Die Todd-Parese Epilepsie ist eine Form der Epilepsie, die durch vorübergehende neurologische Ausfälle nach einem Anfall gekennzeichnet ist. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Diagnose und Behandlung dieser spezifischen Form der Epilepsie.
Was ist Todd-Parese?
Die Todd-Parese, auch bekannt als postiktale Lähmung, ist eine vorübergehende neurologische Störung, die nach einem epileptischen Anfall auftreten kann. Sie äußert sich in einer Schwäche oder Lähmung, die typischerweise auf einer Körperseite auftritt und in der Regel innerhalb von 48 Stunden verschwindet.
Ursachen und Risikofaktoren
Ätiologie der Epilepsie
Die Ursachen der Epilepsie, einschließlich der Todd-Parese, können vielfältig sein. Die Internationale Liga gegen Epilepsie (ILAE) teilt Epilepsien nach folgenden Ursachen ein:
- Strukturell: Erworbene, lokalisationsbezogene hypoxische, ischämische, traumatische, entzündliche Schädigungen des Gehirns.
- Genetisch: Überwiegend polygen, seltener monogen vererbt, häufig im Kindesalter beginnend, meist ohne morphologisches Korrelat.
- Infektiös
- Metabolisch
- Immunvermittelt
- Unbekannt
Die Ursachen variieren je nach Alter des Patienten. Kinder und Jugendliche haben häufiger angeborene, genetische Erkrankungen, Epilepsie-Syndrome und Geburtskomplikationen, während Erwachsene häufiger strukturelle Ursachen (z. B. Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall, Hirntumoren, neurodegenerative Erkrankungen) aufweisen.
Pathophysiologie der Todd-Parese
Die genaue Ursache der Todd-Parese ist nicht vollständig verstanden. Es wird angenommen, dass sie durch eine vorübergehende Funktionsstörung des Gehirns nach einem epileptischen Anfall verursacht wird. Die vorübergehende Lähmung wird vermutlich durch eine Erschöpfung der neuronalen Aktivität im betroffenen Gehirnareal nach einem Anfall verursacht.
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Risikofaktoren für epileptische Anfälle
Verschiedene Faktoren können das Risiko für epileptische Anfälle erhöhen:
- Schlafmangel und Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus
- Intoxikationen
- Hyperventilation
- Alkohol: Überkonsum oder plötzliche Abstinenz
- Akute Hirnschädigungen (Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Hirnoperation)
- ZNS-Infektionen (Meningitis, Enzephalitis)
- Autoimmun-Enzephalitis
- Bei Kindern: Fieber (> 38,5 °C rektal)
Symptome
Die Hauptsymptome der Todd'schen Parese sind:
- Vorübergehende Schwäche oder Lähmung, meist auf einer Körperseite
- Sprachstörungen
- Sehstörungen
- Sensorische Veränderungen
Diese Symptome treten unmittelbar nach einem epileptischen Anfall auf und können von Minuten bis zu 48 Stunden andauern.
Diagnose
Die Diagnose der Todd'schen Parese basiert hauptsächlich auf der klinischen Beobachtung und der Anamnese des Patienten. Ein wichtiger Hinweis ist das Auftreten der Symptome nach einem epileptischen Anfall.
Anamnese
Eine Fremdanamnese ist von großer Bedeutung. Nach Möglichkeit sollten Videoaufnahmen des Anfallsereignisses durch Dritte gemacht werden. Wichtige Fragen sind:
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- Wie alt war der Patient beim ersten Auftreten der Symptome?
- Wie oft treten die Anfälle auf?
- Wie lange dauern die Anfälle?
- Treten die Anfälle nur zu bestimmten Tageszeiten oder in bestimmten Situationen auf?
- Gibt es Auslöser?
- Gibt es Krampfanfälle oder Epilepsien in der Familie?
Neurologische Untersuchung
Eine klinisch-neurologische Untersuchung zwischen den Anfällen (interiktal) ist meist unauffällig. Es sollte auf Meningismus (als Zeichen einer Meningitis bzw. Meningoenzephalitis) und fokal-neurologische Defizite (als Zeichen einer ZNS-Läsion) geachtet werden.
EEG
Das EEG ist die spezifischste Methode in der Diagnostik der Epilepsien. Der Nachweis von epilepsietypischen Potenzialen (ETP) im interiktalen EEG nach einem ersten Anfall sichert die Diagnose Epilepsie. Die Sensitivität steigt mit der Wiederholung der Untersuchung.
Bildgebung
Bildgebende Verfahren wie MRT oder CT können eingesetzt werden, um andere Ursachen für die Lähmung auszuschließen, wie z.B. einen Schlaganfall. Ein MRT sollte zeitnah (innerhalb weniger Tage nach dem ersten Anfall) durchgeführt werden, idealerweise mit speziellen Epilepsie-Protokollen (HARNESS-Protokoll).
Differentialdiagnosen
Es gibt Hinweise auf eine hohe Rate an Fehldiagnosen. Bei bis zu 1/3 der Fälle wird fälschlicherweise eine Epilepsie diagnostiziert. Wichtige Differentialdiagnosen sind:
- Synkopen
- Verhaltensstörungen, geistige und psychiatrische Störungen
- Schlafbezogene Erkrankungen
- Paroxysmale Bewegungsstörungen
- TIA oder Schlaganfall
- Migräne
- Hypoglykämie
- Rhythmusstörungen
Behandlung
Da die Todd'sche Parese von selbst abklingt, ist eine spezifische Behandlung in der Regel nicht erforderlich. Die Hauptaufgabe besteht darin, den Patienten zu beruhigen und sicherzustellen, dass er sich in einer sicheren Umgebung befindet, bis die Symptome abklingen.
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Akuttherapie des Status epilepticus
Ein anhaltender Krampfanfall ist potenziell bedrohlich und entspricht einem akut behandlungsbedürftigen Status epilepticus. Die Therapie erfolgt stufenweise:
- Stufe 1: Benzodiazepin intravenös (z.B. Lorazepam 4mg iv. oder Midazolam 10mg iv. bei Patienten ≥50kg)
- Stufe 2: Antikonvulsiva (z.B. Levetiracetam oder Valproat)
- Stufe 3: Narkoseeinleitung (z.B. Propofol und (Es)ketamin)
Langzeittherapie der Epilepsie
Die medikamentöse Behandlung der Epilepsie zielt darauf ab, die Anfallshäufigkeit zu reduzieren und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Die Wahl des Medikaments sollte stets patientenorientiert bzw. am Nebenwirkungsprofil ausgerichtet sein.
Prävention
Da die Todd'sche Parese eine Folge von epileptischen Anfällen ist, besteht die beste Präventionsstrategie darin, die Anfälle selbst zu kontrollieren. Dies kann durch eine angemessene medikamentöse Therapie, Lebensstiländerungen und die Vermeidung von Anfallsauslösern erreicht werden.
Prognose
Die Prognose der Todd'schen Parese ist in der Regel gut, da die Symptome vorübergehend sind und keine bleibenden Schäden hinterlassen. Die meisten Patienten erholen sich vollständig innerhalb von 48 Stunden.
Rolando-Epilepsie als Sonderform
Die Rolando-Epilepsie ist eine häufige Epilepsie-Form bei Kindern, die ebenfalls mit fokalen Anfällen und potenzieller postiktaler Parese einhergehen kann.
Symptome der Rolando-Epilepsie
Betroffene haben typischerweise Muskelkrämpfe im Gesicht und können nicht sprechen. Die Anfälle treten häufig nachts auf, enden meist schnell wieder und erfordern nicht immer eine Behandlung.
Diagnose der Rolando-Epilepsie
Die Diagnose basiert auf dem Anfallsverlauf und der Messung der Hirnströme (EEG), wobei ein EEG-Bild mit Rolando-Fokus und Sharp-Waves (spitze Wellen) typisch ist.
Verlauf und Prognose der Rolando-Epilepsie
Die Krankheit endet mit dem Erwachsenenalter, Anfälle sind meist selten, und sie gilt als gutartige Epilepsie.
Behandlung der Rolando-Epilepsie
Manchmal sind keine Medikamente notwendig, sonst werden Antiepileptika und Sultiam eingesetzt, eventuell auch Ergotherapie und Logopädie.
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