Hirntumoren sind eine Gruppe von Erkrankungen, die viele Menschen mit Angst erfüllen. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass nicht jeder Hirntumor bösartig ist. Die Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen variieren stark je nach Art des Tumors, seinem Wachstumsverhalten und seiner Lage im Gehirn. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Hirntumoren, ihre Klassifizierung, Behandlungsmöglichkeiten und die neuesten Fortschritte in der Forschung.
Arten von Hirntumoren
Es gibt zahlreiche Arten von Hirntumoren, die sich in ihrem Ursprung, ihrer Aggressivität und ihrer Behandlung unterscheiden. Grundsätzlich lassen sich Hirntumoren in zwei Hauptgruppen einteilen:
- Gutartige Hirntumoren: Diese Tumoren wachsen langsam und sind in der Regel gut abgrenzbar. Sie können durch eine Operation oft vollständig entfernt und geheilt werden. Ein typisches Beispiel für einen gutartigen Hirntumor sind Meningeome, die von den Hirnhäuten ausgehen.
- Bösartige Hirntumoren: Diese Tumoren wachsen schnell und infiltrieren das umliegende Hirngewebe. Sie sind schwer zu behandeln und oft unheilbar. Zu den bösartigen Hirntumoren gehören Gliome, insbesondere Glioblastome, sowie Astrozytome Grad 4.
Gliome: Tumoren des Hirngewebes
Gliome sind eine Gruppe von Hirntumoren, die aus entarteten Gliazellen entstehen. Gliazellen sind Stützzellen des Gehirns, die Nervenzellen unterstützen und versorgen. Je nach Art der Gliazelle, aus der der Tumor entsteht, werden verschiedene Arten von Gliomen unterschieden:
- Astrozytome: Diese Tumoren entstehen aus Astrozyten, einer bestimmten Art von Gliazellen. Das Glioblastom ist ein besonders aggressives Astrozytom und der häufigste bösartige Hirntumor bei Erwachsenen.
- Oligodendrogliome: Diese Tumoren entstehen aus Oligodendrozyten, die für die Bildung der Markscheiden der Nervenzellen verantwortlich sind.
- Ependymome: Diese Tumoren entstehen aus Ependymzellen, die die inneren Hirnkammern auskleiden.
Hirnmetastasen: Absiedlungen anderer Krebserkrankungen
Hirnmetastasen sind Absiedlungen von Krebszellen, die von einem Primärtumor an anderer Stelle im Körper in das Gehirn gestreut haben. Sie sind häufiger als primäre Hirntumoren und stellen eine besondere Herausforderung in der Behandlung dar. Häufige Primärtumoren, die zu Hirnmetastasen führen, sind Lungenkrebs, Brustkrebs, Melanome und Nierenzellkarzinome.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen für die Entstehung von Hirntumoren sind bis heute nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch einige Risikofaktoren, die das Risiko erhöhen können:
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- Genetische Faktoren: Bestimmte erbliche Krankheitsbilder, wie das Lynch- oder Li-Fraumeni-Syndrom, Neurofibromatose oder Tuberöse Sklerose, erhöhen das Risiko für Hirntumoren.
- Strahlenexposition: Eine Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich oder des Schädels kann das Risiko für Hirntumoren erhöhen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen.
- Familiäre Vorbelastung: Bei Patienten, die jung an einem Hirntumor erkranken, ist das Risiko für Verwandte ersten Grades ebenfalls leicht erhöht.
- Ionisierende Strahlung: Es gibt Hinweise darauf, dass ionisierende Strahlung in hoher Dosis, wie sie zum Beispiel bei der Strahlentherapie für andere Tumoren im Kopfbereich eingesetzt wird, das Risiko erhöht, an einem Gehirntumor zu erkranken.
Es gibt keine überzeugenden Beweise dafür, dass Lebens- und Ernährungsgewohnheiten, Stress oder die Nutzung von Mobiltelefonen die Entstehung von Hirntumoren beeinflussen.
Symptome von Hirntumoren
Die Symptome von Hirntumoren sind vielfältig und hängen von der Größe, Lage und Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors ab. Einige häufige Symptome sind:
- Kopfschmerzen: Insbesondere morgendliche Kopfschmerzen, die sich im Laufe des Tages verschlimmern und sich mit Schmerzmitteln nur schlecht behandeln lassen.
- Epileptische Anfälle: Krampfanfälle können neu auftreten, wenn gesundes Hirngewebe in den Randbereichen des Hirntumors erregt wird.
- Neurologische Ausfälle: Lähmungen, Empfindungsstörungen, Sehstörungen, Sprachstörungen oder Gleichgewichtsstörungen können auftreten, je nachdem, welche Hirnregion betroffen ist.
- Übelkeit und Erbrechen: Insbesondere morgendliche Übelkeit und Erbrechen können auf einen erhöhten Hirndruck hinweisen.
- Verhaltensänderungen: Persönlichkeitsveränderungen, Reizbarkeit, Müdigkeit, Erschöpfung oder Antriebslosigkeit können auftreten, wenn der Tumor bestimmte Hirnregionen beeinträchtigt.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome auch andere Ursachen haben können. Bei Verdacht auf einen Hirntumor sollte jedoch umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Diagnose von Hirntumoren
Die Diagnose von Hirntumoren erfolgt in der Regel in mehreren Schritten:
- Anamnese und neurologische Untersuchung: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten und führt eine umfassende neurologische Untersuchung durch, um mögliche Ausfälle festzustellen.
- Bildgebende Verfahren: Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist das Standardverfahren zur Diagnose von Hirntumoren. Sie ermöglicht eine detaillierte Darstellung des Gehirns und kann Tumoren in der Regel gut erkennen. In einigen Fällen kann auch eine Computertomographie (CT) oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET) eingesetzt werden.
- Biopsie: Um die Art des Tumors und seinen WHO-Grad zu bestimmen, ist in der Regel eine Biopsie erforderlich. Dabei wird eine Gewebeprobe des Tumors entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Die Biopsie kann während einer Operation oder durch eine stereotaktische Biopsie erfolgen.
Behandlung von Hirntumoren
Die Behandlung von Hirntumoren ist komplex und erfordert einen multidisziplinären Ansatz. Die wichtigsten Behandlungsmethoden sind:
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- Operation: Ziel der Operation ist es, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen, ohne das umliegende gesunde Hirngewebe zu schädigen. In einigen Fällen ist eine vollständige Entfernung jedoch nicht möglich, insbesondere wenn der Tumor in wichtigen Hirnregionen liegt oder sich diffus ausbreitet.
- Strahlentherapie: Die Strahlentherapie wird eingesetzt, um verbliebene Tumorzellen nach der Operation abzutöten oder um Tumoren zu behandeln, die nicht operiert werden können.
- Chemotherapie: Die Chemotherapie wird eingesetzt, um das Wachstum von Tumorzellen zu hemmen oder sie abzutöten. Sie kann in Kombination mit einer Operation und Strahlentherapie eingesetzt werden.
- Zielgerichtete Therapie: Die zielgerichtete Therapie setzt Medikamente ein, die spezifisch auf bestimmte Eigenschaften der Tumorzellen abzielen, wie z.B. Mutationen. Ein Beispiel hierfür ist das Medikament Vorasidenib, das spezifische Hirntumor-Mutationen blockiert.
- Immuntherapie: Die Immuntherapie zielt darauf ab, das körpereigene Immunsystem zu aktivieren, um Krebszellen zu bekämpfen. Es gibt verschiedene Ansätze der Immuntherapie, wie z.B. die Verwendung von Peptiden, RNA oder Zellen mit spezifischen Rezeptoren.
- Tumor Treating Fields (TTF): TTF sind elektrische Felder, die die Zellteilung der Tumorzellen stören. Sie werden über Klebepads auf der Kopfhaut angewendet und können in Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt werden.
Die Wahl der Behandlungsmethode hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Art des Tumors, seinem WHO-Grad, seiner Lage, dem Alter und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten.
Neue Behandlungsansätze
Die Forschung im Bereich der Hirntumoren hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Es gibt eine Reihe von vielversprechenden neuen Behandlungsansätzen, die derzeit in klinischen Studien untersucht werden:
- Vorasidenib: Dieses Medikament blockiert spezifische Hirntumor-Mutationen und hat in klinischen Studien positive Ergebnisse gezeigt. Es hat in den USA bereits eine beschleunigte Zulassung erhalten und könnte ab 2024 in Deutschland verfügbar sein.
- Immuntherapie: Verschiedene Ansätze der Immuntherapie werden derzeit untersucht, um das körpereigene Immunsystem zur Bekämpfung von Hirntumoren zu aktivieren.
- Störung der Tumorkommunikation: Forscher haben herausgefunden, dass Tumorzellen miteinander kommunizieren und Netzwerke bilden, die das Wachstum und die Widerstandskraft des Tumors fördern. Es werden Medikamente entwickelt, die diese Kommunikation stören und den Tumor für andere Therapien empfindlicher machen sollen.
- Hirngängige Medikamente: Ein weiterer Ansatz ist ein PI3K/mTOR-Inhibitor, der hirngängig gemacht wurde (GNE-317). Während man bei den meisten Medikamenten bekanntlich nicht will, dass sie die Blut-Hirn-Schranke (BHS) passieren, ist dies notwendig für Substanzen, die Hirnmetastasen angreifen sollen (wenn die BHS nicht bereits durch eine Ganzhirnbestrahlung zerstört wurde).
Heilungschancen und Statistik
Die Heilungschancen bei Hirntumoren hängen stark von der Art des Tumors, seinem WHO-Grad, seiner Lage und dem Zeitpunkt der Diagnose ab. Gutartige Tumoren können oft durch eine Operation vollständig entfernt und geheilt werden. Bösartige Tumoren sind in der Regel schwer zu behandeln und oft unheilbar, aber es gibt verschiedene Therapien, die das Wachstum des Tumors verlangsamen und die Lebensqualität verbessern können.
Die 5-Jahres-Überlebensrate für bösartige ZNS-Tumoren liegt für Männer bei etwa 21 Prozent und für Frauen bei etwa 23 Prozent. Diese Zahlen berücksichtigen jedoch nicht die histologisch gutartigen ZNS-Tumoren oder solche unsicheren oder unbekannten Verhaltens, die je nach Lokalisation ebenfalls zu Komplikationen oder sogar zum Tode führen können.
Es ist wichtig zu beachten, dass Statistiken nur Durchschnittswerte darstellen und keine Aussage über den individuellen Krankheitsverlauf zulassen. Jeder Patient ist einzigartig und die Behandlung sollte individuell auf seine Bedürfnisse abgestimmt werden.
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Leben mit einem Hirntumor
Die Diagnose eines Hirntumors kann für Patienten und ihre Angehörigen sehr belastend sein. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten zu informieren und sich Unterstützung zu suchen. Es gibt zahlreiche Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, die Patienten und ihren Angehörigen helfen können, mit der Erkrankung umzugehen.
Regelmäßige Bewegung und Sport können ebenfalls dazu beitragen, die Lebensqualität zu verbessern. Tumorpatienten haben einen Anspruch auf Reha-Sport, der von den Krankenkassen finanziert wird.
Auch im Urlaub sollten Patienten auf ihre Gesundheit achten und sich nicht überlasten. Es ist ratsam, vor einer Reise mit dem behandelnden Arzt zu sprechen und sich über mögliche Risiken zu informieren.
Fazit
Hirntumoren sind eine komplexe Gruppe von Erkrankungen, die eine individuelle Behandlung erfordern. Die Forschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht und es gibt eine Reihe von vielversprechenden neuen Behandlungsansätzen. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten zu informieren und sich Unterstützung zu suchen. Auch mit einem Hirntumor ist ein erfülltes Leben möglich.
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