Die transiente epileptische Amnesie (TEA) ist ein seltenes, aber wichtiges Phänomen, das oft übersehen oder fälschlicherweise als transiente globale Amnesie (TGA) diagnostiziert wird. TEA tritt vor allem bei Patient*innen mit Temporallappenepilepsie auf und ist durch wiederholte Episoden von Gedächtnisverlust gekennzeichnet. Dieser Artikel bietet eine umfassende Übersicht über die Definition, Ursachen, Diagnose und Behandlung der TEA und beleuchtet die wichtigsten Unterschiede zur TGA.
Was ist transiente epileptische Amnesie?
Transiente epileptische Amnesie (TEA) ist eine seltene Form der Amnesie, die durch wiederholte, kurzzeitige Gedächtnisverluste gekennzeichnet ist. Im Gegensatz zur transienten globalen Amnesie (TGA), die meist einmalig auftritt, kommt es bei TEA-Patienten regelmäßig zu solchen Episoden. TEA ist in der Regel mit einer Temporallappenepilepsie verbunden, kann aber auch bei anderen Formen der Epilepsie auftreten.
Definition und Abgrenzung zur transienten globalen Amnesie (TGA)
Die transiente epileptische Amnesie (TEA) ist definiert als ein wiederholtes Auftreten von plötzlichen Gedächtnisstörungen, die typischerweise zwischen 15 und 60 Minuten andauern. Diese Episoden sind durch eine Kombination aus anterograder und retrograder Amnesie gekennzeichnet, was bedeutet, dass Betroffene Schwierigkeiten haben, neue Informationen zu speichern und sich an vergangene Ereignisse zu erinnern. Im Gegensatz zur transienten globalen Amnesie (TGA), die meist einmalig auftritt und bis zu 24 Stunden dauern kann, ist die TEA durch ihre Rezidivhäufigkeit und die kürzere Dauer der einzelnen Episoden gekennzeichnet.
Epidemiologie und Risikofaktoren
Die genaue Prävalenz der TEA ist unbekannt, da das Phänomen oft übersehen oder fehldiagnostiziert wird. Studien deuten jedoch darauf hin, dass TEA bei bis zu 4 % der Patient*innen mit Demenzerkrankungen vorkommen kann. Das Durchschnittsalter bei Erstmanifestation liegt bei etwa 59 Jahren, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Risikofaktoren für TEA sind vor allem eine bestehende Temporallappenepilepsie sowie möglicherweise genetische Faktoren.
Ursachen und Pathophysiologie
Die genauen Mechanismen, die zur TEA führen, sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass epileptische Anfälle eine zentrale Rolle spielen.
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Epileptische Aktivität im Temporallappen
Die meisten TEA-Fälle sind mit einer Temporallappenepilepsie verbunden. Studien haben gezeigt, dass während einer TEA-Episode epileptiforme Aktivität im Temporallappen nachgewiesen werden kann. Diese Aktivität stört die normale Funktion des Hippocampus und anderer gedächtnisrelevanter Hirnstrukturen, was zum Gedächtnisverlust führt.
Beteiligung des Hippocampus und anderer Hirnstrukturen
Der Hippocampus spielt eine entscheidende Rolle bei der Gedächtnisbildung. Bei TEA-Patienten wurde eine Funktionsstörung des Hippocampus festgestellt, die vermutlich durch die epileptische Aktivität verursacht wird. Auch andere Hirnstrukturen, wie der entorhinale Kortex und der Amygdala, könnten an der Pathophysiologie der TEA beteiligt sein.
Iktale und postiktale Mechanismen
Es gibt Hinweise darauf, dass sowohl iktale (während des Anfalls) als auch postiktale (nach dem Anfall) Mechanismen zur TEA beitragen können. Während des Anfalls kann die epileptische Aktivität direkt die Gedächtnisfunktion beeinträchtigen. Nach dem Anfall kann eine vorübergehende Funktionsstörung gedächtnisrelevanter Netzwerke bestehen bleiben und zu weiteren Gedächtnisproblemen führen.
Symptome und Diagnose
Die Diagnose der TEA basiert auf der Anamnese, der neurologischen Untersuchung und den Ergebnissen verschiedener diagnostischer Tests.
Typische Symptome der TEA
Die typischen Symptome der TEA umfassen:
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- Wiederholte Episoden von plötzlichem Gedächtnisverlust
- Anterograde Amnesie (Schwierigkeiten, neue Informationen zu speichern)
- Retrograde Amnesie (Schwierigkeiten, sich an vergangene Ereignisse zu erinnern)
- Repetitive Fragen
- Dauer der Episoden meist zwischen 15 und 60 Minuten
- Häufiges Auftreten am Morgen oder nach dem Erwachen
Differenzialdiagnostische Überlegungen
Es ist wichtig, TEA von anderen Ursachen für Gedächtnisverlust abzugrenzen, wie z.B.:
- Transiente globale Amnesie (TGA)
- Transitorische ischämische Attacke (TIA)
- Schlaganfall
- Migräne
- Psychogene Amnesie
Diagnostische Verfahren
Zur Diagnose der TEA können folgende diagnostische Verfahren eingesetzt werden:
- EEG (Elektroenzephalogramm): Zum Nachweis epileptiformer Aktivität
- MRT (Magnetresonanztomographie): Zum Ausschluss struktureller Hirnläsionen
- Video-EEG-Monitoring: Zur Aufzeichnung von Anfällen während einer TEA-Episode
- Neuropsychologische Tests: Zur Beurteilung der Gedächtnisfunktion
Behandlung
Die Behandlung der TEA zielt darauf ab, die epileptischen Anfälle zu kontrollieren und die Gedächtnisfunktion zu verbessern.
Antiepileptische Therapie
Antiepileptika sind die Eckpfeiler der Behandlung von TEA. Lamotrigin hat sich als besonders wirksam bei der Reduktion der Anfallshäufigkeit und der Verbesserung der Gedächtnisfunktion erwiesen. Andere Antiepileptika, wie Levetiracetam, können ebenfalls eingesetzt werden.
Nicht-medikamentöse Behandlungen
Neben der medikamentösen Therapie können auch nicht-medikamentöse Behandlungen hilfreich sein. Dazu gehören:
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- Kognitive Verhaltenstherapie: Zur Bewältigung von Angst und Depression
- Gedächtnistraining: Zur Verbesserung der Gedächtnisfunktion
- Unterstützungsgruppen: Zum Austausch mit anderen Betroffenen
Prognose und Verlauf
Die Prognose der TEA hängt von der zugrunde liegenden Ursache und der Wirksamkeit der Behandlung ab. Mit einer adäquaten antiepileptischen Therapie können die Anfälle in vielen Fällen kontrolliert und die Gedächtnisfunktion verbessert werden. Einige Patienten können jedoch weiterhin unter Gedächtnisproblemen leiden.
Transiente globale Amnesie (TGA) im Detail
Die transiente globale Amnesie (TGA) ist ein plötzlicher, vorübergehender Gedächtnisverlust, der vor allem das Kurzzeitgedächtnis betrifft. Betroffene sind desorientiert bezüglich Zeit, Ort und Situation und stellen immer wieder dieselben Fragen.
Symptome und Diagnose der TGA
Typisch für die TGA ist der plötzliche Verlust der Merkfähigkeit. Betroffene verstehen ihre Situation nicht mehr und fragen dauernd „Warum bin ich hier?“, „Wie viel Uhr ist es?“. Gleichzeitig können sie z.B. ohne Probleme Auto fahren, denn das prozedurale Gedächtnis bleibt erhalten. Die Patienten wirken zwar oft konfus, sind aber wach, zur Person orientiert und erkennen ihre Angehörigen zuverlässig.
Die Diagnose der TGA wird anhand der klinischen Symptomatik gestellt. Wichtig ist der Ausschluss anderer Ursachen für Gedächtnisverlust, wie Schlaganfall oder Epilepsie. Eindeutige Hinweise kann die Kernspin- oder Magnetresonanztomografie (MRT) liefern, denn häufig zeigen die Aufnahmen bei einer TGA helle Flecken im Gehirn.
Ursachen und Auslöser der TGA
Die Ursachen der TGA sind noch nicht vollständig geklärt. Man geht von einem multifaktoriellen Geschehen aus. Bei der Mehrheit der Patienten gehen Ereignisse der Symptomatik voraus, die möglicherweise als Auslöser infrage kommen. Dies sind emotional belastende Erlebnisse, körperliche Anstrengung, Geschlechtsverkehr oder ein Sprung ins kalte Wasser.
Behandlung und Prognose der TGA
Eine akute Therapie der TGA gibt es nicht. Das Wichtigste ist, die Betroffenen und die Angehörigen zu beruhigen und ihnen zu erklären, dass die Symptome vorübergehend sind und keine bleibenden Schäden hinterlassen. In der Regel bilden sich die Symptome langsam nach vier bis fünf Stunden zurück, maximal halten sie 24 Stunden an. Lediglich die Zeit während der Akutphase der TGA hinterlässt bei den Betroffenen eine Erinnerungslücke.
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