Universitätsklinik Göttingen Neurologie: Umfassende Versorgung, Forschung und Ausbildung

Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) vereint die Medizinische Fakultät mit Forschung und Lehre sowie das Universitätsklinikum mit der Krankenversorgung. Diese Bündelung ermöglicht positive Wechselwirkungen, beispielsweise durch die zeitnahe Überführung von innovativen Therapieoptionen in die Patientenversorgung und Ausbildung. Die UMG hat das Thema Transfer als neuen Schwerpunkt in ihrer Strategie 2032 definiert.

Struktur und Organisation der Neurologie in der UMG

Die Neurologische Klinik der Universitätsmedizin Göttingen bietet stationäre Versorgung für Patienten aus dem gesamten Gebiet neurologischer Erkrankungen. Hierzu stehen drei Normalstationen, eine zertifizierte Stroke Unit (Schlaganfallstation) und eine Intensivstation zur Verfügung. Zusätzlich besteht die Möglichkeit einer stationären Frührehabilitation. Als Universitätsmedizin im Integrationsmodell bilden Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum eine Einheit.

Medizinische Leistungen

Die Klinik verfügt über ein umfangreiches Spektrum an zusatzdiagnostischen Verfahren der Neurologie und Neurophysiologie. Dazu gehören:

  • Extra- und transkranielle Doppler-/Duplexsonographie
  • Elektromyographie (EMG)
  • Elektroenzephalographie (EEG)
  • Evozierte Potenziale (EP)
  • Liquoruntersuchung im neurochemischen Labor

In enger Zusammenarbeit mit dem Institut für diagnostische und interventionelle Neuroradiologie werden bildgebende Untersuchungen des Nervensystems (CT, MRT, Angiographie) sowie interventionelle endovaskuläre Therapien durchgeführt.

Schwerpunkte der Neurologischen Klinik

Die verschiedenen Arbeitsgruppen der Klinik arbeiten an folgenden Schwerpunkten:

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  • Neurodegenerative Erkrankungen (M. Parkinson, ALS, M. Huntington, SCA)
  • ZNS-Trauma und Neuroregeneration
  • Ischämie
  • Multiple Sklerose
  • Neuroinfektiologie
  • Demenz/Prionerkrankungen

Forschungsschwerpunkte

Der wissenschaftliche Fokus der Klinik liegt auf einem besseren Verständnis der Entstehung neurologischer Erkrankungen. Ziel ist es, wichtige zelluläre, molekulare und systemische Krankheits-Mechanismen zu identifizieren und neue therapeutische Strategien zu entwickeln.

Aktuelle Forschungsprojekte

Die Forschungsgruppe von Prof. Dr. Mathias Bähr untersucht zelluläre und molekulare Mechanismen der neuronalen Dysfunktion und des neuronalen Zelltods bei neurodegenerativen Erkrankungen, insbesondere bei der Parkinson-Krankheit (PD). In Zusammenarbeit mit anderen Gruppen des Göttingen Campus wird die Rolle der α-Synuclein-Aggregation für die dopaminerge Dysfunktion und den Zelltod untersucht. Hierzu wurden neue Differenzierungsprotokolle für iPS-Zellen von idiopathischen und genetischen PD-Patienten etabliert. In allen Modellsystemen wird der AAV-vermittelte virale Gentransfer genutzt, um verschiedene krankheits- oder de-/regeneration assoziierte Gene als Forschungswerkzeuge und auch als potenzielle therapeutische Faktoren zu exprimieren, um die jeweiligen molekularen Ereignisse in vitro und in vivo zu manipulieren.

Ausgewählte Publikationen

  • Raina A, Leite K, Guerin S, Mahajani SU, Chakrabarti KS, Voll D, Becker S, Griesinger C, Bähr M, Kügler S. (2020); Dopamine promotes the neurodegenerative potential of β-synuclein. J Neurochem. 2020 Jul 30. doi: 10.1111/jnc.15134.
  • Maass F, Rikker S, Dambeck V, Warth C, Tatenhorst L, Csoti I, Schmitz M, Zerr I, Leha A, Bähr M, Lingor P. (2020) ; Increased alpha-synuclein tear fluid levels in patients with Parkinson's disease. Sci Rep. 2020 May 22;10(1):8507.
  • Miloserdov K, Schmidt-Samoa C, Williams K, Weinrich CA, Kagan I, Bürk K, Trenkwalder C, Bähr M, Wilke M. (2019); Aberrant functional connectivity of resting state networks related to misperceptions and intra-individual variability in Parkinson's disease. Neuroimage Clin. 2020; 25:102076. doi: 10.1016/j.nicl.2019.102076.
  • Maass F, Michalke B, Willkommen D, Leha A, Schulte C, Tönges L, Mollenhauer B, Trenkwalder C, Rückamp D, Börger M, Zerr I, Bähr M, Lingor P. (2019); Elemental fingerprint: Reassessment of a cerebrospinal fluid biomarker for Parkinson's disease. Neurobiol Dis. 2020 Feb;134:104677. doi: 10.1016/j.nbd.2019.104677.
  • Balke D, Tatenhorst L, Dambeck V, Ribas VT, Vahsen BF, Michel U, Bähr M, Lingor P. (2019); AAV-Mediated Expression of Dominant-Negative ULK1 Increases Neuronal Survival and Enhances Motor Performance in the MPTP Mouse Model of Parkinson's Disease. Mol Neurobiol. 2020 Feb;57(2):685-697. doi: 10.1007/s12035-019-01744-0.
  • Mahajani S, Raina A, Fokken C, Kügler S, Bähr M. (2019); Homogenous generation of dopaminergic neurons from multiple hiPSC lines by transient expression of transcription factors. Cell Death Dis. 2019 Nov 27;10(12):898.
  • Maass F, Schulz I, Lingor P, Mollenhauer B, Bähr M. (2018); Cerebrospinal fluid biomarker for Parkinson's disease: An overview. Mol Cell Neurosci. 2019 Jun;97:60-66. doi: 10.1016/j.mcn.2018.12.005.
  • Tolö J, Taschenberger G, Leite K, Stahlberg MA, Spehlbrink G, Kues J, Munari F, Capaldi S, Becker S, Zweckstetter M, Dean C, Bähr M, Kügler S. (2018); Pathophysiological Consequences of Neuronal α-Synuclein Overexpression: Impacts on Ion Homeostasis, Stress Signaling, Mitochondrial Integrity, and Electrical Activity. Front Mol Neurosci. 2018 Mar 7;11:49. doi: 10.3389/fnmol.2018.00049.
  • Wilke M, Schneider L, Dominguez-Vargas AU, Schmidt-Samoa C, Miloserdov K, Nazzal A, Dechent P, Cabral-Calderin Y, Scherberger H, Kagan I, Bähr M. (2017); Reach and grasp deficits following damage to the dorsal pulvinar. Cortex. 2018 Feb;99:135-149. doi: 10.1016/j.cortex.2017.10.011.

Neuropädiatrie

In der Abteilung Neuropädiatrie werden Kinder und Jugendliche mit angeborenen und erworbenen Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems betreut. Das Spektrum reicht vom seltenen kindlichen Schlaganfall über Kopfschmerzen und Schädel-Hirn-Traumata bis hin zu Epilepsien und Entwicklungsstörungen. Besondere Schwerpunkte sind Hirntumore, Multiple Sklerose und Stoffwechselerkrankungen. Die medizinische Versorgung erfolgt anhand standardisierter nationaler und internationaler Behandlungskonzepte. Durch die enge, strukturierte Zusammenarbeit mit den Göttinger Neurowissenschaften können Forschungserkenntnisse häufig frühzeitig in neue diagnostische Verfahren und individuelle Therapien umgesetzt werden. Die Abteilung umfasst die Neuropädiatrische Ambulanz und Station sowie das Sozialpädiatrische Zentrum Göttingen.

Leitung der Neuropädiatrie

  • Dr. med. Matthias Kettwig (komm. Leiter SPZ)
  • Prof. Dr. med. Chris Mühlhausen
  • Priv.-Doz. Dr. med. Lars Schlotawa
  • Dr. med.

Aus- und Weiterbildung

Die UMG bietet vielfältige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich der Neurologie und verwandten Gebieten.

Ausbildungsplätze

  • Pflege: 100 Ausbildungsplätze jährlich, Auslandspraktika über das Erasmus+ Programm, auch für dual Studierende. LQW und AZAV zertifiziert sind die Anpassungslehrgänge.
  • Operationstechnische Assistenz (OTA): 45 Ausbildungsplätze. Auslandpraktika über das Erasmus+ Programm sind möglich. Praxisorientierter Unterricht an eigenen Anlagen und modernsten Geräten. 11 Ausbildungsplätze jährlich an der UMG, ein weiterer Ausbildungsplatz über das Ev. Krankenhaus Gö. als Partner. Die Schule bildet nach dem ATA-OTA-Gesetz vom 01.01.2022 und der ATA-OTA-APrV aus.
  • Anästhesietechnische Assistenz (ATA): 36 Ausbildungsplätze. Dualer, ausbildungsintegrierender Studiengang zum B.Sc. Therapiewissenschaften, Studienrichtig Logopädie, am Gesundheitscampus Göttingen (GCG). Auslandspraktika über das Erasmus+ Programm. Ab 2020 duales, tariflich vergütetes Studium am Gesundheitscampus Göttingen, Praxisverträge mit der UMG.
  • Medizinisch-technische Laboratoriumsassistenz (MTLA): 75 Ausbildungsplätze. Auslandspraktika über das Erasmus+ Programm sind möglich. Duale Ausbildung in Theorie- und Praxisblöcken. Handlungsorientierter Unterricht in schuleigenen Laboren. Praktische Ausbildung in verschiedenen modernen Laboren der UMG und der Partner.
  • Physiotherapie: 60 Ausbildungsplätze. Auslandspraktika über das Erasmus+ Programm sind möglich. Praxisorientierter Unterricht an eigenen Anlagen und modernsten Geräten in der Praxis. 13 Ausbildungsplätze jährlich an der UMG, weitere 3 Ausbildungsplätze über das Ev. Krankenhaus Gö. als Partner.
  • Logopädie: 36 Ausbildungsplätze. Dualer, ausbildungsintegrierender Studiengang zum B.Sc. Therapiewissenschaften, Studienrichtig Logopädie, am Gesundheitscampus Göttingen (GCG). Auslandspraktika über das Erasmus+ Programm. Ab 2020 duales, tariflich vergütetes Studium am Gesundheitscampus Göttingen, Praxisverträge mit der UMG.

Weiterbildungen

  • Staatl. anerkannte FWB für Intensiv- & Anästh.-pflege, Onkologie u. Pflegefachfrau B. Sc., Pflegefachmann B. 25 Plätze jährlich im ausbildungsintegrierender Studiengang Pflege am Gesundheitscampus Göttingen.
  • Staatl. anerkannte FWB für Intensiv- & Anästh., Onkologie u.

Promotionen

In der UMG werden sowohl Promotionen zum Dr.med. und Dr.med.dent. als auch naturwissenschaftliche Promotionen (PhD, Dr.rer.nat.; Dr.sc.hum.) betreut. Die UMG verfügt über 72 Ausbildungsplätze.

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Zweitmeinung

Die UMG bietet die Möglichkeit, eine Zweitmeinung zu einer neurochirurgischen Erkrankung und dem erstellten Therapiekonzept einzuholen. Hierfür steht ein Formular zur Verfügung, in dem Erkrankung und vorgeschlagene Therapie geschildert werden können.

Heart & Brain Center Göttingen (HBCG)

Mehrere Professoren der Neurologie sind Mitglieder im Heart & Brain Center Göttingen (HBCG):

  • Univ.-Prof. Dr. med. Mathias Bähr (Sprecher des HBCG, Mitglied des HBCG Vorstandes)
  • Prof. Wolfgang Brück (Mitglied des HBCG Vorstandes)
  • Prof. Dr. med. C. von Arnim (Mitglied des HBCG Vorstandes)
  • Prof. Melanie Wilke (Mitglied des HBCG Vorstandes)

Kritik und Verbesserungspotenzial

Trotz der umfassenden Versorgung und Expertise gibt es auch Kritikpunkte, die in Patientenberichten geäußert wurden:

  • Kommunikation: Mangelnde Kommunikation zwischen Ärzten und Pflegepersonal, sowie zwischen Ärzten und Patienten.
  • Wartezeiten: Lange Wartezeiten auf Termine und Untersuchungen.
  • Diagnostik: Gefühl, zu schnell abgestempelt zu werden und keine ausreichende Diagnostik zu erhalten.
  • Organisation: Probleme mit Abläufen auf Station, z.B. vergessene Mahlzeiten oder fehlende Informationen zur Entlassung.
  • Empathie: Mangelnde Empathie und fehlendes Eingehen auf Patientenhinweise.

Es ist wichtig, diese Kritikpunkte ernst zu nehmen und kontinuierlich an der Verbesserung der Patientenzufriedenheit zu arbeiten.

Kontakt

Notaufnahme Neurologie:

  • Telefon: 0551 39-68813 oder -68606

Privatsprechstunde/Sekretariat Prof. Dr. M. Bähr:

  • Frau Daniela Infanti: 0551/39-61804
  • Frau Jacqueline Will: 0551/39-61803
  • Telefax: 0551-39-61800

Sekretariat Prof. Dr. M. Weber, PD Dr. D. Fitzner, PD Dr. Chr.

Besuchszeiten

  • Pro Patientin max. zwei Besucherinnen zeitgleich und ohne Zeitbeschränkung.
  • Besuchszeit auf Normalstation ist von 13:00 bis 20:00 Uhr (letzter Einlass: 19:30 Uhr) und auf Wochenstation von 15:00 bis 18:00 Uhr. Ausnahmen sind nach Absprache mit der jeweiligen Stationsleitung möglich.
  • Besuchszeiten für Palliativ- sowie Spezial- und Intensivstationen können abweichen.

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