Neuralgie, der medizinische Fachbegriff für Nervenschmerz, kann das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Besonders die Trigeminusneuralgie, eine spezielle Form der Gesichtsschmerzen, ist für ihre heftigen und plötzlich auftretenden Schmerzattacken bekannt. Glücklicherweise gibt es neben konventionellen Behandlungsmethoden auch naturheilkundliche Ansätze, wie die Homöopathie, die eine sanfte Alternative oder Ergänzung darstellen können.
Was ist eine Trigeminusneuralgie?
Die Trigeminusneuralgie betrifft den Nervus trigeminus, den stärksten aller Hirnnerven, der für die sensible Versorgung des Gesichts zuständig ist. Er versorgt mit drei Ästen das Gesicht: Stirn- und Hornhaut, Wange und Oberlippe, obere und untere Zähne. Motorisch versorgt er die Kaumuskeln. Eine Schädigung oder Reizung dieses Nervs führt zu anfallsartigen, stechenden, brennenden und heftigen Schmerzen, die oft als Stromschläge empfunden werden. Die Schmerzattacken können durch äußere Reize wie Berührung, Kauen, Sprechen oder sogar Luftzüge ausgelöst werden.
Ursachen und Diagnose
Die Ursachen der Trigeminusneuralgie sind vielfältig. In vielen Fällen liegt ein pathologischer Gefäß-Nervenkontakt vor, bei dem ein Blutgefäß auf den Trigeminusnerv drückt. Seltenere Ursachen sind Tumoren der Schädelbasis oder entzündliche Erkrankungen wie Multiple Sklerose. Eine genaue Diagnose ist wichtig, um andere Ursachen für Gesichtsschmerzen auszuschließen. Dabei werden neurologische Untersuchungen durchgeführt, um die Funktion des Nervs zu prüfen und mögliche Gefühlsstörungen festzustellen.
Konventionelle Behandlungsmethoden
Die konventionelle Behandlung der Trigeminusneuralgie konzentriert sich in erster Linie auf die Linderung der Symptome. Häufig werden Medikamente wie Carbamazepin oder Oxcarbazepin eingesetzt, die eigentlich zur Behandlung von Epilepsie entwickelt wurden. Diese Antikonvulsiva können die Erregbarkeit der Nerven herabsetzen und so die Schmerzattacken reduzieren. Bei starken Schmerzen kommen auch Opioide zum Einsatz.
Wenn Medikamente nicht ausreichend wirken oder zu starke Nebenwirkungen verursachen, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Es gibt verschiedene operative Verfahren, wie die mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta, die perkutane Thermokoagulation nach Sweet oder die Radiochirurgie mit dem Gamma-Knife oder Cyber-Knife. Diese Eingriffe zielen darauf ab, den Druck auf den Nerv zu verringern oder die Schmerzfasern des Nervs zu veröden.
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Homöopathische Behandlung der Trigeminusneuralgie
Die Homöopathie bietet eine sanfte Alternative oder Ergänzung zur konventionellen Behandlung der Trigeminusneuralgie. Das Ziel der homöopathischen Behandlung ist es, die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen und die Schmerzen auf natürliche Weise zu lindern. Die Auswahl des passenden homöopathischen Mittels erfolgt individuell anhand der spezifischen Symptome und der Krankheitsgeschichte des Patienten.
Gelsemium comp. Hevert Tropfen
Ein häufig verwendetes homöopathisches Komplexmittel bei Nervenschmerzen ist Gelsemium comp. Hevert Tropfen. Die Tropfen enthalten eine Kombination aus verschiedenen naturheilkundlichen Wirkstoffen, darunter Eisenhut (Aconitum), Kockelskörner (Cocculus), Koloquinte (Colocynthis), Giftsumach (Rhus toxicodendron) und Wilder Jasmin (Gelsemium). Diese Wirkstoffe wirken zusammen, um Nervenschmerzen zu lindern, die Schmerzempfindung zu reduzieren und Entzündungen zu hemmen.
Gelsemium, der namensgebende Bestandteil von Gelsemium comp., ist ein wichtiges Mittel zur Behandlung von Nervenschmerzen. Der Inhaltsstoff Gelsenicin hat eine wissenschaftlich nachgewiesene entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung. Ein weiterer Inhaltsstoff, Koumin, mildert Nerven- und Entzündungsschmerzen.
Weitere homöopathische Mittel bei Trigeminusneuralgie
Neben Gelsemium comp. gibt es eine Reihe weiterer homöopathischer Mittel, die bei Trigeminusneuralgie in Frage kommen können. Die Wahl des richtigen Mittels hängt von den individuellen Symptomen des Patienten ab. Einige Beispiele sind:
- Spigelia anthelmia: Dieses Mittel wird häufig bei linksseitigen Gesichtsschmerzen eingesetzt, die sich über die Schläfen, das Auge, die Wange und bis in die Zähne ziehen. Die Schmerzen sind heftig und die gesamte Region ist sehr berührungsempfindlich.
- Magnesium phosphoricum: Dieses Mittel ist eine gute Option bei rechtsseitigen Gesichtsschmerzen, die sich durch Wärme bessern. Es ist ein bemerkenswertes Mittel für Neuralgien und Krämpfe.
- Hypericum: Dieses Mittel ist angezeigt, wenn die Nervenschmerzen durch eine Verletzung oder ein Trauma ausgelöst wurden. Es wirkt beruhigend und schmerzlindernd.
- Colocynthis: Dieses Mittel wird bei Neuralgien aller Art eingesetzt, insbesondere bei kolikartigen und einschießenden Schmerzen.
- Verbascum: Dieses Mittel ist ebenfalls hilfreich bei Trigeminusneuralgie.
Die Bedeutung der Individualisierung in der Homöopathie
In der Homöopathie ist es wichtig, das passende Mittel für den individuellen Patienten zu finden. Dabei werden nicht nur die Art und Lokalisation der Schmerzen berücksichtigt, sondern auch die Begleitsymptome, die Auslöser und dieModalitäten (was die Schmerzen bessert oder verschlimmert). Ein erfahrener Homöopath wird sich Zeit nehmen, um die Krankheitsgeschichte des Patienten genau zu erfassen und das am besten geeignete Mittel auszuwählen.
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Weitere naturheilkundliche Behandlungsansätze
Neben der Homöopathie gibt es noch weitere naturheilkundliche Behandlungsansätze, die bei Trigeminusneuralgie unterstützend eingesetzt werden können:
- Akupunktur: Die Akupunktur kann helfen, Schmerzen zu lindern und die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen.
- Neuraltherapie: Bei der Neuraltherapie werden Lokalanästhetika in bestimmte Akupunkturpunkte oderTriggerpunkte gespritzt, um Schmerzen zu lindern und Blockaden zu lösen.
- Pflanzliche Schmerzmittel: Einige pflanzliche Mittel, wie Johanniskrautöl oder Capsaicin-Salbe, können äußerlich angewendet werden, um Schmerzen zu lindern.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse kann dazu beitragen, Entzündungen im Körper zu reduzieren und die Nervenfunktion zu unterstützen. Ingwer hat sich ebenfalls als hilfreich erwiesen.
- Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen und die Schmerzintensität zu verringern.
- Physiotherapie: Die klassische Physiotherapie spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Neuralgien. Durch Mobilisierung und Muskelaufbau können Schwächen in der Muskulatur und Instabilitäten kompensiert werden. Sensomotorische-funktionelle Einzelbehandlungen können die Oberflächen- und Tiefensensibilität günstig modulieren. Hierdurch können auch Schmerzverarbeitung sowie Schmerztrigger positiv beeinflusst werden.
Hausmittel und Selbsthilfe
Zusätzlich zu den professionellen Behandlungen können Betroffene auch selbst einiges tun, um die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern:
- Vermeiden von Triggern: Es ist wichtig, die individuellen Auslöser für die Schmerzattacken zu identifizieren und zu vermeiden.
- Ruhe und Entspannung: Während einer akuten Schmerzphase ist es wichtig, sich auszuruhen und zu entspannen.
- Wärme- oder Kälteanwendungen: Einige Patienten empfinden Wärme als wohltuend, während andere Kälte bevorzugen. Hier gilt es, herauszufinden, was individuell am besten hilft.
- Vermeiden von Alkohol und Nikotin: Alkohol und Nikotin können die Nerven reizen und Schmerzattacken begünstigen.
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, Stress abzubauen und die Durchblutung zu fördern.
- Soziale Kontakte: Es ist wichtig, soziale Kontakte zu pflegen und sich nicht von den Schmerzen isolieren zu lassen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Bei Verdacht auf Trigeminusneuralgie sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen, um die Ursache der Schmerzen abzuklären und eine geeignete Behandlung einzuleiten. Auch wenn die Schmerzen bereits behandelt werden, ist es wichtig, regelmäßig den Arzt aufzusuchen, um den Therapieverlauf zu überwachen und die Behandlung gegebenenfalls anzupassen.
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