Eine transitorische ischämische Attacke (TIA), oft auch als "Mini-Schlaganfall" bezeichnet, ist ein Warnsignal für einen drohenden Schlaganfall und sollte keinesfalls ignoriert werden. Obwohl die Symptome einer TIA, wie halbseitige Lähmungen, Gefühlsstörungen oder Sprachstörungen, innerhalb von maximal 24 Stunden vollständig verschwinden, ist das Risiko für einen nachfolgenden Schlaganfall deutlich erhöht. Umso wichtiger ist es, die Risikofaktoren zu erkennen und durch gezielte Maßnahmen einem Schlaganfall vorzubeugen.
Was ist eine TIA?
Bei einer TIA kommt es zu einer vorübergehenden Durchblutungsstörung des Gehirns, wodurch bestimmte Hirnregionen nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Dies führt zu plötzlichen neurologischen Ausfällen, die sich jedoch innerhalb kurzer Zeit wieder zurückbilden. In Deutschland treten jährlich mindestens 80.000 TIA auf.
Symptome einer TIA
Die Symptome einer TIA ähneln denen eines Schlaganfalls, sind aber nur von kurzer Dauer. Typische Anzeichen sind:
- Schwäche und Lähmungen einer Körperhälfte
- Gefühlsstörungen, wie z. B. Taubheit einer Körperhälfte
- Sprechstörungen mit verwaschener Sprache (Dysarthrie)
- Störungen des Sprachverständnisses oder der Sprachproduktion (Aphasie)
- Reduziertes Gleichgewichtsgefühl und ungeschickte Bewegungen
- Schluckbeschwerden
- Schwierigkeiten beim Erinnern, Denken und beim Lösen von Problemen
- Einseitige Veränderungen des Sehvermögens
Es ist wichtig zu beachten, dass eine TIA mehrmals auftreten kann und die Symptome nicht immer identisch sein müssen.
Ursachen einer TIA
Die Ursachen einer TIA sind vielfältig und ähneln denen eines Schlaganfalls:
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- Arteriosklerose: Ablagerungen von Fett und Kalk an den Gefäßinnenwänden der Arterien, die das Gehirn versorgen, führen zu einer Verengung der Blutgefäße und begünstigen die Bildung von Blutgerinnseln.
- Blutgerinnsel aus dem Herzen: Bei unregelmäßigem Herzschlag, insbesondere bei Vorhofflimmern, können sich im Herzen Blutgerinnsel bilden, die mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen und dort ein Gefäß blockieren können.
- Weitere Ursachen: In seltenen Fällen können auch Gefäßwandaufspaltungen (Dissektionen), Entzündungen der Gefäße (Vaskulitis) oder Gefäßspasmen eine TIA verursachen.
Risikofaktoren einer TIA
Die Faktoren, die die Entstehung einer TIA begünstigen, entsprechen im Wesentlichen den Risikofaktoren für einen Schlaganfall:
- Nikotinkonsum
- Bluthochdruck
- Übergewicht und Adipositas
- Hohe Blutfettwerte
- Diabetes mellitus
- Hoher Alkoholkonsum
- Fortgeschrittenes Alter
- Bewegungsmangel
- Ungesunde Ernährung
- Stress
- Depression
- Behandlung mit Östrogenen
- Vorhofflimmern
- Arteriosklerose, v. a. an der Halsschlagader (Karotisstenose)
- Früherer Schlaganfall oder TIA
Maßnahmen zur Vorbeugung eines Schlaganfalls nach einer TIA
Nach einer TIA ist das Risiko für einen Schlaganfall erhöht. Daher ist es wichtig, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um einem manifesten Schlaganfall vorzubeugen. Einige dieser Faktoren können durch Veränderung der Lebensgewohnheiten oder eine Kontrolle und Behandlung verschiedener Grunderkrankungen günstig beeinflusst werden.
Sofortmaßnahmen bei Verdacht auf TIA
Kontaktieren Sie umgehend eine Ärztin/einen Arzt, wenn Sie bei sich oder Angehörigen Symptome oder Anzeichen einer TIA vermuten. Wie bei einem Schlaganfall weisen viele Betroffene Symptome auf, die mit dem sog. FAST-Schnelltest auch von medizinischen Laien erkannt werden können. Die Abkürzung FAST steht für die englischen Worte Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit):
- Face (Gesicht): Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln. Ist das Gesicht einseitig verzogen?
- Arms (Arme): Fordern Sie die betroffene Person auf, beide Arme gleichzeitig zu heben, die Handflächen nach oben zu drehen, und die Arme so für einige Sekunden zu halten. Sinkt ein Arm ab?
- Speech (Sprache): Bitten Sie die betroffene Person einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage, oder ist die Aussprache undeutlich?
- Time (Zeit): Sollte die betroffene Person mit einer der genannten Aufgaben Probleme haben, zählt jede Minute! Rufen Sie in diesem Fall den Notruf 112!
Ärztliche Untersuchung und Diagnose
Typisch für eine transitorische ischämische Attacke (TIA) sind der plötzliche Beginn und die kurze Dauer der Symptome. Häufig sind Betroffene beim Kontakt mit Ärzt*innen bereits wieder beschwerdefrei. Die Diagnose wird daher oft nur anhand der geschilderten Ereignisse gestellt. Die ärztliche Untersuchung ist mitunter komplett unauffällig, weswegen eine gute Schilderung der vorübergehenden Beschwerden sehr wichtig ist.
Nach einer TIA oder einem Schlaganfall werden in der Regel einige Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache zu klären:
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- Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) des Gehirns: Diese Untersuchungen erfolgen bei Patient*innen, bei denen eine TIA zum ersten Mal auftritt oder ein Schlaganfall als Ursache der Symptome infrage kommt. Mithilfe der bildgebenden Untersuchung soll auch ausgeschlossen werden, dass die Symptome von einer anderen Erkrankung des Gehirns herrühren.
- Langzeit-EKG oder Monitorüberwachung: Der Herzrhythmus wird über eine längere Zeit aufgezeichnet, um ein mögliches Vorhofflimmern als Ursache der TIA festzustellen.
- Ultraschalluntersuchung der Halsgefäße: Mittels Ultraschall lässt sich feststellen, ob eine Verengung (Stenose) in einer der beiden vorderen Halsarterien (Karotisarterien) vorliegt.
- Echokardiografie: Bei der Echokardiografie wird das Herz mittels Ultraschall untersucht, um Blutgerinnsel im Herzen oder andere Herzveränderungen festzustellen.
Medikamentöse Therapie
Verschiedene Medikamente können das Risiko eines Schlaganfalls nach einer TIA senken. Welches Medikament im jeweiligen Fall zum Einsatz kommt, hängt von der Ursache der TIA ab. Die häufigen Arzneimittelgruppen sind:
- Wirkstoffe, die die Verklumpung von Blutplättchen verhindern (Thrombozytenaggregationshemmer): Diese Medikamente verhindern, dass sich die Blutplättchen im Blut verklumpen und Blutgerinnsel ausbilden. Der gängigste Wirkstoff dieser Gruppe ist die Acetylsalicylsäure oder ASS. Für Patient*innen, die keine Acetylsalicylsäure vertragen, kommt Clopidogrel als Alternative infrage. Bei Hochrisikokonstellationen kann auch eine vorübergehende (bis zu 3 Wochen) Kombination beider Medikamente genutzt werden, um das Risiko für Schlaganfälle weiter zu senken.
- Gerinnungshemmende Medikamente (Antikoagulanzien): Oft eingesetzte Wirkstoffe dieser Gruppe sind Cumarine wie z. B. Phenprocoumon und einige neuere Präparate. Sie beeinflussen die Gerinnungsfaktoren im Blut und verhindern auf diesem Wege die Blutgerinnung. Derartige Medikamente werden häufig bei Vorhofflimmern eingesetzt.
Lebensstiländerungen zur Risikoreduktion
Einer TIA oder einem Schlaganfall kann vorgebeugt werden, indem die entscheidenden Risikofaktoren kontrolliert werden. Viele davon hängen mit den Lebensgewohnheiten zusammen. Folgende Maßnahmen können das Risiko effektiv senken:
- Rauchen: Rauchen ist einer der zentralen Risikofaktoren für Schlaganfälle und sollte komplett beendet werden. Zur Entwöhnung stehen verschiedene Unterstützungsangebote zur Verfügung.
- Bewegung: Schon leichtes körperliches Ausdauertraining, beispielsweise durch Spaziergänge und Fahrradfahren, beugt Schlaganfällen vor. Auch intensiveres Ausdauertraining und Krafttraining sind empfehlenswert.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann das Risiko reduzieren. Empfohlen werden frisches Obst und Gemüse, ausreichend Ballaststoffe, wenig Salz und einmal pro Woche Fisch.
- Eine ausgewogene Ernährung ist die beste Vorsorge gegen viele Erkrankungen, so auch gegen den Schlaganfall. Die Ausübung exotischer Diäten ist in der Regel wenig hilfreich. Auch fixe Ernährungspläne und strenges Kalorienzählen werden nur kurzzeitig durchgehalten und sind nicht wirklich das Mittel der Wahl. Viel wichtiger ist es, eine ausgewogene Nährmittelmischung zu finden, die dem Geschmack und auch der Verträglichkeit entspricht.
- Trinken Sie reichlich. Mindestens 1,5 Liter am Tag. Am besten Sie trinken Wasser oder andere kalorienfreie Getränke wie ungesüßten Tee.
- Obst und Gemüse stecken voller Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundärer Pflanzenstoffe.
- Essen Sie mindestens einmal die Woche Hülsenfrüchte wie beispielsweise Linsen, Kichererbsen, Bohnen und Erdnüsse.
- Ob Brot, Nudeln, Mehl, Reis oder Müsli: Seien Sie auf der sicheren Seite und wählen Sie bei solchen Produkten die Vollkornvariante.
- Bevorzugen Sie pflanzliche Öle (und Streichfette), wie beispielsweise Oliven- oder Rapsöl.
- Milch und Milchprodukte wie Joghurt, Käse oder Quark sollten in Ihrem täglichen Ernährungsplan vorkommen. Bevorzugen Sie pflanzliche Milchalternativen, müssen Sie auf die Versorgung mit Calcium, Vitamin B2 und Jod achten.
- Fisch sollte ein- bis zweimal pro Woche auf Ihrem Speisplan stehen. Denn fette Fische (zum Beispiel Lachs, Makrele, Hering) enthalten wichtige Omega-3 -Fettsäuren.
- Fleisch liefert einerseits Eisen, Zink und Selen. Andererseits erhöhen zu viel Wurst und rotes Fleisch die Gefahr, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Dickdarm-Krebs zu erkranken.
- Meiden Sie Fett, Zucker und Salz.
- Nehmen Sie sich ausreichend Zeit zum Essen. Wer in Ruhe isst, hat mehr davon.
- Eine ausgewogene Ernährung ist die beste Vorsorge gegen viele Erkrankungen, so auch gegen den Schlaganfall. Die Ausübung exotischer Diäten ist in der Regel wenig hilfreich. Auch fixe Ernährungspläne und strenges Kalorienzählen werden nur kurzzeitig durchgehalten und sind nicht wirklich das Mittel der Wahl. Viel wichtiger ist es, eine ausgewogene Nährmittelmischung zu finden, die dem Geschmack und auch der Verträglichkeit entspricht.
- Übergewicht: Bei starkem Übergewicht wirkt sich eine Gewichtsabnahme positiv auf das Schlaganfallrisiko aus.
- Alkohol: Als Grenze für den gefährlichen Alkoholkonsum gelten bei Frauen 1 Glas, bei Männern 2 Gläser alkoholhaltiger Getränke pro Tag.
- Blutdruck: Eine Kontrolle des Blutdrucks kann sinnvoll sein. Bluthochdruck ist in der Regel asymptomatisch und lässt sich oftmals nur durch regelmäßige Blutdruckmessungen nachweisen. Der Blutdruck kann mit Medikamenten gesenkt werden.
- Grunderkrankungen: Andere Krankheiten wie Herzerkrankungen, Fettstoffwechselstörungen mit erhöhten Blutfetten und Diabetes mellitus erhöhen das Risiko für Schlaganfälle. Durch optimale Behandlung und regelmäßige Kontrolluntersuchungen dieser Erkrankungen lässt sich das Schlaganfallrisiko senken.
- Stressmanagement: Chronischer Stress kann den Blutdruck erhöhen und das Schlaganfallrisiko steigern. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen.
Neue Leitlinie zur Verhinderung wiederholter Schlaganfälle
Im Juli wurde die neue S2k-Leitlinie „Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke“ publiziert. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) waren federführend bei ihrer Erstellung. Die Leitlinie empfiehlt unter anderem:
- Blutdrucksenkung: Der Blutdruck sollte nach einem Schlaganfall oder einer TIA langfristig unter 140/90 mm Hg gesenkt werden.
- Thrombozytenaggregationshemmer: So genannte Thrombozyten-Aggregationshemmer sollen die Verklumpung von Blutplättchen und damit die Entstehung von Blutgerinnseln verhindern. Die Leitlinie empfiehlt dafür ausschließlich Acetylsalicylsäure (ASS), Clopidogrel und Ticagrelor.
- Lebensstiländerungen: Die Leitlinie rät zu regelmäßiger körperlicher Aktivität, dem regelmäßigen Verzehr von Obst und Gemüse oder einer mediterranen Diät sowie der Reduktion des Salzkonsums.
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