Schlaganfall-Ursachen im Fokus: Prävention und Nachsorge im Universitätsklinikum Jena

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das oft lebensverändernde Konsequenzen hat. Umso wichtiger ist es, die Ursachen zu verstehen, Risikofaktoren zu minimieren und eine umfassende Nachsorge zu gewährleisten. Das Universitätsklinikum Jena (UKJ) hat sich dieser Aufgabe angenommen und innovative Ansätze entwickelt, um die Sterblichkeit nach einem Schlaganfall in Thüringen zu senken und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Ulrich Matthes als Beispiel für erfolgreiche Schlaganfallprävention

Der Schauspieler Ulrich Matthes erlitt im Februar einen Herzinfarkt und hatte Glück im Unglück. Im Universitätsklinikum Jena wurde ihm nicht nur das Leben gerettet, sondern er profitiert auch von einer umfassenden Nachsorge. Als einer der ersten Patienten erhielt er den Herzinfarkt-Nachsorgepass im Rahmen der Initiative „Jena auf Ziel“. Dieser Pass dokumentiert die wichtigsten Risikofaktoren, wie das LDL-Cholesterin, um einem weiteren Infarkt oder Schlaganfall vorzubeugen.

Die Initiative „Jena auf Ziel“: Risikofaktoren erkennen und behandeln

Die Initiative „Jena auf Ziel“ verfolgt das Ziel, Patienten nach einem Herzinfarkt optimal zu versorgen und über Risikofaktoren aufzuklären. Ein zentraler Aspekt ist die Kontrolle des LDL-Cholesterins, das laut Prof. Dr. Oliver Weingärtner, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin I (Kardiologie) am UKJ, der Hauptrisikofaktor für einen Herzinfarkt ist.

Rund 20 Prozent aller Herzinfarktpatienten erleiden im ersten Jahr nach dem Infarkt ein weiteres kardiovaskuläres Ereignis, wie einen erneuten Infarkt oder einen Schlaganfall. Der Nachsorgepass setzt hier an, indem er die LDL-Cholesterinwerte bei Aufnahme und im weiteren Verlauf dokumentiert.

Bei Ulrich Matthes wurde der Cholesterinwert frühzeitig bestimmt. Sein verschlossenes Gefäß wurde im Herzkatheterlabor mit einem Stent behandelt, und sein zu hoher Cholesterinwert von 3,8 Millimol pro Liter konnte durch eine medikamentöse Therapie auf 1,1 Millimol pro Liter gesenkt werden. Der geforderte Normwert liegt bei 1,4 Millimol pro Liter.

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Neben dem LDL-Cholesterin werden im Nachsorgepass auch andere Hauptrisikofaktoren für einen Herzinfarkt erfasst, darunter Diabetes, Bluthochdruck und Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht.

Regionale Unterschiede und die Bedeutung der Nachsorge

Prof. Christian Schulze, Direktor der Klinik für Innere Medizin I am UKJ, betont, dass kardiovaskuläre Erkrankungen in Thüringen und den neuen Bundesländern häufiger auftreten als im Rest der Bundesrepublik. Zudem ist die Sterblichkeit nach einem Herzinfarkt erhöht. Die Initiative „Jena auf Ziel“ soll dazu beitragen, diese Situation zu verbessern.

Ein wichtiger Aspekt der Initiative ist die enge Zusammenarbeit mit Hausarztpraxen und Lipidambulanzen. Ziel ist es, die Patienten zu informieren, zu stärken und aktiv in den Behandlungsprozess einzubeziehen. Viele Patienten wissen nicht, dass es überhaupt einen Zielwert für das LDL-Cholesterin gibt. Durch den Nachsorgepass und die enge Kooperation der verschiedenen Akteure soll der Behandlungserfolg aktiv mitverfolgt werden können.

Schlaganfall: Ursachen und Risikofaktoren im Detail

Ein Schlaganfall entsteht, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird. Dies kann durch ein Blutgerinnsel (ischämischer Schlaganfall) oder eine Blutung (hämorrhagischer Schlaganfall) verursacht werden. Die häufigste Ursache ist ein ischämischer Schlaganfall, der durch eine Verstopfung einer Hirnarterie entsteht.

Die Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind vielfältig und umfassen sowohl beeinflussbare als auch nicht beeinflussbare Faktoren.

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Nicht beeinflussbare Risikofaktoren:

  • Alter: Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter.
  • Geschlecht: Männer haben ein höheres Schlaganfallrisiko als Frauen, wobei sich dies im höheren Alter angleicht.
  • Familiäre Veranlagung: Wenn in der Familie bereits Schlaganfälle aufgetreten sind, ist das Risiko erhöht.
  • Ethnische Herkunft: Afroamerikaner haben ein höheres Schlaganfallrisiko als Weiße.

Beeinflussbare Risikofaktoren:

  • Bluthochdruck (Hypertonie): Hoher Blutdruck ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Er schädigt die Blutgefäße und erhöht das Risiko von Blutgerinnseln und Blutungen.
  • Hohe Cholesterinwerte (Hypercholesterinämie): Hohe LDL-Cholesterinwerte können zu Ablagerungen in den Arterien (Arteriosklerose) führen, die die Blutversorgung des Gehirns beeinträchtigen.
  • Diabetes mellitus: Diabetes erhöht das Risiko von Arteriosklerose und Blutgerinnseln.
  • Herzerkrankungen: Vorhofflimmern, Herzklappenfehler und andere Herzerkrankungen können das Schlaganfallrisiko erhöhen.
  • Rauchen: Rauchen schädigt die Blutgefäße und erhöht das Risiko von Blutgerinnseln.
  • Übergewicht und Bewegungsmangel: Übergewicht und Bewegungsmangel erhöhen das Risiko von Bluthochdruck, Diabetes und hohen Cholesterinwerten.
  • Übermäßiger Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum kann den Blutdruck erhöhen und das Schlaganfallrisiko steigern.
  • Drogenkonsum: Der Konsum bestimmter Drogen, wie Kokain und Amphetamine, kann das Schlaganfallrisiko erhöhen.
  • Ungesunde Ernährung: Eine Ernährung mit viel gesättigten Fetten, Cholesterin und Salz kann das Risiko von Arteriosklerose und Bluthochdruck erhöhen.
  • Stress: Chronischer Stress kann den Blutdruck erhöhen und das Schlaganfallrisiko steigern.
  • Hormonelle Faktoren: Die Einnahme von oralen Kontrazeptiva (Pille) und eine Hormonersatztherapie können das Schlaganfallrisiko leicht erhöhen.
  • Schlafapnoe: Schlafapnoe, eine Schlafstörung, bei der es zu Atemaussetzern kommt, kann das Schlaganfallrisiko erhöhen.
  • Erhöhtes Homocystein: Ein erhöhter Homocysteinspiegel im Blut kann das Risiko von Blutgerinnseln erhöhen.
  • Entzündungen: Chronische Entzündungen im Körper können das Risiko von Arteriosklerose und Schlaganfall erhöhen.
  • Gerinnungsstörungen: Bestimmte Gerinnungsstörungen können das Risiko von Blutgerinnseln und Schlaganfall erhöhen.

Prävention von Schlaganfällen: Was kann man tun?

Die gute Nachricht ist, dass viele Schlaganfälle durch eine gesunde Lebensweise und die Behandlung von Risikofaktoren verhindert werden können.

Maßnahmen zur Prävention:

  • Blutdruck kontrollieren und behandeln: Regelmäßige Blutdruckmessungen und die Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten können das Schlaganfallrisiko deutlich senken.
  • Cholesterinwerte senken: Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und die Einnahme von cholesterinsenkenden Medikamenten können die Cholesterinwerte verbessern und das Risiko von Arteriosklerose reduzieren.
  • Diabetes behandeln: Eine gute Blutzuckerkontrolle durch Ernährung, Bewegung und Medikamente kann das Risiko von Schlaganfällen bei Diabetikern senken.
  • Herzgesundheit fördern: Die Behandlung von Herzerkrankungen, wie Vorhofflimmern, kann das Schlaganfallrisiko reduzieren.
  • Nicht rauchen: Mit dem Rauchen aufzuhören ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Schlaganfallprävention.
  • Gesundes Gewicht halten: Übergewicht und Bewegungsmangel vermeiden, um das Risiko von Bluthochdruck, Diabetes und hohen Cholesterinwerten zu senken.
  • Alkohol in Maßen konsumieren: Den Alkoholkonsum auf ein moderates Maß beschränken.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und wenig gesättigten Fetten, Cholesterin und Salz kann das Schlaganfallrisiko senken.
  • Stress reduzieren: Stressbewältigungstechniken, wie Yoga, Meditation oder Sport, können helfen, den Blutdruck zu senken und das Schlaganfallrisiko zu reduzieren.
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität, wie Spazierengehen, Joggen, Schwimmen oder Radfahren, kann das Risiko von Bluthochdruck, Diabetes und hohen Cholesterinwerten senken.

Schlaganfall-Nachsorge: Rehabilitation und langfristige Betreuung

Nach einem Schlaganfall ist eine umfassende Rehabilitation entscheidend, um verloren gegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen und die Lebensqualität zu verbessern. Die Rehabilitation kann verschiedene Therapieformen umfassen, wie Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und neuropsychologische Therapie.

Ziele der Rehabilitation:

  • Wiederherstellung von Beweglichkeit und Koordination
  • Verbesserung der Sprach- und Sprechfähigkeit
  • Förderung der kognitiven Fähigkeiten
  • Anpassung an den Alltag
  • Psychische Unterstützung

Neben der Rehabilitation ist eine langfristige Betreuung wichtig, um Risikofaktoren zu kontrollieren, Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität zu erhalten. Dazu gehören regelmäßige Arztbesuche, die Einnahme von Medikamenten und die Anpassung des Lebensstils.

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