Treppensteigen nach Schlaganfall: Übungen und Rehabilitation

Ein Schlaganfall kann das Leben von einem Moment auf den anderen verändern und erhebliche körperliche Beeinträchtigungen verursachen. Viele Betroffene kämpfen mit Lähmungen, Muskelschwäche oder Koordinationsstörungen. Eine der häufigsten Folgeerscheinungen ist die Fußheberschwäche, die mit einem unrunden Gangbild und erhöhter Stolper- und Verletzungsgefahr einhergeht. Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist entscheidend für die Wiederherstellung der Mobilität, Kraft und Unabhängigkeit des Patienten. Dabei spielen gezielte Übungen, insbesondere das Treppensteigen, eine wichtige Rolle.

Medizinischer Hintergrund

Ein Schlaganfall tritt auf, wenn ein Gefäß im Gehirn verstopft oder platzt, wodurch bestimmte Hirnareale nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden. Dies führt zum Absterben betroffener Bereiche und zu Funktionsausfällen, die die Lebensqualität einschränken. Welche Funktionen ausfallen, hängt vom betroffenen Areal ab.

Fußheberschwäche nach Schlaganfall

Die Fußheberschwäche ist eine häufige Folge eines Schlaganfalls. Normalerweise gibt das zentrale Nervensystem die Absicht zu gehen unkompliziert an die Bein- und Fußmuskeln weiter. Bei Patienten mit Fußheberschwäche ist die Signalweitergabe gestört, sodass sie den Fuß nicht mehr koordiniert steuern können. Der Peroneusnerv in der Kniekehle, der normalerweise die Fußspitze beim Gehen hebt, wird nicht mehr erreicht. Dadurch hängt die Fußspitze des betroffenen Beines nach unten, was umgangssprachlich als Fallfuß bezeichnet wird.

Patienten mit Fallfuß oder Fußheberschwäche sind in ihrem Alltag massiv eingeschränkt. Jeder Schritt wird zur Kraftprobe, und selbst kleine Bodenwellen können gefährlich werden. Dies führt oft zu sozialer Isolation, da sich Betroffene ihrer Situation bewusst sind und unter neugierigen Blicken leiden.

Unbehandelt kann die Fußheberschwäche zu Schmerzen in Hüfte und Becken führen, da Patienten ihr Bein mithilfe einer kreisförmigen Hüftbewegung nach vorne schwingen, was die nicht betroffene Seite überlastet.

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Therapieansätze bei Fußheberschwäche

Üblicherweise ist es nicht möglich, einen Fallfuß komplett zu heilen, da die Nervenschäden durch den Schlaganfall zu schwerwiegend sind. Dennoch gibt es verschiedene Therapieansätze, um die Lebensqualität der Patienten deutlich zu verbessern.

Krankengymnastik

Krankengymnastik ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Der Therapeut erstellt einen individuellen Behandlungsplan, der auf die Einschränkungen des Betroffenen abgestimmt ist. Gezielte Übungen stärken die Muskeln und stimulieren die Nervenbahnen.

Orthesen

Sachkundig angefertigte Orthesen geben Halt und sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich. Textile Orthesen eignen sich für leichte Fälle, dynamische Orthesen aus Carbon unterstützen Patienten bei einem mittelstarken Funktionsverlust, und Silikonorthesen bieten guten Halt auch beim Training im Wasser. Eine ausführliche Beratung durch den Therapeuten oder im Fachhandel ist wichtig.

Funktionelle Elektrostimulation (FES)

Im Gegensatz zu klassischen Orthesen, die passiv ein Fallen des Fußes verhindern, setzt die Funktionelle Elektrostimulation (FES) auf moderne Technik. Eine Manschette am Unterschenkel sendet elektronische Impulse aus, die die an der Fußhebung beteiligten Muskeln aktivieren. Diese Technik verbessert Gang, Gleichgewicht und Bewegungsausmaß deutlich.

Weitere Hilfsmittel

Gehstock, orthopädische Schuhe oder bequeme Einlagen können ebenfalls helfen, das Gangbild zu verbessern.

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Zusätzliche Übungen für den Alltag

Patienten mit Fußheberschwäche können zusätzliche Übungen in ihren Alltag integrieren:

  • Rhythmisches Trommeln mit den Füßen auf dem Boden im Sitzen oder Stehen.
  • Versuchen, einen Stift mit den Zehen hochzuheben.
  • Ausfallschritte an der Wand, wobei der bewegungseingeschränkte Fuß hinten steht und die Ferse am Boden bleibt.

Rehabilitation nach Schlaganfall: Übungen und Unterstützung

Ein Schlaganfall kann erhebliche körperliche Beeinträchtigungen verursachen und die Fähigkeit des Patienten, alltägliche Aktivitäten auszuführen, stark einschränken. Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist entscheidend für die Wiederherstellung der Mobilität, Kraft und Unabhängigkeit des Patienten. Dabei spielen gezielte Übungen eine wichtige Rolle.

Physiotherapeutische Übungen

Physiotherapeutische Übungen sind ein wesentlicher Bestandteil der Schlaganfallrehabilitation. Sie zielen darauf ab, die Beweglichkeit, Kraft und Koordination des Patienten zu verbessern. Dazu gehören Übungen zur Stärkung der Muskulatur, zur Verbesserung der Gleichgewichtsfähigkeit und zur Förderung der Beweglichkeit der betroffenen Extremitäten.

Ergotherapeutische Übungen

Ergotherapeutische Übungen konzentrieren sich darauf, die Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit des Patienten im Alltag wiederherzustellen. Dazu gehören Übungen zur Feinmotorik, zur Selbstversorgung und zur Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten.

Gangschulung und Mobilitätsübungen

Nach einem Schlaganfall kann es zu Beeinträchtigungen beim Gehen und der Mobilität kommen. Die Wiedererlangung der Gehfähigkeit ist ein wichtiges Rehabilitationsziel. Hierbei können Übungen zur Gangschulung, Gleichgewichtstraining und Sturzprophylaxe helfen.

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Sprach- und Schluckübungen

Schlaganfälle können auch zu Beeinträchtigungen der Sprache und des Schluckens führen. Die Wiedererlangung der Sprach- und Schluckfähigkeit ist daher ein wichtiger Bestandteil der Rehabilitation. Hierbei können gezielte Übungen zur Verbesserung der Aussprache, des Sprachverständnisses und der Schluckfunktion helfen.

Psychosoziale Unterstützung und Motivation

Neben den rein körperlichen Übungen ist auch die psychosoziale Unterstützung und Motivation des Patienten von großer Bedeutung.

PNF (Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation)

PNF ist eine bewährte Methode in der Physiotherapie, die darauf abzielt, natürliche Bewegungsmuster wiederherzustellen, indem das Zusammenspiel zwischen Muskeln, Nerven und Gehirn gezielt gefördert wird.

Was ist PNF?

PNF steht für Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation. Der Grundgedanke ist, dass der Körper über bestimmte Bewegungsmuster verfügt, die tief im Nervensystem verankert sind. PNF hilft, diese Muster wieder zu aktivieren, indem gezielt Muskeln, Nerven und Gelenke stimuliert werden.

Wie funktioniert PNF?

Der Therapeut arbeitet mit gezielten Widerständen, Dehnungen und Bewegungsanweisungen, um das Zusammenspiel zwischen Muskeln und Nervensystem zu verbessern. Bewegungen werden nicht isoliert trainiert, sondern in komplexen, natürlichen Abläufen. Das Ziel ist es, die Gehirn-Muskel-Verbindung zu reaktivieren, sodass Betroffene Bewegungen wieder bewusster und sicherer ausführen können.

Probleme von Schlaganfallpatienten

Nach einem Schlaganfall fühlen sich viele Betroffene fremd im eigenen Körper. Häufige Bewegungseinschränkungen sind Halbseitenlähmung (Hemiparese), Spastiken und Muskelsteifigkeit, Koordinationsprobleme und Gleichgewichtsstörungen. Standardübungen reichen oft nicht aus, da das Nervensystem anders arbeitet als zuvor.

PNF bei Schlaganfall

PNF setzt an der Verbindung zwischen Nerven und Muskeln an. Nach einem Schlaganfall sind diese Verbindungen oft gestört. Mit PNF werden diese Verbindungen systematisch neu trainiert.

Prinzip der diagonalen Bewegungsmuster

Der menschliche Körper bewegt sich nicht in starren Linien, sondern in komplexen, oft diagonalen Mustern. PNF nutzt genau diese natürlichen Bewegungsabläufe und trainiert sie gezielt.

Die Rolle des Therapeuten

Ein PNF-Therapeut führt Bewegungen an, setzt gezielt Widerstand ein, nutzt taktile Reize und gibt verbale Anweisungen, um Bewegungen bewusster zu machen und die Steuerung zu verbessern.

Wichtige PNF-Techniken

  • Rhythmic Initiation (Ruhige Bewegungseinleitung): Für Patienten mit sehr eingeschränkter Beweglichkeit oder Angst vor Bewegungen.
  • Repeated Contractions (Wiederholte Muskelaktivierung): Kräftigung geschwächter Muskeln, insbesondere wenn Bewegungen schnell ermüden.
  • Hold-Relax (Anspannen und Entspannen zur Spastiklösung): Reduzierung von Muskelverspannungen und Spastiken.
  • Contract-Relax (Verbesserung der Bewegungsreichweite): Mehr Beweglichkeit für Gelenke, die sich steif anfühlen.
  • Stabilisierungstechniken (Gleichgewicht und Kontrolle verbessern): Sicherer stehen, gehen und greifen.

PNF in der Praxis: Ein typischer Therapieablauf

Jede Sitzung ist dynamisch und aktiv. Der Therapeut führt die Bewegung zunächst sanft an, danach setzt er gezielt Widerstände oder gibt Impulse, um den Muskel aktiv zu fordern. Der Patient arbeitet aktiv mit, indem er sich gegen den Widerstand bewegt oder bestimmte Spannungen hält.

PNF-Übungen zu Hause

Einige PNF-Techniken lassen sich zu Hause anwenden, allerdings mit Einschränkungen. Da PNF auf gezielten Widerständen, Impulsen und präzisen Bewegungsmustern basiert, ist es idealerweise eine Therapie, die unter Anleitung durchgeführt wird.

PNF-Übungen für den Alltag

  • Diagonale Armbewegungen: Den Arm aus einer tiefen Position schräg nach oben führen.
  • Fußheben gegen Widerstand: Beim Sitzen ein Theraband um den Fuß legen und den Fuß aktiv anziehen.
  • Kreuzkoordination: Beim Gehen bewusst Arm- und Beinbewegungen betonen.

Unterstützung durch Angehörige

Angehörige können helfen, indem sie Bewegungen sanft führen, den Patienten zum aktiven Mitmachen ermutigen und den Fortschritt beobachten und Feedback an den Therapeuten geben.

Treppensteigen als Teil der Rehabilitation

Das Treppensteigen ist eine alltägliche und oft herausfordernde Aufgabe, die für Schlaganfallpatienten eine besondere Bedeutung hat.

Therapietreppe DST 8000

Die Therapietreppe DST 8000 ist ein medizinisches Trainings- und Rehabilitationsgerät, das speziell für das Üben des Treppensteigens entwickelt wurde.

Anpassungsfähigkeit und Modularität

Die Möglichkeit, verschiedene Stufenhöhen zu nutzen, ermöglicht eine individuelle Anpassung des Trainings an die Bedürfnisse und den Fortschritt der Patient:innen. Der modulare Aufbau erlaubt es, die Treppe für verschiedene Therapieziele und Patient:innengruppen zu konfigurieren.

Förderung der Mobilität und Unabhängigkeit

Das Üben auf der Therapietreppe hilft Patient:innen, das Treppensteigen sicher wiederzuerlernen, was ihre Mobilität verbessert und zur Wiedererlangung der Selbstständigkeit im Alltag beiträgt.

Stärkung der Beinmuskulatur

Durch das wiederholte Treppensteigen wird die Beinmuskulatur gestärkt, was zur Stabilisierung der Gelenke und Verbesserung des Gangbildes beiträgt.

Sicherheitsmerkmale

Die verstellbaren Handläufe bieten zusätzlichen Halt und Sicherheit, was besonders wichtig für ältere oder schwächere Patient:innen ist.

Einsatz bei neurologischen Erkrankungen

Die Therapietreppe kann bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen eingesetzt werden, insbesondere nach einem Schlaganfall, um die verlorengegangene Gehfähigkeit, das Gleichgewicht und die Muskelkoordination wiederherzustellen.

Tipps für das Treppensteigen zu Hause

  • Handlauf: Ein Handlauf auf beiden Seiten der Treppe gibt mehr Sicherheit.
  • Treppenlift: Bei stärkerer Lähmung kann ein Treppenlift helfen.
  • Gleichgewicht: Regelmäßiges Üben des Gleichgewichts ist wichtig, um Stürze zu vermeiden.
  • Geduld: Das Wiedererlernen des Treppensteigens kann Monate oder Jahre dauern.

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