Hypnose bei Demenz: Studienlage und therapeutische Möglichkeiten

Die Hypnose, ein Zustand veränderter Aufmerksamkeit und Entspannung, ist seit langem Gegenstand von Faszination und wissenschaftlicher Untersuchung. Trotz zahlreicher Studien bleibt die genaue Funktionsweise der Hypnose im Gehirn und ihr therapeutisches Potenzial, insbesondere bei Demenz, noch nicht vollständig verstanden.

Was ist Hypnose?

Hypnose ist mehr als nur Einbildung oder Hokuspokus. Sie ist ein veränderter Bewusstseinszustand, der durch tiefe Entspannung und erhöhte Suggestibilität gekennzeichnet ist. In diesem Zustand ist die Aufmerksamkeit des Individuums fokussierter, und es ist empfänglicher für Suggestionen.

Neurophysiologische Grundlagen der Hypnose

Forschende der Universität Zürich haben sich der Erforschung der neuronalen Grundlagen der Hypnose gewidmet. Ziel ihrer Studien war es, hypnotische Zustände neurophysiologisch zu charakterisieren.

Methodik der Studien

Die Studien umfassten die Anwendung verschiedener bildgebender Messverfahren:

  • Elektroenzephalographie (EEG): Erfassung von Veränderungen in den Frequenzbändern und räumlichen Mustern der elektrischen Aktivität von Nervenzellen.
  • Funktionelle Kernspintomografie (fMRI): Identifizierung von Veränderungen in der Kommunikation zwischen Hirnarealen und deren bildliche Darstellung.

Die Art und Weise, wie die Probanden in Hypnose versetzt wurden (Induktion), war in allen Untersuchungen standardisiert. Allen Teilnehmenden wurde derselbe Text vorgelesen. Zudem wurden zwei unterschiedliche Hypnosetiefen untersucht: zuerst ein tiefer und dann ein sehr tiefer Hypnosezustand.

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Ergebnisse der Studien

Die Studien zeigten, dass sich die Aktivität zwischen bestimmten Regionen im Gehirn verändert, insbesondere in Regionen, die an Bewusstseins-, Aufmerksamkeits- und Körperwahrnehmungsprozessen beteiligt sind. Die Daten unterschieden sich auch zwischen den beiden Hypnosetiefen.

Limitationen der Studien

Die Versuchspersonen in den Studien waren Hypnoseprofis, also Menschen, die mit Hypnosezuständen vertraut sind. Dies stellt eine Limitation dar, da die Ergebnisse möglicherweise nicht auf die Allgemeinbevölkerung übertragbar sind.

Bedeutung der Studien

Trotz der Limitationen liefern die Studien wichtige Erkenntnisse über die neurophysiologischen Grundlagen der Hypnose. Sie tragen dazu bei, die Mechanismen zu verstehen, die bei Hypnose im Gehirn ablaufen. Die Forschenden haben einen möglichen standardisierbaren Goldstandard für weitere Studien gesetzt.

Hypnose im klinischen Alltag

Hypnose wird bereits in einigen klinischen Bereichen als Ergänzung zur konventionellen Behandlung eingesetzt, z. B. am Universitätsspital in Genf bei Kindern mit Angst vor Untersuchungen oder als Teil der Geburtsvorbereitung. Sie wird auch bei Schmerzen und Angst eingesetzt.

Hypnose bei Demenz: Eine Übersicht

Die nicht-medikamentöse Behandlung von Demenz umfasst eine Vielzahl von Therapien, die das Wohlbefinden der Erkrankten stärken und ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich erhalten sollen. Im Mittelpunkt steht, den Erkrankten die Teilhabe am Alltag und am sozialen Leben zu ermöglichen. Gleichzeitig können diese Ansätze dazu beitragen, herausfordernde Verhaltensweisen zu mildern und für mehr Ausgeglichenheit zu sorgen.

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Weitere nicht-medikamentöse Behandlungen bei Demenz

  • Gedächtnistraining: Aktivitäten zur Förderung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Kommunikation.
  • Bewegungstherapie: Spaziergänge, Gehübungen, Gymnastik, Kräftigungs- und Konditionstraining.
  • Biographiearbeit: Gezieltes Wecken von Erinnerungen und Erfahrungen durch Fotos, Geschichten, Musik oder Gerüche.
  • Ergotherapie: Stärkung und Erhaltung der Alltagskompetenzen.
  • Kognitive Stimulation: Verbesserung der Wahrnehmung, des Lernens und des Gedächtnisses.
  • Musik- und Tanztherapie: Wecken von positiven Erinnerungen und Gefühlen.
  • Mal- und Kunsttherapie: Verbesserung des Wohlbefindens.
  • Snoezelen: Ansprechen der Sinne durch Klänge, Düfte und Geschmäcke.
  • Lichttherapie: Verbesserung der Schlafqualität.
  • Tiergestützte Therapie: Beruhigende Wirkung durch die Anwesenheit von Tieren.
  • Realitätsorientierungstraining (ROT): Aktives Anbieten von Informationen zu Zeit und Ort.
  • Verhaltenstherapie: Bewältigung von Depressionen.

Hypnose als Therapieform bei Demenz

Hypnose ist eine effektive Therapieform, die seit vielen Jahren bei der Behandlung verschiedener psychischer und physischer Probleme verwendet wird. Im Zusammenhang mit Demenz hat Hypnotherapie in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Hypnotherapeutische Ansätze können dazu beitragen, Verhaltensmuster zu ändern, Stress- und Angstsymptome zu reduzieren und symptomatische Beschwerden zu lindern.

Wie Hypnose bei Demenz wirkt

Hypnose ist eine Technik, die zur Entspannung und Konzentration verwendet wird. Sie ermöglicht es Menschen, tiefer in ihren Geist vorzudringen als normalerweise bei Wachheit der Fall wäre. Durch Hypnose kann man sich auf seinen inneren Zustand oder andere mentale Prozesse besser konzentrieren. Mit hypnotischer Entspannungstechniken lassen sich Stress abbauen, negative Gefühle reduzieren und positive Gedanken anregen.

Hypnotische Techniken bei Demenz

Einige der am häufigsten verwendeten hypnotischen Techniken bei Demenz sind:

  • Progressiver Entspannungsprozess
  • Imaginatives Vorstellen
  • Direkte Suggestionen
  • Visualisierungstechniken

Hypnotherapeuten benutzen diese Techniken oft in Kombination miteinander, um bestimmte Ziele beim Patienten zu erreichen - sei es Verhalten ändernd oder Symptome lindernd - aber auch für Linderung des psychologischen Drucks infolge einer Diagnose von Demenz oder anderer Alzheimer-Krankheitssymptome.

Sicherheit und Risikomanagement

Hypnose ist eine sichere Methode, die im Umgang mit Demenzpatienten angewendet werden kann. Risikomanagement und therapeutische Techniken spielen dabei eine entscheidende Rolle, um negative Auswirkungen auf den Patienten zu vermeiden. Ein erfahrener Hypnotiseur hat die Fähigkeit, geführte Imagination, Suggestionstechniken und Trance-Arbeit in seiner Arbeit zu nutzen, um dem Patienten vor allem Sicherheit und Vertrauen zu bieten. Es ist wichtig, dass der Therapeut einfache Worte benutzt und langsam spricht. Darüber hinaus muss der Therapeut flexibel bleiben und bei Notwendigkeit leicht von seinem Protokoll abweichen, damit es für den Patienten angenehm ist.

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Vorteile der Hypnose bei Demenz

  • Linderung von Stress und Angstzuständen
  • Verbesserung der Reaktion auf medikamentöse Therapien
  • Aufrechterhaltung des Kontakts - sowohl geistig als auch emotional - so lange es möglich ist
  • Positive Verstärkungen, um bestimmte Reaktionen oder Gedankengänge hervorzurufen

Die Rolle des Betreuers

Die Rolle des Betreuers ist bei der Anwendung von Hypnose besonders wichtig. Er oder sie muss den Patienten dazu ermutigen, sich zu entspannen und die Techniken richtig anzuwenden. Entspannungstechniken wie autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation (PMR) und Visualisierung helfen dem Patienten, in einen hypnotischen Zustand zu gelangen. Darüber hinaus sollte der Betreuer den Patienten ständig überwachen, um etwaige Veränderungen im psychischen oder physiologischen Zustand festzustellen. Auch hier können Meditationstechniken sehr nützlich sein. Der Betreuer hat auch die Aufgabe, den therapeutischen Rahmen herzustellen und eine geeignete Umgebung zur Durchführung von Hypnosesitzungen bereitzustellen.

EFT (Emotional Freedom Techniques) bei Demenz

EFT ist eine weitere nicht-medikamentöse, individuell therapeutisch einsetzbare Interventionsmöglichkeit. Traumata, die unbearbeitet bleiben, können noch bis ans Lebensende belastende Emotionen wie Trauer, Angst, Wut, Hass, Ärger und Ohnmacht hervorrufen. Da sich Menschen mit Demenz trotz ihrer Erkrankung häufig noch an die Zeit ihrer Jugend und Kindheit und sehr wohl an ihre damaligen Gefühle erinnern, bietet EFT an dieser Stelle eine effektive Interventionsmöglichkeit, um aufkommende belastende Emotionen zu entstressen, um damit möglicherweise dazu beitragen, die erlebte Jetztzeit in Hinblick auf Angst, Unruhe und Aggressionen zu erleichtern.

Wie EFT funktioniert

EFT entstand aus der Thought-Field-Therapie und basiert auf Grundlagen der Akupunktur und der Kinesiologie. Im Mittelpunkt steht die Vorstellung von einer im Körper fließenden Lebenskraft, auch Lebensenergie genannt, chinesisch Qi. Die Schlüsselerkenntnis besagt, dass die Ursache aller negativen Emotionen auf eine Störung im Energiesystem zurückzuführen ist. Während der Anwendung werden in der Regel 9 bis 13 Akupunkturpunkte in einer festgelegten Abfolge beklopft. Eine Klopfrunde dauert ca. 60 bis 90 Sekunden. Ähnlich wie in der Akupunktur nimmt das Beklopfen dieser Punkte Einfluss auf das körpereigene Energiesystem und auf die Übermittlung elektrischer Signale innerhalb dieses Systems.

Was EFT im Kontext der Erkrankung Demenz leisten kann

  • Entstressung aufkommender belastender Emotionen
  • Mögliche Erleichterung der erlebten Jetztzeit in Hinblick auf Angst, Unruhe und Aggressionen
  • Reduktion des Erlebens von Stress

Hypnose bei Schmerzen

Die Hypnose ist für die Behandlung akuter Schmerzen und auch für die Therapie chronischer Schmerzen geeignet. Sie bietet einen sehr wirksamen Zugang sowohl zur Schmerzkontrolle als auch zur Aufdeckung möglicher emotionaler Ursachen des Schmerzes.

Wie Hypnose bei Schmerzen wirkt

Der Schmerzpatient entwickelt mit Hilfe des Therapeuten innere Bilder und leitet darüber Veränderungsprozesse ein. Bekannt ist z.B. die „Handschuhanästhesie“, wobei mit Hilfe von Vorstellungen z.B. „Hände im Schnee“ versucht wird, sich die Hand oder den Arm taub, kühl oder empfindungslos anfüllen zu lassen. Auch vom Schmerz ablenkende Bilder, beispielsweise einen Ort des Wohlbefindens, können helfen, sich vom Schmerz innerlich zu distanzieren. Unter Hypnose verändert sich die Schmerzverarbeitung, wie Messungen am Gehirn zeigen konnten.

Selbsthypnose

Das Autogene Training ist eine der bekanntesten Formen der Selbsthypnose. Hier bewirken zu sich selbst gesprochene Sätze, verbunden mit bildhaften Vorstellungen, einen muskulären Entspannungszustand.

Grenzen der Hypnose bei Schmerzen

Betroffene können durch Hypnose keine dauernde Schmerzfreiheit erlangen, sondern entweder eine deutliche Linderung oder vorübergehende Schmerzfreiheit. Eine passive Grundhaltung - „ der Therapeut macht es schon“ - ist hinderlich für die auf aktive Mitarbeit ausgerichtete hypnotische Schmerzkontrolle.

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