Die tuberkulöse Meningitis ist eine Form der Hirnhautentzündung, die durch das Bakterium Mycobacterium tuberculosis verursacht wird. Sie tritt meist im Sekundärstadium einer Tuberkulose auf und betrifft vor allem Jugendliche, Erwachsene und Menschen mit Immunschwächekrankheiten. Unbehandelt verläuft diese Form der Meningitis tödlich.
Einleitung
Die Meningitis, eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute (Pia mater, Arachnoidea, Dura mater), kann durch verschiedene Erreger und Reize ausgelöst werden. In Deutschland sind häufig Bakterien wie Meningokokken, Pneumokokken, Listerien oder Haemophilus influenzae sowie Viren wie Masernviren, Herpesviren oder Epstein-Barr-Viren die Ursache. Meningitiden treten in jedem Alter auf, betreffen jedoch besonders häufig Kinder. Die tuberkulöse Meningitis wird durch Mycobacterium tuberculosis verursacht und tritt im Sekundärstadium einer Tuberkulose auf.
Diagnostik
Bei Verdacht auf Meningitis sind Blut- und Liquoranalysen unerlässlich. Im Blut werden entzündungstypische Veränderungen wie erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit, Leukozytenanzahl, C-reaktives Protein, Procalcitonin und Interleukin-6 festgestellt. Bei bakterieller Meningitis sind eine Leukozytose mit Neutrophilie und Linksverschiebung sowie erhöhte CRP- und Procalcitoninkonzentrationen zu erwarten. Zusätzlich wird eine Blutkultur angelegt.
Der Liquor wird mittels Lumbalpunktion untersucht. Beurteilt werden Zellzahl und Zelldifferenzierung, Proteingehalt, Grampräparat, Glucose und Laktat. Zudem wird eine Liquorkultur bebrütet. Wenn mit einer Antibiose vor der ersten Liquorpunktion begonnen werden muss, sollte zunächst ein Latexagglutinationstest erfolgen, um Bakterien wie Meningokokken, Pneumokokken und Haemophilus influenzae über einen Antigennachweis im Nativliquor nachzuweisen.
Liquorbefunde bei tuberkulöser Meningitis
Bei tuberkulöser Meningitis zeigt der Liquor folgende Befunde:
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- Flüssigkeit: klar, aber mit weiß-gelblichen, schleierartigen Gerinnseln (Spinngewebsgerinnsel)
- Glucose: erniedrigt
- Protein: erhöht
- Laktat: erhöht (> 2,5 mmol/l)
- Zellzahl: erhöht (30 bis 500)
- Zelldifferenzierung: Lymphozytose, Monozytose, Granulozytose (buntes Bild)
Therapie
Die Behandlung der tuberkulösen Meningitis umfasst eine Kombinationstherapie mit verschiedenen Tuberkulosemitteln und Kortikosteroiden.
Antibiotische Therapie
Die Empfehlungen der S2k-Leitlinie zur Therapie der Tuberkulose durch das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e.V. im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. sind maßgebend. Da bei Unverträglichkeit oder Resistenz von Standardsubstanzen eine Kombinationstherapie mit vier wirksamen Tuberkulosemitteln durchgeführt werden sollte, können neben einer parenteralen Gabe auch ausschließlich oral verfügbare Mittel wie Pyrazinamid (PZA), Para-Aminosalicylsäure (PAS), Bedaquilin oder Delamanid appliziert werden.
Adjuvante Therapie mit Kortikosteroiden
Bei der tuberkulösen Meningitis verbessert die adjuvante Gabe von Dexamethason oder Prednisolon die Behandlungsergebnisse. Ein gebräuchliches Schema für Erwachsene und Jugendliche in den Stadien II und III umfasst intravenös verabreichtes Dexamethason in absteigender Dosierung über vier Wochen, gefolgt von oralem Dexamethason über weitere vier Wochen mit Reduzierung der täglichen Dosis um 1 mg pro Woche. Im Stadium I wird intravenös Dexamethason in absteigender Dosierung über zwei Wochen verabreicht, gefolgt von oralem Dexamethason in absteigender Dosierung über vier Wochen. Alternativ kann ein Prednisolon-Regime beginnend mit 60-80 mg/Tag absteigend für 4-6 Wochen erwogen werden.
Weitere unterstützende Maßnahmen
Zur Thrombose-Prophylaxe wird eine „Low-dose-Heparinisierung“ und zur Magenprotektion die Applikation von Protonenpumpen-Inhibitoren empfohlen.
Prophylaxe
Die Vorbeugung von Tuberkulose umfasst verschiedene Maßnahmen, insbesondere die Früherkennung und Behandlung von Infektionen sowie Impfungen in Risikogebieten.
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Epidemiologie
Weltweit sind keine genauen Zahlen zur Inzidenz der tuberkulösen Meningitis bekannt. Die Inzidenz der Tuberkulose liegt in Deutschland bei etwa 5/100.000 Einwohner pro Jahr. Migrationsbewegungen aus Ländern mit höheren Tuberkuloseinzidenzen beeinflussen die epidemiologische Situation in Deutschland.
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