Universitätsklinik für Neurologie Graz: Aktuelle Entwicklungen und Schwerpunkte

Die Universitätsklinik für Neurologie in Graz ist ein bedeutendes Zentrum für die Behandlung neurologischer Erkrankungen in der Steiermark. Dieser Artikel beleuchtet aktuelle Entwicklungen, Schwerpunkte und Forschungsprojekte der Klinik, um einen umfassenden Überblick über ihre Leistungen und Expertise zu geben.

Neue Ärztliche Leitung am Standort Süd des LKH Graz II

Am Standort Süd des LKH Graz II hat die Abteilung für Neurologie eine neue ärztliche Leitung bekommen. Primarius Dr. Valeriu Gold hat offiziell die Führung der etablierten Einrichtung übernommen. Am 8. Mai 2025 fand im Beisein von Landesrat Dr. Karlheinz Kornhäusl, Klubobmann Marco Triller, BA MSc, dem KAGes-Vorstand Univ.-Prof. Ing. Dr. Dr. h.c. Gerhard Stark und Mag. DDr. Ulf Drabek, MSc MBA, dem Direktorium des LKH Graz II und zahlreichen Ehrengästen die feierliche Übergabe statt.

Dr. Valeriu Gold bringt langjährige Erfahrung als Oberarzt an der Universitätsklinik für Neurologie in Graz mit. Zu seinen Schwerpunkten zählen die Akutmedizin, insbesondere die Leitung der neurologischen Notaufnahme, neuromuskuläre Erkrankungen und Elektrophysiologie sowie Neuroradiologie. Darüber hinaus verfügt er über ein breites Wissen über komplexe Krankheitsbilder aus anderen Bereichen der Neurologie. Seine Expertise wird durch den Universitätslehrgang für Führungskräfte im Gesundheitswesen und seine Tätigkeit als allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger unterstrichen. Er ist zudem Lehrbeauftragter an der Medizinischen Universität Graz. Privat ist Dr. Gold verheiratet, Vater von drei Kindern, spricht sieben Sprachen und ist begeisterter Kraftsportler.

Behandlungsspektrum der Neurologischen Abteilung

Die neurologische Abteilung betreut Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichsten akut auftretenden neurologischen Erkrankungen. Dazu gehören Schlaganfälle, Hirnblutungen, epileptische Anfälle, Bewusstseinsstörungen, entzündliche Nervenerkrankungen, Schwindel, Kopfschmerzen und neuromuskuläre Krankheitsbilder. Die Versorgung erfolgt auf mehreren Spezialstationen, darunter eine Stroke Unit, eine Überwachungsstation für schwere Akutfälle sowie zwei Rehabilitationsstationen für Patientinnen und Patienten nach neurologischen Ereignissen wie Schädel-Hirn-Trauma oder Schlaganfall.

Die fachliche Breite der Abteilung zeigt sich auch in den zahlreichen Ambulanzen, von der Terminambulanz für Epilepsie- und Schmerzpatienten über Botulinumtoxin-Behandlungen bis hin zum neurophysiologischen Labor. Diagnostik auf höchstem Niveau - mit CT, MRT, EEG, EMG, Vertigo-Labor und mehr - ist im selben Gebäudetrakt möglich, was schnelle Wege und rasche Behandlungen garantiert.

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Dr. Gold betont: „Neurologie ist für mich weit mehr als nur das Erkennen und Behandeln von Symptomen - sie bedeutet zuhören, verstehen, begleiten. Denn hinter jeder Diagnose steht ein Mensch mit einer Geschichte, einer Hoffnung und einem Lebensweg. Mein Ziel ist es, mit meinem Team Medizin auf Augenhöhe zu gestalten - fachlich exzellent, menschlich zugewandt und interdisziplinär stark vernetzt. Die Abteilung am LKH Graz II, Standort Süd bietet dafür ein exzellentes Fundament.“ Sein Motto lautet: „Gemeinsam mit dem Team für die Patient:innen da sein - mit Engagement, Empathie und fachlicher Exzellenz.“

ERC Consolidator Grant für Forschung an der Myelinschicht

Prim. Dr. Christian Langkammer von der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Graz ist mit einem ERC Consolidator Grant ausgezeichnet worden. Die mit zwei Millionen Euro dotierte Förderung ermöglicht ihm, in den kommenden Jahren seine eigene Forschungsgruppe weiter auszubauen.

Im Zentrum von Langkammers Forschung steht die Myelinschicht, eine schützende und isolierende Hülle, die die Nervenfasern umgibt. Sie spielt eine entscheidende Rolle für die schnelle und effiziente Weiterleitung von elektrischen Impulsen und ist essenziell für motorische, sensorische und kognitive Funktionen. Veränderungen im Myelin, wie sie zum Beispiel bei Erkrankungen wie Multipler Sklerose oder während des Alterungsprozesses auftreten, können mithilfe der MRT gemessen werden.

Um quantitative MRT-Messungen genauer zu verstehen, verfolgt der Forscher einen nicht-konventionellen Ansatz: Hierfür kombiniert er MRT-Bilder von menschlichen Gehirnen, die post mortem aufgenommen wurden, mit hochmodernen Analysemethoden wie bildgebender Massenspektrometrie (zur chemischen Untersuchung), Synchrotron-Röntgenstreuung (zur Untersuchung von Materialstrukturen) und hochauflösenden Mikroskopieverfahren mit mathematischer Modellierung und Simulation. „Ziel dieser Arbeit ist es, ein detailliertes Modell zu erstellen, das zeigt, wie feingewebliche (histologische) Eigenschaften des Gehirns mit messbaren Parametern aus MRT-Scans zusammenhängen, insbesondere um pathologische Veränderungen des Gehirns bei neurologischen Erkrankungen besser verstehen und numerisch beschreiben zu können“, so der Wissenschaftler.

Andrea Kurz, Rektorin der Med Uni Graz, bezeichnete die Vergabe des ERC Consolidator Grants an Langkammer als Meilenstein für die Neurowissenschaften an der Med Uni Graz. Christian Enzinger, Vizerektor für Forschung und Internationales, sieht mit der Vergabe an den Grazer Wissenschaftler die Spitzenstellung der Universität in den Neurowissenschaften unterstrichen.

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Bedeutung der MRT in der Neurologie

Die MRT ist eine klinisch etablierte Technologie mit weltweit über 50.000 Scannern und jährlich mehr als 100 Millionen diagnostischen Untersuchungen. Sie spielt eine zentrale Rolle in der Diagnostik neurologischer Erkrankungen.

Forschung zu Hirnblutungen und Rezidivrisiko

Eine häufige und besonders gefährliche Form eines Schlaganfalls ist die intrazerebrale Blutung, die gemeinsam mit anderen Schlaganfallformen die dritthäufigste Todesursache darstellt. Menschen, die eine solche Gehirnblutung überlebt haben, haben generell ein erhöhtes Risiko, eine weitere Blutung zu erleiden. Häufig wäre aber aus Gründen anderer Erkrankungen die Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten notwendig, was zu einer schwierigen Risikoabwägung führen kann, da diese eine Gehirnblutung verschlimmern können. Gerade aus diesem Grund ist es äußerst wichtig, die individuelle Gefahr erneuter Blutungen einzuschätzen.

Eine Studie hat die Daten von 443 Patienten mit Gehirnblutungen analysiert. „Oftmals wird eine Gehirnblutung nur hingenommen und ihre Ursachen nicht weiter untersucht. Dabei kann gerade die Feststellung der Grunderkrankung viele Informationen zu Prognose und Risiko erneuter Gehirnblutungen bieten“, erklärte Fandler-Höfler. Besonders hoch erwies sich in der Studie die Gefahr eines erneuten Auftretens bei der zerebralen Amyloidangiopathie, bei der es über chronische Prozesse zu Schädigungen von kleinsten Hirngefäßen und daraus folgend zu Blutungen kommen kann. Aber auch bei anderen Ursachen, wie der hypertensiven zerebralen Mikroangiopathie, kann dank moderner Bildgebung das individuelle Risiko einer erneuten Gehirnblutung gut eingeschätzt werden.

Die Studie hat gezeigt, dass anhand der MRT eine gute Einschätzung des Risikos erneuter Hirnblutungen erfolgen kann - je nach Kombination von Ursache und MRT-Veränderungen kann dieses Risiko zwischen 61 Prozent und unter einem Prozent über fünf Jahre liegen. Den Autoren zufolge sind die Untersuchungsergebnisse nicht nur für die Behandlung wichtig, sondern auch für die Prognose für des Patienten, dessen Familie und Pflegende.

Innovationen in der Darstellung funktionellen Hirngewebes

Die vollständige Entfernung von Gehirntumoren und epileptischen Arealen ist oft durch wichtiges funktionelles Hirngewebe eingeschränkt, welches z.B. für Sprechen, Hören, Bewegungen usw. verantwortlich ist. Bislang gibt es verschiedene Verfahren, funktionelles Gehirngewebe darzustellen, wobei die direkte Stimulation an der Hirnoberfläche seit Jahrzehnten der Standard ist. Die Voraussetzungen für diese direkte Stimulation sind jedoch der wache Zustand des Patienten während der Operation und sein geistiger Zustand mit vollständiger Kooperation während der Testung. Neben diesen grundsätzlichen Voraussetzungen werden der zeitliche Aufwand und das potenzielle Auftreten von epileptischen Anfällen als Belastung für den Patienten empfunden.

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Neues Verfahren zur Hirnstromanalyse

Ein Absolvent der Technischen Universität Graz, Prof. Gerwin Schalk, hat in Albany, New York, in den letzten 10 Jahren ein neuartiges Verfahren für die Darstellung solcher funktionellen Hirnareale entwickelt. Gerwin Schalk ist seit 1. Oktober 2017 Gastprofessor an der Medizinischen Universität Graz und wird seine Expertise in der Forschung und Lehre aktiv einbringen.

Das von Schalk entwickelte Verfahren benötigt keine elektrische Stimulation, sondern basiert rein auf einer physiologischen Hirnstromanalyse durch Auflegen von Elektroden an der Hirnoberfläche. Im Speziellen handelt es sich um die Darstellung von Gammawellen, die sich in ihrer Amplitude bei Aktivierung spezieller Hirnareale verändern. Ein eigens dafür entwickeltes Computerprogramm filtert diese Gammawellen und stellt die Veränderung der Amplituden grafisch dar.

Ein Vorteil dieser Methode ist die rasche Identifikation der funktionellen Hirnareale in wenigen Minuten anstelle stundenlanger Untersuchungen, die bei der elektrischen Stimulation erforderlich sind. Dies bedeutet für die Patienten einen wesentlich besseren Komfort und insgesamt eine kürzere Operationsdauer. Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, dass lediglich Hirnströme abgeleitet werden und keine Stimulation stattfindet, das heißt kein Strom der Hirnoberfläche zugeführt wird, sodass eine zusätzlich mögliche Belastung in Form von epileptischen Anfällen praktisch nicht vorkommt.

Das neuartige Verfahren wurde von der Grazer Firma g.tec aufgegriffen und zu einem ausgereiften Produkt weiterentwickelt. Um diese neue Methode zu optimieren und als klinischen Standard zu etablieren, bedarf es weiterer klinischer Studien in verschiedenen operativen Situationen. Dies erfolgt in einer Kooperation mit Univ.-Prof. Dr. Hans Georg Eder von der Universitätsklinik für Neurochirurgie an der MedUni Graz und Dr.

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