attacke (TIA), oft als "Mini-Schlaganfall" bezeichnet, ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn, die als Frühwarnzeichen für einen drohenden Schlaganfall dient. Obwohl die Symptome einer TIA nur kurz anhalten und keine bleibenden Schäden verursachen, ist es wichtig, sie ernst zu nehmen und umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die TIA, einschließlich ihrer Ursachen, Symptome, Diagnose, Behandlung und Prognose.
Was ist eine transitorische ischämische Attacke (TIA)?
Eine TIA ist eine plötzliche, kurzzeitige Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu neurologischen Ausfällen führt. Im Gegensatz zu einem "echten" Schlaganfall bilden sich die Symptome einer TIA innerhalb von 24 Stunden, oft sogar innerhalb weniger Minuten, wieder zurück. Umgangssprachlich wird die TIA oft auch als "Mini-Schlaganfall" oder "kleiner Schlaganfall" bezeichnet.
TIA als Frühwarnzeichen für einen Schlaganfall
Ungefähr jedem dritten Schlaganfall geht eine TIA voraus. Bei etwa einem Viertel der jährlich auftretenden Schlaganfälle handelt es sich um eine TIA. Daher ist es wichtig, die Symptome einer TIA zu erkennen und umgehend zu handeln, um das Risiko eines nachfolgenden Schlaganfalls zu minimieren.
Symptome einer TIA
Die Symptome einer TIA ähneln denen eines Schlaganfalls, sind jedoch in der Regel nur mild ausgeprägt und immer kurzfristig. Sie treten plötzlich auf und klingen meist innerhalb einer Stunde wieder ab. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Plötzlicher, einseitiger Sehverlust (Amaurosis fugax)
- Halbseitiger Gesichtsfeldausfall (Hemianopsie)
- Sehen von Doppelbildern
- Empfindungslosigkeit oder unvollständige Lähmung einer Körperseite (Hemianästhesie bzw. Hemiparese)
- Empfindungslosigkeit oder unvollständige Lähmung einer Extremität/eines Extremitätenabschnitts (Monoanästhesie bzw. Monoparese)
- Sprachstörung (Aphasie), Sprechstörung (Dysarthrie)
- Schwindel, Ohrgeräusche
- Ohnmacht
- Gleichgewichtsstörungen
- Schluckbeschwerden
- Schwierigkeiten beim Erinnern, Denken und Lösen von Problemen
Es ist wichtig zu beachten, dass eine TIA mehrmals auftreten kann und die Symptome nicht immer identisch mit denen der vorherigen Episode sein müssen.
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FAST-Test zur Erkennung von TIA-Symptomen
Der FAST-Test ist ein einfacher und schneller Test, der von medizinischen Laien durchgeführt werden kann, um Anzeichen eines Schlaganfalls oder einer TIA zu erkennen:
- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Ist das Gesicht einseitig verzogen?
- Arms (Arme): Fordern Sie die Person auf, beide Arme gleichzeitig zu heben, die Handflächen nach oben zu drehen und die Arme so für einige Sekunden zu halten. Sinkt ein Arm ab?
- Speech (Sprache): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder ist die Aussprache undeutlich?
- Time (Zeit): Sollte die Person mit einer der genannten Aufgaben Probleme haben, zählt jede Minute! Rufen Sie in diesem Fall den Notruf 112!
Ursachen einer TIA
Ursache für eine TIA ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn, Rückenmark oder Auge. In den meisten Fällen wird die Durchblutungsstörung durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) oder durch Arterienverkalkung (Arteriosklerose) verursacht.
- Mikroembolien: Kleine Blutgerinnsel, die der Blutstrom mitreißt und die dann kleinere Gefäße im Hirn vorübergehend blockieren. Die Gerinnsel stammen oft aus einer "verkalkten" und damit verengten Halsschlagader (Arteria carotis) oder Wirbelarterie (Arteria vertebralis).
- Kardiale Embolien: Blutgerinnsel, die sich im Herzen bilden, beispielsweise bei Vorhofflimmern, und mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen.
- Arteriosklerose: Ablagerungen in den Blutgefäßen, die sich lösen und ein Blutgefäß verlegen können.
- Krampfartige Verengungen der Blutgefäße: In seltenen Fällen können auch krampfartige Verengungen der Blutgefäße, die beispielsweise im Zusammenhang mit Migräne auftreten, für die vorübergehende Blockade verantwortlich sein.
Risikofaktoren für eine TIA
Die Risikofaktoren für eine TIA entsprechen denen für einen Schlaganfall. Dazu gehören:
- Alter über 55 Jahre
- Familiäre Vorbelastung (Schlaganfälle bei Familienmitgliedern)
- Rauchen
- Bewegungsmangel
- Übergewicht (Adipositas)
- Bluthochdruck
- Diabetes
- Erhöhte Cholesterinwerte
- Verengung der Halsschlagader infolge von Arteriosklerose (Karotisstenose)
- Herz- und Gefäßerkrankungen, insbesondere Vorhofflimmern
- Hoher Alkoholkonsum
- Stress
- Depression
- Behandlung mit Östrogenen
- Früherer Schlaganfall oder TIA
Diagnose einer TIA
Bei einer akuten TIA werden die Betroffenen vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht. Die Diagnostik ist dann wie bei einem Schlaganfall, auch wenn sich die Patienten zu diesem Zeitpunkt in der Regel bereits wieder erholt haben. Zur Diagnostik gehören:
- Laboruntersuchung des Blutes: Ausschluss von Risikofaktoren
- Elektrokardiogramm (EKG): Untersuchung des Herzrhythmus, um Vorhofflimmern als Ursache auszuschließen
- Ultraschalluntersuchung des Herzens: Suche nach Blutgerinnseln im Herzen
- Magnetresonanztomografie (MRT) des Gehirns: Darstellung von Veränderungen im Hirngewebe
- Ultraschalluntersuchung der Blutgefäße: Untersuchung der Blutgefäße, die das Gehirn versorgen, auf Verengungen (Stenosen)
ABCD2-Score zur Risikoeinschätzung
Bei der Einschätzung, ob Symptome durch eine TIA verursacht wurden, setzen Ärzte häufig den sogenannten ABCD2-Score ein. In diesen Wert fließen folgende Risikofaktoren ein:
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- Alter
- Blutdruck
- Clinical features (Schwere der Symptome)
- Dauer der Symptome
- Diabetes
Je mehr dieser Risikofaktoren zutreffen, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie eine TIA gehabt haben und desto höher ist das Risiko, in der Folge einen Schlaganfall zu erleiden.
Behandlung einer TIA
Die TIA selbst bedarf keiner Behandlung, da die Symptome von selbst verschwinden. Wegen des erhöhten Risikos für einen nachfolgenden Schlaganfall sollte jedoch unbedingt eine Behandlung eingeleitet werden, die dieses Risiko minimiert. Dazu gehören:
- Behandlung von Risikofaktoren: Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte und Diabetes
- Medikamente, die die Bildung von Blutgerinnseln verhindern (Blutverdünner): Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure (ASS) und Clopidogrel oder gerinnungshemmende Medikamente (Antikoagulanzien) wie Cumarine oder neuere Präparate.
- Ernährungs- und Lebensstiländerungen: Ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung, Gewichtsabnahme bei Übergewicht, Rauchstopp, Reduktion des Alkoholkonsums
- Aufweitung einer verengten Halsschlagader: Chirurgische Entfernung arteriosklerotischer Ablagerungen (Karotisendarterektomie) oder Einsetzen eines Implantats (Stent) zur Stabilisierung des Blutgefäßes.
Prognose nach einer TIA
Eine TIA selbst ist nicht gefährlich, da sie keine bleibenden Schäden im Gehirn hinterlässt. Sie ist aber immer ein unbedingt ernst zu nehmendes Warnzeichen für die erhebliche Gefahr eines nachfolgenden Schlaganfalls. Das Risiko für einen Schlaganfall ist in den ersten Tagen und Wochen nach einer TIA besonders hoch.
Lebenserwartung nach TIA
Die Lebenserwartung nach einer TIA hängt stark davon ab, welche Risikofaktoren jemand mitbringt, der eine TIA erlitten hat. Je besser die mit dem ABCD2-Score ermittelten Risikofaktoren behandelt werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht zu einem Schlaganfall kommt.
Prävention von TIA und Schlaganfall
Einer TIA oder einem Schlaganfall kann vorgebeugt werden, indem die entscheidenden Risikofaktoren kontrolliert werden. Viele davon hängen mit den Lebensgewohnheiten zusammen. Folgende Maßnahmen können das Risiko effektiv senken:
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- Rauchstopp: Rauchen ist einer der zentralen Risikofaktoren für Schlaganfälle und sollte komplett beendet werden.
- Bewegung: Schon leichtes körperliches Ausdauertraining, beispielsweise durch Spaziergänge und Fahrradfahren, beugt Schlaganfällen vor.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, ausreichend Ballaststoffen, wenig Salz und einmal pro Woche Fisch kann das Risiko reduzieren.
- Gewichtsabnahme bei Übergewicht: Bei starkem Übergewicht wirkt sich eine Gewichtsabnahme positiv auf das Schlaganfallrisiko aus.
- Reduktion des Alkoholkonsums: Als Grenze für den gefährlichen Alkoholkonsum gelten bei Frauen 1 Glas, bei Männern 2 Gläser alkoholhaltiger Getränke pro Tag.
- Kontrolle des Blutdrucks: Bluthochdruck ist in der Regel asymptomatisch und lässt sich oftmals nur durch regelmäßige Blutdruckmessungen nachweisen. Der Blutdruck kann mit Medikamenten gesenkt werden.
- Behandlung von Grunderkrankungen: Andere Krankheiten wie Herzerkrankungen, Fettstoffwechselstörungen mit erhöhten Blutfetten und Diabetes mellitus erhöhen das Risiko für Schlaganfälle. Durch optimale Behandlung und regelmäßige Kontrolluntersuchungen dieser Erkrankungen lässt sich das Schlaganfallrisiko senken.
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