Die Alzheimer-Krankheit, die häufigste Form der Demenz, ist bisher nicht heilbar. Betroffene verlieren zunehmend ihr Gedächtnis, ihre Orientierung und schließlich ihre Selbstständigkeit. Neben Medikamenten, die den Verlauf verlangsamen können, spielen auch nicht-medikamentöse Ansätze eine wichtige Rolle. Ein solcher Ansatz ist die Transkranielle Pulsstimulation (TPS), eine Methode, die regenerative Prozesse im Gehirn anstoßen soll. Ziel ist laut Anbietern, die Lebensqualität zu verbessern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Die TPS wird seit Jahren weltweit angeboten, auch in Deutschland.
Was ist Transkranielle Pulsstimulation (TPS)?
Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) ist eine gepulste ultraschallbasierte Methode zur nichtinvasiven Stimulation des Gehirns. Forschende der Universitätsklinik für Neurologie in Wien haben gemeinsam mit der Firma Storz Medical AG die TPS entwickelt. Eine spezielle Ultraschallsonde emittiert sehr kurze (30 µs) Ultraschall-Pulse mit einer typischen Frequenz von 5 Hz. Laut Aussage der Studienautoren ist es damit „weltweit erstmalig möglich, mit einem Ultraschall-Puls direkt am Schädelknochen, nichtinvasiv, schmerzfrei und bei vollem Bewusstsein in alle Bereiche des Gehirns vorzudringen und dort ganz gezielt Hirnareale anzusteuern und diese zu aktivieren“. Die Behandlung erfolgt von außen mit einem Schallkopf, nachdem ein MRT-Bild des Patienten eingelesen und alles kalibriert, das bedeutet eingestellt wurde. Die Stoßwellen sollen bis zu acht Zentimeter tief in den Schädel hinein wirken und so das Gehirn stimulieren. Rund 6.000 Impulse werden pro Sitzung verabreicht, eine Behandlung dauert rund 30 Minuten.
Erfahrungsberichte von Patienten und Angehörigen
Es gibt zahlreiche Berichte über positive Erfahrungen mit der TPS-Therapie bei Alzheimer-Patienten. Diese Berichte sind jedoch oft anekdotisch und nicht durch kontrollierte Studien untermauert. Hier einige Beispiele:
Fall 1: Parkinson-Patient: Ein 50-jähriger Patient mit der Diagnose Parkinson (mit leichten motorischen Symptomen sowie Brain-Fog und depressiver Verstimmung) lehnte jegliche medikamentöse Behandlung ab und begann stattdessen frühzeitig mit der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS). Schon nach wenigen Sitzungen verbesserte sich vor allem sein seelischer Zustand deutlich: Ängste, Brain-Fog und depressive Symptome verschwanden, die Lebensqualität stieg. Viereinhalb Jahre nach Diagnose war seine Erkrankung nicht fortgeschritten - er führte ein normales, aktives Leben ohne Medikamente.
Fall 2: Parkinson-Patient: Ein 67-jähriger Patient mit Morbus Parkinson litt unter starkem Zittern der linken Hand, einem ausgeprägten Kribbelgefühl und schweren seelischen Belastungen. Eine medikamentöse Behandlung blieb wirkungslos. Nach Beginn einer TPS-Therapie traten bereits nach der zweiten Behandlung spürbare Verbesserungen der psychischen Symptome ein. Nach sechs Sitzungen waren Ängste und seelischer Druck nahezu verschwunden, auch das Kribbeln ging zurück. Das Zittern der linken Hand reduzierte sich um etwa 50-60 %.
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Fall 3: Alzheimer-Patientin: Eine Patientin mit fortschreitender Alzheimer-Demenz war vor Beginn der TPS kaum noch ansprechbar, sprach nicht mehr, erkannte ihre Familie kaum, konnte weder selbst essen noch sich bewegen. Nach sechs TPS-Behandlungen zeigte sich ein deutlicher Wandel: Sie sprach wieder, erkannte ihre Angehörigen, war aktiv, fröhlich und konnte wieder selbst essen.
Fall 4: Patient mit atypischer Demenz: Ein Patient mit Depressionen und atypischer Demenz mit starker Sprachstörung, Orientierungsproblemen, Panikattacken und kognitivem Abbau war nach einem Klinikaufenthalt im Jahr 2021 kaum noch ansprechbar und konnte sich nicht mehr selbst versorgen. Nach sechs TPS-Behandlungen trat eine spürbare Besserung ein: Der Patient gewann zunehmend Klarheit, sprach wieder in ganzen Sätzen, wusch und kleidete sich selbstständig, las, schrieb Tagebuch und unternahm Spaziergänge.
Fall 5: Alzheimer-Patientin mit Exekutivfunktionsstörung: Eine Patientin mit laborchemisch bestätigter Alzheimer-Demenz konnte vor allem keine eigenständigen Handlungen mehr ausführen. Nach 6-maliger Behandlung mit der TPS bestätigten Untersuchungen deutliche Verbesserungen des Gesamtzustandes.
Fall 6: Alzheimer-Patient im Rollstuhl: Ein Patient mit mittelgradiger Alzheimer-Demenz saß vor der TPS-Anwendung im Rollstuhl, hatte starke Wortfindungsstörungen bzw. konnte nicht mehr sprechen. Bereits nach der 4. TPS-Anwendung zeigten sich deutliche Verbesserungen beim Sprechen und er konnte wieder allein gehen und stehen.
Fall 7: Alzheimer-Patient mit Depressionen und Gedächtnisstörungen: Ein Patient litt vor der TPS-Therapie an starker Orientierungslosigkeit, Demenz-bedingten Depressionen, Gedächtnisstörungen und Absencen. Nach 6 TPS-Behandlungen waren die Depressionen verschwunden, das Gedächtnis kehrte nahezu in seine normalen Funktionen zurück und der Gesamtzustand verbesserte sich sogar insoweit, dass der Patient heute wieder in seinem Beruf arbeiten kann.
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Fall 8: Alzheimer-Patient im häuslichen Pflegefall: Ein Patient, der seit 2015 an Alzheimer-Demenz erkrankt war und vor der TPS-Behandlung ein häuslicher Pflegefall war, konnte nach den 6 TPS-Therapieeinheiten wieder sprechen und sich unterhalten, die Depressionen waren verschwunden und das Selbst-Bewusstsein wieder vorhanden. Er war wieder sozial aktiv und brauchte zum Essen oder Anziehen etc. keinerlei Hilfe mehr.
Fall 9: Alzheimer-Patientin mit Kurzzeitgedächtnisverlust und Orientierungslosigkeit: Eine Patientin führte heute ein nahezu selbständiges Leben, ihr Zustand ist seither stabil.
Fall 10: Alzheimer-Patient mit Gedächtnisproblemen, Wortfindungsstörungen und Depressionen: Bereits nach der 1. TPS-Behandlung begann der Patient wieder zu sprechen, nach den weiteren initialen Behandlungen kamen die Lebensgeister zurück, die Depression und die Angst verschwanden vollends und er konnte wieder aktiv mit seinem sozialen Umfeld interagieren.
Fall 11: Alzheimer-Patient mit Orientierungslosigkeit, Wortfindungsstörungen und Depressionen: Nach den 6 initialen TPS-Behandlungen ist der Wortschatz zurückgekehrt, die Orientierung hat sich stark verbessert, die Depressionen sind verschwunden und der Patient kann ein nahezu normales Leben innerhalb seiner Familie führen.
Fall 12: Alzheimer-Patient mit Body-Lewy-Demenz und Morbus Parkinson: Bereits nach der 2. TPS-Behandlung verlor der Patient seine Agonie, er begann zu sprechen und sich aktiv zu unterhalten, nach Beendigung der Initial-Therapie benötigt er keinen Rollstuhl mehr und ist seither sozial aktiv und führt sein Leben nunmehr, natürlich nach wie vor durch die Demenz eingeschränkt, als viel beschäftigter Rentner.
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Fall 13: Alzheimer-Patient mit Depression, Wortfindungsstörungen, Orientierungslosigkeit und Kurzzeitgedächtnisverlust: Bereits nach der 1. Behandlung beginnt der Patient wieder flüssig zu sprechen. In der Folge der weiteren TPS-Behandlungen bessert sich sein Gesamtzustand kontinuierlich: Die Lebensgeister kehren zurück, die Depression löst sich auf, das Kurzzeitgedächtnis funktioniert wieder und der Patient kann all seinen sozialen Aktivitäten nachgehen.
Fall 14: Alzheimer-Patientin mit Orientierungslosigkeit, Verwirrung und Kurzzeitgedächtnisverlust: Nach der 6-teiligen TPS-Behandlung erkennt sie ihre Umwelt inkl. Ehegatte und Kindern wieder und ist wieder ganz bei sich. Sie berichtet selbst, dass sie sich an ihre Gedächtnisausfälle nicht erinnern könne und dies gar nicht glauben könne. Sie ist nun aktiv, kocht mit ein wenig Hilfe selbst, liest wieder viel und kann das Gelesene auch reproduzieren.
Fall 15: Alzheimer-Patientin mit Schwindel, Kurzzeitgedächtnisverlust, Sprachstörungen, Ängsten und Inkontinenz: Bereits während des Verlaufs der ersten 6er-Initial-Behandlung mit der TPS stoppt der Schwindel und die Patientin kommt wieder zu sich: Das Kurzzeitgedächtnis funktioniert deutlich besser, sie spricht wieder vollkommen normal und sie hat keinerlei Ängste mehr.
Fall 16: Alzheimer-Patient mit Niedergeschlagenheit, Ängsten, Verwirrung, Vergesslichkeit und Antriebslosigkeit: Bereits während der ersten TPS-Sitzungen kehren die Lebensgeister des Patienten zurück, er blüht auf und die Ängste verschwinden. Nach Ende der TPS-Behandlung ist der Patient wieder ganz bei sich, sein Kurzzeitgedächtnis funktioniert sehr viel besser und sein Gesamtzustand führt so weit, dass er wie ein nahezu gesunder Mensch leben und agieren kann.
Fall 17: Alzheimer-Patient mit Problemen mit dem Kurzzeitgedächtnis und auch dem Langzeitgedächtnis, Depressionen, Antriebslosigkeit und Aggressivität: Bereits nach 3 TPS-Behandlungen klärt sich der Zustand des Patienten stark auf, Aggression und Antriebslosigkeit verschwinden, die Selbstwahrnehmung steigt und die Gedächtnisleistung kehrt zurück. Dem Patienten geht es nach der Therapie dauerhaft so gut, dass er wieder bei seinem Unternehmen eingestellt wird.
Fall 18: Alzheimer-Patient mit Orientierungslosigkeit, Verständigungsschwierigkeiten, beeinträchtigtem Kurzzeitgedächtnis und Aggressivität: Bereits nach der 1. TPS-Behandlung kann der Patient wieder zusammenhängend sprechen, nach weiteren Behandlungseinheiten weicht seine Aggression einer permanenten Freundlichkeit. Sein Gedächtnis funktioniert weit besser, er geht wieder allein einkaufen und steigert seine Sozialkontakte.
Fall 19: Alzheimer-Patientin mit Zurückgezogenheit, Verlust des Kurzzeitgedächtnisses, körperlichen Einschränkungen und Apathie: Durch die TPS-Behandlungen kann der Gesamtzustand in dem Maße verbessert werden, dass die Patientin wieder aufmerksamer wird und ihrer Leidenschaft, dem Lesen, nachgehen kann und an sozialen Aktivitäten teilnimmt. Der zuvor geplante Umzug in ein Pflegeheim kann verhindert werden.
Wissenschaftliche Studien und Kritik
Die wissenschaftliche Datenlage zur TPS bei Alzheimer ist umstritten. Während einige Studien positive Effekte zeigen, bemängeln andere Studien methodische Mängel und fordern weitere Forschung.
Positive Studienergebnisse:
- Eine Studie aus dem Jahr 2025 mit 60 Patienten zeigte, dass vor allem jüngere Patienten von der Behandlung profitieren könnten.
- Die Autoren der Studie aus dem Jahr 2025 kamen zu dem Schluss, dass vor allem jüngere Patienten von der Behandlung profitieren konnten.
Kritik und Einschränkungen:
- Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e. V. hat die Datenlage bewertet und kommt zu dem Schluss, dass auch die im April 2025 neu veröffentlichte, erstmals kontrolliert randomisiert durchgeführte Studie zur TPS bei Menschen mit Alzheimer keinen eindeutigen Wirksamkeitsnachweis liefert.
- Viele der bisherigen Studien sind offen, d. h. weder Patienten noch Behandler wissen, wer die echte Therapie und wer eine Scheinbehandlung erhält. Dies kann zu Verzerrungen führen.
- Einige Studien wurden von der Firma finanziert, die die entsprechenden Geräte vertreibt, was zu Interessenkonflikten führen kann.
- Kritiker zweifeln an der Aussagekraft der Studien und an der (Langzeit-)Wirkung der neuen Therapie.
- Es gibt Bedenken hinsichtlich der tatsächlichen Wirkung der Stoßwellen im Gehirn und ob sie die für die Alzheimer-Pathologie relevanten Stellen erreichen.
Stellungnahme der DGKN:
Prof. Ziemann fasst das Fazit und die Bewertung der DGKN wie folgt zusammen: „Sieht man sich die publizierten Studien im Detail an, so gibt es derzeit keine ausreichende Evidenz für die Wirksamkeit der neuen Methode. Für einen Wirksamkeitsnachweis der neuen Therapie sind mittels Scheinstimulation kontrollierte, randomisierte verblindete Studien mit höherer Patientenzahl, Parallelgruppendesign und längerer Nachbeobachtungszeit erforderlich."
Kosten und Erstattung
Die Kosten für eine TPS-Behandlung werden von den gesetzlichen Krankenkassen in der Regel nicht übernommen. Es werden meist Pakete angeboten, bei denen anfangs ein Block von sechs Behandlungen durchgeführt wird. Die Kosten liegen, je nach Anbieter, um die 3.000 Euro. Später wird dann noch einmal eine Auffrischung von zwei Sitzungen empfohlen.
Fazit
Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) ist eine vielversprechende, aber umstrittene Therapieoption für Alzheimer-Patienten. Während einige Patienten und Angehörige von positiven Erfahrungen berichten, ist die wissenschaftliche Datenlage noch nicht ausreichend, um die Wirksamkeit der Methode eindeutig zu belegen. Es bedarf weiterer, methodisch hochwertiger Studien, um die Potenziale und Grenzen der TPS bei Alzheimer besser zu verstehen.
Es ist wichtig, dass Betroffene und Angehörige sich umfassend informieren und die Vor- und Nachteile der TPS-Therapie sorgfältig abwägen, bevor sie sich für eine Behandlung entscheiden. Dabei sollten sie auch die hohen Kosten und die fehlende Erstattung durch die Krankenkassen berücksichtigen.
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