Trigeminusneuralgie nach Wurzelbehandlung: Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Trigeminusneuralgie ist eine äußerst schmerzhafte Erkrankung, die den Trigeminusnerv betrifft, einen der größten Nerven im Gesicht. Dieser Nerv verläuft in drei Ästen und versorgt Stirn, Wangen und Kinn. Wenn dieser Nerv gereizt oder komprimiert wird, kann dies zu starken Schmerzen führen. Diese Schmerzen treten in der Regel einseitig auf und werden oft als „elektrische Schläge“ beschrieben, die plötzlich und ohne Vorwarnung auftreten können. Häufig wird die Erkrankung mit Zahnschmerzen verwechselt, da die Schmerzen auch im Bereich der Zähne auftreten können.

Symptome der Trigeminusneuralgie

Die Symptome der Trigeminusneuralgie sind meist sehr eindeutig. Betroffene berichten oft von starken, plötzlich einsetzenden Schmerzen, die Sekunden bis Minuten anhalten können. Diese Schmerzen treten in der Regel an einer Seite des Gesichts auf und betreffen die Bereiche, die vom Trigeminusnerv versorgt werden: Stirn, Wangen oder Kinn. Ein weiteres Kennzeichen ist, dass Schmerzen durch alltägliche Aktivitäten wie Sprechen, Kauen oder sogar durch Berührungen ausgelöst werden können. Das Klicken oder Knacken im Kiefergelenk ist auch ein häufiges Symptom, das mit den Schmerzattacken einhergehen kann.

Da die Trigeminusneuralgie Symptome häufig mit Zahnschmerzen verwechselt werden, ist es wichtig, einen Spezialisten aufzusuchen, um die genaue Ursache der Schmerzen festzustellen. In manchen Fällen können Zahnschmerzen tatsächlich durch die Erkrankung verursacht werden, insbesondere wenn die Schmerzen im Bereich der Zähne und des Kiefers auftreten.

Abgrenzung zu Zahnschmerzen

Obwohl beide Schmerzarten im Gesichtsbereich auftreten, unterscheiden sie sich in ihrer Ursache, ihrem Verlauf und der Schmerzcharakteristik deutlich. Zahnschmerzen sind meist ein lokales Warnsignal, vergleichbar mit einem Rauchmelder, der direkt dort Alarm schlägt, wo etwas nicht stimmt: etwa bei Karies, einer Entzündung oder einem beschädigten Zahn. Die Trigeminusneuralgie gleicht eher einem „Kurzschluss im Nervensystem“ - der Schmerz kommt plötzlich, heftig und oft ohne sichtbaren Auslöser. Betroffene beschreiben ihn wie Stromstöße oder Messerstiche, die in Sekundenschnelle einschießen. Trotz unterschiedlicher Ursachen kann die Unterscheidung schwierig sein - vor allem, wenn der Schmerz im Bereich von Ober- oder Unterkiefer auftritt. Umso wichtiger ist eine präzise Diagnostik durch zahnärztliche und neurologische Fachärztinnen und Fachärzte.

Ursachen der Trigeminusneuralgie

Die genauen Ursachen der Erkrankung sind noch nicht vollständig erforscht. Es gibt jedoch einige Faktoren, die das Risiko erhöhen können. In vielen Fällen liegt eine Kompression des Trigeminusnervs vor. Dies geschieht häufig durch ein Blutgefäß, das auf den Nerv drückt und so die Nervenfasern irritiert. Diese Reizung führt zu den charakteristischen Schmerzen. Eine weitere mögliche Ursache für die Entstehung der Erkrankung sind Multiple Sklerose (MS) und andere Komplexitäten, die die Nervenhüllen schädigen. Auch Stress kann zu einer Verspannung der Muskulatur im Kieferbereich führen, wodurch die Nerven zusätzlich gereizt werden und das Risiko für die Entwicklung der Krankheit erhöht wird.

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Es gibt auch Hinweise darauf, dass Zahnbehandlungen, wie z. B. das Ziehen von Zähnen oder Operationen, in einigen Fällen die Entwicklung einer der Erkrankung begünstigen können. Eine Zahnwurzelentzündung oder Zahnschmerzen können ebenfalls mit den Symptomen der Trigeminusneuralgie verwechselt werden, was eine genaue Diagnose umso wichtiger macht.

Trigeminusneuralgie nach Wurzelbehandlung

Mitunter kann eine Zahnarztbehandlung, z. B. durch eine Wurzelbehandlung, eine Trigeminusneuropathie hervorrufen. Hierbei werden die Nervenfasern des Trigeminusnervs direkt beschädigt. Der Schmerzcharakter unterscheidet sich aber von der Trigeminusneuralgie. Es besteht meist ein brennender oder nadelstichartiger Dauerschmerz. Zusätzliche blitzartige Schmerzattacken sind möglich, fehlen aber meist.

Weitere mögliche Ursachen

  • Kieferostitis (NICO/FDOK): Eine der Ursachen für eine Entzündung des Trigeminusnervs könnte eine Kieferostitis sein, auch FDOK oder NICO genannt. Dabei handelt es sich um chronische entzündliche Prozesse im Kieferknochen, bei denen sich die knöchernen Strukturen des Ober- oder Unterkiefers unbemerkt auflösen und sich dementsprechend Hohlräume bzw. Löcher bilden. Diese Entzündungen und im fortgeschrittenen Stadium die Hohlräume, sind auf herkömmlichen 2D Röntgenbildern nicht oder kaum zu erkennen und können deshalb oftmals nicht diagnostiziert werden. Nur mit speziellen Messgeräten und Methoden kann die Kieferostitis festgestellt und eine gesicherte Diagnose abgegeben werden.

  • Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD): Aus Sicht der Zahnmedizin gelten auch Funktionsstörungen im Zahn- und Kieferbereich (CMD) als Risikofaktor für Gesichtsschmerzen. Eine Studie belegt den eindeutigen Zusammenhang zwischen Trigeminusneuralgie und Kaufunktionsstörungen. Bei der Hälfte der untersuchten Patienten mit den typischen Gesichtsschmerzen lag eine falsche Okklusion im Seitenzahnbereich vor. In 70% dieser Fälle konnten also die Backenzähne aufgrund von zu niedrigem Zahnersatz oder nicht korrekter kieferorthopädischer Behandlung, nicht mehr harmonisch ineinandergreifen.

  • Andere Erkrankungen: In selteneren Fällen kann die Trigeminusneuralgie auch als Folge eines Tumors, von Gefäßmissbildungen oder Multipler Sklerose auftreten.

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Triggerfaktoren

Die Schmerzattacken können spontan - also ganz ohne Auslöser - auftreten. Meist werden sie aber durch bestimmte äußere Reize hervorgerufen, z. B. durch:

  • Berührungen im Gesicht
  • Essen
  • Sprechen
  • Zähneputzen
  • Rasieren
  • Luftzug
  • Kälte
  • Stress

Diagnose der Trigeminusneuralgie

Die Diagnose einer Trigeminusneuralgie ist wegen der typischen Beschwerden meist recht leicht zu stellen. Um festzustellen, welche der 3 Erkrankungsformen vorliegt, ist eine MRT-Untersuchung erforderlich. Hierbei werden die Ursachen einer sekundären Trigeminusneuralgie, z. B. eine Multiple Sklerose oder ein Tumor abgeklärt. Sind die Schmerzen weniger typisch, sind weitere Untersuchungen notwendig, um andere Schmerzursachen auszuschließen.

Differenzialdiagnosen

Es ist wichtig, andere mögliche Ursachen für Gesichtsschmerzen auszuschließen, wie z.B.:

  • Zahnschmerzen
  • Kopfschmerzen (z.B. Migräne)
  • Kiefergelenksprobleme
  • Atypischer Gesichtsschmerz
  • Brennendes Mundsyndrom

Behandlung der Trigeminusneuralgie

Die Behandlung bei Trigeminusneuralgie richtet sich nach der Schwere der Symptome und den zugrunde liegenden Ursachen. In den meisten Fällen wird eine medikamentöse Therapie angewendet. Zu den Medikamenten bei Trigeminusneuralgie gehören insbesondere Antikonvulsiva wie Carbamazepin oder Oxcarbazepin. Sie lindern die Schmerzen lindern, indem sie die übermäßige elektrische Aktivität im Nervensystem dämpfen.

Eine andere Möglichkeit der Behandlung ist die operative Therapie, falls Medikamente nicht ausreichend wirken. Die Trigeminusneuralgie‒OP kann eine mikrovaskuläre Dekompression beinhalten, bei der das Blutgefäß, das auf den Nerv drückt, entfernt oder umgeleitet wird. In manchen Fällen wird auch eine Perkutanen Rhizotomie durchgeführt, bei der das betroffene Nervengewebe gezielt zerstört wird, um die Schmerzübertragung zu blockieren.

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Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Behandlung ist die physikalische Therapie. Gezielte physiotherapeutische Übungen können dazu beitragen, die Muskulatur im Kieferbereich zu entspannen und die Schmerzen zu lindern. Auch eine Zahnschiene kann zur Entlastung des Kiefergelenks und zur Verringerung des Zähneknirschens eingesetzt werden.

Wenn die Trigeminusneuralgie durch Stress ausgelöst wird, können auch Entspannungstechniken oder Psychotherapie hilfreich sein, um den Stress abzubauen und die Symptome zu lindern.

Medikamentöse Therapie

  • Antikonvulsiva: Carbamazepin und Oxcarbazepin sind die am häufigsten verwendeten Medikamente zur Behandlung der Trigeminusneuralgie. Sie reduzieren die Nervenaktivität und können die Schmerzen lindern.
  • Andere Medikamente: In einigen Fällen können auch andere Medikamente wie Baclofen, Gabapentin oder Pregabalin eingesetzt werden.
  • Schmerzmittel: Übliche Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol sind bei Trigeminusneuralgie meist nicht wirksam.

Operative Therapie

  • Mikrovaskuläre Dekompression (MVD): Bei dieser Operation wird der Nerv von dem Blutgefäß befreit, das auf ihn drückt. Die MVD ist eine der wirksamsten Behandlungen der Trigeminusneuralgie.
  • Perkutane Rhizotomie: Bei dieser Behandlung werden die Nervenfasern, die die Schmerzen verursachen, gezielt zerstört. Es gibt verschiedene Arten der perkutanen Rhizotomie, z.B. die Radiofrequenz-Rhizotomie, die Glycerol-Rhizotomie und die Ballonkompression.
  • Gamma-Knife-Bestrahlung: Bei dieser Behandlung wird der Nerv mit hochdosierter Strahlung bestrahlt, um die Schmerzübertragung zu reduzieren.

Weitere Behandlungsansätze

  • Physiotherapie: Gezielte physiotherapeutische Übungen können helfen, die Muskulatur im Kieferbereich zu entspannen und die Schmerzen zu lindern.
  • Zahnschiene: Eine Zahnschiene kann zur Entlastung des Kiefergelenks und zur Verringerung des Zähneknirschens eingesetzt werden.
  • Psychotherapie: Wenn die Trigeminusneuralgie durch Stress ausgelöst wird, können auch Entspannungstechniken oder Psychotherapie hilfreich sein, um den Stress abzubauen und die Symptome zu lindern.
  • Akupunktur: Ob Akupunktur hilft, ist nicht sicher bewiesen. Es gibt einige kleine Studien, die belegen, dass die Akupunktur eine wirksame und sichere Behandlungsoption sein kann. Hochwertige Studien, die diese Ergebnisse bestätigen, stehen jedoch aus.
  • Hausmittel: Einige Betroffene berichten von einer Linderung der Schmerzen durch Hausmittel wie Kamillentee, Pfefferminzöl oder Johanniskrautöl.

Prognose der Trigeminusneuralgie

Die Behandlung kann in vielen Fällen erfolgreich sein, vor allem, wenn die Krankheit frühzeitig erkannt wird. Es ist wichtig, dass Sie professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie unter den typischen Symptomen der Erkrankung leiden.

Die Aussichten bei Trigeminusneuralgie sind sehr unterschiedlich. Manche Patient*innen erleben nur eine Schmerzepisode im Leben. Andere sind für Wochen, Monate oder Jahre schmerzfrei, bis erneute Episoden auftreten.

Wichtige Hinweise für Betroffene

  • Schmerztagebuch: Sinnvoll ist ein Tagebuch, in dem Häufigkeit, Dauer und Intensität der Schmerzen erfasst werden. Auch notiert werden weitere Auffälligkeiten wie Empfindungsstörungen zwischen den Attacken oder erkennbare Schmerzauslöser. Das kann helfen, den Therapieerfolg zu beurteilen, die Alltagseinschränkungen einzuschätzen und die Erkrankung langfristig besser zu managen.
  • Stress vermeiden: Stress kann die Symptome der Trigeminusneuralgie verschlimmern. Versuchen Sie, Stress abzubauen, z.B. durch Entspannungsübungen, Yoga oder Meditation.
  • Trigger vermeiden: Achten Sie auf Triggerfaktoren, die Schmerzattacken auslösen, und vermeiden Sie diese.
  • Regelmäßige Kontrollen: Gehen Sie regelmäßig zu Ihrem Arzt oder Zahnarzt, um den Verlauf der Erkrankung zu kontrollieren und die Behandlung anzupassen.

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