Schulterschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das Menschen jeden Alters betreffen kann. Sie können plötzlich auftreten, beispielsweise nach einer Verletzung, oder sich langsam entwickeln, oft aufgrund von chronischen Erkrankungen. Unabhängig von der Ursache können Schulterschmerzen die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Manchmal treten Schulterschmerzen in Verbindung mit Taubheitsgefühlen in der Hand auf, was auf eine komplexere Ursache hindeuten kann. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Schulterschmerzen und Taubheitsgefühlen in der Hand, die diagnostischen Verfahren und die verfügbaren Behandlungsoptionen.
Schulterschmerzen: Eine Übersicht
Schulterschmerzen sind Beschwerden, die in der Schulterregion lokalisiert sind und oft in den Oberarm oder Hals ausstrahlen. Es wird zwischen akuten und chronischen Schulterschmerzen unterschieden.
- Akute Schulterschmerzen: Treten plötzlich auf, meist nach einem Unfall, Sturz oder einer direkten Verletzung der Schulter oder des Arms. Mögliche Ursachen sind Bizepssehnenrisse, Schulterluxationen oder Oberarmbrüche.
- Chronische Schulterschmerzen: Entwickeln sich schleichend und können sehr hartnäckig sein. Sie werden oft durch Gelenkverschleiß (Arthrose), Bandscheibenvorfälle in der Halswirbelsäule oder eine Schultersteife (Frozen Shoulder) verursacht.
Die Symptome von Schulterschmerzen können je nach Ursache variieren. Häufige Beschwerden sind Schmerzen beim Abspreizen oder seitlichen Heben des Arms, Schmerzen beim Liegen und eine eingeschränkte Beweglichkeit des Schultergelenks.
Mögliche Ursachen von Schulterschmerzen und Taubheitsgefühl in der Hand
Die Kombination von Schulterschmerzen und Taubheitsgefühl in der Hand deutet oft auf eine Beteiligung von Nervenstrukturen hin. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:
1. Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule (Zervikale Diskushernie)
Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule kann Druck auf die Nervenwurzeln ausüben, die in Arm und Hand ziehen. Dies kann zu Nackenschmerzen, Schulterschmerzen, ausstrahlenden Schmerzen im Arm und Taubheitsgefühlen oder Kribbeln in Arm und Hand führen. Die Stärke und Art der Schmerzen können variieren.
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2. Schulter-Arm-Syndrom (Zervikobrachialgie)
Das Schulter-Arm-Syndrom ist ein Symptomkomplex, der Schmerzen im Nacken, der Schulter und dem Arm umfasst. Schulterschmerzen gelten als Leitsymptom. Der Schmerz kann in den Oberarm ausstrahlen und das Anheben des Arms oder bestimmte Rotationsbewegungen erschweren. Oft treten die Schmerzen auch nachts auf. In manchen Fällen können auch Taubheitsgefühle oder Kribbeln in der Hand auftreten.
Das Schulter-Arm-Syndrom wird meist durch muskuläre Verspannungen verursacht, die durch ungewöhnlich starke körperliche Belastungen oder einseitige, lange statische Belastungen, wie z. B. die sitzende Tätigkeit am Computer, entstehen können.
3. Engpass-Syndrom (Impingement-Syndrom)
Das Impingement-Syndrom der Schulter bezeichnet eine Verengung des Raums, in dem sich Knochen, Muskeln und Sehnen normalerweise bewegen. Dies kann dazu führen, dass Muskeln oder Sehnen eingeklemmt werden, was Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursacht. In einigen Fällen kann das Impingement-Syndrom auch Nerven beeinträchtigen und zu Taubheitsgefühlen in der Hand führen.
4. Nervenentzündung
Nervlich bedingte Schmerzen in der Schulter entstehen in der Regel durch muskuläre Verspannungen, die auf die Nerven drücken und sie dadurch reizen. Zu den Hauptursachen zählen Fehlhaltungen, etwa durch langes Sitzen am Schreibtisch oder monotone, also immer wiederkehrende, Belastungen zum Beispiel bei körperlicher Arbeit. Betroffene empfinden Schulterschmerzen, die durch eine Nervenentzündung verursacht werden, oft als besonders intensiv und quälend. Begleitet werden sie häufig von Taubheitsgefühlen und Kribbeln im Arm oder der Hand.
5. Mausarm (RSI-Syndrom)
Der Mausarm, auch bekannt als RSI-Syndrom (Repetitive Strain Injury), ist eine Erkrankung, die durch wiederholte Belastungen der Hand, des Arms, der Schulter und des Nackens verursacht wird. Die Symptome können Schmerzen, Missempfindungen, Muskelschwäche und Taubheitsgefühle umfassen. Das RSI-Syndrom tritt vorwiegend bei Personen auf, die beruflich viel mit ihren Händen arbeiten, insbesondere bei Computerarbeit.
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6. Thoracic-outlet-Syndrom
Das Thoracic-outlet-Syndrom ist eine Gruppe von Erkrankungen, bei denen Nerven und/oder Blutgefäße im Bereich des Schultergürtels eingeengt werden. Dies kann zu Schmerzen, Taubheitsgefühlen und Kribbeln in Schulter, Arm und Hand führen.
7. Verletzungen
Nach Stürzen auf den Arm oder die Schulter sowie Unfällen kann es beispielsweise zu Knochenbrüchen, Sehnen- und Muskelverletzungen im Bereich der Schulter kommen. Doch nicht immer treten Beschwerden unmittelbar nach dem auslösenden Ereignis aus. In Einzelfällen kann es mehrere Jahre dauern, bis erstmalig Schulterprobleme auftreten. Verletzungen können Nerven schädigen oder einklemmen, was zu Taubheitsgefühlen in der Hand führen kann.
Diagnose von Schulterschmerzen und Taubheitsgefühl in der Hand
Die Diagnose von Schulterschmerzen und Taubheitsgefühl in der Hand umfasst in der Regel die folgenden Schritte:
Anamnese: Der Arzt wird Sie ausführlich zu Ihrer Krankengeschichte befragen. Wichtig ist zum Beispiel, wann und wie oft die Schmerzen in der Schulter auftreten, ob sie sich nur beim Bewegen des Armes beziehungsweise der Schulter oder auch in Ruhe bemerkbar machen. Außerdem ist es wichtig zu wissen, ob Sie neben den Schulterschmerzen noch weitere Beschwerden auftreten, wie Kraftverlust im Arm oder Taubheitsgefühle in den Fingern. Schildern Sie dem Arzt alle Veränderungen, die Ihnen aufgefallen sind. Wichtig ist vor allem zu berichten, wann und in welcher Intensität der Schmerz auftritt. Anschließend stellt der Arzt verschiedene Fragen wie:
- Wo, wann und wie oft treten die Beschwerden auf?
- Wie lange bestehen die Beschwerden schon?
- Was machen Sie beruflich und wie viele Stunden arbeiten Sie im Durchschnitt pro Tag?
- Haben Sie an anderen Stellen des Körpers ähnliche Missempfindungen?
Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird Ihre Schulter und Ihren Arm untersuchen, um die Beweglichkeit, Kraft und Sensibilität zu testen. Er wird auch nach Anzeichen von Entzündungen oder Nervenkompression suchen.
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Orthopädische Untersuchung: Sie ist Standard bei Schulterschmerzen und kann zum Beispiel Hinweise auf Arthrose des Schultergelenks, Impingement-Syndrom, Kalkschulter, Fibromyalgie und Knochenbrüche (Schlüsselbein- oder Oberarmbruch) geben.
Neurologische Untersuchung: Hier wird der Funktions- und Leitungszustand von Nervenbahnen geprüft, falls ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule die Schulterschmerzen verursacht.
Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Ultraschall, MRT oder CT erforderlich sein, um die Ursache der Schmerzen zu identifizieren.
- Röntgen-Untersuchung: Röntgenbilder werden angefertigt, wenn als Auslöser der Schulterschmerzen zum Beispiel Kalkschulter, Polymyalgia rheumatica, ein Knochenbruch oder ein ausgekugeltes Schultergelenk in Frage kommen.
- Ultraschall-Untersuchung: Mithilfe von Ultraschall (Sonografie) lassen sich beispielsweise Schultersteife, Bizepssehnenriss, Gallenblasenentzündung und Gallensteine als Ursache von Schulterschmerzen identifizieren. Eine Ultraschaluntersuchung ist nicht-invasiv (im Gegensatz zur Blutentnahme) und die Betroffenen sind dabei keinen Strahlen ausgesetzt (im Gegensatz zum Röntgen). Daher handelt es sich um eine häufig verwendete diagnostische Methode.
- Magnetresonanztomografie (MRT): Eine Magnetresonanz- oder Kernspintomografie ist hilfreich, wenn die Schulterschmerzen möglicherweise durch ein Impingement-Syndrom der Schulter, Gelenkabnutzung, einen Riss der Rotatoren-Manschette oder ein Schultergürtel-Kompressionssyndrom ausgelöst werden.
- Computertomografie (CT): Kommt als Ursache von Schulterschmerzen beispielsweise ein Lungentumor (Pancoast-Tumor), eine Lungenembolie, ein Schulter-Arm-Syndrom oder ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule in Frage, lässt sich dies mithilfe einer Computertomografie abklären.
Elektromyografie (EMG): Eine Elektromyografie (EMG) kann helfen, Nervenkompressionen oder -schäden zu identifizieren. Besonders in einem fortgeschrittenen Stadium wird häufig eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) durchgeführt. Damit unterscheidet der Arzt das RSI-Syndrom vom Karpaltunnelsyndrom, bei dem typischerweise eine erniedrigte Nervenleitungsgeschwindigkeit eines bestimmten Nervs im Unterarm und der Hand auffällt.
Behandlung von Schulterschmerzen und Taubheitsgefühl in der Hand
Die Behandlung von Schulterschmerzen und Taubheitsgefühl in der Hand hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Zu den gängigen Behandlungsoptionen gehören:
Konservative Behandlung: In vielen Fällen können Schulterschmerzen und Taubheitsgefühl in der Hand mit konservativen Maßnahmen behandelt werden. Dazu gehören:
- Ruhe und Schonung: Vermeiden Sie Aktivitäten, die die Schmerzen verstärken.
- Physiotherapie: Gezielte Übungen können helfen, die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die Körperhaltung zu korrigieren.
- Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können helfen, die Schmerzen zu lindern.
- Entzündungshemmende Medikamente: In einigen Fällen können entzündungshemmende Medikamente wie Kortikosteroide eingesetzt werden, um Entzündungen zu reduzieren.
- Wärme- und Kälteanwendungen: Wärme kann helfen, die Muskulatur zu entspannen, während Kälte Entzündungen reduzieren kann.
- Ergonomische Anpassungen: Die Anpassung des Arbeitsplatzes, z. B. durch die Verwendung einer ergonomischen Tastatur und Maus, kann helfen, die Belastung der Hand, des Arms und der Schulter zu reduzieren.
- Psychotherapie: Vor allem bei chronischem RSI-Syndrom wird außerdem Psychotherapie empfohlen. In dieser erklärt der Psychotherapeut den betroffenen Schmerzpatienten zum Beispiel den Zusammenhang zwischen den auslösenden Faktoren, den Vorgängen im Gehirn und dem auftretenden Schmerz. In den einzelnen Therapiesitzungen zeigt er dann Möglichkeiten auf, mit dem Schmerz umzugehen und übt mit dem Patienten veränderte Verhaltensweisen ein. Dazu gehören beispielsweise spezielle Entspannungsmethoden und das Erlernen neuer Denkstrategien.
Injektionen: In einigen Fällen können Injektionen von Kortikosteroiden oder Lokalanästhetika in das Schultergelenk oder den Nervenbereich helfen, die Schmerzen zu lindern.
Operation: In schweren Fällen, in denen konservative Maßnahmen nicht erfolgreich sind, kann eine Operation erforderlich sein. Mögliche operative Eingriffe sind die Entfernung von Knochenspornen, die Reparatur von Sehnenrissen oder die Dekompression von Nerven.
Zellbiologische Regulationstherapie (ZRT): Die ZRT bringt die Muskulatur in der Umgebung des schmerzenden Bereichs zum Schwingen. So unterstützt die Behandlung die Selbstreinigung der extrazellulären Matrix im unterversorgten und verkrampften Gewebe. Grundlage dieser Behandlungsmethode ist die biomechanische Reinigung der Zellumgebung in schmerzhaften oder entzündlich veränderten Geweben. Das Verfahren appliziert eine sanfte Schwingung von außen, um den Eigenrhythmus der Muskeln wieder einzukoppeln. So bringt die Behandlung die Mikrozirkulation um die Zellen in Gang und normalisiert die Stoffwechselvorgänge auf Zellebene.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist wichtig, einen Arzt aufzusuchen, wenn:
- Die Schmerzen plötzlich und stark auftreten.
- Die Schmerzen länger als ein paar Wochen andauern.
- Die Schmerzen mit Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Schwäche in der Hand verbunden sind.
- Die Schmerzen dieAlltagsaktivitäten beeinträchtigen.
- Akuter Schmerz in der linken Schulter und dem Brustbereich, Atemnot, Todesangst und Kreislaufbeschwerden auftreten. Hier besteht der Verdacht auf einen Herzinfarkt. Gelegentlich kommen Schmerzen hinter dem Brustbein hinzu.
- Schulterschmerzen, die mit Atemnot, Husten, beschleunigtem Puls und Kreislaufproblemen einhergehen. Diese Beschwerden können auf eine Lungenembolie hindeuten.
- an- und abschwellender Schmerz in der rechten Schulter und im Bauch, eventuell Übelkeit, Erbrechen oder Fieber auftreten. In diesem Fall muss ausgeschlossen werden, dass Gallenprobleme die Beschwerden auslösen.
- Schmerzen, die aus dem Bauch in die linke Schulter ausstrahlen und auf einen Milzriss hindeuten können.
Prävention von Schulterschmerzen und Taubheitsgefühl in der Hand
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um Schulterschmerzen und Taubheitsgefühl in der Hand vorzubeugen:
- Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung und einen ergonomischen Arbeitsplatz.
- Regelmäßige Pausen: Machen Sie regelmäßig Pausen, um sich zu dehnen und zu bewegen.
- Körperliche Aktivität: Treiben Sie regelmäßig Sport, um die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern.
- Stressmanagement: Versuchen Sie, Stress abzubauen, da Stress zu Muskelverspannungen führen kann.
- Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine gesunde Ernährung, um Entzündungen vorzubeugen.
- Vermeidung von Überlastung: Vermeiden Sie repetitive Bewegungen und Überlastung der Schulter.
- Dehnübungen: Bauen Sie spezielle Dehnungsübungen für Finger und Hände in Ihren Alltag ein. Ein paar Minuten am Tag reichen aus, um Reizungen vorzubeugen.
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