In der Medizin wird eine Kombination aus mehreren Symptomen, die in der Regel gleichzeitig auftreten, als Syndrom bezeichnet. Das Parkinson-Syndrom ist eine neurodegenerative Erkrankung, die sich durch eine Vielzahl von Symptomen äußert, die individuell variieren können. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte der Parkinson-Symptome, von den frühen Anzeichen bis hin zu den motorischen und nicht-motorischen Manifestationen.
Individuelle Symptomatik und Verlauf
Ein Parkinson-Syndrom verläuft bei jedem Patienten unterschiedlich. Gleiches gilt für die Symptomatik. Grundsätzlich nehmen die Parkinson-Symptome kontinuierlich zu, weil über die Zeit immer mehr Nervenzellen absterben. Bei vielen Betroffenen schwanken die Symptome auch täglich.
Motorische Symptome
Vor allem die motorischen Symptome sind typisch für Parkinson und daher auch eine wichtige Orientierungshilfe im Rahmen der Diagnostik. Zu den Hauptsymptomen gehören:
- Bradykinese: Hierbei erleben Betroffene eine spürbare Verlangsamung ihrer körperlichen Bewegungen. Die Verlangsamung der Bewegungen fällt oft nahen Angehörigen oder Freunden als erstes auf. Während Betroffene früher Bewegungen flüssig ausführen konnten, erscheinen sie bei Parkinson allmählich immer stockender und gehemmter. Auch dieses Symptom einer Parkinson-Krankheit lässt sich im Parkinson-Frühstadium noch kaschieren. Das Hauptkriterium für die Diagnose eines Parkinson-Syndroms ist eine Bradykinese, also verlangsamte Bewegungen, die mit mindestens einem der weiteren Parkinson-typischen Symptome kombiniert ist: Muskelsteifheit, Zittern und/oder Haltungsstörung.
- Ruhetremor: In einem Großteil der Fälle handelt es sich dabei um einen Ruhetremor. Bei einem Ruhetremor tritt das Zittern auf, wenn die Muskulatur vollkommen entspannt ist - also zum Beispiel, wenn die Hand im Schoß liegt.
- Muskelsteifheit (Rigor): Rigor bedeutet die Steifheit der Muskeln. Diese sind bei Parkinsonkranken dauerhaft angespannt, auch im Ruhezustand. Symptome wie ein Ziehen im betroffenen Bereich oder das Gefühl, bei jeder Bewegung gegen einen zähen Widerstand anzukämpfen sind typisch. Hauptsächlich betroffen sind die Nacken- und Schultermuskeln. Derdie Ärztin kann die Muskelsteifheit anhand des Zahnradphänomens feststellen: Beim Bewegen von Extremitäten wie der Arme treten Widerstände auf und verschwinden wieder. Die Bewegung ist ruckartig, als würde sich ein Zahnrad bewegen. Die Muskelsteifheit wird zu Anfang oft fehldiagnostiziert. Gerade zu Beginn zeigen sich schmerzhafte Verspannungen in den Oberarmen oder der Schulter. Wenn aber eines der Parkinson-Syndrome vorliegt, schlagen Schmerzmittel nicht an und können den Rigor nicht mildern.
- Gang- und Haltungsstörungen: Das auffälligste Anzeichen eines Parkinson-Syndroms ist das Gangbild. In einem späten Stadium des Parkinson-Syndroms kommt es Betroffenen so vor, als würden die eigenen Beine versagen und die Füße am Boden festkleben. Aufgrund der Geh- und Haltungsstörungen kommt es zu einem unsicheren Gang, der in Kombination mit Gleichgewichtsproblemen zu einer erhöhten Sturzgefahr führt. Auch Treppen oder unebenes Gelände stellen Menschen mit Parkinson vor große Herausforderungen, da sie Entfernungen nicht richtig abschätzen können, was zu Trittunsicherheiten führt. Bei Parkinson sind die Stell- und Haltereflexe gestört. Betroffenen fällt es schwer, sich stabil aufrecht zu halten. Sie sind unsicher beim Gehen und stürzen leichter. Bewegungsübungen können einzelne Parkinson-Symptome lindern und bei der Therapie unterstützen.
Nicht-motorische Symptome
Neben den motorischen Symptomen können bei Parkinson eine Reihe von nicht-motorischen Symptomen auftreten. Die vielfältigen Symptome eines Parkinson-Syndroms können nicht nur belastend sein, sondern sind oft auch schambesetzt. Dabei können viele dieser Symptome gelindert werden. Die nicht-sichtbaren Parkinson-Symptome werden in vier Gruppen zusammengefasst:
- Neuropsychiatrische Störungen: Antriebsarmut, Depressive Verstimmungen, Störungen der Impulskontrolle, des Denkens (etwa eine Verlangsamung) und der Gedanken (beispielsweise inhaltliche Einschränkungen, quälendes Grübeln). 35 bis 45 Prozent der Betroffenen leiden unter einer Depression, die damit ein wichtiges neuropsychiatrisches Symptom der Parkinson-Krankheit ist.
- Schlafstörungen: Schlafstörungen mit häufigem Erwachen, oft als Folge erhöhter Müdigkeit während des Tages.
- Autonome Funktionsstörungen: Dadurch kann der Blutdruck schwanken oder die Patient*innen verlieren die Kontrolle über ihre Blase und den Darm.
- Sinnesstörungen: Etwa eine verminderte Fähigkeit, zu riechen und Farben wahrzunehmen, sowie Schmerzen.
Frühe Warnzeichen und Vorboten
Es gibt aber einige Anzeichen und Symptome, die als Vorboten der Parkinson-Krankheit gelten können. Diese frühen Warnzeichen sind oft sehr unspezifisch. Mögliche Frühsymptome bei Parkinson sind unter anderem spezielle Schlafstörungen, Blasen- und Darmstörungen, Riechstörungen und Stimmungsänderungen.
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- REM-Schlaf-Verhaltensstörung: Dies ist eine Schlafstörung, bei der Personen im REM-Schlaf äußerst lebhaft träumen, indem sie sprechen, um sich treten oder schlagen. REM-Schlaf-Verhaltensstörungen treten bereits 10-30 Jahre vor der eigentlichen Parkinson-Diagnose auf. Dabei wird die physiologisch bewegungsarme Traumschlafphase durch atypische Bewegungsmuster unterbrochen.
Diagnose
Anhand der genannten Haupt- und Nebensymptome der Parkinson-Krankheit lässt sich eine Checkliste erstellen. pflege.de hat einen einfachen Parkinson-Selbsttest zusammengestellt. Bitte beachten Sie, dass dieser Selbsttest niemals den Besuch beim Arzt ersetzt. Die Diagnostik von Parkinson gehört in die Hände von Experten.
Die große Schwierigkeit bei der Diagnose eines Parkinson-Syndroms besteht darin, dass die Erkrankung in vielen Fällen schon fortgeschritten ist, ehe überhaupt eindeutige Symptome auftreten. Viele Nebensymptome wie Schlafstörungen, Muskelverspannungen oder Schmerzen, die durchaus Hinweise auf eines der Parkinson-Syndrome geben können, werden in vielen Fällen zunächst einzeln diagnostiziert. Umso wichtiger ist es, dass Sie mit einem Facharzt sprechen, der unter anderem auf Parkinson-Erkrankungen spezialisiert ist. Bei neuen Beschwerden oder sonstigen Auffälligkeiten, können Sie zunächst immer Ihren Hausarzt aufsuchen. Liegt der Verdacht bei Parkinson oder sonstigen Erkrankungen des Nervensystems, sind Fachärzte für Neurologie mit Spezialwissen im Bereich Bewegungsstörungen die richtige Adresse.
Die Parkinson-Diagnostik kann verschiedene Untersuchungen und Tests umfassen. Der Arzt wird detaillierte Fragen zur medizinischen Vorgeschichte und den Symptomen stellen. Der Arzt führt eine umfassende Untersuchung durch, um typische Parkinson-Symptome zu erkennen. In vielen Fällen kann der Arzt die Diagnose Parkinson bestätigen, wenn die Symptome auf die Behandlung mit Parkinson-spezifischen Medikamenten, insbesondere Levodopa, ansprechen.
- L-Dopa-Test: Der sogenannte L-Dopa-Test kann beispielsweise im Rahmen der Diagnostik eines Parkinson-Syndroms eingesetzt werden. Hierfür wird zunächst die Symptomschwere erfasst. Dann wird eine schnell wirksame Form von L-Dopa verabreicht und die Symptome werden erneut erfasst. Wenn sich die Symptome um mindestens 30 Prozent verbessert haben, deutet dies auf ein idiopathisches Parkinson-Syndrom hin. Wichtig ist allerdings, dass das alleinige Testergebnis noch keine gesicherte Parkinson-Diagnose bedeutet.
- DAT-Scan Untersuchung: Die DAT-Scan Untersuchung, auch bekannt als Dopamintransporter-Scan, ist eine spezielle bildgebende Untersuchung, die in der Diagnose von Parkinson und anderen Bewegungsstörungen verwendet wird. Ein DAT-Scan wird typischerweise durchgeführt, um die Diagnose von Parkinson zu bestätigen.
Da es keine spezifischen Tests gibt, die einen direkten Nachweis für Parkinson geben können, schließt der Arzt andere mögliche Ursachen für die Symptome aus, wie zum Beispiel einen Schlaganfall, Medikamentennebenwirkungen oder andere neurodegenerative Erkrankungen. Zwar sind genetische Untersuchungen im Rahmen der Parkinson-Diagnostik möglich, allerdings haben diese bislang keinen Einfluss auf den weiteren Krankheitsverlauf.
Therapie
Im Ratgeber Pflege bei Parkinson können Sie sich über die verschiedenen Hilfen und Angebote informieren, die nach der Diagnose Parkinson womöglich relevant sein können.
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Bislang ist die Parkinson-Krankheit nicht grundsätzlich heilbar. Verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, können aber den Krankheitsverlauf beeinflussen. Bei der Therapie unterscheidet man zwischen den motorischen Symptomen, also der Anzeichen, welche die Bewegung betreffen und den nicht-motorischen Symptomen.
Behandlung der Bewegungsstörungen
Die motorischen Symptome lassen sich vor allem mit Medikamenten beeinflussen. Dabei wird der Dopaminmangel im Gehirn ausgeglichen. Dazu setzt man fünf Substanzgruppen ein:
- Levodopa (kurz L-Dopa) (ersetzt den Botenstoff Dopamin)
- COMT-Hemmer (hemmen das Enzym Catechol-O-Methyl-Transferase und damit den Abbau von Dopamin)
- MAO-Hemmer (hemmen das Enzym Monoamin-Oxidase und verlangsamen damit den Abbau von Dopamin)
- NMDA-Antagonisten (blockieren sogenannte NMDA-Rezeptoren und beeinflussen so die Beweglichkeit)
- Dopamin-Agonisten (wirken wie Dopamin)
Man verwendet diese Wirkstoffe meist kombiniert. Derdie Patientin muss die Medikamente zu festgelegten Uhrzeiten einnehmen, damit diese richtig wirken können. Dabei ist es wichtig, dass die Einnahme zusammen mit demder Ärztin auf die tageszeitliche Ausprägung der Symptome abgestimmt ist. Man spricht dabei von Chronotherapie, einer Behandlung, die an die innere Uhr angepasst ist. Die medikamentöse Behandlung kann ambulant oder stationär erfolgen. Eine stationäre Einstellung auf die Medikamente hat den Vorteil, dass sich durch den täglichen Kontakt mit Ärztinnen, Therapeutinnen und Pflegekräften besser kontrollieren lässt, ob die Therapie erfolgreich ist oder ob sie ggf. angepasst werden muss. Häufige Nebenwirkungen der Parkinson-Therapie sind Unverträglichkeiten im Magen-Darm-Trakt, mit Appetitlosigkeit und Übelkeit bis hin zum Erbrechen sowie psychische Begleiterscheinungen wie Unruhe, erhöhte Traumaktivität und Sinnestäuschungen.
- Tiefe Hirnstimulation: In den letzten Jahren wird neben der medikamentösen Behandlung immer häufiger ein operatives Therapieverfahren namens Tiefe Hirnstimulation eingesetzt. Hierbei regt man drei ausgewählte Hirnregionen über Elektroden an. Dazu kommt ein Schrittmacher, der unter die Haut implantiert wird und den der Patient oder die Patientin von außen steuern kann. Die Tiefe Hirnstimulation bei Parkinson zeigt eine gute bis sehr gute Wirksamkeit mit vertretbaren Nebenwirkungen (neben den typischen Begleiterscheinungen eines chirurgischen Eingriffs). Die Tiefe Hirnstimulation eignet sich für Parkinson-Patient*innen, die bereits längere Zeit behandelt werden und bei denen die Therapie Komplikationen hervorruft, die sich nicht ausreichend mit Medikamenten verbessern lassen.
Behandlung von nicht-motorischen Symptomen
Neben den Bewegungsstörungen behandelt der Arzt oder die Ärztin auch Symptome, die nicht die Beweglichkeit betreffen. Dabei stehen neuropsychiatrische Funktionsstörungen, welche die Psyche und das Verhalten beeinträchtigen, sowie Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit (kognitive Symptome) im Vordergrund. Diese Symptome können bereits zurückgehen, wenn man die Wirkung der Parkinson-Medikamente sorgfältig kontrolliert und die Dosis gegebenenfalls anpasst. Zusätzlich lassen sich einzelne Symptome, etwa Stimmungs-, Schlaf-, Denk- und Impulskontroll-Störungen, mit entsprechenden Arzneimitteln behandeln.
Behandlung von Störungen der autonomen Funktionen
Neben den motorischen und den nicht-motorischen Symptomen leiden viele Parkinson-Patient*innen unter Störungen der autonomen Funktionen. Es kommt vor allem zu Blutdruckschwankungen, Störungen der Blasen- und Darmfunktion sowie der Sexualfunktionen. Auch hier können jeweils gezielte Medikamente eingesetzt werden.
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Weitere Behandlungselemente
- Krankengymnastik: Ergänzend zur Behandlung mit Medikamenten sind Krankengymnastik und Physiotherapie die wichtigsten Bestandteile der Parkinson-Behandlung. Dabei sollen Beschwerden gelindert werden, die Bewegungsverhalten und die Haltung der Betroffenen beeinträchtigen wie Steifheit (Rigor) Zittern (Tremor) Bewegungsarmut (Hypokinese).
- Ergotherapie: Ergotherapie unterstützt Parkinson-Patientinnen dabei, Alltagsfunktionen zu erhalten und zu verbessern. Ergotherapeutinnen beraten Betroffene auch in Bezug auf ihr Wohn- und Arbeitsumfeld und überdenken zusammen mit den Patient*innen tägliche Abläufe neu. Dazu gehört es etwa, Stolperfallen wie Teppiche und Schwellen zu entfernen und Haltegriffe im Bad, bei der Toilette oder vor Türen anzubringen.