Der Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz: Ein umfassender Überblick

Umgangssprachlich werden die Begriffe Alzheimer und Demenz oft synonym verwendet, obwohl sie unterschiedliche Bedeutungen haben. Demenz ist ein Oberbegriff für Erkrankungen, die mit einem fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten einhergehen. Alzheimer hingegen ist die häufigste Form der Demenz und macht etwa 60 bis 70 Prozent aller Demenzfälle aus. Es ist also wichtig, den Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz zu verstehen, um die Erkrankung richtig einordnen und Betroffenen die bestmögliche Unterstützung zukommen lassen zu können.

Was ist Demenz?

Demenz (von lat. „Dementia“ - zu Deutsch: Torheit, Wahnsinn) ist ein Sammelbegriff für verschiedene neurologische und neurophysiologische Erkrankungen, die mit einer Minderung der geistigen Fähigkeiten des Menschen einhergehen. Diese Minderung betrifft in der Regel das Erinnerungsvermögen (zuerst das Kurzzeitgedächtnis, später das Langzeitgedächtnis), die Orientierung, die Sprache, die sozialen Fähigkeiten und die Wahrnehmung. Infolgedessen sind Betroffene oft nicht mehr in der Lage, alltägliche Aktivitäten selbstständig zu bewältigen.

Zu den Demenz-Krankheiten zählen unter anderem:

  • Alzheimer-Krankheit (häufigste Form, ca. 60 % der Fälle)
  • Vaskuläre Demenz (ca. 15 % der Fälle, verursacht durch Durchblutungsstörungen im Gehirn)
  • Lewy-Körperchen-Demenz
  • Frontotemporale Demenz
  • Demenz bei Morbus Parkinson
  • Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
  • Korsakow-Syndrom
  • Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE)

Die Diagnose von Demenzerkrankungen lässt sich bei den meisten Betroffenen mit einfachen Mitteln stellen. Warnsignale sind beispielsweise Vergesslichkeit für wiederkehrende Ereignisse und alltägliche Begebenheiten, Wortfindungsstörungen oder Orientierungseinbußen.

Was ist Alzheimer?

Alzheimer ist eine hirnorganische Krankheit, bei der in einem schleichenden Prozess die Nervenzellen im Gehirn absterben. Studien haben ergeben, dass dafür kleine Ablagerungen von Eiweiß im Gehirn größtenteils verantwortlich gemacht werden können. Eine weitere Ursache liegt im Ungleichgewicht von Glutamat im Gehirn sowie eine Zerstörung der Übertragungsstellen. Was genau dafür ursächlich ist, dass jemand an der Erkrankung, die den Namen ihres Beschreibers Alois Alzheimer trägt, leidet, ist bis dato nicht genau erforscht.

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Alois Alzheimer untersuchte 1901 eine Patientin namens Auguste Deter, die von ihrem Mann in die Klinik eingeliefert wurde, da sie zeitliche und räumliche Orientierung verloren hatte und unter einem stark beeinträchtigten Gedächtnis litt. Fünf Jahre später verstarb Frau Deter, und Alzheimer bat darum, ihr Gehirn zugeschickt zu bekommen. Er fand, dass die Nervenzellen großflächig zerstört waren und dass sich Proteine, sogenannte Plaques, im gesamten Kortex abgelagert hatten. Dieses Krankheitsbild wurde später nach ihm benannt.

Bis heute ist eine histologische Untersuchung des Gehirns notwendig, um Alzheimer mit Sicherheit zu diagnostizieren. Zu Lebzeiten handelt es sich bei einer Alzheimer-Diagnose daher immer um eine Verdachtsdiagnose. Ob nicht doch eine andere neurologische Krankheit vorlag, lässt sich erst nach dem Tod durch eine histologische Untersuchung des Nervengewebes feststellen. Hierbei wird das Gehirn in einer Autopsie auf Beta-Amyloide und Tau-Proteine untersucht.

Symptome von Alzheimer

In der Medizin werden zehn Anzeichen genannt, die darauf hindeuten, dass eine Person an Alzheimer erkrankt ist:

  1. Gedächtnisprobleme / Vergesslichkeit: Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, die sich auf das tägliche Leben auswirkt (z.B. Vergessen von Terminen, Nichtausschalten des Herdes).
  2. Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen: Schwierigkeiten, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren oder etwas vorausschauend zu planen und umzusetzen.
  3. Probleme mit gewohnten Tätigkeiten: Alltägliche Handlungen werden plötzlich als große Herausforderung empfunden.
  4. Verwirrung bezüglich Zeit und Ort: Schwierigkeiten, sich in Zeit und Raum zu orientieren.
  5. Wahrnehmungsstörungen: Schwierigkeiten, Bilder zu erkennen und räumliche Dimensionen zu erfassen.
  6. Sprachprobleme: Schwierigkeiten, einem Gespräch zu folgen und sich aktiv daran zu beteiligen, Wortfindungsprobleme.
  7. Verlegen von Gegenständen: Dinge werden an ungewöhnliche Orte gelegt, und man vergisst, wozu sie gut sind.
  8. Vermindertes Urteilsvermögen: Schwierigkeiten, verhältnismäßige Entscheidungen zu treffen.
  9. Rückzug aus dem sozialen Leben: Verlust der Eigeninitiative, Vernachlässigung von Hobbys und sozialen Aktivitäten.
  10. Stimmungsschwankungen: Starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund.

Stadien von Alzheimer

Die Alzheimer-Krankheit entwickelt sich über mehrere Stufen und kann über einen längeren Zeitraum gehen:

  • Stadium 1: Keine Beeinträchtigung, keine Anzeichen von Alzheimer.
  • Stadium 2: Sehr leichte Minderung des Wahrnehmungsvermögens, möglicherweise altersbedingt, keine Anzeichen von Alzheimer.
  • Stadium 3: Leichte Minderung des Wahrnehmungsvermögens, erste Schwierigkeiten wie das Vergessen von Namen, Gelesenem oder kürzlich Erlebtem, erste Symptome von Alzheimer.
  • Stadium 4: Mäßige Minderung des Wahrnehmungsvermögens, Symptome von Alzheimer werden erkennbar, Erinnerungslücken an die eigene Vergangenheit, schlechte Stimmung, Schwierigkeiten bei Rechen- oder anderen komplexen Aufgaben.
  • Stadium 5: Mittelschwere Minderung des Wahrnehmungsvermögens, auffällig viele Gedächtnis- und Denklücken, erste Hilfestellungen im Alltag, Probleme, sich an die Telefonnummer zu erinnern, Vergessen des Tages oder des Ortes.
  • Stadium 6: Schwerwiegende Minderung des Wahrnehmungsvermögens, zunehmend schlechteres Gedächtnis, erste Persönlichkeitsveränderungen, Vergessen des eigenen Namens oder Nichterkennen von bekannten Personen.
  • Stadium 7: Sehr schwere Minderung des Wahrnehmungsvermögens, Betroffene können sich nicht mehr mitteilen und ihre Bewegungen kontrollieren.

Ursachen von Alzheimer

Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig erforscht. Es wird jedoch angenommen, dass verschiedene Faktoren eine Rolle spielen:

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  • Plaque-Ablagerungen: Ablagerungen von Beta-Amyloid-Proteinen im Gehirn, die die Nervenzellen schädigen.
  • Tau-Fibrillen: Knäuelartige Fasern, die sich im Inneren der Nervenzellen bilden und deren Funktion beeinträchtigen.
  • Genetische Veranlagung: In seltenen Fällen (ca. 1 %) ist Alzheimer erblich bedingt (familiäre Alzheimer-Demenz, FAD).
  • Weitere Risikofaktoren: Bluthochdruck, Diabetes, Bewegungsmangel, geistige Inaktivität und soziale Isolation.

Diagnose von Alzheimer

Die Diagnose von Alzheimer umfasst in der Regel mehrere Untersuchungen und spezielle Tests:

  • Kognitive Tests und psychometrische Tests: Untersuchung der geistigen Leistungsfähigkeit.
  • Neurologische Untersuchung: Überprüfung der neurologischen Funktionen.
  • Bildgebende Verfahren (MRT, CT): Darstellung des Gehirns, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.
  • Liquoruntersuchung: Analyse des Nervenwassers, um bestimmte Biomarker für Alzheimer zu bestimmen.
  • Bluttest: Feststellung, ob und wie viele Kopien von ApoE4 vorhanden sind (ApoE4 erhöht das Alzheimer-Risiko).

Behandlung von Alzheimer

Derzeit gibt es keine Heilung für Alzheimer. Es gibt jedoch Behandlungen, die helfen können, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern:

  • Medikamentöse Behandlung:
    • Cholinesterase-Hemmer: Verzögern den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit.
    • Memantin: Wirkt auf das Glutamat-System im Gehirn und kann die Symptome verbessern.
    • Monoklonale Antikörper (seit 2023): Bauen aktiv Amyloid-Plaques ab (ursächliche Behandlung).
  • Nicht-medikamentöse Behandlung:
    • Gedächtnistraining (Ergotherapie, Musiktherapie, Biographiearbeit).
    • Psychotherapie: Unterstützung bei der emotionalen Belastung durch die Erkrankung.
    • Körperliche Aktivität: Fördert die Durchblutung des Gehirns und kann die kognitiven Funktionen verbessern.
    • SozialeInteraktion: Reduziert soziale Isolation und kann die Stimmung verbessern.

Der Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz: Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Demenz ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen ist, die mit einem Verlust der geistigen Fähigkeiten einhergehen. Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz und zeichnet sich durch spezifische Veränderungen im Gehirn aus, wie z. B. Plaque-Ablagerungen und Tau-Fibrillen.

MerkmalDemenzAlzheimer
DefinitionOberbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einem Verlust der geistigen Fähigkeiten einhergehenSpezifische Form der Demenz, die durch Veränderungen im Gehirn gekennzeichnet ist (Plaque-Ablagerungen, Tau-Fibrillen)
UrsachenVielfältig (z.B. Alzheimer, vaskuläre Erkrankungen, Lewy-Körperchen, frontotemporale Degeneration)Spezifische Veränderungen im Gehirn (Plaque-Ablagerungen, Tau-Fibrillen)
HäufigkeitSammelbegriffHäufigste Form der Demenz (ca. 60-70 % der Fälle)
SymptomeAbhängig von der spezifischen Form der DemenzGedächtnisverlust, Verwirrtheit, Orientierungslosigkeit, Sprachstörungen, Verhaltensänderungen
BehandlungAbhängig von der spezifischen Form der Demenz (z.B. Medikamente, Therapie, Unterstützung im Alltag)Medikamente zur Linderung der Symptome, Therapie, Unterstützung im Alltag, seit 2023 auch ursächliche Behandlung mit Antikörpern möglich
HeilungIn den meisten Fällen nicht heilbar, es gibt jedoch Demenzformen, die behandelbar sind (z.B. durch Vitaminmangel)Nicht heilbar

Leben mit Demenz und Alzheimer

Die Diagnose Demenz oder Alzheimer stellt Betroffene und Angehörige vor große Herausforderungen. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und sich über die verschiedenen Unterstützungsangebote zu informieren. Dazu gehören beispielsweise:

  • Beratungsstellen: Bieten Informationen und Unterstützung für Betroffene und Angehörige.
  • Selbsthilfegruppen: Ermöglichen den Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen.
  • Pflegedienste: Bieten Unterstützung bei der Pflege und Betreuung zu Hause.
  • Tagespflege: Entlastet Angehörige und bietet Betroffenen eine strukturierte Tagesgestaltung.
  • Wohn- und Pflegeheime: Bieten eine umfassende Betreuung und Pflege für Menschen mit Demenz.

Es ist wichtig zu wissen, dass man mit Demenz und Alzheimer nicht allein ist. Es gibt viele Menschen, die sich für die Belange von Betroffenen und Angehörigen einsetzen und Unterstützung anbieten.

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